• Kurzname: Jakobus
  • Auch bekannt als: Bruder des Herrn
  • Lehrer: Jesus Christus
  • Bruder von: Jesus Christus, Judas
  • Amt: 1. Bischof von Jerusalem
  • Wirkungsperiode: 1.Jahrhundert
  • Tod unter: Hoherpriester Ananus
  • Tod durch: Tempelsturz, Steinigung, Erschlagung
  • Bücher: Jakobusbrief
Jakobus der Gerechte

Der Herrenbruder war eine herausragende Persönlichkeit des 1.Jh, über die wir mehr wissen als über die beiden Aposteln namens Jakobus. Mit einem wird er oft verwechselt. 

Die Mariendogmen der RKK sind schuld. Denn seit es diese Dogmen gibt, darf niemand in der RKK mehr glauben, dass Jesus einen leiblichen Bruder hatte, obwohl das genauso in der Bibel steht und jahrhundertelang selbstverständlicher Teil der Überlieferung war. Die Marigendogmen machen aber Maria unter anderem zu einer immerwährenden Jungfrau. Deswegen darf sie nach römisch-katholischer Lehre keine leiblichen Kinder nach Jesus auf die Welt gebracht haben und deswegen wurden ihre Kinder einer anderen Maria zugeordnet. Und hier kommt Jakobus der Jüngere ins Spiel. Er war eigentlich ein Cousin von Jesus und hatte auch eine Mutter mit Namen Maria. Markus berichtet uns davon:

„Es sahen aber auch Frauen von ferne zu, unter ihnen waren auch Maria Magdalena und Maria, die Mutter des jüngeren Jakobus und des Joses, sowie Salome,...“ (Mk 15,40)

Dieser Jakobus der Jüngere war einer der zwölf Apostel, die Jesus persönlich berief. Das war immer schon Standardwissen der frühen Christen. Aber dann gibt es eben noch den Herrenbruder Jakobus um den es hier in diesem Beitrag geht. Dieser war nie Apostel, sondern leiblicher Bruder von Jesus und vor Jesu Kreuzigung ungläubig, wie alle anderen Brüder von Jesus ebenso:

Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen. (Mk 3,21)

Da kamen seine Mutter und seine Brüder; sie blieben draußen stehen und ließen ihn herausrufen. Es saßen viele Leute um ihn herum und man sagte zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und suchen dich. Er erwiderte: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter. (Mk 3,31-35)

Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm. (Mk 6,3)

Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder? Leben nicht auch alle seine Schwestern unter uns? Woher also hat er das alles? Und sie nahmen Anstoß an ihm. Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends ist ein Prophet ohne Ansehen außer in seiner Heimat und in seiner Familie. Und er wirkte dort nicht viele Machttaten wegen ihres Unglaubens. (Mt 13,55-58)

Da sagten seine Brüder zu ihm: Geh von hier fort und zieh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Taten sehen, die du vollbringst! Denn niemand wirkt im Verborgenen, wenn er öffentlich bekannt sein möchte. Wenn du dies tust, offenbare dich der Welt! Auch seine Brüder glaubten nämlich nicht an ihn. Jesus sagte zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht gekommen, für euch aber ist immer die rechte Zeit. Euch kann die Welt nicht hassen, mich aber hasst sie, weil ich bezeuge, dass ihre Taten böse sind. Geht ihr nur hinauf zum Fest; ich gehe nicht zu diesem Fest hinauf, weil meine Zeit noch nicht erfüllt ist. Das sagte er zu ihnen und er blieb in Galiläa. Als aber seine Brüder zum Fest hinaufgegangen waren, zog auch er hinauf, jedoch nicht öffentlich, sondern im Verborgenen. (Joh 7,3-10)

Diese paar Bibelstellen belegen eindeutig, dass Jesus sowohl Brüder als auch Schwestern hatte und sie alle aber nicht an ihn glaubten. Er distanzierte sich von ihnen. Daher sollte es eigentlich keine Verwechslung dieser beiden Männer namens Jakobus geben können, denn der eine war ein Jünger Jesu, der andere aber ein ungläubiger Bruder. Übrigens dürfte er der älteste Bruder Jesu gewesen sein, denn er wird in allen Namenslisten der Brüder Jesu stets an erster Stelle genannt (siehe oben). Dieser Bruder Jesu wurde aber nach dem Tod Jesu durch eine persönliche Begegnung gläubig, wie uns ebenfalls die Bibel durch Paulus berichtet:

Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln. (1.Kor 15,7)

Das dürfte auch den anderen Brüdern (zumindest auch Judas) so ergangen sein, denn zu Pfingsten waren sie alle mit der Mutter Jesu in der Gemeinde der Gläubigen einmütig versammelt und beteten miteinander:

Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern. (Apg 1,14)

Ab der Gründung der Urgemeinde in Jerusalem war der Herrenbruder Jakobus eine tragende Säule der Gemeinde. Paulus berichtet davon:

Von den anderen Aposteln sah ich keinen, nur Jakobus, den Bruder des Herrn. (Gal 1,19)

Bei seinem ersten Besuch der Gemeinde in Jerusalem traf Paulus also nur Petrus und Jakobus, den Herrenbruder. Das zeigt schon die herausragende Stellung von Jakobus, der hier sogar in die Nähe der Aposteln gerückt wurde, obwohl er streng genommen nie einer war. Bei seinem zweiten Besuch der Gemeinde in Jerusalem, vierzehn Tage später (bei dem sogenannten Apostelkonzil), traf Paulus neben den zwei eben genannten auch noch den Apostel Johannes und bezeichnet alle drei als Säulen:

Deshalb gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als die Säulen Ansehen genießen, mir und Barnabas die Hand zum Zeichen der Gemeinschaft (Gal 2,9)

Von diesem ersten Apostelkonzil wird in Apostelgeschichte Kapitel 15 berichtet. Und auch hier tritt Jakobus hervor als jener, der nicht nur das letzte Wort hat, sondern auch mit seinen weisen, vom Heiligen Geist und den Schriften inspirierten Worten den Streit beendet. Auch zu einem späteren Zeitpunkt, als Paulus nach Jahren wieder nach Jerusalem kam mit einer beträchtlichen Geldspende seiner Gemeinden in Kleinasien, war es wieder Jakobus, der Paulus empfing:

Am folgenden Tag ging Paulus mit uns zu Jakobus; auch alle Ältesten fanden sich ein. (Apg 21,18)

Er war sogar der erste Bischof von Jerusalem. Und hier beginnt das Problem. Ein so wichtiger Jakobus kann nicht unter den Teppich gekehrt werden, er darf aber laut Mariendogmen auch nicht der Bruder Jesu sein. Wie lösten die römisch-katholischen Historiker das Problem? Ganz einfach: Geschichtsrevision. Sie legten die beiden Männer mit selben Namen Jakobus einfach zu einer Person zusammen und sagten, das seien beide die selbe Person. Aus 2 mach 1. Und somit ist die Biographie dieser beiden sehr unterschiedlichen Männer zusammengelegt und synchronisiert worden im Laufe der Jahrtausende. Heute wissen wir deswegen leider sehr wenig über Jakobus dem Jüngeren, denn fast alles wurde von der Biographie des Jakobus dem Gerechten einfach abgeschrieben. Hier zeigt sich einerseits das Dilemma der Römisch-Katholischen Kirche deutlich und andererseits jenes der späten Christen: erstere muss die Wahrheit und Geschichte so biegen, das alles schön in die selbsterfundenen Dogmen passt und zweitere haben keine Ahnung von den frühen Christen sondern hören lieber auf die späten Lehrer und Bibelkommentare, die in der Regel die frühen Christen entweder auch nicht kennen oder einfach ignorieren.

Interessantes Detail am Rande: obwohl die Römisch-Katholische Kirche verbissen sämtliche leibliche Brüder und Schwestern von Jesus leugnet und kunstvoll versucht wegzuargumentieren, stehen diese sogar in der Einheitsübersetzung drin! Alle oben angeführten Bibelstellen habe ich bewusst aus der Einheitsübersetzung 2016, die die offizielle deutsche Übersetzung der RKK ist, zitiert. Jeder kann sehen, dass sogar in dieser RKK-Übersetzung ganz klar von Brüdern und Schwestern Jesu die Rede ist. Bis heute hat Gott es nicht zugelassen, dass diese Wahrheit aus der Übersetzung verschwunden ist! 

Es ist heute immer noch möglich, die Geschichte richtig kennenzulernen, abseits von Dogmen und eitler Ignoranz. Und genau das kann uns Jakobus der Gerechte treffend vor Augen führen. Hier ein Auszug aus seiner Biografie, festgehalten von keinem geringeren als Eusebius von Cäseräa:

Da Paulus an den Kaiser appelliert hatte und von Festus nach Rom geschickt worden war, sahen sich die Juden um das Ziel, das sie durch ihr Vorgehen gegen Paulus zu erreichen hofften, betrogen. Sie wandten sich daher gegen Jakobus, den Bruder des Herrn, welchem von den Aposteln der bischöfliche Stuhl in Jerusalem zugewiesen worden war. Sie gingen also gegen ihn vor. Sie zitierten ihn und verlangten von ihm, daß er vor dem ganzen Volke den Glauben an Christus abschwöre. Als nun aber Jakobus wider aller Erwarten offen und frei vor der ganzen Menge, wie man es nicht vermutet hatte, bekannte, Jesus, unser Erlöser und Herr, sei der Sohn Gottes, da vermochten sie das Zeugnis dieses Mannes nicht mehr zu ertragen, zumal er überall wegen der Strenge seiner sittlichen und religiösen Auffassung als der gerechteste Mann galt, und sie töteten ihn. Anlaß zu diesem Vorgehen gab ihnen das Fehlen einer höheren Instanz. Da nämlich Festus damals in Judäa gestorben war, war das Land ohne Regierung und Verwaltung. Der oben angeführte Bericht des Klemens, Jakobus sei von der Zinne des Tempels herabgestürzt und mit einem Stück Holz erschlagen worden, hatte uns bereits Aufschluß über die Art seines Todes gegeben. Am genauesten berichtet über ihn Hegesippus, einer der ersten Nachfolger der Apostel. Er erzählt im zweiten Buche seiner „Erinnerungen“: „Die Kirche wurde übernommen von den Aposteln und Jakobus, dem Bruder des Herrn, der von den Zeiten des Herrn an bis auf unsere Tage allgemein der Gerechte genannt wurde; denn es gab noch viele, die den Namen Jakobus führten. Schon vom Mutterleibe an war er heilig. Wein und geistige Getränke nahm er nicht zu sich, auch aß er kein Fleisch. Eine Schere berührte nie sein Haupt, noch salbte er sich mit Öl oder nahm Bad. Jakobus allein war es gestattet, das Heiligtum zu betreten; denn er trug kein wollenes, sondern ein leinenes Gewand. Allein pflegte er in den Tempel zu gehen und man fand ihn auf den Knien liegend und für das Volk um Verzeihung flehend. Seine Knie wurden hart wie die eines Kameles, da er ständig auf den Knien lag, um zu Gott zu beten und ihn um Verzeihung für sein Volk zu bitten. Wegen seiner hervorragenden Gerechtigkeit wurde er der Gerechte genannt; er war ein Oblias, was im Griechischen περιοχὴ τοῦ λαοῦ (Stütze und Halt des Volkes) heißt, und war die Gerechtigkeit, von welcher die Propheten sprechen. Einige von den sieben weiter oben (in den ‚Erinnerungen’) erwähnten Sekten fragten ihn: ‚Welches ist die Türe Jesu?’ Er antwortete: ‚Jesus ist der Erlöser.’ Einige von ihnen wurden für den Glauben, daß Jesus der Messias ist, gewonnen. Die erwähnten Sekten glaubten aber weder an die Auferstehung noch an die Vergeltung. Diejenigen von ihnen, welche den Glauben annahmen, verdankten ihn dem Jakobus. Da nun auch von den Führern (des Volkes) viele glaubten, entstand ein Aufruhr unter den Juden, den Schriftgelehrten und Pharisäern, welche erklärten, das ganze Volk laufe Gefahr, Jesus als den Messias zu erwarten. Sie gingen daher zu Jakobus und sagten zu ihm: ‚Wir bitten dich, dem Volke Einhalt zu gebieten; denn es ließ sich von Jesus verführen, da es ihn für den Messias hält. Wir bitten dich: Kläre alle, die zum Osterfeste gekommen sind, über Jesus auf! Dir schenken wir alle Vertrauen. Denn wir und das ganze Volk geben dir das Zeugnis, daß du gerecht und unparteiisch bist. Rede daher dem Volke zu, daß es sich nicht bezüglich der Person Jesu irreführen lasse! Denn das ganze Volk und wir alle schenken dir Vertrauen. Stelle dich auf die Zinne des Tempels, damit du dort oben gesehen und deine Worte vom ganzen Volke leicht verstanden werden! Denn wegen des Osterfestes sind alle Stämme mit den Heiden versammelt.’ Die erwähnten Schriftgelehrten und Pharisäer führten nun Jakobus auf die Zinne des Tempels und riefen ihm zu: ‚Gerechter, dem wir alle folgen wollen! Da das Volk sich von Jesus, dem Gekreuzigten, irreführen läßt, so tue uns kund, wer die Türe Jesu ist!’ Er antwortete mit lauter Stimme: ‚Was fragt ihr mich über den Sohn des Menschen? Er thront im Himmel zur Rechten der großen Kraft und wird kommen auf den Wolken des Himmels:’ Als auf dieses Zeugnis des Jakobus hin viele voll Begeisterung in Lobpreisungen ausbrachen und riefen: ‚Hosanna dem Sohne Davids!’ — da sprachen die gleichen Schriftgelehrten und Pharisäer zueinander: ‚Wir haben ungeschickt gehandelt, da wir Jesus solches Zeugnis verursachten. Doch lasset uns hinaufsteigen und ihn hinabstürzen, damit sie aus Angst nicht an ihn glauben!’ Da sie schrien: ‚Oh, oh, auch der Gerechte hat sich irreführen lassen!’ erfüllten sie die bei Isaias geschriebenen Worte: ‚Lasset uns den Gerechten aus dem Wege räumen; denn er ist uns lästig! Sie werden nunmehr die Früchte ihrer Werke genießen.’ Sie stiegen nun hinauf und warfen den Gerechten hinunter. Und sie schrien zueinander: ‚Lasset uns Jakobus, den Gerechten, steinigen!’ Und sie begannen, ihn zu steinigen; denn trotzdem er hinabgestürzt worden war, war er noch nicht tot. Vielmehr richtete er sich auf und betete auf den Knien: ‚Ich bitte dich, Herr, Gott und Vater, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!’ Während sie ihn noch steinigten, rief ein Priester aus der Familie Rechab, des Nachkommen der Rechabim, welche der Prophet Jeremias erwähnt: ‚Haltet ein! Was tut ihr? Der Gerechte betet für euch!’ Da nahm einer aus ihnen, ein Walker, das Holz, womit er die Kleider preßte, und schlug es auf den Kopf des Gerechten. So starb er des Martertodes. Man begrub ihn an derselben Stelle in der Nähe des Tempels. Jakobus war für Juden und Heiden ein glaubwürdiger Zeuge der Messianität Jesu. Bald darauf erfolgte die Belagerung durch Vespasian.“ In diesen ausführlichen Berichte stimmt Hegesippus mit Klemens überein.

Jakobus war so bewundert und allgemein wegen seiner Gerechtigkeit so gefeiert, daß selbst die Juden, soweit sie noch klar dachten, glaubten, das erwähnte Vorgehen gegen ihn sei die Ursache der bald auf seinen Martertod erfolgten Belagerung von Jerusalem gewesen; nur in dem blutigen Frevel, den sie an ihm begangen hatten, sahen sie den Anlaß ihres Schicksals. Auf jeden Fall trug Josephus kein Bedenken, in seinen Schriften diesen Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Er schrieb: „Dieses Schicksal widerfuhr den Juden als Rache für Jakobus, den Gerechten, den Bruder Jesu, des sog, Christus; denn obwohl er der Gerechteste war, hatten ihn die Juden getötet.“ Derselbe Geschichtschreiber erzählt auch von dem Tode des Jakobus im zwanzigsten Buche seiner „Altertümer“. Er berichtet: „Als der Kaiser von dem Tode des Festus erfahren hatte, entsandte er den Albinus als Prokurator nach Judäa. Der jüngere Ananus, der, wie gesagt, die hohepriesterliche Würde erhalten hatte, war ein außerordentlich stürmischer Draufgänger; er gehörte der Sekte der Sadduzäer an, welche, wie wir schon gezeigt haben, als Richter grausamer waren als alle anderen Juden. Dieser Ananus nun glaubte, da Festus gestorben und Albinus erst noch auf der Reise war, die Lage sei für ihn günstig, weshalb er den Hohen Rat einberief und den Bruder Jesu, des sog. Christus, der Jakobus hieß, und noch einige andere Männer vorführen ließ, sie der Gesetzesübertretung beschuldigte und zur Steinigung auslieferte. Alle aber, die als gute Bürger und gewissenhafte Gesetzesmenschen galten, hielten sich darüber sehr auf, und sie schickten heimlich an den König mit der Bitte, er möge dem Ananus wissen lassen, so etwas dürfe nicht mehr geschehen; schon das erstemal habe er nicht recht gehandelt. Einige gingen sogar dem Albinus entgegen, der von Alexandrien her unterwegs war, und klärten ihn darüber auf, daß es dem Ananus nicht erlaubt war, ohne sein Einverständnis die Gerichtssitzung abzuhalten. Albinus schenkte den Worten Gehör, schrieb entrüstet an Ananus und drohte ihm Strafe an. König Agrippa aber entsetzte ihn deswegen seiner hohenpriesterlichen Würde, die er drei Monate bekleidet hatte, und übertrug sie Jesus, dem Sohne des Dammäus.“ Dies ist die Geschichte des Jakobus. Von Jakobus soll der erste der sog. Katholischen Briefe verfaßt sein. Doch ist zu bemerken, daß er für unecht gehalten wird. Denn nicht viele von den Alten haben ihn und den sog. Judasbrief erwähnt, der ebenfalls zu den sog. Katholischen Briefen gehört. Doch ist uns bekannt, daß auch diese beiden Briefe wie die übrigen in den meisten Kirchen öffentlich verlesen worden sind. (Historia Ecclesiastica Kirchengeschichte (BKV), Zweites Buch, 23. Kap. Der Martertod Jakobus’, des sog. Bruders des Herrn)

In diesem historischen Bericht erfahren wir sehr viel über Jakobus, etwa dass er ein Nasiräer war und wie er zu seinem Beiname „der Gerechte“ kam. Fast alles davon wurde später, wie bereits erwähnt, auf den jüngeren Jakobus übertragen, was aber historisch falsch und nicht haltbar ist. Wir erfahren auch, dass Jakobus der Gerechte den Jakobusbrief schrieb. Er wird zwar als unecht bezeichnet, aber nicht von Eusebius. Hier muss man richtig lesen. Erstens sagt Eusebius nicht, dass der Brief unecht sei, sondern für unecht gehalten wird. Zweitens heißt unecht bei den frühen Christen nicht, dass er eine Fälschung oder sonstwie falsch wäre. Nein, unecht heißt nur, dass eher nicht der Autor, der dafür gehalten wird, der echte Autor war. In der Antike und auch später noch war es nicht unüblich, dass man Briefe oder auch Kunstwerke unter dem Namen des Meisters herausbrachte, auch wenn der Meister selbst gar nicht Hand daran gelegt hatte. Sie waren aber in seinem Sinne und kamen aus seiner Schule und wurden ihm deswegen zugeordnet. Und man beachte, dass Paulus auch viele seiner Briefe nicht eigenhändig schrieb, wie er selbst zugab, sondern diktierte. Er hatte seine Schreiber und Co-Autoren. Und dass die beiden Briefe (Jakobus und Judas) in den meisten Kirchen öffentlich gelesen wurde, bezeugt ja Eusebius unumwunden und beweist damit, dass sie als heilige Schriften angesehen waren. Niemals wäre auch nur in einer Gemeinde ein unheiliger Brief öffentlich verlesen worden! Es steht also nicht die geistliche Qualität oder gar Inspiration der genannten Briefe zur Debatte, die ja immerhin beide in den Bibelkanon des NT aufgenommen wurden, sondern die Autorenschaft. Und das ist ein Ergebnis der späten Zeit. Eusebius kannte die Autoren nicht mehr persönlich und auch niemanden mehr, der die Autoren persönlich kannte. Er gilt als einer der letzten Frühen Christen, da er die Konstantinische Wende miterlebte. Hier haben die frühen Christen des 1.Jahrhunderts und deren Schüler noch einen klaren Vorteil: mit ihnen hätte man diese Diskussionen nicht führen müssen. Sie kannten Jakobus persönlich oder zumindest einen seiner Schüler. Und schließlich beachte man das Argument „Denn nicht viele von den Alten haben ihn und den sog. Judasbrief erwähnt“. Wow, eigentlich eine starke Aussage. Es war offensichtlich ein Kriterium, wie viele „von den Alten“ einen Brief erwähnten. Das war offensichtlich wesentlich für die Lehre der Apostel: man sah auf „die Alten“ wie sie die Schriften gebrauchten. Das sollten wir mal bemerken. Ich werde an einer anderen Stelle näher darauf eingehen.

Zurück zu Jakobus und seiner Stellung in der Urgemeinde. Man kann diese gar nicht hoch genug einschätzen. Gerade durch den Jakobusbrief legte Jakobus ein sehr frühes Fundament für die Lehre der Apostel in der Gemeinde, ein gutes Jahrzehnt vor den ersten Evangelien und den ersten Paulusbriefen. Auf diesen Brief bauten alle anderen Schriften des NT auf, denn man muss davon ausgehen, dass jeder Autor des NT den Jakobusbrief selbstverständlich kannte, war er doch der Brief des ersten Bischofs der Urgemeinde, sehr nahe zum Tod und der Auferstehung Christi verfasst. Man erkennt in diesem Brief den Geist, der durch die Urgemeinde wehte und der aus Jakobus sprach. Seit Martin Luther, der diesen Brief hasste und mit der äußerst abfälligen Bezeichnung „stroherne Epistel“ verspottete und ihn am liebsten aus dem Bibelkanon geworfen hätte, genießt dieser wertvolle Brief ein trauriges Dasein im späten Christentum, wo er meistens gar nicht gelesen wird. Dabei wäre er bestens geeignet und notwendig, um viele moderne Irrlehren zu widerlegen und auch die Briefe des Paulus in einem rechten Licht zu sehen: denn Paulus hat sich immer Jakobus untergeordnet. Das bezeugen alle Begegnungen der beiden in der Bibel.