• Kannst du richtig Bibellesen?

Eine Häresie (Irrlehre) beginnt oft schon beim Lesen. Viele Menschen lesen nur flüchtig und oberflächlich, andere können zwar aufmerksam und gut lesen, machen es aber falsch. Nur Wenige lesen die Bibel richtig. Zu welcher Gruppe gehörst du? Anhand dieses Beitrages kannst du das selbst herausfinden.

Vorab möchte ich erklären, warum ich hier entgegen meiner bisherigen Praxis alle Leser duze. Ich will, dass du dich persönlich angesprochen und herausgefordert fühlst von diesem Beitrag. Außerdem wäre es mal interessant zu prüfen, warum Menschen untereinander per Sie angesprochen werden möchten, zu Gott aber du sagen? Ist der Mensch zu Menschen höflicher als zu Gott? Hat der Mensch vor Menschen mehr Respekt und Anstand als Gott gegenüber? Will der Mensch sich das nicht bieten lassen, was sich Gott aber ständig bieten lassen muss? Ist das Ego des Menschen größer als jenes von Gott? Ein spannendes Thema, das wir vielleicht an anderer Stelle vertiefen werden. Jedenfalls ist auch die Bibel per du mit ihren Lesern.

Ich lese und höre immer wieder Sätze wie:

„Die Bibel sagt, dass der Satan der Gott dieser Welt ist.“

Ist das so?

Es geht um folgende Bibelstelle:

Ist aber unser Evangelium verdeckt, so ist’s denen verdeckt, die verloren werden, den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes. (2.Kor 4,3-4)

Das ist eine sehr wichtige Aussage der Schrift, die aber oft übersehen und noch öfter falsch verstanden wird. Ich zitiere hier die Lutherbibel 2017. Weiter unten werden wir andere Übersetzungen vergleichen. Was liest du? Nimm dir ruhig die Zeit, diese zwei Verse mit voller Konzentration zu lesen. Wer ist gemäß deiner Lesung der Gott dieser Welt?

Als ich diese Bibelstelle einem Bekannten zeigte, der sogar ein bibeltreuer Lehrer war, meinte er:

„Diese Stelle kann man gar nicht falsch verstehen!“

Denkst du auch so? Mich machte das jedenfalls stutzig, denn nach meiner Erfahrung kann man alles falsch verstehen. Und gerade jene, die behaupten, man könne etwas nicht falsch verstehen, verstehen es falsch. So war es auch bei diesem Bekannten. Das ist nicht neu, sondern war bereits im 2.Jahrhundert n. Chr. ein in der Gemeinde Christi dokumentiertes Problem. Sagte ich gerade „dokumentiert“? Ja, hier ist das Dokument:


Wenn sie aber sagen, Paulus habe offenkundig einen Gott dieser Welt von dem Gott unterschieden, der über alle Hoheit, Zeit und Macht erhaben ist, indem er spricht: „In ihnen hat der Gott dieser Welt ungläubige Herzen verblendet“ , so trifft uns keine Schuld, daß die, welche von sich behaupten, übergöttliche Geheimnisse zu wissen, nicht einmal Paulus zu lesen verstehen. (Irenäus von Lyon (130-202), Gegen die Häresien (BKV), Drittes Buch, 7. Kapitel: Exegese über 2 Kor. 4,4, 1.)

Hier entlarvt Irenäus gewisse Leute, die behaupten, übergöttliche Geheimnisse zu kennen, aber in Wahrheit nicht einmal Paulus zu lesen verstehen. Er spricht von den Gnostikern (Wir haben in diesem Beitrag mehr über sie geschrieben: Häresie). Warum ist das so peinlich? Weil Paulus wirklich der Hüter der Geheimnisse Gottes war! Wer also Paulus falsch liest, der verdunkelt die Geheimnisse Gottes anstatt sie zu sehen. So jemand kann nicht übergöttliche Geheimnisse wissen, sondern verbreitet nur Unwissenheit und Irrlehren. Das war schon im 1. Jahrhundert ein Problem, gegen das Paulus persönlich kämpfte. Nach ihm kämpften seine Schüler dagegen und danach deren Schüler. So wurde diese Aufgabe schließlich an Irenäus weitergegeben, der ein Schüler eines Apostelschülers war. Er schrieb Bücher gegen alle Irrlehren seiner Zeit, fünf Bücher „Gegen die Häresien“ wurden es am Ende. Worin bestand nun der peinliche Lesefehler der Gnostiker? Irenäus erklärt es uns:

Wie wir schon anderwärts und an vielen Stellen gezeigt haben, versetzt Paulus häufig die Wörter; wenn nun jemand nach dieser seiner Gewohnheit liest: „In ihnen hat Gott“, dann ein wenig absetzt und fortfahrend in eins liest: „dieser Welt ungläubige Herzen verblendet“, so wird er die Wahrheit finden: „Gott hat die Herzen der Ungläubigen dieser Welt verblendet.“ Das ergibt sich aus dem Absetzen. Denn nicht von einem Gott dieser Welt spricht Paulus, gleich als ob er über jenem noch einen andern kennen würde, sondern Gott bekannte er als Gott, aber die Ungläubigen nennt er von dieser Welt, weil sie die zukünftige Unvergänglichkeit nicht erben werden. Wie aber Gott die Herzen der Ungläubigen verblendet hat, das werden wir im Verlauf unserer Abhandlung aus Paulus selbst zeigen, um für jetzt nicht zu weit von unserm Thema abzuschweifen. (Irenäus von Lyon (130-202), Gegen die Häresien (BKV), Drittes Buch, 7. Kapitel: Exegese über 2 Kor. 4,4, 1.)

Diese Erklärung mag dich jetzt vielleicht verblüffen. Denn Irenäus verrät uns, dass wir wissen müssen, wie Paulus selbst sprach, damit wir seine Worte richtig lesen. Wenn du aber die Worte falsch betonst anstatt die richtigen Sprechpausen einzufügen, verdrehst du sie. Wie das?

Es liegt an den grundlegenden Unterschieden zwischen mündlicher und schriftlicher Rede. In der Schrift fällt der Ton weg, der kommt erst durch das Lesen hinein. Seit vielen Jahren leite ich täglich einen Hauskreis wo jeder Teilnehmer einen Abschnitt laut vorliest. Dabei erlebe ich jedes Mal live, wie viele Menschen Schwierigkeiten haben richtig vorzulesen. Ich muss immer wieder korrigieren, weil falsch betont wird. Eine Frage liest man anders als einen Befehl und wiederum anders als eine Aussage. Eine Ironie wird anders gelesen als eine Erklärung, eine Zurechtweisung anders als eine Entschuldigung. Und so weiter. Dabei haben wir es heute in allen modernen Sprachen wesentlich einfacher, denn sieh mal, was Irenäus und alle anderen Leser von Paulus damals vor sich hatten:

ει δε και εστιν κεκαλυμμενον το ευαγγελιον ημων εν τοις απολλυμενοις εστιν κεκαλυμμενον εν οις ο θεος του αιωνος τουτου ετυφλωσεν τα νοηματα των απιστων εις το μη αυγασαι αυτοις τον φωτισμον του ευαγγελιου της δοξης του χριστου ος εστιν εικων του θεου

Das ist der Griechische Grundtext von 2. Korinther 4,3-4. Was fällt auf? Es ist alles in einer Wurst geschrieben! Kannst du mir sagen, wo die Sinnabschnitte liegen, wo der Hauptsatz ist, wo Nebensätze anfangen und aufhören? Wenn du ehrlich bist, wirst du zugeben, dass du nicht einmal sehen kannst, wo Vers 3 aufhört und Vers 4 anfängt, oder? Selbst wenn du Griechisch könntest, wüsstest du das nicht mit Sicherheit, denn damals gab es weder Satzzeichen noch Versnummern. Es gab damals keine Fragezeichen, keine Rufzeichen, keine Beistriche, ja nicht mal Punkte! „Wie konnte man dann richtig lesen?“, fragst du jetzt vielleicht. Petrus nennt das Kind beim Namen:

In ihnen ist manches schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Ungefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben. (2.Petr 3,16)

Petrus spricht von den Paulusschriften, die verdreht werden von gewissen Leuten. Er ist also beim selben Thema wie Irenäus. Petrus sagt, es sind die Unwissenden und Ungefestigten, die den Sinn verdrehen. Und das wird bei der Betrachtung des Griechischen Textes offensichtlich. Wer nicht weiß, wie der Text richtig zu lesen ist, der verdreht ihn, so wie Irenäus es oben beschrieb. Und jetzt verstehen wir, warum die Gnostiker anders lasen als die Apostel. Denn sie wussten nicht, wo die Sinnabschnitte von Paulus lagen. Die Apostel aber wussten das, sie waren Wissende und gaben ihr Wissen an ihre Schüler weiter.

Es reicht also nicht, wenn man lesen kann. Es reicht auch nicht, wenn man Paulus in der Originalsprache liest. Denn beides schafften auch die Gnostiker und taten es. Da waren sie uns sogar weit voraus. Und doch haben sie ihn völlig falsch gelesen sodass das Gegenteil von dem herauskam, was Paulus meinte. Das Problem war, dass diese Leute nicht die Rhetorik von Paulus kannten, seine Art zu sprechen und zu diktieren (Paulus schrieb seine Briefe nicht eigenhändig, sondern diktierte sie). Daher verstanden sie nicht, Paulus zu lesen. Und das ist das Problem bis heute!

Wer von den heutigen Bibellesern kennt Paulus und hat seinen Wortklang, seine Art zu sprechen und Sätze zu betonen, in den Ohren? Das Problem beginnt heute schon viel früher: wir lesen alle in Übersetzungen. Wir können also gar nicht mehr den Originaltext von Paulus lesen, sondern verlassen uns auf Übersetzer. Wenn die nicht wissen, wie man Paulus richtig liest, wie wollen sie ihn dann richtig übersetzen? Schauen wir uns das näher an.


Laut Irenäus müsste man besagten Satz in etwa so übersetzen:

In ihnen hat Gott dieser Welt ungläubige Herzen verblendet.

Diesen Satz kann man nun auf zwei verschiedene Weisen lesen. Entweder liest man die Worte „dieser Welt“ zu Gott oder zu den ungläubigen Herzen:

  1. In ihnen hat Gott dieser Welt ungläubige Herzen verblendet.
  2. In ihnen hat Gott dieser Welt ungläubige Herzen verblendet.

Du siehst übrigens, ich brauche Fettschrift um dir den Unterschied in geschriebenen Worten zu zeigen. Paulus hatte keine Fettschrift zur Verfügung und so muss (damals wie heute) jeder Leser von Paulustexten selbst entscheiden, wo er gedanklich fett sieht. Die Gnostiker lesen es nach der ersten Art und erweisen sich dadurch als Unwissende. Wissende wie Irenäus lesen es auf die zweite Art.

Wie machen das die deutschen Übersetzungen?

Schlachter 2000 bei den Ungläubigen, denen der Gott dieser Weltzeit die Sinne verblendet hat,
Elberfelder den Ungläubigen, bei denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat,
Einheitsübersetzung 2016 denn der Gott dieser Weltzeit hat das Denken der Ungläubigen verblendet.
Neue Zürcher Bibel

Ihnen, die nicht glauben, hat der Gott dieser Weltzeit die Gedanken verfinstert

Neues Leben Der Satan, der Gott dieser Welt, hat die Gedanken der Ungläubigen so verblendet,
Herder Bibel Ihnen, den Ungläubigen, hat der Gott dieser Weltzeit das Denken verblendet,
Pattloch-Bibel den Ungläubigen, deren Sinn der Gott dieser Welt geblendet hat,
Adolf Ernst Koch in welchen der Gott dieses Äons die Gedanken der Ungläubigen blendet,
Neue evangelistische Übersetzung bei den Ungläubigen, bei denen der Gott dieser Welt das Denken verdunkelt hat,

Das Buch

Das sind die Menschen ohne Gottvertrauen, denen der Gott dieser gegenwärtigen Weltzeit das Denkvermögen verfinstert hat.

BasisBibel Der »Gott« [Meint den Satan, der als Widersacher Gottes versucht, die Menschen zu einem Verhalten zu bewegen, das Gottes Willen widerspricht.] dieser Welt hat die Sinne der Ungläubigen mit Blindheit geschlagen.
Johannes Greber Denn den Ungläubigen hat der 'Gott dieser Welt' den Verstand verfinstert;
Neue Genfer Übersetzung Der Gott dieser Welt [Der Satan] hat sie mit Blindheit geschlagen

Menge Bibel

weil in ihnen der Gott dieser Weltzeit (d.h. der Satan) das Denkvermögen der Ungläubigen verdunkelt hat,

Herbert Jantzen

in denen der Gott dieser Weltzeit die Gedanken der Ungläubigen verblendete

Gerhard Kautz​​ Studienübersetzung-NT bei (w.: in) denen der Gott dieses Zeitalters (d.h. Satan) die Gedanken der Ungläubigen blind-machte
Gute Nachricht Der Satan, der Herrscher dieser Welt, hat sie mit Blindheit geschlagen,
Hoffnung für alle Sie hat der Satan, der Herrscher dieser Welt, so verblendet,
Christianismos Bibel bei denen der GOTT dieses Zeitalters die Sinne der Ungläubigen verblendete

Die Liste könnte man noch lange fortsetzen. Falls die Übersetzung deines Vertrauens hier fehlt, füge sie bitte hinzu und sieh nach, ob sie von denen hier abweicht. 

Mir fällt sofort auf, dass alle deutschen Übersetzungen den Satz genauso lesen wie die Gnostiker. Siehst du das auch? Sie alle beziehen die Worte „dieser Welt“ auf Gott und nicht auf die Ungläubigen. Ich fand nur eine einzige Übersetzung, die Paulus so zu lesen versteht wie Irenäus:

Benjamin Fotteler in den Ungläubigen dieses Zeitalters, in welchen Gott die Gedanken geblendet hat

Alle anderen lesen nicht nur wie die Gnostiker, sie lassen auch keine freie Wahl bei der Interpretation. Denn sie alle legen ihre Sicht durch entsprechende Zeichen (Beistriche, Anführungszeichen, Klammern, etc.) fest. Da stimmt die Aussage „das kann man ja gar nicht anders lesen“ bald wirklich.

Der Befund ist erschütternd. So erschütternd und folgenschwer, dass viele Menschen, die das sehen, ungläubig den Kopf schütteln und lieber an Irenäus zweifeln als an den Bibelübersetzern, denn:

„Können so viele gute Bibelgesellschaften und Übersetzer irren?“


Erstens wäre es nicht das erste Mal, dass nur einer die Wahrheit sagt und alle anderen Lügen verbreiten. Da fällt mir spontan jene Geschichte ein, wo Gott einen Lügengeist in den Mund aller Propheten im Land legte mit Ausnahme von Micha. Der Prophet Micha wusste als einziger die Wahrheit, die anderen 400 gaben den Königen einstimmig den selben Tod bringenden, falschen Rat und glaubten aber, sie lägen richtig. Genau so etwas nennt die Schrift Verblendung. Sie empörten sich sogar über Micha und schlugen ihn, weil er ihnen auch noch ins Gesicht sagte, dass der Herr ihnen einen Lügengeist gegeben hatte. Wem sollten die Könige glauben? Es steht eine Aussage gegen 400. Wem hättest du geglaubt? 400 offiziell von der Regierung empfohlene Experten, die alle das selbe sagen, oder einem Querdenker aus dem Untergrund, der von der Regierung geächtet wird und der sie alle der Lüge bezichtigt und das Gegenteil rät? Du kannst die Geschichte im ersten Buch Könige (1.Könige 22) nachlesen. Sie hat mehr mit unserer Bibelstelle zu tun, als es für dich vielleicht auf den ersten Blick aussieht, und sie wiederholte sich seither immer wieder. Auf beides komme ich später nochmal zurück.

Zweitens war Irenäus nicht der einzige, der Paulus richtig lesen konnte, sondern alle guten Lehrer vor und nach ihm konnten und können das. Er hatte es von einem solchen guten Lehrer gelernt und unterwies andere darin. Das ist ja der springende Punkt und das Wesen der gesunden Lehre der Apostel: sie wird von einem fähigen Lehrer zum nächsten weiter gegeben. Weil das Paulus wusste, dass das erstens nicht jeder kann und zweitens eine richtige Unterweisung unerlässlich ist, lehrte er selbst nach diesem Grundsatz und schärfte ihn seinem besten Schüler ein:

Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das vertraue treuen Menschen an, die fähig sein werden, auch andere zu lehren. (2.Tim 2,2). 

Das zeigt, wie die richtige Lehre - und damit das richtige Lesen der Schrift - weitergeben wurde und beantwortet nebenbei automatisch die Frage, die sich viele angesichts der schwierigen Sätze von Paulus stellen:

„Wieso hat Paulus denn so missverständlich geschrieben, hätte er es nicht idiotensicher formulieren können als guter Lehrer?“

Die Antwort gab Paulus durch seine Praxis: er schrieb nicht nur, sondern er trug seine Lehre höchstpersönlich mündlich vor, vor vielen Zeugen, und vertraute sie treuen und fähigen Menschen an. Das ist der einzige Weg, wie man sicherstellen kann, dass die richtige Lehre richtig verstanden und weitergegeben wird. Und das war immer der Weg, den Christus ging. Es lief immer nur nach diesem Prinzip in der Heiligen Schrift ab. Das ging vom 1. bis zum 4. Jh unterbrechungsfrei so bis zu Johannes Chrysostomus. Sieh, was der über den gegenständlichen Wortlaut von Paulus in 2.Kor 4,4 zu sagen weiß:

Was heißt aber: „Der Gott dieser Welt“? Die Anhänger der Irrlehre des Marcion behaupten, es sei der Demiurg darunter zu verstehen, der bloß gerecht, aber nicht gut sei; denn sie nehmen irgend einen Gott an, der zwar gerecht sei, aber dem die Güte fehle. Die Manichäer dagegen meinen, es sei hier vom Teufel die Rede, und sie berufen sich auf diese Worte, um einen anderen Urheber der Schöpfung außer dem wirklichen einzuführen; sehr unverständig! Denn so finden wir es häufig in der Schrift, daß sie „Gott“ sagt nicht mit Rücksicht auf die Würde dessen, der wirklich so genannt wird, sondern mit Bezug auf die Schwäche derer, die sich unterordnen; so wenn sie den Mammon „Herr“ nennt und den Bauch „Gott“. Aber deswegen ist weder der Bauch Gott noch der Mammon Herr, außer für jene, die sich freiwillig unter sie beugen. Wir aber sagen, es sei mit diesen Worten auch nicht der Teufel gemeint, sondern vielmehr der wahre Gott aller Dinge, und daß also zu lesen sei: „Den Sinn der Ungläubigen dieser Welt hat Gott geblendet.“ Denn nur die gegenwärtige Welt hat Ungläubige, nicht auch die künftige. Wenn aber einer auch anders liest, etwa: „Der Gott dieser Welt,“ so hat auch das keinen Anstoß; denn das würde Gott nicht ausschließlich als Herrn nur dieser Welt erweisen. So wird er ja auch „der Gott des Himmels“ genannt, ohne daß er bloß Gott des Himmels ist; und wir sagen: „Der Gott des heutigen Tages,“ ohne mit diesem Ausdrucke Gottes Herrschaft auf diesen einen Tag beschränken zu wollen; auch wird er der Gott Abrahams genannt und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, und doch ist er nicht bloß ihr Gott. Und so könnte man in den heiligen Schriften noch viele derartige Zeugnisse finden. (Johannes Chrysostomus (344-407), Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV), Achte Homilie., II.)

Siehst du, dass noch im vierten Jahrhundert Lehrer vorhanden waren, die Paulus richtig lesen konnten? Chrysostomos las Paulus exakt so wie es Irenäus tat und auch er weiß, dass die Gnostiker diese Stelle falsch lesen und bezeichnet sie klar als Irrlehrer. Chrysostomos verrät uns auch Namen. Die Marcioniten behaupten, dass „der Gott dieser Welt“ der Demiurg sei - so nannten die Gnostiker den Schöpfergott. Der ist aber nicht der Vater im Himmel. 

Die Irrlehre der sogenannten Gnosis glaubte an verschiedene Götter. Kurz gesagt: einen schlechten Schöpfergott im Alten Testament und einen guten Vatergott im Neuen Testament. Erster ist der Demiurg, der bloß gerecht aber nicht gut ist, zweiter der gütige, barmherzige Vater im Himmel. Vielleicht erkennst du schon die Parallelen zu gewissen christlichen Vorstellungen heute über den Gott im AT und NT? Die Manichäer dagegen identifizierten „den Gott dieser Welt“ mit dem Teufel selbst. „Sehr unverständig“ bezeichnet das Chrysostomus. Auch dazu gibt es heute erschreckende Parallelen. Darauf komme ich gleich noch mal. Beide Gruppen waren Gnostiker. Das ist nämlich das Wesen der Gnosis, über das sich bereits Irenäus lang und breit ausließ, dass die Gnostiker zwar alle Irrlehrer waren, aber in ihrer Verirrung auch noch untereinander uneins waren. Und so wimmelte es in der Gnosis von verschiedensten, widersprüchlichen Lehrmeinungen, die alle zusammen nur eines gemeinsam hatten: sie waren falsch. Manche lasen die Apostel, andere nicht, aber keiner war ein Jünger von ihnen, keiner folgte ihnen nach, aber alle hatten sie eine Meinung über die Apostel. Daran erkennt man bis heute die Geisteskinder der Gnosis: eine Vielzahl an Meinungen aber sie alle widersprechen der Lehre der Apostel. Die Gnostiker waren weder untereinander eins, noch eins mit den Aposteln. 

Jesus und die Apostel aber waren untereinander vollkommen eins und geboten diese Einheit ihren Gemeinden. Und so waren die frühen Christen eins mit den Aposteln. 

Wir haben also bereits zwei große Zeugen, aus zwei verschiedenen Jahrhunderten, die eins sind in der Lehre und die beide Paulus auf die selbe Weise lesen, nämlich richtig. Sie beide stimmen darüber ein, dass hier Paulus gar nicht über „den Gott dieser Welt“ schreibt, sondern über „die Ungläubigen dieser Welt“. Und sie beide spotten über jene, die „einen Gott dieser Welt“ herauslesen wollen und dann auch noch den falschen. Denn das ist der nächste Schritt. Wenn man schon einen „Gott dieser Welt“ lesen will, wer ist damit gemeint? Auch hier ergibt sich damals wie heute das selbe Bild: Jene, die Paulus falsch lesen, sehen hier alle möglichen minderwertigen Gottheiten, sogar den Teufel, nur nicht den einzig wahren Gott. Irenäus und Chrysostomus hingegen stimmen aber auch darin überein, dass Paulus an der Stelle mit dem Wort „Gott“ wirklich den Allmächtigen meinte und das alle rechtgläubigen Gemeinden das ebenso tun (das werde ich weiter unten noch näher ausführen). Beide waren übrigens östliche Lehrer. Das heißt, sie lebten in dem Gebiet, wo die Apostel die ersten Gemeinden gründeten, wuchsen in diesen Gemeinden auf, hatten Griechisch als Muttersprache, lasen die Apostel in der Originalsprache und waren unterwiesen worden in der Lehre der Apostel. Merke dir das.

Drittens stört mich eigentlich schon die Frage, denn sie bewertet, und zwar die Bibelgesellschaften und deren Übersetzer als „gut“. Aber sind sie das? Wer sagt, dass sie alle gut sind? Nach welchem Maßstab? Umgekehrt könnte man fragen: „Wie können Übersetzer gut sein, die falsch lesen und den Sinn von Paulus verdrehen?“ Ich fand sogar einige Übersetzungen, die noch einen gehörigen Schritt weiter in die Irre gehen, und wörtlich Satan in diese Stelle hineinschreiben (siehe Tabelle oben). Damit zeigen sie ja nicht nur, dass sie Satan mit Gott verwechseln, sondern machen sich obendrein der Bibelfälschung schuldig, denn Paulus schrieb nicht Satan an dieser Stelle! Dieses Wort haben die Übersetzer eigenwillig hinzugefügt. Einen Satz falsch zu lesen und in Folge dann falsch zu übersetzen ist das Eine, aber dann noch ein Wort einzufügen, das die Auslegung vorwegnimmt, ist das Andere. Übersetzer sollen übersetzen und nicht auslegen. Hier haben die Übersetzer nicht nur ihre Kompetenz überschritten sondern ihren Mangel an Gottesfurcht offengelegt. Denn Gott hat es streng verboten, auch nur ein Wort hinzuzufügen. Wer mit Gottesfurcht an das Wort Gottes herangeht, hat höchsten Respekt vor jedem einzelnen Wort und wagt es nicht, eigenmächtig etwas wegzulassen oder hinzuzufügen. Aber Gottlose haben keine Gottesfurcht und keinen Skrupel, Texte ihrem Verständnis anzupassen. Daraus ergibt sich die nächste Frage:

„Wie gut kann eine Bibelgesellschaft sein, die keine gottesfürchtigen Übersetzer hat?“


Sind die Übersetzer überhaupt gläubig? Wer unterweist diese Übersetzer? Irenäus beachten sie offenbar genauso wenig wie Chrysostomus, und das ist schon ein großes Minus, denn beide hat uns Gott gegeben als Kirchenlehrer, die verstanden und lehrten wie man Paulus richtig liest. Was nützen die treuesten und fähigsten Lehrer, wenn man nicht auf sie hört? Fragen die Übersetzer überhaupt nach Gott oder machen sie einfach nur ihren bezahlten Job nach weltlichen Kriterien und Maßstäben?

Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, um zu sehen, ob es einen Verständigen gibt, einen, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen, allesamt verdorben; es gibt keinen, der Gutes tut, auch nicht einen Einzigen! (Psalm 14,2-3)

Gott schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, um zu sehen, ob es einen Verständigen gibt, einen, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen, allesamt verdorben; es gibt keinen, der Gutes tut, auch nicht einen Einzigen! (Psalm 53,3-4)

Gott hält uns in Seinem Wort zweimal die selbe Botschaft vor, fast wortgleich. Das rief schon Spötter auf den Plan, die sich darüber lustig machten, dass zweimal der selbe Psalm in der Bibel steht, nur mit anderer Nummer. Manch einer sieht das sogar als Grund, die Bibel nicht ernst zu nehmen. Aber erstens sind die beiden Psalmen gar nicht wortgleich sondern weisen durchaus bemerkenswerte Unterschiede auf, besonders auf Griechisch in der Septuaginta, und zweitens ist die Wiederholung ein von Gott oft und gerne eingesetztes Stilmittel, um etwas zu betonen und zu bekräftigen. Auch Jesus wiederholte gewisse Aussagen. Und so taten es ihm alle guten Lehrer bis heute nach. In der Wiederholung liegt ein Sinn. Gerade in den Psalmen wird viel wiederholt und die Psalmen sind nicht ohne Grund eines der meistzitierten Bücher im Neuen Testament und werden oft gedruckt als Anhang zu Neuen Testamenten oder anderen Büchern. In diesem also viel gedruckten und viel gelesenen Buch der Psalmen stellt uns Gott das selbe Szenario zweimal vor Augen. Aber wie wenige Christen lassen sich davon aus ihrem Fehlverhalten oder ihrer Komfortzone reißen? Denn laut Gott liegt der Ball bei den Menschen. Die verständigen Menschen fragen nach Gott. Alle anderen weichen ab und verderben. Und so kann man das Szenario auf die Übersetzer umlegen:

Gott schaut vom Himmel auf die Bibelübersetzer, um zu sehen, ob es einen Verständigen gibt, einen, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen, allesamt verdorben; es gibt keinen, der Gutes tut, auch nicht einen Einzigen!

Wäre das nicht eine überaus passende Erklärung für den Zustand der heutigen Bibelübersetzungen? Gott ist nicht schuld, wenn die Menschen nicht nach Ihm fragen, ebenso wenig wie Er schuld ist, wenn die Übersetzer nicht nach Ihm fragen. Oft heißt es als Entgegnung, dass Gott sein Wort bewahrt. Die Wahrheit ist aber, dass Gott in der Vergangenheit bestimmten Männern Sein Wort einhauchte, die es dann aufschrieben. Diese Männer waren immer welche, die nach Gott fragten und Ihm gefielen. Sie zeichneten sich durch Gottesfurcht und Gehorsam aus. Aber Gott zwingt niemand zur Gottesfurcht und zum Gehorsam und verhindert auch nicht, dass Gottlose sein Wort übersetzen, genauso wenig wie Gott Irrlehrer verhindert. Und so verwenden alle modernen Bibelgesellschaften und -verlage heute nicht die von Gott inspirierten Grundtexte, sondern von Menschen gemachte, ja sogar von Gottesleugnern erstellte. Das hier auszuführen, führt zu weit weg vom Thema. Wir haben darüber bereits etliche Beiträge geschrieben (siehe Nestle-Aland, Textus Receptus, Septuaginta versus Masoretentext). Man könnte es auch so formulieren:

Gott schaut vom Himmel auf die Bibelverlage, um zu sehen, ob es einen Verständigen gibt, einen, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen, allesamt verdorben, sie folgen alle lieber dem letzten Stand der Wissenschaft der Ungläubigen dieser Welt anstatt der Überlieferung der Apostel.

Als ich das einem hoch geschätzten und weit gereisten Gemeindeleiter vor Augen führte, meinte er nur achselzuckend: „Gott kann auch durch die humanistische, ungläubige Wissenschaft wirken und Gottes Wort können auch ungläubige Übersetzer richtig übersetzen.“ Abgesehen davon, dass man diesen Satz weder in der Heiligen Schrift noch der frühen Kirche finden wird - und das aus gutem Grund - entspricht dieses Gottesbild auch nicht der gesunden Lehre der Apostel. Denn Gott tut nicht alles, was Er kann. Er verhindert auch nicht, dass falsche Lehren entstehen oder Unkraut zwischen guten Pflanzen wächst, sondern er überlässt die Entscheidung den Menschen und sichert ihnen den freien Willen zu. Gott nennt das Liebe. Darum manipuliert Er nicht Menschen, sodass sie willenlos nur das tun, was Er möchte. So ist Gott nicht. So ist aber der Teufel. Doch leider verwechseln viele Menschen Gott mit dem Teufel. Das machten schon die Manichäer, wie wir bereits gelesen haben, und es machen auch die Bibelübersetzer und Theologen heute, die wörtlich Satan an der Stelle schreiben (siehe Tabelle oben), wo Paulus aber allein vom wahren Gott spricht.

Aber viele Menschen glauben heute offenbar fest daran, dass Gott wie durch Geisterhand bewegt sogar Gottlose dazu bringen würde, alle Bibeln richtig zu schreiben und zu übersetzen. So als wären alle Übersetzungen heute „inspiriert“. Es sind übrigens dieselben Leute, die andererseits leugnen, dass Gott ungläubige Menschen verblendet.

Das ist ja der eigentliche Grund warum - damals wie heute - viele Menschen denken, dass Paulus, wenn er davon spricht, dass „Gott“ die Herzen der Ungläubigen verblendet, nur den Satan meinen kann. Denn sie wollen nicht an einen Gott glauben, der Menschen verblendet. So ein Gott passt nicht in ihr Gottesbild. Das Problem ist also ihre Theologie. Sie übersetzen Paulus nicht wortgetreu sondern ihrer Theologie getreu. Dummerweise schrieb Paulus an der Stelle aber nicht Satan, sondern Gott. Und so suchen sie eine Formulierungsmöglichkeit mit „Gott“, die aber auf den Satan passen könnte. Da in der Bibel aber kein einziges Mal der Satan den Namen „Gott“ bekommt, entdecken sie dann die Worte „dieser Welt“, und verstehen sie als Abwertung. Ein „Gott dieser Welt“ sei demnach ein abgewerteter Gott. Genauso verstanden es die Gnostiker, wie Irenäus oben ausführt, und gaben diesen Titel dem Demiurg, einem Untergott in der gnostischen Lehre. Und später gaben andere Gnostiker diesen Titel sogar dem Teufel. So ist diese Irrlehre bereits im 2. Jh. auf dem Misthaufen der Gnosis aufgegangen und hat sich bis heute im ganzen Christentum verbreitet und ausgewachsen.

Nur die richtigen Lehrer und deren Schüler wissen woher diese Lehre kommt und dass sie Gotteslästerung ist, weil niemand den Namen „Gott“ verdient als nur Gott allein. Ja, der Satan wäre gern Gott, das ist von Anfang an sein Ansinnen gewesen und so hat er auch die Frau rumgekriegt, mit der Lüge, sie werde sein wie Gott (1.Mose 3,5), aber er ist und bleibt nur ein Möchtegern-Gott. Der Titel θεος (Theos) gebührt nur Gott allein. Und den haben alle Apostel und deren Schüler stets nur für den einzig wahren Gott allein zu verwenden gewagt, selbst wenn sie von einem „Gott dieser Welt“ sprachen. So schrieb Hippolytus von Rom, der ein Schüler von Irenäus war:

Dies ist Kain, dessen Opfer der Gott dieser Welt nicht annahm; das blutige des Abel aber nahm er an; an Blut hat der Herr dieser Welt Wohlgefallen. (Hippolytus von Rom (170-235), Widerlegung aller Häresien (BKV), Buch V., 16.)

Hippolytus kennt und verwendet zwar die Begriffe „Gott dieser Welt“ und „Herr dieser Welt“, aber stets in Bezug auf den einen wahren Gott. Kein anderer verdient diese Titel. Den einzigen Titel mit den Worten „dieser Welt“, den der Herr Jesus dem Satan zugesteht, ist „der Fürst dieser Welt“ (Joh 12,31). Alle Könige und Fürsten dieser Welt, stehen aber weit unter Gott, dem Gott dieser Welt.


Zusammenfassung bis hierher: 

Obwohl Satan in den Heiligen Schriften nie Gott genannt wird, haben ihm gewisse Gnostiker, nämlich die Manichäer, den Titel „Gott dieser Welt“ gegeben und die Stelle von Paulus so gelesen, als hätte Paulus Satan gemeint. Zur Zeit von Irenäus war das eine bekannte Irrlehre, vor der sich die Gemeinden Christi hüteten. Heute ist diese Lehre weit verbreitet im Christentum und in den Bibelübersetzungen, doch kaum einer weiß noch, dass es eine Irrlehre ist.

Hingegen haben die Apostel und deren Schüler niemals jemand anderen Gott genannt als alleine Gott, und auch mit dem Titel „Gott dieser Welt“ hätten sie stets nur Gott angesprochen. Darüberhinaus wussten sie, dass an der Stelle gar nicht „Gott dieser Welt“ zu lesen ist, sondern „dieser Welt Ungläubige“ und dass Paulus nicht von Satan sprach, der den Sinn dieser verblendete, sondern Gott! Und so haben die Gnostiker nicht nur die Worte, sondern die Aussage von Paulus völlig verdreht, sodass am Ende das Gegenteil rauskommt. Laut Gnostikern verblendet der Satan die Ungläubigen, laut den apostolischen Lehrern der frühen Christen von Irenäus bis Chrysostomos verblendet Gott die Ungläubigen. Was stimmt nun? Was meinte Paulus wirklich? Lies weiter.


Wie ich schon weiter oben andeutete, kann jeder wissen, was Paulus meinte. Aber nur, wer von Paulus entsprechend unterwiesen wurde. Das ist das Grundprinzip der Lehre der Apostel, das schon Jesus installierte. Darum erwählte Jesus von Anfang an Jünger, die Er unterrichtete. Der Unterricht vom Meister zum Jünger gewährleistet bei Christus, dass die richtige Lehre verstanden und weitergegeben wird. Das geschieht nicht von einem Tag auf den anderen, sondern über Jahre. Deswegen war Jesus viele Jahre lang Lehrer seiner Schüler. Und als sie fertig unterrichtet waren, sandte Er sie hinaus in die Welt, mit einem Lehrauftrag. Sie sollten in die Welt gehen und alle Nationen zu Jüngern machen und sie lehren alles zu halten, was Er befohlen hatte (Mt 28,19-20). 

Wie taten sie das? Setzte sich jeder hin, schrieb ein Buch, stellte Kopisten und Übersetzer an, und verteilte dann so viele Bücher wie möglich in so vielen Sprachen wie möglich an so viele Leute wie möglich? Nein, keiner von ihnen tat das! Darum wundert es mich, wenn ich sehe, wie viele Christen aber heute genauso vorgehen und sich aber als Nachfolger der Apostel oder gar Jesu fühlen. Sie tun aber das Gegenteil von dem was die Apostel taten! Heute werden möglichst viele Bibeln übersetzt und verteilt und man glaubt, das sei Mission und das würde zur Verbreitung des Evangeliums beitragen. Wäre das so, dann hätten es die Apostel so gemacht und Jesus hätte damit angefangen. Die meisten der Apostel jedoch schrieben nie auch nur eine Seite. Ist dir das schon aufgefallen? Was taten die Apostel statt Bücher schreiben und verteilen? Sie lehrten mündlich, Tag für Tag, und sogar auch in der Nacht. Und sie lebten die gesunde Lehre in der Praxis. Man sah und hörte die richtige Lehre indem man die Apostel beobachtete. Und nur wenn man die mündliche Lehre kannte, verstand man auch die Schriften der Apostel. Gerade bei Paulus war das so. Darum schrieb er nie an unbekannte Leute, sondern immer an seine Gemeinden oder seine Schüler, die er davor ausgiebig unterwiesen hatte. Die Schrift war immer nur eine Bekräftigung und Erinnerung an die mündliche Lehre, aber nie ein Ersatz dafür. 

Die Gnostiker sahen das anders. Sie kannten Paulus nicht mündlich, sahen auch keinen Sinn darin, denn sie konnten ihn ja lesen und hatten einen persönlichen Draht zu Gott, wie sie meinten. Daher glaubten sie höhere göttliche Erkenntnisse zu haben, für sie persönlich. Merkst du die Parallelen zu heute? Auch heute gibt es genau diese zwei Lager. Welches Lehrmodell wird im Neuen Testament vorgelebt und befohlen? Setzten sich die Christen im Neuen Testament jeder mit seiner Bibel in sein stilles Kämmerlein und las jeder für sich die Bibel oder saßen sie alle gemeinsam zu den Füßen der Apostel und blieben beständig in der Lehre der Apostel und traten in deren Fußstapfen?

Der erste Punkt in der Frage, ob Gott oder der Satan die Menschen verblendet, geht also klar an die Schüler von Paulus. Nur die wissen, was Paulus meinte. Irenäus beruft sich auf solche Paulusschüler, die er selbst kannte und von denen er lernte, wie Paulus sprach und schrieb und richtig zu lesen ist.


Als nächstes muss man sich die Begründung ansehen. Wie begründen die apostolischen Lehrer Irenäus und Chrysostomus ihre Lehre? Beide schreiben seitenweise darüber und belegen ihre Lehre mit der Heiligen Schrift und sie berufen sich auf die überlieferte Lehre der Apostel. Das alles hier auszubreiten, würde den Rahmen sprengen. Vielleicht mache ich einen eigenen Beitrag über Verblendung. Wenn dich interessiert, wie diese beiden Lehrer es begründeten, dass Gott sehr wohl Menschen verblendet, folge einfach den Links bei den Zitaten, und lies dort weiter. Hier sei nur erwähnt, dass ich selbst schon einen biblischen Beweis brachte, dass Gott Menschen verblendet.

Erinnerst du dich an die Geschichte aus dem alten Testament wo der Prophet Micha antreten musste gegen 400 verblendete Propheten, denen Gott einen Lügengeist in den Mund legte? Die Geschichte ist eindeutig: Gott hat das getan. Die Gnostiker sagen „Ja, aber das war der schlechte Demiurg aus dem Alten Testament!“ So hat es Marcion gelehrt. Aber er war ein Irrlehrer, der nicht verstand, dass Gott sich nicht ändert. Gott ist derselbe im Alten wie im Neuen Testament. Und diesen selben Gott kannte und erlebte und lehrte Paulus: ein Gott, der ungläubige Herzen verblendet. Diese 400 Propheten waren nämlich keine Propheten des Herrn. Sie waren ungläubige Berater des bösen, gottlosen Königs von Israel. Ein ungläubiger Herrscher hält sich einen großen Stab an ungläubigen Regierungsberatern, die ihm ständig das bestätigen, was er hören und glauben will. Dafür bezahlt er sie. Falls dich diese Geschichte irgendwie an die heutige Zeit erinnert, ist das kein Zufall. Die Geschichte wiederholt sich immer wieder. Solange die Menschen nicht daraus lernen.

Auch zur Zeit Jesu war ein böser, ungläubiger König im Amt, der sich entsprechende Berater hielt. Sogar der Hohe Rat, das geistliche Führungsgremium der Juden zur Zeit Christi, das eigentlich Gott dienen und das Volk Gottes im Glauben unterweisen und anleiten sollte, setzte sich aus ungläubigen Männern zusammen. Jesus verurteilte das und stellte diese angesehenen Herren öffentlich bloß, indem Er ihnen ins Gesicht sagte:

Ihr irrt, weil ihr die Schriften nicht kennt noch die Kraft Gottes (Matthäus 22,29)

Das sagte er den Sadduzäern, sie waren Priester und aus ihrer Mitte kam der Hohepriester. Der war so etwas wie heute im Christentum der Papst. Und diesen Herren, die also damals die höchste Instanz auf Erden waren in Sachen Gott und Heilige Schrift, sagte Jesus, dass sie keines von beidem kennen. Da haben wir also wieder Männer, die sich zwar als belesen und in den Schriften bewandert fühlten, sie aber nicht richtig zu lesen verstanden. Es kam also immer wieder vor in der Geschichte der Menschheit, dass Schriftgelehrte und andere, die sich als Experten der Heiligen Schriften betrachteten, in Wahrheit Unwissende waren. Übrigens hatten die Sadduzäer noch etwas mit den oben genannten Gnostikern und vielen heutigen Christen gemeinsam: sie glaubten nicht an einen Gott, der schlechtes tun würde, daher auch nicht an einen Gott, der Menschen verblenden würde! Die Geschichte wiederholt sich immer und immer wieder.

Jesus sieht auf die Sadduzäer, ob es einen Verständigen gibt, einen, der nach Gott fragt. Aber sie sind alle abgewichen, allesamt verdorben; es gibt keinen, der Gutes tut, auch nicht einen Einzigen!

Und so waren auch die Sadduzäer verblendet. Sie glaubten nicht an die Auferstehung. Sie glaubten nicht an Engel. Sie glaubten eigentlich auch nicht an Gott, schon gar nicht an einen strafenden Gott. Das passierte später auch den Gnostikern. Und es wiederholt sich seither immer wieder: Menschen, die glauben, dass sie an Gott glauben, aber sie haben einen anderen Gott, weil der wahre Gott, nach dem fragen sie nicht, dem dienen sie nicht, den verleugnen sie, weil der passt nicht in ihr Gottesbild, das sie sich zurecht gelegt haben. Denn dieser Gott verblendet zum Beispiel die Herzen der Ungläubigen. So einen Gott wollen sie nicht, und nennen ihn lieber Satan. Und schon vertauschen sie Gott mit Satan und sind verblendet.

Wenn man aufmerksam die Bibel liest, erkennt man dieses Muster immer wieder, wie Gott ungläubige Herzen verblendet. Im AT wie im NT. Und man erkennt es bis heute. Paulus sprach genau das an, an dieser Stelle, doch wird er von jenen verdreht, die so einen Gott nicht kennen wollen und stattdessen den Satan auf den Plan rufen.


 

Aber sind die Menschen dann nicht unschuldig, wenn sie von Gott verblendet wurden? 

Nein, sind sie nicht. Jeder ist immer selbst schuld an seinem Unglauben und der daraus folgenden Verblendung. Auch dazu brachte ich bereits weiter oben eine Stelle aus der Heiligen Schrift:

Gott schaut auf die Erde ob es irgendeinen Mensch gibt, der nach ihm fragt, irgendeinen verständigen. Doch Gott findet keinen. Sie sind alle abgewichen und verdorben.

Das war auch schon zur Zeit von Micha so. 400 Propheten, aber kein verständiger, der nach Gott fragt. Nur Micha fragte nach Gott. Alle anderen machten sich ihren eigenen Gott, so später die Sadduzäer und die Gnostiker, um nur mal drei Beispiele zu nennen, die wir bereits besprachen. 

In der Heiligen Schrift ist immer der Ungläubige an seinem Unglauben selbst schuld. So wie jeder Mensch, der nicht nach Gott fragt, selbst daran schuld ist. Es ist des Menschen Aufgabe nach Gott zu fragen. „Wer suchet, der findet“ sagte daher Jesus. Wer nicht sucht, findet nicht. Und das ist die Mehrheit. Darum war es noch nie weise, sich Mehrheiten zu suchen, schon gar nicht im Lager der Ungläubigen und Gottlosen. Das bemerkte auch der gottesfürchtige König von Juda als er die 400 Propheten hörte:

„Ist hier kein Prophet des HERRN mehr, den wir fragen könnten?“

Er hatte verstanden, worauf es ankommt. Nicht auf die Menge der Experten, sondern auf wen sie hören! Sein Kollege, der gottlose König von Israel erwiderte:

„Es gibt noch einen Mann, durch den man den HERRN befragen kann; aber ich hasse ihn, denn er weissagt mir nichts Gutes, sondern nur Böses: Micha, der Sohn Jimlas!“

Da haben wir es! Der König hasst die Propheten, die ihm nicht das sagen, was er gerne hört. Also sind es im Laufe der Zeit immer weniger geworden, bis nur noch Micha übrig blieb und den fragt der König schon gar nicht mehr. Stattdessen hat er sich mit 400 Propheten umgeben, die ihm sagen, was er hören will. Und noch etwas erfahren wir: der eine Prophet, der wirklich auf Gott hört, sagt immer nur Böses. Wer will das schon hören? Wer will immer nur zurechtgewiesen werden? Das erscheint dem König böse, dass Gott ihn nicht in seiner Sünde lobt, sondern tadelt und straft. Ist das heute nicht genauso? Anstatt auf den Tadel zu hören, den Gott durch seine Propheten und Lehrer verkünden lässt, umgeben sich die Menschen lieber mit Menschen, die sie bestätigen und wertschätzen. Dann fühlen sie sich gut und können ungestört ihr sündiges Leben leben, ihre eigenen Wege gehen. Das lieben sie.

Paulus sah genau das und warnte:

Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden. (2.Tim 4,3-4)

Genau da stehen wir heute. So wie der böse König von Israel die Reden des Propheten Micha nicht ertragen konnte, so geht es den Christen heute, dass sie die gesunde Lehre der Apostel nicht ertragen können. Sie suchen sich stattdessen andere Lehrer, die ihnen das sagen, was sie hören wollen. Sie hören Lügen lieber als die Wahrheit. Denn die Lügen schmeicheln ihren Ohren, die Wahrheit tut ihnen weh. Und so sind sie alle abgewichen und verdorben. Unglaube und Verblendung sind also selbst gewählt, so wie die Irrlehren. Das griechische Wort für Irrlehre, Häresie, kommt übrigens genau von der Wahl, die man eigenmächtig trifft. Jeder ist selbst schuld, der nach eigener Wahl sich eine Lehre aussucht und darauf hört. Das Angebot an Irrlehren ist groß heute. Jemand, der nach Gott fragt, jemand, der die Wahrheit hören will, stellt keine Bedingungen an die Botschaft, er wählt sie sich nicht selbst aus, sondern ist für alles offen, was Gott ihm befiehlt. Aber wer nur bestimmte Botschaften hören will, oder nur in einer bestimmten Art, der hat sich schon selbst die Verblendung eingebrockt. Darum ist der häufigste Satz, den Jesus in der Bibel sagt: „Wer Ohren hat, der höre!“ (Mt 11,15. 13,9. 13,43; Mk 4,9.23. 7,16; Lk 8,8. 14,35; Offb 2,7.11.17.29. 3,6.13.22. 13,9). Wer aber empfindliche Ohren hat, verschließt sie vor der Wahrheit, hört nicht auf Gott, sondern hört lieber auf Lügen. Das war leider immer schon so, und das wird immer so bleiben. Und solche Ungläubigen verblendet Gott.

Das wusste auch noch Cyrill von Jerusalem:

Da spricht Mani zu Archelaos: „Welches ist der Gott, der verblendet? Denn Paulus schreibt: ,Der Gott dieser Welt hat den Sinn der Ungläubigen verblendet in ihrem Innern, so daß sie nicht sehen den Glanz des Evangeliums‘“. Archelaos erwidert mit den trefflichen Worten: „Lies das Sätzchen, das zuvor geschrieben steht: ‚Wenn unser Evangelium auch verborgen ist, so ist dies nur bei den Verlorenen der Fall‘“. Siehst du, daß es vor denen verborgen ist, welche verloren sind? Denn nicht darf man das Heilige den Hunden geben. Hat übrigens nur der Gott des Alten Bundes den Sinn der Ungläubigen verblendet? Hat nicht Jesus gesagt: ‚Daher rede ich zu ihnen in Gleichnissen, damit sie sehen und doch nicht sehen‘? Hat er etwa, weil er sie haßte, gewollt, daß sie nichts sehen? Oder hat er es gewollt wegen ihrer Unwürdigkeit, weil sie ihre eigenen Augen verschlossen hatten? Wo man sich für Bosheit entscheidet, wird die Gnade entzogen. ,Denn, wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er zu haben scheint, genommen werden’. (Cyrill von Jerusalem (313-387), Katechesen an die Täuflinge (BKV), VI. KATECHESE AN DIE TÄUFLINGE, frei vorgetragen in Jerusalem., Häresien, 28)

Cyrill ist ein interessanter Lehrer: er liest Paulus zwar schon so wie die Gnostiker, aber er versteht ihn noch so wie Chrysostomus und Irenäus. Und daher weiß er noch, dass Gott den Sinn der Ungläubigen verblendet, weil sie es nicht besser verdienen, und dass das nicht nur ein böser Gott des Alten Testamentes ist, sondern auch Jesus Christus so lehrte und lebte. Auch Jesus hat nicht alle angenommen, er wies viele ab, und Seine Reden verstörten viele Menschen, sodass sich viele wieder von Jesus abwandten und ihn verließen. Anstatt es ihnen so zu erklären, dass sie es annehmen konnten, hat er es absichtlich so formuliert, dass es nur die verstehen, denen es gegeben ist. Und wer ist das? Diejenigen, die wirklich nach Gott fragen anstatt nach Bestätigung von Menschen. Das sahen und erlebten Jesu Apostel täglich und das grub sich tief in ihr Herz ein. Das war eine der zentralen Lehren, die sie bei Jesus lernten. Und darum sind die Evangelien voll von diesen Botschaften. Man muss nur genau hinsehen und darauf achten. Wer aber liest wie ein Gnostiker, wird die faulen Früchte der Gnostiker bringen.

Und da sind wir bei der Schlussfrage, die mir angesichts dessen oft gestellt wird:


Wenn wir solche verblendeten Bibeln und Bibelübersetzungen haben, wie können wir dann richtig Bibel lesen? Dann sind wir doch unschuldig, wenn wir alles falsch verstehen. Wäre das nicht ein böser Gott, der uns das zumutet?

Irgendwie beantworten sich diese Fragen nach all dem bisher Gesagten von selbst, meine ich. Denn Gott behandelt niemand ungerecht. Er verblendet nur die Herzen der Ungläubigen, die abgewichen und verdorben sind. Die haben es nicht anders gewollt und daher verdient. Alle jene aber, die nach Gott fragen und die Wahrheit suchen, denen hilft Gott auf den rechten Weg, die werden finden. Das bestätigt die Schrift bei jeder Gelegenheit. Auch zur Zeit des bösen Königs Ahab, der sich extra 400 Propheten hielt, die ihn bestätigten, anstatt auf Gott zu hören, gab es einen Prophet Gottes, Micha, der die Wahrheit kannte und sagte. Aber wer hörte auf ihn? Nur dieser eine gottesfürchtige König von Juda. Dem half Gott, der war nicht verblendet, und so führte Gott den guten König Josaphat zu dem einzigen guten Propheten Micha. So arbeitet Gott und so arbeitet der Heilige Geist in der ganzen Bibel: er führt die richtigen Menschen zueinander, insbesondere die Propheten und Lehrer zu ihren Jüngern. Ich empfehle jedem, diese Geschichte zu lesen. Sie ist brandaktuell heutzutage. Die Geschichte wiederholt sich leider, weil die Menschen nicht aus ihr lernen. Es reicht ein Mensch, der die Wahrheit sagt, damit man sie erfahren kann. Aber man muss ihn suchen und anhören, so wie es Josaphat tat. Wer das nicht tut, sondern lieber auf hunderte verweltlichte, ungläubige Menschen hört, die nur das reden, was alle anderen sagen, ist selbst schuld, wenn er verblendet wird und in sein Verderben rennt.

Die gute Nachricht ist jene: wir haben noch die guten alten Lehrer zur Verfügung, die frühen Christen, und es gibt ja auch heute noch die guten Lehrer, die trotz aller irreführenden Bibelübersetzungen die Wahrheit erkennen und lehren. Und dafür wird Gott immer sorgen, dass wenigstens einer da ist, der die Wahrheit sagt und lehrt. Das wird bis zum Ende so sein. Aber diese Leute werden immer in der Minderheit sein, man wird sie immer suchen müssen. Schon im Alten Testament mussten sich die Propheten und Lehrer Gottes oft verstecken, weil sie von der Mehrheitsgesellschaft verfolgt und getötet wurden. Zur Zeit der Apostel war das nicht anders. Jeder Apostel wurde verfolgt und jeder wurde misshandelt, sie alle waren Märtyrer für ihren Herrn. Die guten Lehrer wurden immer schon verfolgt, und die schlechten immer schon anerkannt von den Mächtigen der Welt und der Mehrheit des Volkes. Das ist laut Schrift zu erwarten. Gibt dir das nicht zu denken? Und es wird immer schlimmer werden, sagte Jesus Christus, der den großen Abfall von der richtigen Lehre und dem richtigen Glauben prophezeite am Ende bevor Er wiederkommen wird. Micha war allein gegen 400 falsche Propheten. Jesus war allein gegen tausende Sadduzäer. Die Zeiten werden schlimmer, der Abfall von Gott immer größer. Es ist also zu erwarten und völlig im Einklang mit der Schrift, wenn heute das Verhältnis von richtigen zu falschen Propheten noch viel, viel krasser ist als zur Zeit Jesu oder zur Zeit Michas.

Deswegen braucht es uns weder zu verwirren noch zu entmutigen, wenn es viele falsche Ratgeber und Lehrer, aber nur wenige gute gibt. Die wenigen guten sollten uns Ermutigung sein. Es gab nie eine Zeit in der Menschheitsgeschichte, wo alle Menschen abgewichen sind von Gott, auch wenn es am ersten Blick so aussah. Man muss, wenn man ernsthaft und vorbehaltlos nach Gott fragt und von ganzem Herzen die Wahrheit sucht, immer nach den wenigen Ausschau halten, nie nach der Mehrheit. Auf dieser Welt wird es nie eine Mehrheit für die Wahrheit geben, weil die Mehrheit nichts von Gott wissen will. Auch heute noch können wir Paulus richtig lesen lernen, weil es heute noch gute Lehrer zu finden gibt, die wissen wie es geht, weil sie es auf die richtige Art lernten: nämlich von den guten Lehrern, die eine Überlieferungskette bis zu den Aposteln hatten. Alle anderen wenden sich an die vielen Unwissenden, die zwar untereinander auch nicht einig sind, aber allesamt nur menschliche Lehren vortragen und deswegen nur menschliche Irrtümer verbreiten.

So wie Thomas von Aquin im 13. Jh:

Der Teufel aber wird der „Gott dieser Welt“ genannt, weil jene, die da weltlich leben, ihm dienen; wie ja auch der Apostel sagt (Phil. 3.): „Deren Gott ist der Bauch.“ (Thomas von Aquin (1225-1274), Summe der Theologie: Prima Pars, Prima Pars, Quaestio 65, Erster Artikel. Die Körpernatur ist von Gott.)

Dieser Thomas hat zwar verstanden, dass für viele Menschen ihr Bauch ihr Gott ist, aber er lehrte leider auch, dass der Teufel „der Gott dieser Welt“ genannt wird. Von wem er das hat, haben wir bereits erfahren. Und zu welcher Sorte Lehrer ihn das macht, ebenfalls.

Und ich hörte die Stimme des Herrn sagen: »Wen soll ich senden, und wer wird zu diesem Volk gehen?« Und ich sagte: »Siehe, hier bin ich; sende mich!«

Und er sagte: »Geh hin und sage diesem Volk: Mit dem Gehör werdet ihr hören und doch gewiss nicht verstehen, und schauend werdet ihr schauen und doch gewiss nicht sehen; denn das Herz dieses Volkes verfettete, und mit ihren Ohren hörten sie schwer, und ihre Augen schlossen sie, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und umkehren, auf dass ich sie heilen werde.« (Jes 6,8-10, LXX Deutsch)

Verfallt in Lähmung und Fassungslosigkeit und Rausch, aber weder vom Sikera noch vom Wein denn der Herr hat euch getränkt mit einem Geist der Lähmung, und er wird zufallen lassen ihre Augen und die ihrer Propheten und die ihrer Machthaber – sie, die das Verborgene sehen! Und all diese Worte werden für euch sein wie die Worte dieses versiegelten Buches, von dem – wenn man es einem Menschen gibt, der lesen und schreiben kann, und sagt: »Lies dies!« – dieser sagen wird: »Ich vermag es nicht zu lesen, denn es ist versiegelt!« Und wird dieses Buch in die Hände eines Menschen gegeben, der nicht lesen und schreiben kann, und sagt man ihm: »Lies dies!«, dann wird er sagen: »Ich kann nicht lesen und schreiben.«

Und der Herr sprach: »Dieses Volk naht sich mir, mit ihren Lippen ehren sie mich, ihr Herz aber ist weit entfernt von mir; vergeblich aber verehren sie mich, weil sie Menschengebote und -lehren erteilen. Darum siehe, ich werde fortfahren, dieses Volk umzuwandeln, und werde sie umwandeln und werde die Weisheit der Weisen vernichten und die Einsicht der Einsichtigen verbergen.«

Wehe über sie, die in der Tiefe einen Ratschluss ausführen und nicht durch den Herrn; wehe denen, die im Verborgenen einen Ratschluss ausführen und deren Werke in Finsternis geschehen, und sie werden sagen: »Wer hat uns gesehen, und wer wird uns erkennen oder das, was wir tun?« Werdet ihr nicht wie der Ton des Töpfers angesehen werden? Wird etwa das Gebilde zu dem Bildner sagen: »Nicht du hast mich gebildet!«, oder das Machwerk zu dem, der es gemacht hat »Du hast mich nicht fachkundig gemacht!«? (Jes 29,9-16, LXX Deutsch)

So setz dich nun und schreibe dies auf eine Schreibtafel und in ein Buch, weil dies für Tage künftiger Zeiten gelten wird, ja für immer. Denn sie sind ein ungehorsames Volk, falsche Söhne, die das Gesetz Gottes nicht hören wollten, die den Propheten sagen: »Verkündet uns nicht!«, und denen, die Visionen schauen: »Teilt (sie) uns nicht mit, sondern teilt uns mit und verkündet uns eine andere Irreführung, und bringt uns ab von diesem Weg, nehmt diesen Pfad von uns weg, und nehmt den Heiligen Israels von uns weg!« (Jes 30,8-11, LXX Deutsch)

Denn ich bin der Herr, der Gott, und es gibt nicht sonst außer mir einen Gott – und du kanntest mich nicht –, damit die vom Aufgang der Sonne und die vom Untergang erkennen, dass es außer mir einen (Gott) nicht gibt, ich bin der Herr, der Gott, und es gibt nicht einen sonst; ich bin der, der Licht bereitet und Finsternis gemacht hat, der Frieden macht und Böses schafft; ich bin der Herr, der Gott, der dieses alles macht. (Jes 45,5+6, LXX Deutsch)

Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! (Offenbarung 3,22)


Feedback

Nachdem ich diesen Beitrag fertig geschrieben und veröffentlicht hatte, gab mir der Heilige Geist ein, ich solle doch mal Benjamin Fotteler kontaktieren. Er ist der Übersetzer der einzigen deutschsprachigen Bibelübersetzung, die 2.Korinther 4,4 richtig übersetzt (siehe Kapitel Wie machen das die deutschen Bibelübersetzungen?). Also schrieb ich ihn an und war neugierig, wie er - entgegen allen anderen - zu der korrekten Übersetzung kam. Es entwickelte sich eine Korrespondenz über mehrere eMails. Darin verriet er mir dann folgende Geschichte und erlaubte mir, sie hier hineinzustellen:

Ich kannte die Schriften der frühen Christen des 1. und 2. Jahrhunderts bereits vorher. Chrysostomus nur teilweise. Auf die korrekte Übersetzung von 2.Kor 4:4 bin ich so gekommen: Der Satz ist im griechischen Grundtext verknotet. Er fängt an mit "εν οις ο θεος του αιωνος τουτου ετυφλωσεν τα νοηματα των απιστων", d.h. interlinear "in welchen der Gott des Zeitalters dieses verblendet hat die Sinne der Ungläubigen". Da musste ich mir die Frage stellen: Hat der Satan die Sinne der Ungläubigen in denen verblendet, die verloren gehen? Er verblendet die Sinne des einen in einem anderen??? Eigentlich müsste da doch stehen, dass der Satan die Sinne der Ungläubigen, die verloren gehen, verblendet hat. Ich selbst kam auf keine Lösung. Da habe ich gebetet und war mir völlig bewusst, dass Gott wollte, dass ich das Buch von Origenes gegen Celsus öffne. Ich hielt das für absurd, da ich nichts über Celsus, sondern über 2.Korinther wissen wollte, war aber gehorsam. Da schlug ich das dicke Buch auf und dachte mir: Und jetzt? Danach dachte ich: Aber wenn Gott es will, dann muss es richtig so sein. Also fing ich einfach an zu lesen und bereits die ersten Sätze gingen über 2.Korinther. Origenes verdeutlichte, dass die richtige Lesart unter den Gemeinden bekannt und überliefert sei. Und da schlug ich den Chrysostomus und den Irenäus auf, da es bei einer Überlieferung von mindestens einem von diesen, die ja immer wieder von der Überlieferung sprechen, stehen müsste. Und da wurde ich fündig und konnte so die Verknotung lösen.

Das ist ein weiteres typisches Beispiel, wie der Heilige Geist jene führt, die nach Gott fragen. Es bestätigt auch, was ich im vorigen Kapitel ausführte. Auch heute kann noch jeder die Wahrheit erfahren, wenn er die Wege geht, die Christus vorgab: nämlich sich an die guten Lehrer halten, die die richtige Überlieferung kennen. Dorthin führt der Heilige Geist, im 21.Jahrhundert noch genauso wie im ersten!