Das Wort Apokryphen wurde aus dem griechischen Wort apokryphos (ἀπόκρυφος, G614) abgeleitet, das in der Bibel mehrmals vorkommt.

Es wird auf Deutsch mit geheim, verborgen oder versteckt übersetzt und kommt im Neuen Testament dreimal vor:

Denn nichts ist verborgen, das nicht offenbar gemacht wird, und nichts geschieht so heimlich, dass es nicht an den Tag kommt. (Mk 4,22)

Denn nichts ist verborgen, das nicht offenbar werden wird, und nichts ist geheim, das nicht bekannt werden und an den Tag kommen wird. (Lk 8,17)

... in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen sind. (Kol 2,3)

Und im griechischen Alten Testament, der Septuaginta, zweimal:

Und er wird über die Verstecke des Goldes und des Silbers und über alle begehrenswerten Dinge Ägyptens und der Libyer und der Äthiopier in ihren befestigten Orten Herr sein. (Dan 11,43)

Und er nahm das Silber und das Gold und die kostbaren Gerätschaften und die verborgenen Schätze, die er fand. (1.Makk 11,23)

Die frühen Christen bezeichneten mit diesem Wort aber auch die geheimen Bücher der gnostischen Geheimlehren, die allesamt Irrlehren waren. Zum Beispiel schrieb Hippolytus von Rom in der Einleitung seiner 10 Bücher zur Widerlegung aller Häresien:

Wir können den Menschen einen guten Schutz gegen den Irrtum bieten dadurch, daß sie die geheim gehaltenen Kulthandlungen der Häretiker klar sehen, die diese wie einen Schatz hüten und nur den Eingeweihten offenbaren. Es wird sie aber niemand anderer des Irrtums überführen als der in der Kirche gespendete Heilige Geist, den zuerst die Apostel empfangen haben und den sie dann den Rechtgläubigen mitteilten. (Hippolytus, Widerlegung aller Häresien, Buch I, Inhalt)

Und kommt im Verlauf seines Werkes wiederholt auf die Bücher der Gnostiker zu sprechen. Zum Beispiel hier:

Uns scheint nun die Lehre der Sethianer genügend erklärt zu sein. Wenn aber jemand ihr ganzes Tun und Treiben kennen lernen will, der lese das Buch, das den Titel trägt: Paraphrasis Seth; alle ihre Geheimnisse wird er dort niedergelegt finden. (Hippolytus, Widerlegung aller Häresien, Buch V, Kap. 17)

Oder hier:

Wenn Justinus dies so hat bekräftigen lassen, so ergötzt er die Anfänger mit mancherlei Fabeln in mancherlei Büchern und führt sie so zu dem „Guten“, indem er sie in die unaussprechlichen Mysterien einweiht. Um aber nicht all zu vieles durchgehen zu müssen, wollen wir die Geheimnisse aus einem seiner Bücher, das nach seiner Meinung ein Meisterwerk ist, vorlegen. Das Buch ist Baruch betitelt; eine der zahlreichen darin enthaltenen Fabeln wollen wir als von Herodot stammend nachweisen; er gibt sie umgestaltet als etwas Neues seinen Zuhörern wieder und macht sich aus ihr die ganze Grundlage seines Lehrgebäudes. (Ebd., Kap. 19)

Auf dieselbe Weise erklären sie in mehreren Büchern die anderen prophetischen Aussprüche. Ihr Hauptbuch ist aber das „Baruch“ betitelte, aus dem der Leser ihre ganze Behandlung des Mythos ersehen kann. Ich habe schon viele Häresien kennen gelernt, Geliebte, ich bin aber niemals auf etwas so Schlechtes gestoßen. (Ebd., Kap. 22)

Man könnte noch viele weitere Zitate anführen, aber es reichen die bisherigen um das Problem zu zeigen: Die frühchristlichen Lehrer beschäftigten sich ausgiebig mit den Geheimlehren der verschiedensten Gnostiker und deren geheimen Bücher. Sie machten deren geheime Inhalte öffentlich bekannt um sie bloßzustellen und die Christen davor zu warnen. Ein Problem dabei war, dass die Gnostiker sich derselben Begriffe und Namen bedienten wie die Christen und ihnen daher auf dem ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sahen. Das reichte bis zu den Buchtiteln. Das Hauptbuch der Justinianer hieß zum Beispiel „Baruch“, exakt gleichlautend wie ein Buch in der Septuaginta, die aber die Heilige Schrift der Juden und Christen zur Zeit Christi war! Der Teufel war immer schon ein Kopierer und Nachahmer Gottes. Es gelang ihm damals, einige Christen damit zu verwirren und zu verführen. Heute gelingt ihm das noch besser, denn viele Christen halten heute das Buch Baruch aus der Septuaginta für ein apokryphisches Buch, wie auch etliche andere Bücher der Septuaginta (welche Bücher das konkret sind, schauen wir uns im nächsten Kapitel an). Das wäre den frühen Christen jedoch nicht im Traum eingefallen, denn für sie war die Septuaginta die heilige, inspirierte Schrift Gottes!

Heute werden von den späten Christen im 21. Jahrhundert mit dem Sammelbegriff „Apokryphen“ also völlig andere Bücher bezeichnet als im 2. Jahrhundert von den frühen Christen. Deswegen wird es im Rest dieses Beitrages nun darum gehen, welche Bücher heute konkret gemeint sind, wie es historisch zu dieser Auswahl kam, und welche Kritik heute gegen diese Bücher vorgebracht wird und was daran überhaupt wahr ist.

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    • ANF

      Abkürzung für Ante-Nicene Fathers

    • Ante-Nicene Fathers

      Die frühchristlichen Schriften, die als vornizäische Väter (engl. Ante-Nicene Fathers) bekannt sind, sind die wertvollste Hilfe zum Verständnis des Neuen Testaments in seinem historischen Kontext. 

    • Apokryphen

      Das Wort Apokryphen wurde aus dem griechischen Wort apokryphos (ἀπόκρυφος, G614) abgeleitet, das in der Bibel mehrmals vorkommt.

    • Apologet

      Ein Apologet ist ein Glaubensverteidiger

    • Apostel

      Das Wort Apostel kommt rund 80 mal im Neuen Testament vor und ist somit biblisch .

    • AT

      Abkürzung für A ltes T estament