Das Vorwort zur Übersetzung enthält vielversprechende Ansagen:
Gerade in der jetzigen Zeit, die durch den Einfluss der Globalisierung geprägt ist und auch teilweise durch die große Unwissenheit hinsichtlich der göttlichen Rechtsbegriffe, Aufträge und Ordnungen, erleben wir eine starke Beeinflussung bei der Liberalisierung bezüglich der Lehraussagen des Wortes Gottes, und nur eine absolut klare Aussage seines Wortes kann all den Anfechtungen und Angriffen widerstehen
Das ist der Grund, warum sich das Wort Gottes in seiner gesamten Aussage stark und unanfechtbar darstellen muss.
Jeder gottesfürchtige, geisterfüllte Lehrer kann solche Worte nur doppelt und dreifach unterstreichen und sich freuen, wenn in Zeiten wie diesen doch noch die Wahrheit hin und wieder durchdringt auch in Bibelgesellschaften und Verlagen! Davor erklärt der Schreiber des Vorwortes, der sich am Ende „Der Verlag“ nennt, dass es unumgänglich war, das Alte Testament, das grundsätzlich nach der Elberfelder von 1905 auf Basis des Masoretentextes auf Deutsch übersetzt ist, anhand der Septuaginta zu revidieren und zeigt eine erfreuliche Erkenntnis:
Außerdem gewinnt man beim Erforschen der Schriften die Überzeugung, dass die Apostel und auch unser Herr Jesus Christus selbst sich auf Verse aus der Septuaginta bezogen haben.
Die Überzeugung ist im Grund richtig, aber es zeichnet sich beim genauen Hinhören bereits hier ein richtungsweisender Irrtum ab: offenbar beschränkt sich die genannte Überzeugung nur auf einzelne Verse, aber nicht auf die Heilige Schrift insgesamt. In Wahrheit haben sich allerdings der Herr Jesus Christus und Seine Apostel nicht nur auf einzelne Verse aus der Septuaginta bezogen, sondern auf die Heilige Schrift! Sie betonten immer „die Schrift sagt“ und nicht „an dieser einen Stelle gefällt uns die Septuaginta besser als der Masoretentext und daher zitierten wir sie hier ausnahmsweise“. Leider dürfte genau diesen zweiten Gedanken der Verlag haben:
Das Ergebnis zeigt, dass sich bei Zuhilfenahme beider Textsammlungen, sowohl des Masoretischen als auch des Textes der Septuaginta, ein wunderschönes Gesamtbild der Lehre der Apostel und Propheten darstellt. Somit ergibt sich eine starke Aussagekraft des Wortes Gottes hinsichtlich des Alten und Neuen Testamentes bezüglich der Wahrheit und dazu auch der Erkenntnis Gottes.
Eine halbrichtige Erkenntnis kann nur ein halbrichtiges Ergebnis bringen. Wenn man im ersten Schritt erkennt, dass Jesus und Seine Apostel sich auf die Septuaginta bezogen, im zweiten Schritt aber den MT zur Hilfe nimmt, ist das Ergebnis ein gottloser Hybrid, ein Mischwerk aus Wort Gottes und Menschenwort, das kein schönes Gesamtbild der Lehre der Apostel und Propheten darstellt, sondern beide entstellt. Leider hat man hier die falsche Lehre aus den Septuaginta-Zitaten gezogen. Denn wenn alle Autoren des NT die Septuaginta zitierten, sagten sie in Wahrheit damit, dass die LXX das Wort Gottes ist, das gelesen und übersetzt werden soll, und nicht nur die paar Verse, die sie daraus zitierten. Was aber heraus kommt, wenn man nur einzelne Verse des AT mithilfe der LXX revidiert, zeige ich an einem Beispiel aus einem Propheten, nämlich Jesaja, Kapitel 53:
Vers 1 wird im neuen Testament aus der Septuaginta zitiert und kein einziges mal aus dem Masoretentext. Also wurde dieser Vers in der Christianismos Bibel nach der Septuaginta revidiert. Selbes gilt für Vers 5. Menschen, die nun die Zitate im Neuen Testament lesen und im Alten Testament nachschlagen, sehen „wunderschön“, dass sie harmonisch übereinstimmen und erwarten, dass auch der Rest des Kapitels mit der Lehre der Apostel übereinstimmt. Das ist aber eine Täuschung der Herausgeber, denn alle anderen Verse haben sie aus dem Masoretentext stehen lassen und damit enthält das Kapitel 53 - wie auch der Rest des Buches Jesaja - in ihrer Bibel eine Reihe von häretischen Aussagen, die die Apostel als Häresie oder gar Gotteslästerung verurteilt hätten. Zum Beispiel in Vers 10:
Christianismos Bibel (Masoretentext) | Septuaginta Deutsch | |
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Jesaja 53,10: | Doch dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen, er hat ihn leiden lassen. Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird er Samen sehen, er wird seine Tage verlängern; und das Wohlgefallen des Herrn wird in seiner Hand gedeihen. | Aber der Herr will ihn reinigen von dem (Unglücks)schlag; wenn ihr für die Sünde gebt, dann wird eure Seele langlebige Nachkommen sehen; und der Herr will wegnehmen von der Mühe seiner Seele, |
Links haben wir einen Herrn, dem es gefällt seinen Knecht zu zerschlagen und der ihn leiden lässt. Rechts haben wir einen völlig anderen Herrn, der Christus von dem Unglücksschlag reinigen (d.h. davon befreien) und ihm die Mühen seiner Seele wegnehmen will. Das sind zwei gegensätzliche Herren. Links der Teufel, der Christus zerschlagen und leiden lassen will, rechts der barmherzige Vater im Himmel, der Seinem geliebten Sohn helfen will. Welchen Herrn hat der Prophet Jesaja in Wahrheit verkündet und in wessen Namen prophezeit? Ich bin immer wieder erschüttert, wie sehr sich die späten Christen verblenden ließen von dem Teufel und seinen Knechten, den Masoreten. Die frühen Christen sahen hier viel klarer, sie verwendeten ausschließlich die Septuaginta als Heilige Schrift und das sieht man eindeutig und wunderschön gerade bei Kapitel 53 aus dem Buch Jesaja, dem ich einen eigenen Beitrag widmete, wo ich die beiden Grundtexte Vers für Vers gegenüberstellte und zeigte, welchen die frühen Christen zitierten: Herr, wer glaubte unserer Botschaft?
Leider wurde aber auch nicht erkannt, dass uns Gott durch die Septuaginta nicht nur den richtigen Wortlaut überlieferte, sondern auch den vollen Textumfang. Denn einige Bücher haben in der LXX wesentlich mehr Umfang als im MT. Besonders fällt das im Buch Esther auf, von dem heute gern behauptet wird, dass es den Namen Gottes nicht enthält. Das stimmt aber nur für die Version des Masoretentextes, denn in der Septugianta wird der Name Gottes im Buch Esther oft und überaus stark verwendet in mehreren seitenlangen Gebeten. Die Masoreten kürzten aber nicht nur das Wort Gottes, sondern warfen auch einige Bücher hinaus. Davon ließen sich die frühen Christen nicht beirren, sondern lasen und zitierten weiterhin alle Bücher der Heiligen Schrift, aber die späten Christen hörten ab einem gewissen Punkt lieber auf die Nachfahren der christusfeindlichen Pharisäer als auf die Nachfolger der Apostel und ihres Meisters Jesus Christus, und verschmähten also jene Bücher, die sie dann verächtlich „Apokryphen“ schimpften. Das zeigt sich leider auch in dieser Bibelübersetzung, die in Sachen Altes Testament und Septuaginta nicht die wünschenswerte Qualität der Erkenntnis zeigt, die sie in den ersten Worten ihres Vorwortes verspricht.
Im Neuen Testament war man etwas mutiger und ließ sich offenbar etwas mehr von den frühen Christen unterweisen als im AT. So entschied man sich für den guten überlieferten Grundtext („Der Textus Receptus“) und hie und da für eine treffender Wortwahl als sonst üblich in deutschen Übersetzungen. Zum Beispiel schreiben sie statt dem sonst üblichen flachen Reich Gottes beherzt und wortgetreu „Königreich Gottes“. Oder es wird die Apostelgeschichte nun „Die Taten der Apostel“ genannt. Das kommt dem ursprünglichen Namen schon näher und wird der Bedeutung des Buches für die Lehre der Apostel gerechter. An anderen Stellen würde man sich eine ähnliche Treffsicherheit der Worte im Sinne der Lehre der Apostel noch wünschen. Schön ist aber, dass der Verlag immerhin noch weiß, dass Paulus den Hebräerbrief schrieb, was heute leider auch nicht mehr selbstverständlich ist.
Die verlagstechnische Umsetzung weist leider etliche Nachteile auf. Die Bibel ist nur als Kaufversion erhältlich und die digitale Version zudem benutzerunfreundlich. Während andere digitale Bibeln nicht nur gratis erhältlich sind, sondern mit hilfreichen digitalen Werkzeugen wie Fußnoten, Parallelstellen, Vergleich mit anderen Übersetzungen oder auch nur einer schönen Navigation durch Verse und Kapitel daherkommen, plagt man sich hier mit einem sperrigen PDF, wo man weder Text daraus kopieren noch drucken kann, weil beides von Verlagseite mittels Eigentümerpasswort gesperrt ist - und das bei einer Kaufversion!
Fazit: Ein vielversprechendes Übersetzungsprojekt entpuppt sich als eher gut gemeint denn gut gemacht und bleibt auf halber Strecke hinter den erweckten Erwartungen zurück. Aber noch ist nicht aller Tage Abend und vielleicht geht man in Zukunft den eingeschlagenen guten Weg doch noch konsequent zu Ende anstatt mittendrin in eine andere Richtung abzubiegen?