Jesus las in der Synagoge in seiner Heimatstadt Nazareth aus den Heiligen Schriften vor. Man sprach dort Aramäisch. Und deswegen sprach Jesus auch Aramäisch, überhaupt in seiner Heimat und überhaupt in der Jüdischen Synagoge, in der natürlich nur Hebräisch gelesen und gelehrt wurde. So behaupten es jedenfalls viele moderne Lehrer, Juden wie Christen.
Sie halten das für logisch und deswegen „erwiesen“. Es ist aber ein fataler Irrtum, der sich hartnäckig hält, weil niemand prüft.
Prüfen wir also gemeinsam. Die Begebenheit wird uns im Lukasevangelium folgendermaßen überliefert:
Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen worden war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge und stand auf, um vorzulesen. Und es wurde ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja gegeben; und als er die Buchrolle aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben steht:
»Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, den Armen frohe Botschaft zu verkünden; er hat mich gesandt, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, Gefangenen Befreiung zu verkünden und den Blinden, dass sie wieder sehend werden, Zerschlagene in Freiheit zu setzen, um zu verkündigen das angenehme Jahr des Herrn.«
Und er rollte die Buchrolle zusammen und gab sie dem Diener wieder und setzte sich, und aller Augen in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Er aber fing an, ihnen zu sagen: Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren! [Luk 4,16-21]
Die Geschichte endet übrigens damit, dass die Leute - immerhin Nachbarn und Bekannte von Jesus! - ihn aus der Stadt jagen und töten wollen. Davor sagt Er den weltberühmten Satz: „Kein Prophet ist anerkannt in seinem Vaterland“. Damals schon zeigten sich die Juden als verstockt. Tragisch. Aber eine andere Geschichte. Hier wollen wir untersuchen, in welcher Sprache Jesus las und welchen Text.
Lukas verrät uns, dass Jesus aus dem Propheten Jesaja las. Hier der Wortlaut aus der selben Bibelübersetzung (in unserem Fall die Schlachter 2000, man kann das aber mit jeder anderen auch machen und nachvollziehen) wie oben das Lukasevangelium:
Der Geist des HERRN, des Herrschers, ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat, den Armen frohe Botschaft zu verkünden; er hat mich gesandt, zu verbinden, die zerbrochenen Herzens sind, den Gefangenen Befreiung zu verkünden und Öffnung des Kerkers den Gebundenen, um zu verkündigen das angenehme Jahr des HERRN. [Jesaja 61,1-2]
Dem aufmerksamen Leser wird auffallen, dass etwas fehlt. Jesus las laut Lukas „und den Blinden, dass sie wieder sehend werden“ aber dieser Teil steht in Jesaja in unserer Bibel gar nicht! Ich fordere alle Leser auf, das mit jeder Bibel zu Hause zu überprüfen. Vergleicht Lukas mit Jesaja in der selben Bibel. Es wird immer so sein: laut Lukas liest Jesus von Blinden, die sehend werden, aber im Jesaja im Alten Testament der selben Bibel steht nichts davon. Wie kommt das? Konnte Jesus nicht lesen? Hat Er während dem Lesen etwas dazu gedichtet? War Er betrunken? All das wäre den Schriftgelehrten in der Synagoge aufgefallen und sie hätten Ihn sofort zurecht gewiesen! Wir lesen zwar von einer Empörung in der Synagoge aber nicht wegen eines Lesefehlers. Im Gegenteil, der Lesung stimmten sie alle noch zu. Erst als Jesus die Schrift auslegte und auf Sich bezog, wurden die Zuhörer wütend.
Des Rätsels Lösung ist einfach und peinlich zugleich: alle Bibeln heute haben ein anderes Altes Testament und damit einen anderen Prophet Jesaja als damals Jesus. Es ist ein heute weit verbreiteter Irrtum, wenn Christen glauben, sie hätten die Heilige Schrift in der Hand, die Jesus las. Die modernen Bibeln gehen nämlich wie oben beschrieben von der irrigen Meinung aus, dass Jesus auf Hebräisch las und nehmen deswegen den sogenannten Hebräischen Grundtext als Vorlage für ihre Übersetzungen des Alten Testamentes. Zur Zeit Jesu gab es aber gar keinen Hebräischen Text mehr, außer ein paar Fragmente, die die Bücherverbrennung zur Zeit der Griechischen Weltherrschaft (ein anderes spannendes Thema!) überlebten, sondern die Septuaginta. Aufgrund der eben genannten Fragmente, auswendig gelernten Passagen aus der Septuaginta, Wunschdenken und Phantasie haben die Pharisäer, die sich später im Mittelalter Masoreten nannten, ab dem zweiten Jahrhundert nach Christus den sogenannten Masoretentext konstruiert. Das dauerte einige Jahrhunderte. Die frühen Christen schenkten während dieser Zeit diesem Text jedoch keine Aufmerksamkeit, denn sie hatten ja die Septuaginta, die ihr Herr Jesus las und somit heiligte. Heute ignorieren die meisten Bibelgesellschaften aber die Septuaginta und ziehen stattdessen den Masoretentext für die Übersetzung des Alten Testaments heran. Ergebnis davon ist, dass Altes und Neues Testament nicht mehr zusammenpassen. Schlagen wir die zitierte Stelle aber in der Septuaginta Deutsch auf, passt sie hervorragend zu dem Wortlaut, den Jesus las:
Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat; um frohe Botschaft den Armen zu bringen, hat er mich abgesandt, um die zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, um den Gefangenen Freilassung zu verkünden und den Blinden neue Sehkraft, um auszurufen ein willkommenes Jahr des Herrn. [Jesaja 61,1-2, LXX Deutsch]
Und siehe da, die Blinden sind da! Zufall? Wohl kaum. Als ich oben schrieb, dass alle Bibeln ein anderes Altes Testament haben, war das nicht korrekt. Das trifft derzeit auf fast alle deutschsprachigen Bibeln zu, mit einer Ausnahme (falls es inzwischen mehr Ausnahmen gibt, könnt ihr uns die bitte gerne mitteilen. Kontaktiert uns dazu hier): Die Übersetzung von Benjamin Fotteler hat die Septuaginta als Grundtext für das AT gewählt und übersetzt die gegenständliche Passage daher so:
Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, den Bettelarmen das Evangelium zu verkünden; er hat mich ausgesandt, um die zu heilen, die im Herzen zerknirscht sind, Gefangenen Entlassung auszurufen und Blinden die Rückkehr des Sehvermögens, das angenehme Jahr des Herrn auszurufen ...
Es gibt auch anderssprachige, zum Beispiel auf Englisch, welche auf der LXX basieren, etwa die Apostolic Bible Polyglot, Thomson Translation, Complete Apostles' Bible, MLV, NHEB, ACV oder englische Versionen der LXX wie etwa die LXX2012 oder die Brenton. Die haben den Jesajatext, den Jesus las.
Der Unterschied ist - wie so oft - übrigens bezeichnend. Gott sandte den Messias, den Christus, damit Er den Blinden neue Sehkraft gibt. Das war ein sogenanntes Messianisches Wunder, das Jesus vielfach wirkte. Er machte Blinde sehend, rein körperlich. Aber Er machte noch mehr geistig Blinde sehend. Er öffnete den Menschen die Augen. In jeder Hinsicht. Doch die Pharisäer und Schriftgelehrten wollten das nicht, sie versuchten es sogar Jesus zu verbieten. Er nannte sie deswegen „blinde Blindenleiter“ [Mt 15,14]. Etwa ein Jahrhundert nach Seinem Tod strichen sie die Passage mit den Blinden, die sehend werden, aus ihrem neuen „Hebräischen“ Text. Deswegen fehlt sie im Masoretentext, der somit ein tragisches Symbol jener blinden Blindenleiter wurde, die sich nicht von Jesus sehend machen lassen wollen und kollektiv in die Grube fallen. „Hebräischen“ habe ich deswegen in Anführungszeichen gesetzt, weil es nicht mehr wirklich das Hebräisch war, das die Hebräer im Alten Testament sprachen und schrieben. Denn die Masoreten führten neue Schriftzeichen ein und vokalisierten das Hebräisch, das aber ursprünglich und eigentlich keine Vokale kennt. Dadurch wurde die Sprache entfremdet, entstellt, und dem Sinn der Masoreten angepasst, genau wie ihre neue Heilige Schrift.
Aber ihre Gedanken wurden verstockt; denn bis zum heutigen Tag bleibt beim Lesen des Alten Testamentes diese Decke unaufgedeckt, die in Christus weggetan wird. Doch bis zum heutigen Tag liegt die Decke auf ihrem Herzen, sooft Mose gelesen wird. Sobald es sich aber zum Herrn bekehrt, wird die Decke weggenommen. [2.Kor 3,14-16]
Nur Jesus kann den verstockten Hebräern die Augen öffnen und ihnen die Decke wegnehmen, die bis heute auf ihnen liegt. Sie können das Alte Testament deswegen gar nicht richtig lesen und noch weniger verstehen. Paulus setzte alle seine Kraft und Zeit ein, um den Juden diese Decke durch Jesus Christus wegzunehmen. Bei wenigen gelang es ihm. Die anderen hassten und verfolgten ihn und nach seinem Tod verlagerte sich ihr Hass auf andere angesehene Christen, wie etwa den Herrenbruder Jakobus, und ab dem 2.Jahrhundert begannen sie sich ihre eigenen Hebräischen Heiligen Schriften zusammen zu stellen. Niemals wären die frühen Christen auf die Idee gekommen, sich von diesen Juden das Wort Gottes bringen oder erklären zu lassen, denn ihr Auftrag lautete genau umgekehrt: sie sollten den Juden das wahre Wort, nämlich Jesus Christus, bringen und ihnen helfen, die Decke, die auf ihnen liegt, wegzunehmen. Die frühen Christen wussten also nicht nur, welche Schrift die wahre Heilige war, sondern auch, dass die Juden dringend Hilfe nötig hatten, um sie zu verstehen. Heute scheint es umgekehrt zu sein: die späten Christen suchen Rat bei den Juden und holen sich von ihnen den Hebräischen Masoretentext, der aber die von Gott und Jesus geheiligte und inspirierte Septuaginta entstellt. Das muss zwangsläufig zu einer anderen Lehre führen.
Vergleicht man den Griechischen Text mit dem Hebräischen, fallen aber noch mehr Unterschiede auf. Es ist nicht nur so, dass der masoretische Text die Blinden weglässt, sondern dass er auf der anderen Seite Wörter hinzudichtet: Er fügt einen Namen Gottes hinzu, den der Griechische Text an der Stelle nicht hat, nämlich „..., des Herrschers,“ Im Text, den Jesus las, kommen diese Worte nicht vor und damit kann man sie eindeutig als Zusätze entlarven, die später hinzukamen. Und man kann damit eindeutig beweisen, dass Jesus den Griechischen Text las und nicht den Hebräischen, sogar in der Synagoge seiner Heimatstadt Nazareth in Galiläa! Das möge all jenen eine Lehre sein, die glauben, Jesus hätte auf Hebräisch oder Aramäisch gesprochen und gelesen! Nein, das Wort Gottes kam schon Jahrhunderte vorher in Griechisch zu den Juden und der Neue Bund, den Jesus Christus mit dem neuen Volk Gottes schloss, war auf Griechisch geschlossen. Darum war Griechisch die Sprache der Heiligen Schrift der frühen Christen, der Apostel und aller Autoren des Neuen Testaments.
Zuguterletzt sollte es allen gottesfürchtigen Menschen zu bedenken geben, dass der Masoretentext also nachweislich sowohl Worte hinzufügt wie auch weglässt von den Heiligen Schriften. Wieso ist das bedenklich? Weil Gott es streng verboten und mit einem Fluch belegt hat!
Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des HERRN, eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete. [5.Mose 4,2]
Das ganze Wort, das ich euch gebiete, das sollt ihr bewahren, um es zu tun; du sollst nichts zu ihm hinzufügen und nichts von ihm wegnehmen! [5.Mose 13,1]
Fürwahr, ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand etwas zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, von denen in diesem Buch geschrieben steht; und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buches dieser Weissagung, so wird Gott wegnehmen seinen Teil vom Buch des Lebens und von der heiligen Stadt, und von den Dingen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald! Amen. — Ja, komm, Herr Jesus! Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen. [Off 22,18-21]