Er hieß eigentlich Simon, war einer der ersten Jünger, die Jesus berief, eine Säule der Urgemeinde in Jerusalem, erster Bischof von Rom, und schrieb zwei Briefe.
Petrus wird in allen Apostellisten an erster Stelle genannt (Mt 10,2; Mk 3,16, Lk 6,14, Apg 1,13 ), manchmal mit Doppelnamen Simon Petrus.
Er war der Sohn des Jona (siehe unten) und Bruder des Andreas. Sie kamen aus Bethsaida (Joh 1,44), und waren Fischer am See Genezareth, von wo sie auch Jesus berief:
Als nun Jesus am Galiläischen Meer entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, seinen Bruder; die warfen ihre Netze ins Meer; denn sie waren Fischer. Und er sprach zu ihnen: Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen. Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach. (Mt 4,18-20)
Den Namen Petrus bekam er von Jesus, nachdem er als erster von allen Jüngern erkannt und bezeugt hatte, dass Jesus der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, sei:
Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein. (Mt 16,16-19)
Jesus gab daraufhin Petrus die Machthabe über die Schlüssel des Himmelreichs, was in der späteren Kirchengeschichte dazu führte, dass Petrus in unzähligen Geschichten und Witzen als Pförtner des Himmels beschrieben und auf den meisten Bildern mit Schlüsseln dargestellt wird (siehe Bild).
Johannes berichtet, dass Andreas seinen Bruder Petrus zu Jesus führte, der darauf von Jesus umbenannt wurde in Kephas (Kephas ist ein aramäisches Wort, das auf Griechisch übersetzt Petros heißt, Lateinisch Petrus):
Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die es von Johannes gehört hatten und ihm nachgefolgt waren. Dieser findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden (das heißt übersetzt: den »Gesalbten«). Und er führte ihn zu Jesus. Jesus aber sah ihn an und sprach: Du bist Simon, Jonas Sohn, du sollst Kephas heißen (das heißt übersetzt: »ein Stein«). (Joh 1,40-42)
Petrus ist der in der Bibel am häufigsten erwähnte Apostel, von dem uns die meisten Geschichten überliefert sind. Alle hier anzuführen, würde den Rahmen sprengen. Hier nur eine Auswahl:
Petrus war, wie fast alle Jünger, verheiratet schon bevor er von Jesus berufen wurde. Jesus kehrte immer wieder in das Haus in Kapernaum ein, wo Petrus mit seiner Schwiegermutter und seinem Bruder Andreas lebte. Hier die Geschichte, wie Jesus die Schwiegermutter des Petrus heilte:
Und er stand auf und ging aus der Synagoge in das Haus des Simon. Simons Schwiegermutter aber war von einem heftigen Fieber befallen, und sie baten ihn für sie. Und er trat zu ihr, neigte sich über sie und befahl dem Fieber, und es verließ sie. Und sogleich stand sie auf und diente ihnen. (Lk 4,38-39)
Diese Geschichte gefällt jenen nicht, die gerne allen Aposteln eine Ehelosigkeit nachsagen möchten, damit sie den Zölibat in ihrer Kirche begründen können. Aber sie ist uns genau deswegen überliefert worden, damit wir die Wahrheit erfahren und so falsche Lehren über gebotene Ehelosigkeit, die es seit der Gnosis im Christentum gibt, entlarven und abweisen können. Denn auch Paulus mahnt:
Sind wir nicht berechtigt, eine Schwester als Ehefrau mit uns zu führen, wie auch die anderen Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas? (1.Kor 9,5)
Dass Petrus oft impulsiv handelt und redet ohne vorher darüber nachzudenken, kommt in vielen Geschichten hervor:
Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir auf das Wasser zu kommen! Da sprach er: Komm! Und Petrus stieg aus dem Schiff und ging auf dem Wasser, um zu Jesus zu kommen. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich, und da er zu sinken anfing, schrie er und sprach: Herr, rette mich! Jesus aber streckte sogleich die Hand aus, ergriff ihn und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? (Mt 14,28-31)
Von da an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse von den Ältesten, den obersten Priestern und Schriftgelehrten, und getötet werden und am dritten Tag auferweckt werden müsse. Da nahm Petrus ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren und sprach: Herr, schone dich selbst! Das widerfahre dir nur nicht! Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Weiche von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich! (Mt 16,21-23)
Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Wenn auch alle an dir Anstoß nehmen, so werde doch ich niemals Anstoß nehmen! Jesus spricht zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen! Petrus spricht zu ihm: Und wenn ich auch mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen! Ebenso sprachen auch alle Jünger. (Mt 26,33-35)
Da kommt er zu Simon Petrus, und dieser spricht zu ihm: Herr, du wäschst mir die Füße? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber danach erkennen. Petrus spricht zu ihm: Auf keinen Fall sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du keine Gemeinschaft mit mir. Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt! Jesus spricht zu ihm: Wer gebadet ist, hat es nicht nötig, gewaschen zu werden, ausgenommen die Füße, sondern er ist ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle. Denn er kannte seinen Verräter; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein. (Joh 13,6-11)
Da nun Simon Petrus ein Schwert hatte, zog er es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab; der Name des Knechtes aber war Malchus. Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater gegeben hat? (Joh 18,10-11)
Diese fünf Begebenheiten zeigen übereinstimmend, wie Petrus ohne viel nachzudenken spricht oder handelt, und hinterher jedes Mal von Jesus zurechtgewiesen, aber nie gelobt wird. Jesus mag dieses allzu menschliche Verhalten und Denken nicht, sondern es ist ihm ein Ärgernis. So erzieht er Petrus zu einem wirklich festen und starken Fels, der er tatsächlich später war.
Petrus war auf der anderen Seite einer der drei engsten Vertrauten von Jesus. Petrus war allein mit den zwei Donnersöhnen Augenzeuge der Verklärung Jesu. Hier der Bericht von Markus, der ein Schüler von Petrus war und deswegen sicherlich die Begebenheit von seinem Lehrer geschildert bekam:
Und nach sechs Tagen nimmt Jesus den Petrus und den Jakobus und den Johannes zu sich und führt sie allein beiseite auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen verklärt, und seine Kleider wurden glänzend, sehr weiß wie Schnee, wie kein Bleicher auf Erden sie weiß machen kann. Und es erschien ihnen Elia mit Mose, die redeten mit Jesus.
Und Petrus begann und sprach zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind! So lass uns drei Hütten bauen, dir eine und Mose eine und Elia eine! Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren voller Furcht. Da kam eine Wolke, die überschattete sie, und aus der Wolke kam eine Stimme, die sprach: Dies ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören! Und plötzlich, als sie umherblickten, sahen sie niemand mehr bei sich als Jesus allein.
Als sie aber vom Berg herabgingen, gebot er ihnen, niemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Sohn des Menschen aus den Toten auferstanden sei.
Und sie behielten das Wort bei sich und besprachen sich untereinander, was das Auferstehen aus den Toten bedeute.
Und sie fragten ihn und sprachen: Warum sagen die Schriftgelehrten, dass zuvor Elia kommen müsse?
Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Elia kommt wirklich zuvor und stellt alles wieder her, so wie es auch über den Sohn des Menschen geschrieben steht, dass er viel leiden und verachtet werden muss. Aber ich sage euch, dass Elia schon gekommen ist, und sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten, wie über ihn geschrieben steht. (Mk 9,2-13)
Markus, der treue Übersetzer und Mitarbeiter von Petrus, berichtet sogar, dass Petrus nicht wusste, was er sagen sollte. Diese Verlegenheit hat sich Petrus gut gemerkt und seinem Schüler anvertraut, der es dann sogar in seinem Evangelium verewigte. So schonungslos ehrlich gingen die drei engsten Vertrauten Jesu mit ihren eigenen Schwächen um! Diese Authentizität und Bescheidenheit dieser drei besticht bis heute und ist ein großes Vorbild.
Petrus hat gemeinsam mit Johannes das letzte Abendmahl vorbereitet:
Es kam aber der Tag der ungesäuerten Brote, an dem man das Passah schlachten musste. Und er sandte Petrus und Johannes und sprach: Geht hin, bereitet uns das Passah, damit wir es essen können! Sie aber sprachen zu ihm: Wo willst du, dass wir es bereiten? Und er sprach zu ihnen: Siehe, wenn ihr in die Stadt hineinkommt, so wird euch ein Mensch begegnen, der einen Wasserkrug trägt; dem folgt in das Haus, wo er hineingeht, und sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist das Gastzimmer, in dem ich mit meinen Jüngern das Passah essen kann? Und jener wird euch einen großen, mit Polstern ausgelegten Obersaal zeigen; dort bereitet es zu! Sie gingen hin und fanden es, wie er ihnen gesagt hatte; und sie bereiteten das Passah. (Lk 22,7-13)
Vor Jesu Gefangennahme findet ein weiteres vertrauliches Gespräch zwischen Jesus und Petrus statt:
Es sprach aber der Herr: Simon, Simon, siehe, der Satan hat euch begehrt, um euch zu sichten wie den Weizen; ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre; und wenn du einst umgekehrt bist, so stärke deine Brüder! Er aber sprach zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen! Er aber sprach: Ich sage dir, Petrus: Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst! (Lk 22,31-34)
Jesus sagt Petrus schon ins Gesicht, dass dieser ihn verraten würde. Petrus ist entrüstet und glaubt es nicht. Aber er macht es kurz darauf tatsächlich und bereut es bitterlich, was auch wiederum ein deutlicher Hinweis ist, wie sehr Petrus - im Gegensatz zu anderen, wie etwa Judas Ischariot - seine schweren Sünden nicht nur hinterher einsieht und bereut, sondern auch umkehrt zurück zu Jesus:
Und der Herr wandte sich um und sah Petrus an. Da erinnerte sich Petrus an das Wort des Herrn, das er zu ihm gesprochen hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen! Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich. (Lk 22,61-62)
Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Jonas, liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe! Er spricht zu ihm: Weide meine Lämmer! Wiederum spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Jonas, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Er spricht zu ihm: Hüte meine Schafe! Und das dritte Mal fragt er ihn: Simon, Sohn des Jonas, hast du mich lieb? Da wurde Petrus traurig, dass er ihn das dritte Mal fragte: Hast du mich lieb?, und er sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe! Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst. Dies aber sagte er, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde. Und nachdem er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach! (Joh 21,15-19)
Hier übergibt Jesus den Hirtendienst (Bischof) an Petrus und eröffnet ihm bereits seinen gewaltsamen Tod, Jahrzehnte bevor er eintreten wird. Nach Jesu Auferstehung ist Petrus der erste Jünger, der das leere Grab sieht (Joh 20,6, Luk 24,12) und nach Jesu Himmelfahrt ergreift Petrus das Wort und die Initiative um den zwölften Apostel nachzubesetzen:
Und in diesen Tagen stand Petrus mitten unter den Jüngern auf und sprach (es waren aber etwa 120 Personen beisammen): Ihr Männer und Brüder, es musste dieses Schriftwort erfüllt werden, das der Heilige Geist durch den Mund Davids vorausgesagt hat über Judas, welcher denen, die Jesus gefangen nahmen, zum Wegweiser wurde. Denn er war zu uns gezählt und hatte das Los dieses Dienstes empfangen. Dieser erwarb einen Acker aus dem Lohn der Ungerechtigkeit, und er stürzte kopfüber hinab, barst mitten entzwei, und alle seine Eingeweide traten heraus. Und das ist allen bekannt geworden, die in Jerusalem wohnen, sodass jener Acker in ihrer eigenen Sprache Akeldama genannt worden ist, das heißt: »Blutacker«. Denn es steht geschrieben im Buch der Psalmen: »Seine Behausung soll öde werden, und niemand soll darin wohnen«, und: »Sein Amt empfange ein anderer«. So muss nun von den Männern, die mit uns gegangen sind die ganze Zeit über, in welcher der Herr Jesus unter uns ein- und ausging, von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, da er von uns hinweg aufgenommen wurde — einer von diesen muss mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden. (Apg 1,15-22)
Hier beweist sich Petrus bereits als starker Führer und Hirte der Gemeinde, wie auch kurze Zeit darauf, als er seine erste Predigt hält:
Da trat Petrus zusammen mit den Elf auf, erhob seine Stimme und sprach zu ihnen: Ihr Männer von Judäa und ihr alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sollt ihr wissen, und nun hört auf meine Worte! Denn diese sind nicht berauscht, wie ihr meint; es ist ja erst die dritte Stunde des Tages; sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist: »Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da werde ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, und eure jungen Männer werden Gesichte sehen, und eure Ältesten werden Träume haben; ja, auch über meine Knechte und über meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie werden weissagen. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt. Und es soll geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.« Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus, der Nazarener, einen Mann, der von Gott euch gegenüber beglaubigt wurde durch Kräfte und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte wirkte, wie ihr auch selbst wisst, diesen, der nach Gottes festgesetztem Ratschluss und Vorsehung dahingegeben worden war, habt ihr genommen und durch die Hände der Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und getötet. Ihn hat Gott auferweckt, indem er die Wehen des Todes auflöste, weil es ja unmöglich war, dass Er von ihm festgehalten würde. David nämlich sagt von ihm: »Ich sah den Herrn allezeit vor mir, denn er ist zu meiner Rechten, dass ich nicht wanke. Darum freute sich mein Herz, und meine Zunge frohlockte; zudem wird auch mein Fleisch auf Hoffnung ruhen; denn du wirst meine Seele nicht dem Totenreich preisgeben und nicht zulassen, dass dein Heiliger die Verwesung sieht. Du hast mir die Wege des Lebens gezeigt; du wirst mich mit Freude erfüllen vor deinem Angesicht!« Ihr Männer und Brüder, es sei mir erlaubt, freimütig zu euch zu reden von dem Stammvater David: Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist unter uns bis zu diesem Tag. Da er nun ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid verheißen hatte, dass er aus der Frucht seiner Lenden, dem Fleisch nach, den Christus erwecken werde, damit er auf seinem Thron sitze, hat er vorausschauend von der Auferstehung des Christus geredet, dass seine Seele nicht dem Totenreich preisgegeben worden ist und auch sein Fleisch die Verwesung nicht gesehen hat. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dafür sind wir alle Zeugen. Nachdem er nun zur Rechten Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes empfangen hat von dem Vater, hat er dies ausgegossen, was ihr jetzt seht und hört. Denn nicht David ist in den Himmel aufgefahren, sondern er sagt selbst: »Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße.« So soll nun das ganze Haus Israel mit Gewissheit erkennen, dass Gott Ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, eben diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt! (Apg 2,14-36)
In dieser Predigt zeigt sich schon, wie gut Petrus die Schriften kennt und gekonnt die Zeichen seiner Zeit deutet ("die ist es, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist..."), womit er sich wohltuend von den meisten heutigen Schriftauslegern abhebt, die das nicht zusammen bringen und immer noch auf die Erfüllung der Worte Joels warten. Außerdem beweist Petrus, dass er keine Menschenfurcht mehr hat, sondern sagt seinen jüdischen Zuhörern freimütig ins Gesicht, dass sie die Mörder Christi sind. Er überführt seine Zuhörer der Sünde. Und viele reagieren darauf positiv, fragen entsetzt, was sie tun sollen, und sind den Worten von Petrus gehorsam. So entsteht an diesem Tag die Urgemeinde in Jerusalem. Wie er die Gemeinde furchtlos und kompromisslos führt und pflegt, zeigt auch die Begebenheit mit Ananias und Saphira:
Ein Mann aber mit Namen Ananias verkaufte ein Grundstück zusammen mit seiner Frau Saphira, und schaffte etwas von dem Erlös für sich beiseite mit Wissen seiner Frau; und er brachte einen Teil davon und legte ihn den Aposteln zu Füßen. Petrus aber sprach: Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, sodass du den Heiligen Geist belogen hast und von dem Erlös des Gutes etwas für dich auf die Seite geschafft hast? Hättest du es nicht als dein Eigentum behalten können? Und als du es verkauft hattest, war es nicht in deiner Gewalt? Warum hast du denn in deinem Herzen diese Tat beschlossen? Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott! Als aber Ananias diese Worte hörte, fiel er nieder und verschied. Und es kam große Furcht über alle, die dies hörten. Und die jungen Männer standen auf, hüllten ihn ein, trugen ihn hinaus und begruben ihn. Und es geschah, dass nach ungefähr drei Stunden auch seine Frau hereinkam, ohne zu wissen, was sich ereignet hatte. Da richtete Petrus das Wort an sie: Sage mir, habt ihr das Gut um so und so viel verkauft? Sie sprach: Ja, um so viel! Petrus aber sprach zu ihr: Warum seid ihr übereingekommen, den Geist des Herrn zu versuchen? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Tür, und sie werden auch dich hinaustragen! Da fiel sie sogleich zu seinen Füßen nieder und verschied; und als die jungen Männer hereinkamen, fanden sie sie tot und trugen sie hinaus und begruben sie bei ihrem Mann. Und es kam große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die dies hörten. (Apg 5, 1-11)
Auch bei seinem Aufeinandertreffen mit Simon, dem Zauberer, der den Aposteln die Vollmacht abkaufen wollte, beweist Petrus seine standfeste, kompromisslose, messerscharfe Gesinnung:
Petrus aber sprach zu ihm: Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du meinst, die Gabe Gottes mit Geld erwerben zu können! Du hast weder Anteil noch Erbe an diesem Wort; denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott! So tue nun Buße über diese deine Bosheit und bitte Gott, ob dir die Tücke deines Herzens vielleicht vergeben werden mag; denn ich sehe, dass du in bitterer Galle steckst und in Fesseln der Ungerechtigkeit! (Apg 8,20-23)
Diese wachsame Haltung gegen alle Arten von Irrlehren und Sünden in der Gemeinde, bewahrte sich Petrus bis zum Schluss und schlägt sich auch in seinen zwei Briefen nieder.
Petrus trat aber auch in einer anderen Hinsicht stets mächtig, ja gewaltig auf: er wirkte starke Wunder: er heilte Gelähmte und alle anderen Arten von Krankheiten, und erweckte Tote zum Leben, ja sogar sein Schatten heilte, womit er sogar Jesu Wunder übertraf, womit er das prophetische Wort Jesu erfüllte (Joh 14,12):
sodass man die Kranken auf die Gassen hinaustrug und sie auf Betten und Bahren legte, damit, wenn Petrus käme, auch nur sein Schatten auf einen von ihnen fiele. Es kamen aber auch viele aus den umliegenden Städten in Jerusalem zusammen und brachten Kranke und von unreinen Geistern Geplagte, die alle geheilt wurden. (Apg 5,15-16)
Sein Hang zum Judaismus brachte Petrus zurecht eine Rüge von Paulus ein:
Als aber Petrus nach Antiochia kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, denn er war im Unrecht. Bevor nämlich etliche von Jakobus kamen, aß er mit den Heiden; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, weil er die aus der Beschneidung fürchtete. Und auch die übrigen Juden heuchelten mit ihm, sodass selbst Barnabas von ihrer Heuchelei mit fortgerissen wurde. Als ich aber sah, dass sie nicht richtig wandelten nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Petrus vor allen: Wenn du, der du ein Jude bist, heidnisch lebst und nicht jüdisch, was zwingst du die Heiden, jüdisch zu leben? (Gal 2,11-14)
Zwischen Judaismus und wahrem Christentum war Petrus immer wieder hin- und hergerissen. Durch eine Vision von Gott, lernte er, dass auch die Heiden getauft werden sollen und der Gemeinde hinzugefügt werden (Apg 10,9-48). Er musste sich dafür vor der Urgemeinde später rechtfertigen und zeigte beim Apostelkonzil in Jerusalem, dass er verstanden hatte, was Gottes Wille ist, und fand mit seinen Brüdern und dem Heiligen Geist gemeinsam zu einem einmütigen Entschluss (Apg 15)
Sein Martyrium ist in der Bibel angedeutet (siehe oben), aber nicht beschrieben. Wir haben es aber in anderen Quellen wortreich und detailliert überliefert bekommen. Eusebius und andere Quellen berichten davon, dass Petrus nach Rom kam, wo er ein zweites Mal auf Simon den Zauberer traf und gegen ihn mit Worten und Wundern kämpfte (Eusebius Kirchengeschichte, Zweites Buch Kapitel 14).
Eusebius berichtet auch, wie Petrus und Paulus am selben Tag hingerichtet wurden unter Kaiser Nero:
Als Nero sich in seiner Herrschaft bereits sicher fühlte, verfiel er auf verbrecherische Ideen und rüstete sich sogar gegen die Verehrung des allmächtigen Gottes. Es liegt nicht im Plane dieser Schrift, seine Ruchlosigkeit zu beschreiben. Da viele Schriftsteller ausführliche Lebensbeschreibungen des Kaisers überliefert haben, so kann jeder, der will, hieraus das verkehrte, wahnsinnige Wesen des sonderbaren Mannes kennenlernen. Denn nachdem er Tausende von Menschen ohne allen Grund hatte beseitigen lassen, ging er in seinem Blutdurst soweit, daß er nicht einmal seine nächsten Verwandten und besten Freunde schonte, sondern sowohl seine Mutter als auch seine Brüder und seine Gattin nebst unzähligen anderen Verwandten auf verschiedene Weise hinrichten ließ, als waren sie seine eigenen oder des Staates Feinde gewesen. Hierüber äußert sich der Römer Tertullian also: „Leset eure Geschichtswerke! Dort werdet ihr finden, daß Nero der erste war, der unsere Kirche verfolgte daß er, nachdem er ihr volles Aufblühen in Rom verhindert hatte, furchtbar gegen alle wütete. Wir wollen stolz darauf sein, daß ein solcher Mensch zuerst gegen uns eingeschritten ist. Denn wer Nero kennt, muß wissen, daß nur das, was besonders gut war, von ihm verurteilt wurde.“ Da er sich nun unter den schlimmsten Gottesfeinden besonders hervortun wollte, ließ er sich dazu verleiten, die Apostel hinzurichten. Wie berichtet wird, wurde Paulus eben in Rom unter Nero enthauptet und Petrus gekreuzigt. Dieser Bericht wird bestätigt durch die noch bis heute erhaltenen Namen Petrus und Paulus in den römischen Zömeterien sowie durch einen kirchlich glaubwürdigen Mann, namens Gaius, der unter dem römischen Bischof Zephyrinus lebte und in einem schriftlich überlieferten Dialog mit Proklus, dem Haupte der phrygischen Sekte, über die Stätte, wo die heiligen Leiber der genannten Apostel ruhen, sagt: „Ich kann die Siegeszeichen der Apostel zeigen. Du magst auf den Vatikan gehen oder auf die Straße nach Ostia, du findest die Siegeszeichen der Apostel, welche diese Kirche gegründet haben.“ Daß beide Apostel zu gleicher Zeit den Martertod erlitten haben, behauptet Dionysius, Bischof von Korinth, in einem Schreiben an die Römer. Er sagt: „Durch eure große Sorgfalt habt ihr die von Petrus und Paulus in Rom und Korinth angelegte Pflanzung miteinander verbunden. Denn beide haben in unserer Stadt Korinth die Pflanzung begonnen und uns in gleicher Weise in Italien gelehrt und zu gleicher Zeit den Martertod erlitten.“ Durch dieses Zeugnis möge meine Erzählung noch mehr beglaubigt werden. (Eusebius Kirchengeschichte, Zweites Buch, 25. Kap. Die neronische Verfolgung, während welcher Paulus und Petrus in Rom um ihres Glaubens willen die Ehre des Martyriums empfingen.)
Davor hat Petrus noch seine Frau, die ebenfalls hingerichtet wurde, ermutigt und getröstet:
„Als der selige Petrus — so erzählte man — sah, wie seine Frau zum Tode geführt wurde, freute er sich über ihre Berufung und ihren Heimgang, rief ihr unter Namensnennung zu: ‚Gedenke, Weib, des Herrn!’ und richtete an sie sehr ermunternde und trostreiche Worte. So sah die Ehe der Seligen aus, so die erhabene Gesinnung derer, die sich innig liebten.“ (Eusebius Kirchengeschichte, Drittes Buch, 30. Kap. Die verheirateten Apostel)
Dieselbe Geschichte zitiert die Die Legenda Aurea aus der KG von Eusebius:
Nach dem, was in der Historia Ecclesiastica geschrieben ist, erzählt Clemens, daß Petrus gar fröhlich war, als man sein Weib zum Martyrium führte, er rief sie bei ihrem Namen und schrie ihr nach „O Weib, gedenke des Herrn“. (Die Legenda Aurea S. 329)
Die Legenda Aurea berichtet uns auch ausführlich von den Begegnungen Petrus mit dem Zauberer Simon:
Petrus und Paulus und der Zauberer Simon
Zu den Zeiten war ein Zauberer zu Jerusalem, Simon mit Namen; der nannte sich die oberste Wahrheit und verhieß, er wolle alle, die an ihn glaubten, unsterblich machen, und sei ihm kein Ding unmöglich. In Sanct Clemens Buche lesen wir, daß er sprach „Man soll mich öffentlich anbeten wie Gott und soll mir göttliche Ehren tun; und was ich will, das vermag ich wohl“. „Meine Mutter Rachel hieß mich einst auf das Feld gehen, Korn zu schneiden; da ich aber die Sichel liegen sah, gebot ich ihr, daß sie von selbst mähe, das tat sie auch und mähte zehnmal mehr denn die andern“. Er sprach auch noch, wie Hieronymus erzählt „Ich bin das Wort Gottes, ich bin der Schöne, ich bin der heilige Geist, ich bin allmächtig und tue alle Werke Gottes“. Er bewegte eherne Schlangen durch seine Kunst und machte eherne und steinerne Bilder lachen und Hunde singen.
Dieser Simon wollte, als Linus erzählt, mit Petrus disputieren und wollte erzeigen, daß er Gott sei. Also kam Petrus zu dem festgesetzten Tage an den Ort, da sie disputieren sollten, und sprach zu den Versammelten „Friede sei mit euch allen, liebe Brüder, die ihr die Wahrheit liebet“.
Da sprach Simon „Wir brauchen deinen Frieden nicht, denn wenn Friede und Eintracht ist, so werden wir die Wahrheit nimmermehr finden, auch die Räuber haben Frieden untereinander; darum ruf ich de Frieden nicht, sondern den Streit. Wenn zween kämpfen, so ist erst Frieden, so der eine ist überwunden“. Sprach Petrus „Warum willst du das Wort Frieden nicht hören? Aus der Sünde kommt der Streit, und wo keine Sünde ist, da ist Frieden. Im Disputieren aber findet man Wahrheit, in den Werken die Gerechtigkeit“.
Antwortete Simon „Deine Worte tun es nicht; aber ich will dir die Kraft meiner Gottheit offenbaren, daß du alsbald niederfällst und mich anbetest. Ich bin die höchste Kraft: ich kann durch die Luft fliegen, ich kann neue Bäume machen und Steine in Brot verwandeln. Ich kann im Feuer wohnen, es zehret mich nicht. Alles, was ich will, das vermag ich wohl“.
Da hub Petrus an, wider ihn zu sprechen, und machte allen seinen Trug und Zauberei offenbar. Als Simon sah, daß er Petrus nicht mochte widerstehen, da warf er seine Zauberbücher alle ins Meer, damit man nicht erfahre, daß er ein Zauberer sei; und machte sich auf gen Rom, daß man ihn da für einen Gott sollte halten. Als das Petrus vernahm, folgte er ihm nach und fuhr auch gen Rom.
Es war im vierten Jahre des Kaisers Claudius, daß Petrus nach Rom kam, daselbst saß er fünfundzwanzig Jahre. Er ordnete zween Bischöfe, als Johannes Beleth schreibet, daß sie ihm hülfen predigen, Linum und Cletum; einen außerhalb der Stadt, den andern inwendig. Er predigte ohne Unterlaß und bekehrte Viele zum Glauben und machte viele Kranke gesund. Da er nun in seiner Predigt die Reinheit und Keuschheit lobte, geschah es, daß vier Beischläferinnen des Präfekten Agrippa sich bekehrten und nimmermehr zu dem Präfekten wollten gehn. Darob ward derselbige zornig und suchte Ursache wider Petrum. Darnach erschien der Herr Sanct Petrus und sprach „Simon der Zauberer und Nero trachten wider dich, aber du sollst dich nicht fürchten, denn ich will bei dir sein und dich erlösen. Und will dir meinen Knecht Paulum zum Troste senden, der wird morgen zu Rom eingehen“. Da wußte Petrus, daß sein Ende nahe sei, und berief, als Linus schreibt, die Brüder, nahm Sanct Clemens bei der Hand und ordnete ihn zum Bischof und setzte ihn auf seinen Stuhl an seiner Statt.
Darnach kam Paulus gen Rom, wie der Herr gesagt hatte, und hub an mit Petrus Christus zu predigen. Simon der Magier aber war bei Nero in solcher Gunst, daß man ihn ohne Zweifel für eine Hüter hielt über des Kaisers Leben und Heil und über der Stadt Wohl. Eines Tages stund Simon der Zauberer vor dem Kaiser, da verwandelte er unversehens sein Antlitz, daß es bald alt, bald jung erschien. Als Nero das sah, glaubte er gewißlich, daß er Gottes Sohn sei. Da sprach Simon zu Nero „Aufdaß du wissest, gnädigster Kaiser, daß ich wahrlich Gottes Sohn sei, so heiße mir das Haupt abschlagen: so will ich am dritten Tage auferstehen". Da gebot Nero dem Henker, daß er ihn enthaupte. Aber da der Henker meinte, daß er den Simon enthaupte, schlug er in Wahrheit einem Widder das Haupt ab. Simon der Magier aber blieb durch seine Kunst heil; und sammelte des Widders Glieder und verbarg sie, und hielt sie drei Tage lang heimlich. Nur des Widders Blut bleib an der Statt zurück und gerann. Am dritten Tage zeigte sich Simon dem Kaiser und sprach „Nun laß das Blut wegwaschen, das ich ausgegossen habe; denn siehe ich bin am dritten Tage auferstanden, als ich es habe verheißen“.
Als Nero das sah verwunderte er sich über die Maßen und glaubte nun, daß er wahrlich Gottes Sohn sei.
Ein andermal, als Simon mit dem Kaiser in seiner Kammer war, sprach der Teufel draußen in seiner Gestalt zum Volke. Zu dem letzten so hielten ihn die Römer in solcher Ehre, daß sie ein Bild nach ihm machten, und schrieben darunter „Simon, dem heiligen Gotte“.
Daraufhin gingen Petrus und Paulus zu Nero hinein und deckten alle Zaubereien Simons auf. Und Petrus sprach noch dazu „So wie in Christo zwei Wesen: Gottheit und Menschheit sind gewesen, also sind auch in diesem Zauberer zwei Wesen: ein Mensch und ein Teufel“. Simon aber sprach „Auf daß ich diesen Feind nicht länger möge leiden, so will ich meinen Engeln gebieten, daß sie mich an ihm rächen“. Antwortete Petrus „Deine Engel fürchte ich nicht, sondern sie fürchten mich“.
Da sprach Nero „Fürchtest du Simon nicht, der seine Gottheit mit Werken bewähret?“ Antwortete Petrus „Ist Gottheit in ihm, soll er mir sagen, was ich denke oder was ich tue; doch will ich dir meinen Gedanken vorher ins Ohr sagen, Kaiser, daß er nicht wähnte, ich betröge ihn“. Sprach Nero „So komm her und sage mir, was du denkst“. Da ging Petrus hin und sprach heimlich zum Kaiser „Laß mir ein Gerstenbrot bringen und insgeheim geben“. Das ward ihm gebracht, da dankte er Gott dafür, verbarg es heimlich in seinem Ärmel und sprach „Nun sage Simon, der sich ein Gott dünket, was habe ich gedacht, gesprochen und getan?“ Antworte Simon „Petrus soll zuvor sagen, was ich denke“. Sprach Petrus „Ich werde zeigen, daß ich weiß, was Simon denkt, wenn ich das tue, was er gedacht hat“. Da ward Simon zornig und schrie „Es mögen große Hunde herbeikommen und ihn verschlingen“. Und alsbald waren große Hunde da und fielen Petrus gar ungestüm an. Er aber hielt ihnen das Brot entgegen, da flohen sie eilends. Darnach sprach Petrus zu Nero „Siehe, ich habe erzeigt, daß ich wußte, was Simon wider mich dachte, nicht mit Worten, sondern mit Werken; er sprach, daß er seine Engel wolle gegen mich senden, nun sind es Hunde gewesen; also ist offenbar, daß er keine himmlischen Engel hat, sondern hündische“.
Da sprach Simon „Paulus und Petrus, höret mich; wenn ich hier nichts wider euch tun mag, so wollen wir doch dahin kommen, da ich über euch soll Gericht halten. Jetzt aber will ich eurer schonen“.
Egesippus und Linus aber erzählen, daß Simon sich nun in großem Übermut vermaß, daß er die Toten könne erwecken. Es geschah, daß ein Jüngling starb; da rief das Volk Petrus und Simon, und nach Simons Willen ward man zu Rat, daß man den töten solle, der den Toten nicht möge erwecken. Nun machte Simon seine Beschwörungen über die Toten; da deuchte es denen, die umher stunden, wie daß der Tote das Haupt bewegte. Da schrien sie alle über Petrus und wollten ihn steinigen. Petrus brachte das Volk mit Mühe zum Schweigen und sprach „Lebt der Tote, so soll er aufstehen und wandeln und sprechen, anders ist es ein Blendwerk, daß er das Haupt bewegt. Lasset Simon von dem Bette wegtreten, so wird der Trug des Teufels offenbar“.
Man führte Simon fort von dem Bett: da lag der Tote unbewegt. Petrus aber stund von fern und betete und sprach „Im Namen Jesu Christi von Nazareth, des Gekreuzigten, Jüngling stehe auf und wandle“.
Da stund der Jüngling alsbald auf lebendig und wandelte. Nun wollte das Volk den Simon steinigen, aber Petrus sprach „Es ist ihm Strafe genug, daß er in seinen Künsten ist überwunden, denn unser Herr hat uns geboten, daß wir Böses mit Gutem sollen vergelten“.
Da sprach Simon „Wisset, Petrus und Paulus, es soll euch nicht werden, was ihr begehrt; ich will euch nicht mit der Märtyrerkrone krönen“. Sie antworteten „Es geschehe uns, wie wir begehren, dir aber werde nimmer wohl, denn was du sprichst, lügst du“.
Da ging Simon zu dem Haus seines Jüngers Marcelli und band einen großen Hund an die Tür des Hauses und sprach „Nun will ich sehen, wie Petrus zu dir mag eingehen, so er dich besuchen will nach seiner Gewohnheit“. Nicht lange darnach kam Petrus und band den Hund los, und der Hund schmeichelte den Menschen allen; den Simon aber verfolgte er, und packte ihn und warf ihn zu Boden nieder und wollte ihn töten. Da lief aber Petrus hinzu und rief, er sollte ihm nicht tun; also versehrte der Hund seinen Leib nicht, aber er zerriß die Kleider ganz und gar, daß er zuletzt nackt auf der Straße lag. Und das Volk und die Kinder liefen mit dem Hund hinter ihm drein, bis sie ihn wie einen Wolf aus der Stadt hatten gejagt. Aus Scham über diesen Schimpf zeigte sich Simon ein ganzes Jahr lang nicht mehr in der Stadt. Als Marcellus aber die Wunder sah, folgte er Petrus nach.
Darnach kehrte Simon zurück und ward von Nero wieder in Freundschaft empfangen. Über eine Zeit rief Simon das Volk zusammen und sprach, die Galiläer hätten ihn also gekränkt, daß er die Stadt nun wolle verlassen, die er bis jetzt habe beschirmt: also wolle er einen Tag setzen, da er gen Himmel fahre, denn auf Erden wohnen möge er nicht mehr. Am festgesetzten Tage aber stieg er auf einen hohen Turm, oder, als wir bei Linus lesen, auf das Capitlium, und schwang sich hinab, mit Lorbeer bekränzt, und hub an zu fliegen. Da sprach Paulus zu Petrus „Ich will beten, du aber sollst gebieten“. Und Nero sprach „Dieser Mensch hat die Wahrheit gesagt, ihr aber seid Betrüger“. Sprach Petrus zu Paulus „Paulus, hebe dein Haupt auf und schau“. Da hub Paulus seine Augen auf und sah Simon in den Lüften fliegen; und sprach zu Petrus „Petrus, was verziehest du? Vollbringe, was du begonnen hast, denn allbereits ruft uns der Herr“. da rief Petrus „Ich beschwöre euch, ihr Engel des Satans, die ihr ihn in der Luft traget, bei unserem Herrn Jesus Christus: haltet ihn nicht mehr, sondern lasst ihn fallen“.
Alsbald ließen sie ihn los, und er fiel herab, daß sein Haupt zerschmetterte und er seinen Geist aufgab. Da das Nero vernahm, ward er gar sehr betrübt, daß er einen solchen Mann verloren hatte, und sprach zu den Aposteln „Ihr habt mir mein Herz traurig gemacht, darum sollt ihr eines bösen Todes sterben“. (Die Legenda Aurea S.329-333)
Das war sozusagen die Vorgeschichte zum:
Martyrium von Petrus und Paulus unter Kaiser Nero in Rom:
Von diesem Urteil, das man über sie gab, spricht Dionysius in dem Briefe an Timotheus über den Tod Paulus „O lieber Bruder Timotheus, hättest du gesehen den Wettkampf des Todes unserer Meister, du wärest vor Betrübnis tot. Wer weinte nicht in der Stunde, da das Urteil über sie gegeben ward: daß Petrus gekreuziget werde und Paulus enthauptet? Da hättest du gesehen, wie die Juden und Heiden auf sie schlugen und in ihr Antlitz spieen. Dann kam der schreckliche Augenblick, da sie sollten, hingerichtet werden. Man trennte sie von einander, und band die Säulen der Welt, und die Brüder seufzten und weinten dabei. Da sprach Paulus zu Petrus „Friede sei mit dir, du Grundstein der Kirche, du Hirte der Schafe und Lämmer Christi“. Petrus sprach zu Paulus „Geh hin in Frieden, du Prediger heiligen Wandels, Mittler des Heils, Führer der Gerechten". Als sie aber von einander schieden, folgte ich Paulus, meinem Meister, denn man tötete sie nicht an derselben Statt.““. Solches schreibt Dionysius.
Macrellus und Leo aber erzählen: Als Petrus zum Kreuze kam, sprach er „Christus, der von Himmel auf die Erde kam, ward am aufrechte Kreuze erhöht; ich aber in gewürdiget, von der Erde zu kommen nach dem Himmel, darum soll mein Haupt nach der Erde weisen, und meine Füße nach dem Himmel. Also, da ich unwürdig bin am Kreuze zu hängen wie mein Herr ist gehangen, so kehret das Kreuz um und kreuziget mich, das Haupt nach unten“. Da wendeten sie das Kreuz um und hefteten seine Füße nach oben und seine Hände nach unten. Die Brüder Marcellus und Apulejus, seine Jünger, nahmen ihn herab vom Kreuze und begruben ihn mit edlen Salben. (Auszüge aus der Legenda Aurea S. 333/334)