Der Schüler des Apostel Johannes und Bischof von Antiochien schrieb 7 Briefe vor seiner brutalen Hinrichtung.
Das literarische Bild des Ignatius ist durch spätere Fälschungen und Zutaten ähnlich entstellt worden wie das des römischen Klemens. Er gilt mit Recht als Apostelschüler.
Nach Origenes, Eusebius und Hieronymus war Ignatius als Nachfolger des Evodius unter Einrechnung des Apostels Petrus der dritte Bischof von Antiochien. Antiochien ist laut Lukas jene Stadt in Syrien, in der zuerst der Name „Christen“ aufkam:
und als er ihn gefunden hatte, brachte er ihn nach Antiochia. Es begab sich aber, dass sie ein ganzes Jahr zusammen in der Gemeinde blieben und eine beträchtliche Menge lehrten; und in Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt. (Apg 11,26)
Von Ignatius wird immer wieder erzählt, dass er ein bestimmtes Kind war, das im Matthäusevangelium (Mt 18,2-6) erwähnt wird:
Bekanntlich wurde er im Laufe der Zeit mit dem Kind identifiziert, das Christus seinen Jüngern als Vorbild der Demut vorstellte. Es hieß, der Heiland habe ihn in seine Arme genommen, und daher erhielt Ignatius den Namen Theophorus, d.h. nach der Erklärung, die diese Legende für das Wort gibt, einer, der von Gott getragen wird. Aber in Kap. II der folgenden Erzählung (gemeint ist das Martyrium des Ignatius) wird der Begriff so erklärt, dass er „einer, der Christus in seiner Brust trägt“ bedeutet; und diese einfache Erklärung, zusammen mit dem völligen Schweigen über die Wunder, die später mit dem Namen Ignatius verbunden wurden, ist sicherlich ein starkes Argument für die frühe Datierung und die wahrscheinliche Echtheit der Erzählung. (Introductory Note to the Martyrdom of Ignatius, ANF01. The Apostolic Fathers with Justin Martyr and Irenaeus, p.127.)
Ob es nun Legende oder Wahrheit ist, können wir heute nicht mehr feststellen. Eigentlich spricht nichts gegen diese Erzählung. Der Zeitraum würde passen und auch die Lehraussage, die Jesus Christus damit traf. Wenn die Geschichte also stimmt, dann war Ignatius wohl rund 10 Jahre jünger als Johannes, sein Lehrer, der selbst noch ein Jüngling (von etwa 17 Jahren) war, als Jesus ihn zum Jünger berief. Sicher bekannt ist uns aus seinem Leben, dass Ignatius später Bischof war, dass er schließlich unter Trajan zum Tode verurteilt wurde, und dass er davor auf der Reise von Antiochien nach Rom seine sieben Briefe verfasste, die wir heute als Kleinod frühchristlichen Glaubens und tiefer Frömmigkeit verehren. Somit starb Ignatius von Antiochien zur Zeit des selben römischen Kaisers wie sein Lehrer, der Apostel Johannes.
Dass Ignatius als Märtyrer gestorben ist, wird durch den Brief seines Zeitgenossen Polykarp von Smyrna, den gewichtigen Zeugen für die Echtheit der Ignatiusbriefe, außer Zweifel gestellt:
Ich ermahne denn euch alle, dem Worte der Gerechtigkeit zu gehorchen und auszuharren in aller Geduld, die ihr ja vor Augen gesehen habt nicht nur an den seligen Ignatius, Zosimus und Rufus, sondern auch an anderen aus eurer Mitte und an Paulus selbst und an den übrigen Aposteln; da ihr ja überzeugt seid, dass diese alle nicht vergeblich gelaufen sind, sondern in Glaube und Gerechtigkeit und dass sie an dem ihnen gebührenden Platze sind beim Herrn, mit dem sie auch gelitten haben. Denn sie liebten nicht diese Welt sondern den, der für uns gestorben und der unseretwegen durch Gott auferstanden ist. (Polykarp von Smyrna (2. Jhd.) Epistula ad Philippenses, Der Brief des Polykarp von Smyrna an die Gemeinde von Philippi (BKV), 9.Kap. Beweggründe für die Geduld)
dass er von wilden Tieren zerrissen worden sei, berichten glaubwürdige Autoren:
So sprach einer von den Unsrigen, der wegen seines Bekenntnisses für Gott zu den wilden Tieren verurteilt wurde: „Getreide Gottes bin ich, und von den Zähnen der Tiere werde ich zermahlen, damit ich als reines Brot Gottes erfunden werde“ (Irenäus, Contra Haereses Gegen die Häresien (BKV), Fünftes Buch, 28. Kapitel)
Im obigen Absatz zitiert übrigens Irenäus den Brief von Ignatius an die Römer (Kap. 4) und bestätigt diesen damit als glaubwürdig und echt. Dass die frühen Christen sich gegenseitig zitierten, ist heute ein trefflicher Beweis dafür, dass sie nicht nur einander kannten und lasen, sondern auch für echt und glaubwürdig einstuften. Und es zeigt uns, in welcher Reihenfolge die Schriften verfasst sein mussten, denn nur ein späterer kann einen früheren zitieren. Das ist übrigens schon bei den biblischen Büchern der Fall, wo etwa Paulus Lukas zitiert (1.Tim 5,18), was ein trefflicher Beweis dafür ist, dass zur Zeit des 1.Timotheusbriefes das Lukasevangelium als selbstverständlich bekannt und verbreitet vorausgesetzt wurde.