Die Septuaginta ist das griechische Alte Testament, das Jesus Christus, Seine Apostel, ihre Jünger und deren treue Nachfolger hatten. Und wenn im Neuen Testament Verse aus dem Alten Testament zitiert werden, stammen sie aus der Septuaginta! (Mehr Informationen über die Septuaginta in unserem Beitrag: Septuaginta). Wir haben das in vielen Beiträgen gezeigt. Zum Beispiel hier und hier und hier und hier. Das ist heute den meisten Bibellesern leider gar nicht bewusst.
Warum ist die Septuaginta für dieses Thema wichtig?
Der Grund ist, dass die Septuaginta zur Zeit Jesu Christi mehr Bücher umfasste als der später geschriebene Masoretentext, von dem die Protestanten übersetzten. Fast alle modernen Bibeln folgen im Alten Testament dem Masoretentext und haben deswegen weniger Bücher als Jesus und Seine Apostel. Die Differenz sind folgende Bücher:
- Weisheit Salomos - Sophia Salomonos (Weisheitsbuch)
- Judit - Judith (Geschichtsbuch)
- Tobit (Geschichtsbuch)
- 1. Makkabäer - Makkabaion I (Geschichtsbuch)
- 2. Makkabäer - Makkabaion II (Geschichtsbuch)
- Jesus Sirach -Sophia Sirach (Weisheitsbuch)
- Baruch (Prophetenbuch, Jeremia)
- Der Brief des Jeremia - Epistole Jeremiu (Prophetenbuch, Jeremia)
- Das erste Buch Esdras - Esdras I (Geschichtsbuch)
- Susanna (Prophetenbuch, Daniel)
- Bel und Drache - Bel kai Drakon (Prophetenbuch, Daniel)
Nummer 7 und 8 wurden später zusammengelegt, waren aber ursprünglich getrennte Bücher. Die letzten beiden (10 und 11) gehörten zur Zeit der Apostel zum Buch Daniel, wurden später aber daraus herausgelöst als eigene Bücher. Es handelt sich also um 5 Geschichtsbücher, 4 Prophetenbücher und 2 Weisheitsbücher, die viele Christen heute nicht in ihren Bibeln haben und als „Apokryphen“ verachten.
Diese Bücher sind in der Regel mit dem Begriff „Apokryphen“ heutzutage gemeint und von diesen Büchern handelt dieser Beitrag, wobei die sieben fett gedruckten die bekanntesten sind und in allen Listen vorkommen.
Die restlichen sind ursprünglich in anderen biblischen Büchern enthalten gewesen oder waren Varianten davon. So ist zum Beispiel das erste Buch Esdras eine Variante von den Büchern Esra und Nehemia, mit Ergänzungen und anderer Erzählung, ähnlich wie die Bücher der Chroniken sich zu den Büchern der Könige verhalten. 1. Esdras enthält sogar auch Inhalte der 2. Chronik und liefert somit einen Übergang der Geschichtsbücher vor und nach dem Untergang Jerusalems.
Aber das ist noch nicht alles. Einige andere Bücher des Alten Testaments, die zwar in allen Bibeln bis heute erhalten blieben, sind aber in einer anderen Version in den heutigen Bibeln, meist stark gekürzt, im Vergleich zu ihrem ursprünglichen Umfang in der Septuaginta. Manchmal geht es nur um einzelne Worte oder Sätze, in anderen Fällen aber um ganze Kapitel, die in heutigen Bibeln fehlen. Am schlimmsten davon betroffen sind die Bücher
- Hiob - Job
- Esther
- Daniel
- Jesaja - Esaias - Isaias
- Jeremia - Jeremias
- Psalmen - Psalmoi
Aber auch einige andere Bücher wurden stellenweise umgeschrieben, sodass ihr ursprünglicher Sinn teilweise verloren ging, wie z.B. Genesis, Exodus, Sprichwörter (Sprüche), Jona und Habakuk. Genau genommen betrifft es alle Bücher, die einen mehr, die anderen weniger. In der Septuaginta Deutsch kann man das gut erkennen, denn sie druckt alle betroffenen Worte kursiv.
Aus Sicht der modernen Bibeln wird der Spieß heute jedoch umgedreht und die Sache so dargestellt, als enthielte die Septuaginta „apokryphische“ Zusätze und nicht, als hätten die modernen Bibeln Inhalte verloren oder verfälscht. Da wir hier aber nicht Meinungen diskutieren wollen, sondern die Wahrheit ergründen, werden wir in die Tiefe gehen müssen und die Geschichte und deren Zeugen befragen denn:
„Über alles aber siegt die Wahrheit.“
Das ist übrigens ein Zitat aus der Septuaginta, das im Moseretentext und daher in vielen Bibeln fehlt! Es steht im ersten Buch Esdras 3,12.
Es sei an der Stelle erstens noch erwähnt, dass es heute leider verschiedene Versionen der Septuaginta gibt. Das führt zu Verwirrungen. Manche Versionen enthalten noch mehr Bücher als die oben erwähnten, die dem Masoretentext fehlen. Das hängt davon ab, in welchem Jahrhundert man die Septuaginta betrachtet. Es kamen nämlich sowohl von den Juden als auch den Christen noch ein paar Texte hinzu. Flavius Josephus, der jüdische Historiker, überlieferte im ersten Jahrhundert n. Chr. noch ein viertes Makkabäerbuch, das in spätere Septuagintaausgaben aufgenommen wurde. Und wo es ein viertes gibt, muss es auch noch ein drittes geben. Alle 4 Makkabäer finden sich deswegen in der Septuaginta Deutsch, und ein zusätzliches Buch, die Oden. Dieses Buch der Oden ist eine Art christliches Liederbuch aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Es ist eine Sammlung von Liedern und Gebeten aus dem Alten und Neuen Testament. Es enthält also keine neuen Inhalte, sondern ist nur eine thematische Zusammenstellung von vorhandenen Schriftworten, mit zwei Ausnahmen: Erstens das darin enthaltene „Gebet des Manasse“ ist zwar aus jüdischen Gebetstraditionen formuliert, aber nur in christlichen Handschriften überliefert. Zweitens das den Engelgesang nach Lk 2,14 aufnehmende „Gloria in excelsis Deo“ ist eines der ältesten frühchristlichen Lieder, steht aber nicht im Neuen Testament. Beide werden heute von gewissen Leuten zu den Apokryphen gezählt. Das gilt auch für Psalm 151 und die Psalmen Salomos, die ebenfalls in der Septuaginta Deutsch zu finden sind. Folgende Bücher müsste man anhand der Septuaginta Deutsch, die im Textumfang der Septuaginta von Alfred Rahlfs folgt, also den 11 Büchern in der Liste oben noch hinzufügen:
12. Psalmen Salomos - Psalmoi Salomontos (Weisheitsbuch)
13. Oden - Odai (Weisheitsbuch)
14. 3. Makkabäer - Makkabaion III Geschichtsbuch)
15. 4. Makkabäer - Makkabaion IV (Geschichtsbuch)
Zweitens sei noch erwähnt, dass auch heute nicht alle Bibeln dem Masoretentext folgen und es daher immer noch Bibeln mit dem Gesamtumfang der Septuaginta im Alten Testament gibt. Andere Bibeln gehen auch einen Mischweg, indem sie zwar dem hebräischen Masoretentext folgen, aber diesen an gewissen Stellen anhand der griechischen Septuginta berichtigen oder ergänzen. Wir haben eine Übersicht über die wichtigsten deutschen und englischen Bibelübersetzungen gemacht, wo man das erkennen kann.
Das Christentum ist heute also gespalten in Bezug auf die Vollständigkeit und Anerkennung des Wortes Gottes, der Heiligen Schrift. Aber wie kam es dazu?