Wie ich schon weiter oben andeutete, kann jeder wissen, was Paulus meinte. Aber nur, wer von Paulus entsprechend unterwiesen wurde. Das ist das Grundprinzip der Lehre der Apostel, das schon Jesus installierte. Darum erwählte Jesus von Anfang an Jünger, die Er unterrichtete. Der Unterricht vom Meister zum Jünger gewährleistet bei Christus, dass die richtige Lehre verstanden und weitergegeben wird. Das geschieht nicht von einem Tag auf den anderen, sondern über Jahre. Deswegen war Jesus viele Jahre lang Lehrer seiner Schüler. Und als sie fertig unterrichtet waren, sandte Er sie hinaus in die Welt, mit einem Lehrauftrag. Sie sollten in die Welt gehen und alle Nationen zu Jüngern machen und sie lehren alles zu halten, was Er befohlen hatte (Mt 28,19-20).
Wie taten sie das? Setzte sich jeder hin, schrieb ein Buch, stellte Kopisten und Übersetzer an, und verteilte dann so viele Bücher wie möglich in so vielen Sprachen wie möglich an so viele Leute wie möglich? Nein, keiner von ihnen tat das! Darum wundert es mich, wenn ich sehe, wie viele Christen aber heute genauso vorgehen und sich aber als Nachfolger der Apostel oder gar Jesu fühlen. Sie tun aber das Gegenteil von dem was die Apostel taten! Heute werden möglichst viele Bibeln übersetzt und verteilt und man glaubt, das sei Mission und das würde zur Verbreitung des Evangeliums beitragen. Wäre das so, dann hätten es die Apostel so gemacht und Jesus hätte damit angefangen. Die meisten der Apostel jedoch schrieben nie auch nur eine Seite. Ist dir das schon aufgefallen? Was taten die Apostel statt Bücher schreiben und verteilen? Sie lehrten mündlich, Tag für Tag, und sogar auch in der Nacht. Und sie lebten die gesunde Lehre in der Praxis. Man sah und hörte die richtige Lehre indem man die Apostel beobachtete. Und nur wenn man die mündliche Lehre kannte, verstand man auch die Schriften der Apostel. Gerade bei Paulus war das so. Darum schrieb er nie an unbekannte Leute, sondern immer an seine Gemeinden oder seine Schüler, die er davor ausgiebig unterwiesen hatte. Die Schrift war immer nur eine Bekräftigung und Erinnerung an die mündliche Lehre, aber nie ein Ersatz dafür.
Die Gnostiker sahen das anders. Sie kannten Paulus nicht mündlich, sahen auch keinen Sinn darin, denn sie konnten ihn ja lesen und hatten einen persönlichen Draht zu Gott, wie sie meinten. Daher glaubten sie höhere göttliche Erkenntnisse zu haben, für sie persönlich. Merkst du die Parallelen zu heute? Auch heute gibt es genau diese zwei Lager. Welches Lehrmodell wird im Neuen Testament vorgelebt und befohlen? Setzten sich die Christen im Neuen Testament jeder mit seiner Bibel in sein stilles Kämmerlein und las jeder für sich die Bibel oder saßen sie alle gemeinsam zu den Füßen der Apostel und blieben beständig in der Lehre der Apostel und traten in deren Fußstapfen?
Der erste Punkt in der Frage, ob Gott oder der Satan die Menschen verblendet, geht also klar an die Schüler von Paulus. Nur die wissen, was Paulus meinte. Irenäus beruft sich auf solche Paulusschüler, die er selbst kannte und von denen er lernte, wie Paulus sprach und schrieb und richtig zu lesen ist.