Aber sind die Menschen dann nicht unschuldig, wenn sie von Gott verblendet wurden?
Nein, sind sie nicht. Jeder ist immer selbst schuld an seinem Unglauben und der daraus folgenden Verblendung. Auch dazu brachte ich bereits weiter oben eine Stelle aus der Heiligen Schrift:
Gott schaut auf die Erde ob es irgendeinen Mensch gibt, der nach ihm fragt, irgendeinen verständigen. Doch Gott findet keinen. Sie sind alle abgewichen und verdorben.
Das war auch schon zur Zeit von Micha so. 400 Propheten, aber kein verständiger, der nach Gott fragt. Nur Micha fragte nach Gott. Alle anderen machten sich ihren eigenen Gott, so später die Sadduzäer und die Gnostiker, um nur mal drei Beispiele zu nennen, die wir bereits besprachen.
In der Heiligen Schrift ist immer der Ungläubige an seinem Unglauben selbst schuld. So wie jeder Mensch, der nicht nach Gott fragt, selbst daran schuld ist. Es ist des Menschen Aufgabe nach Gott zu fragen. „Wer suchet, der findet“ sagte daher Jesus. Wer nicht sucht, findet nicht. Und das ist die Mehrheit. Darum war es noch nie weise, sich Mehrheiten zu suchen, schon gar nicht im Lager der Ungläubigen und Gottlosen. Das bemerkte auch der gottesfürchtige König von Juda als er die 400 Propheten hörte:
„Ist hier kein Prophet des HERRN mehr, den wir fragen könnten?“
Er hatte verstanden, worauf es ankommt. Nicht auf die Menge der Experten, sondern auf wen sie hören! Sein Kollege, der gottlose König von Israel erwiderte:
„Es gibt noch einen Mann, durch den man den HERRN befragen kann; aber ich hasse ihn, denn er weissagt mir nichts Gutes, sondern nur Böses: Micha, der Sohn Jimlas!“
Da haben wir es! Der König hasst die Propheten, die ihm nicht das sagen, was er gerne hört. Also sind es im Laufe der Zeit immer weniger geworden, bis nur noch Micha übrig blieb und den fragt der König schon gar nicht mehr. Stattdessen hat er sich mit 400 Propheten umgeben, die ihm sagen, was er hören will. Und noch etwas erfahren wir: der eine Prophet, der wirklich auf Gott hört, sagt immer nur Böses. Wer will das schon hören? Wer will immer nur zurechtgewiesen werden? Das erscheint dem König böse, dass Gott ihn nicht in seiner Sünde lobt, sondern tadelt und straft. Ist das heute nicht genauso? Anstatt auf den Tadel zu hören, den Gott durch seine Propheten und Lehrer verkünden lässt, umgeben sich die Menschen lieber mit Menschen, die sie bestätigen und wertschätzen. Dann fühlen sie sich gut und können ungestört ihr sündiges Leben leben, ihre eigenen Wege gehen. Das lieben sie.
Paulus sah genau das und warnte:
Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden. (2.Tim 4,3-4)
Genau da stehen wir heute. So wie der böse König von Israel die Reden des Propheten Micha nicht ertragen konnte, so geht es den Christen heute, dass sie die gesunde Lehre der Apostel nicht ertragen können. Sie suchen sich stattdessen andere Lehrer, die ihnen das sagen, was sie hören wollen. Sie hören Lügen lieber als die Wahrheit. Denn die Lügen schmeicheln ihren Ohren, die Wahrheit tut ihnen weh. Und so sind sie alle abgewichen und verdorben. Unglaube und Verblendung sind also selbst gewählt, so wie die Irrlehren. Das griechische Wort für Irrlehre, Häresie, kommt übrigens genau von der Wahl, die man eigenmächtig trifft. Jeder ist selbst schuld, der nach eigener Wahl sich eine Lehre aussucht und darauf hört. Das Angebot an Irrlehren ist groß heute. Jemand, der nach Gott fragt, jemand, der die Wahrheit hören will, stellt keine Bedingungen an die Botschaft, er wählt sie sich nicht selbst aus, sondern ist für alles offen, was Gott ihm befiehlt. Aber wer nur bestimmte Botschaften hören will, oder nur in einer bestimmten Art, der hat sich schon selbst die Verblendung eingebrockt. Darum ist der häufigste Satz, den Jesus in der Bibel sagt: „Wer Ohren hat, der höre!“ (Mt 11,15. 13,9. 13,43; Mk 4,9.23. 7,16; Lk 8,8. 14,35; Offb 2,7.11.17.29. 3,6.13.22. 13,9). Wer aber empfindliche Ohren hat, verschließt sie vor der Wahrheit, hört nicht auf Gott, sondern hört lieber auf Lügen. Das war leider immer schon so, und das wird immer so bleiben. Und solche Ungläubigen verblendet Gott.
Das wusste auch noch Cyrill von Jerusalem:
Da spricht Mani zu Archelaos: „Welches ist der Gott, der verblendet? Denn Paulus schreibt: ,Der Gott dieser Welt hat den Sinn der Ungläubigen verblendet in ihrem Innern, so daß sie nicht sehen den Glanz des Evangeliums‘“. Archelaos erwidert mit den trefflichen Worten: „Lies das Sätzchen, das zuvor geschrieben steht: ‚Wenn unser Evangelium auch verborgen ist, so ist dies nur bei den Verlorenen der Fall‘“. Siehst du, daß es vor denen verborgen ist, welche verloren sind? Denn nicht darf man das Heilige den Hunden geben. Hat übrigens nur der Gott des Alten Bundes den Sinn der Ungläubigen verblendet? Hat nicht Jesus gesagt: ‚Daher rede ich zu ihnen in Gleichnissen, damit sie sehen und doch nicht sehen‘? Hat er etwa, weil er sie haßte, gewollt, daß sie nichts sehen? Oder hat er es gewollt wegen ihrer Unwürdigkeit, weil sie ihre eigenen Augen verschlossen hatten? Wo man sich für Bosheit entscheidet, wird die Gnade entzogen. ,Denn, wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er zu haben scheint, genommen werden’. (Cyrill von Jerusalem (313-387), Katechesen an die Täuflinge (BKV), VI. KATECHESE AN DIE TÄUFLINGE, frei vorgetragen in Jerusalem., Häresien, 28)
Cyrill ist ein interessanter Lehrer: er liest Paulus zwar schon so wie die Gnostiker, aber er versteht ihn noch so wie Chrysostomus und Irenäus. Und daher weiß er noch, dass Gott den Sinn der Ungläubigen verblendet, weil sie es nicht besser verdienen, und dass das nicht nur ein böser Gott des Alten Testamentes ist, sondern auch Jesus Christus so lehrte und lebte. Auch Jesus hat nicht alle angenommen, er wies viele ab, und Seine Reden verstörten viele Menschen, sodass sich viele wieder von Jesus abwandten und ihn verließen. Anstatt es ihnen so zu erklären, dass sie es annehmen konnten, hat er es absichtlich so formuliert, dass es nur die verstehen, denen es gegeben ist. Und wer ist das? Diejenigen, die wirklich nach Gott fragen anstatt nach Bestätigung von Menschen. Das sahen und erlebten Jesu Apostel täglich und das grub sich tief in ihr Herz ein. Das war eine der zentralen Lehren, die sie bei Jesus lernten. Und darum sind die Evangelien voll von diesen Botschaften. Man muss nur genau hinsehen und darauf achten. Wer aber liest wie ein Gnostiker, wird die faulen Früchte der Gnostiker bringen.
Und da sind wir bei der Schlussfrage, die mir angesichts dessen oft gestellt wird: