Die einen sahen ihn als Sohn des Trostes, die anderen als Zeus.
Er kommt aus dem Stamm Levi, wurde in Zypern geboren, und hieß eigentlich Joses, bekam aber von den Aposteln den Beinamen Barnabas, der besser zu ihm passte:
Joses aber, der von den Aposteln den Beinamen Barnabas erhalten hatte (das heißt übersetzt: »Sohn des Trostes«), ein Levit, aus Zypern gebürtig, besaß einen Acker und verkaufte ihn, brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen. (Apg 4,36-37)
Lukas zählt ihn 10 Kapitel später im selben Buch sogar zu den Aposteln:
Als aber die Apostel Barnabas und Paulus das hörten, zerrissen sie ihre Kleider, und sie eilten zu der Volksmenge (Apg 14,14)
Aber dieser lockere Umgang mit dem Wort Apostel kommt in der Apostelgeschichte nur in diesem Kapitel vor, übrigens auch schon in Vers 4. Ansonsten wird er immer als Außenstehender in Bezug auf die Apostel betrachtet (vgl. Apg 9,27). In der Bibel wird er fortan jedenfalls nur noch unter dem Beinamen Barnabas genannt. Er war ein Vetter des Johannes Markus, der später das Markusevangelium schrieb:
Es grüßt euch Aristarchus, mein Mitgefangener, und Markus, der Vetter des Barnabas — ihr habt seinetwegen Anordnungen erhalten; wenn er zu euch kommt, so nehmt ihn auf! (Kol 4,10)
Barnabas war nach der Bekehrung von Paulus jahrelang dessen treuer Begleiter und Beistand. Er brachte auch Paulus zu den Aposteln, und führte ihn dort in die Urgemeinde ein, weil sich alle vor Paulus fürchteten:
Als nun Saulus nach Jerusalem kam, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen; aber sie fürchteten ihn alle, weil sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei. Barnabas aber nahm ihn auf, führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf dem Weg den Herrn gesehen und dass dieser zu ihm geredet habe, und wie er in Damaskus freimütig in dem Namen Jesu verkündigt habe. (Apg 9,26-27)
Barnabas war ein guter Mann voll Heiligen Geistes und Glauben und brachte Paulus von Tarsus nach Antiochien, wo sie gemeinsam ein Jahr lehrten:
Es kam aber die Kunde von ihnen zu den Ohren der Gemeinde in Jerusalem, und sie sandten Barnabas, dass er hingehe nach Antiochia. Und als er ankam und die Gnade Gottes sah, freute er sich und ermahnte alle, mit festem Herzen bei dem Herrn zu bleiben; denn er war ein guter Mann und voll Heiligen Geistes und Glaubens; und es wurde dem Herrn eine beträchtliche Menge hinzugetan. Und Barnabas zog aus nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen, und als er ihn gefunden hatte, brachte er ihn nach Antiochia. Es begab sich aber, dass sie ein ganzes Jahr zusammen in der Gemeinde blieben und eine beträchtliche Menge lehrten; und in Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt. (Apg 11,22-26)
In Antiochia werden Paulus und Barnabas vom Heiligen Geist erwählt zur ersten Missionsreise:
Und in Antiochia waren in der dortigen Gemeinde einige Propheten und Lehrer, nämlich Barnabas und Simeon, genannt Niger, und Lucius von Kyrene und Manahen, der mit dem Vierfürsten Herodes erzogen worden war, und Saulus. Als sie nun dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir Barnabas und Saulus aus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe! Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen. (Apg 13,1-3)
Auf ihrer ersten Reise werden Paulus und Barnabas in Lystra für Götter gehalten, nachdem Paulus einen Gelähmten heilte. Barnabas wird für Zeus, den Göttervater, gehalten:
Als die Volksmengen aber sahen, was Paulus tat, erhoben sie ihre Stimme und sagten auf Lykaonisch: Die Götter sind den Menschen gleich geworden und sind zu uns herabgekommen. Und sie nannten den Barnabas Zeus, den Paulus aber Hermes, weil er es war, der das Wort führte. Der Priester des Zeustempels aber, der vor der Stadt war, brachte Stiere und Kränze an die Tore und wollte mit den Volksmengen opfern. Als aber die Apostel Barnabas und Paulus es hörten, zerrissen sie ihre Kleider, sprangen hinaus unter die Volksmenge und riefen und sprachen: Männer, warum tut ihr dies? Auch wir sind Menschen von gleichen Empfindungen wie ihr und verkündigen euch, dass ihr euch von diesen nichtigen Götzen zu dem lebendigen Gott bekehren sollt, der den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hat und alles, was in ihnen ist. (Apg 14,11-15)
Die Geschichte endet damit, dass die anfängliche Verehrung des Volkes in eine Wut umschlägt und Paulus gesteinigt wird.
Barnabas sorgte aber leider auch wiederholt für Konflikte:
Als aber Petrus nach Antiochia kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, denn er war im Unrecht. Bevor nämlich etliche von Jakobus kamen, aß er mit den Heiden; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, weil er die aus der Beschneidung fürchtete. Und auch die übrigen Juden heuchelten mit ihm, sodass selbst Barnabas von ihrer Heuchelei mit fortgerissen wurde. Als ich aber sah, dass sie nicht richtig wandelten nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Petrus vor allen: Wenn du, der du ein Jude bist, heidnisch lebst und nicht jüdisch, was zwingst du die Heiden, jüdisch zu leben? (Gal 2,11-14)
Nach etlichen Tagen aber sprach Paulus zu Barnabas: Lass uns wieder umkehren und in all den Städten, in denen wir das Wort des Herrn verkündigt haben, nach unseren Brüdern sehen, wie es um sie steht! Barnabas aber riet dazu, den Johannes, der Markus genannt wird, mitzunehmen. Paulus jedoch hielt es für richtig, dass der, welcher in Pamphylien von ihnen weggegangen und nicht mit ihnen zu dem Werk gekommen war, nicht mitgenommen werden sollte. Deshalb entstand eine heftige Auseinandersetzung, sodass sie sich voneinander trennten; und Barnabas nahm Markus zu sich und fuhr mit dem Schiff nach Zypern. Paulus aber wählte sich Silas und zog aus, von den Brüdern der Gnade Gottes anbefohlen. Und er durchzog Syrien und Cilicien und stärkte die Gemeinden. (Apg 15,36-41)
In beiden Geschichten zeigt sich, dass der nüchtern, geistlich klar denkende Paulus richtig lag, während Barnabas eher emotional (einmal ließ er sich von der Heuchelei der Mehrheit mitreißen, das andere Mal hielt er zu seinem Verwandten) und unrecht handelte. Leider führte der zweite Streit zu so einer heftigen Auseinandersetzung, dass sich Paulus und Barnabas trennten. Kurz vor dieser harten Trennung waren Paulus und Barnabas noch auf der selben Seite beim Apostelkonzil in Jerusalem und wurden von dort beide als Botschafter mit dem Brief der Apostel zu den Gemeinden in Antiochia, Syrien und Cilicien abgesandt (Apg 15).
Außerhalb der Bibel gibt es noch einige Überlieferungen. Eusebius von Cäseräa berichtet, dass Barnabas einer der 70 Jünger Jesu (Lk 10,1) gewesen sein soll:
Von den siebzig Jüngern jedoch findet sich nirgends ein Verzeichnis. Einer von ihnen soll Barnabas gewesen sein, dessen die Apostelgeschichte an verschiedenen Stellen, ganz besonders aber Paulus in seinem Briefe an die Galater gedenkt. (Eusebius von Cäsarea, Historia Ecclesiastica Kirchengeschichte (BKV), Erstes Buch, 12. Kap. Die Jünger unseres Heilandes)
Somit war Barnabas ein direkter Schüler von Jesus! Deswegen wird er immer wieder in anderen Quellen als Apostel tituliert. Wir führen ihn dennoch nicht als Apostel, sondern als einen der Apostolischen Väter, denn er wurde nie von Jesus zum Apostel erwählt und auch in der Bibel nie als Apostel bezeichnet.
Er gilt als erster Bischof Zyperns und auch von Mailand. Barnabas begleitete und unterstützte auch seinen Vetter Markus in Ägypten, der ihn auch später beerdigte. Barnabas soll auch den Apostelschüler Klemens von Rom getauft haben.
Seinen Märtyrertod erlitt er im Alter von 76 im Jahr 61 in Zypern durch Steinigung.
Barnabas als biblischer Autor
Tertullian vermutete, dass Barnabas den Hebräerbrief schrieb (Tertullian, De pudicitia Über die Ehrbarkeit (BKV), 20. Kap.). Doch damit stand er alleine da. Die frühe Kirche sah Paulus als den Verfasser des Hebräerbriefes und das blieb er auch als dieser Brief schließlich in die Bibel aufgenommen und zu den Paulusbriefen gereiht wurde.
Es wurde von den frühen Christen ein gewisser Barnabasbrief oft und gerne zitiert, den sie sogar zu den inspirierten Schriften zählten. Als Autor wurde einfach nur Barnabas genannt. Die alten Väter ließen keinen Zweifel offen, dass damit dieser großer Barnabas gemeint ist. Später wurde aus verschiedenen Gründen bezweifelt, dass wirklich unser Barnabas, um den es hier geht, den Brief schrieb. Wir folgen den alten Vätern, die noch den Autor kannten und keinen Grund sahen, einen anderen Barnabas (den sie mit einem zusätzlichen Namen bezeichnet hätten, um ihn vom großen, hochgeschätzten Barnabas zu unterscheiden) zu nennen. Wer sich den Brief durchliest, kann sich selbst ein Bild davon machen, ob der Inhalt und Ton zu Barnabas passt. Es sprechen einige Dinge dafür (ein paar nannten wir soeben) und auch welche dagegen. Zum Beispiel passen das heute verbreitete Sterbedatum von Barnabas und das Entstehungsdatum des Barnabasbriefes nicht zusammen. Der Brief wäre demnach mindestens 10 Jahre nach dem Tod geschrieben worden. Aber mit den Daten aus der Antike ist das so eine Sache. Wann der Brief genau geschrieben wurde, weiß heute niemand. Und es entsteht der Eindruck, dass gewisse Leute ein Interesse daran haben, dass der Brief erst Mitte des zweiten Jahrhunderts geschrieben wurde (und daher diese Entstehungszeit verlauten lassen) und daher unmöglich von Barnabas geschrieben werden konnte. Was hätte das für einen geistlichen Aussagewert? Man könnte den Brief, der der heutigen Theologie in vielen Punkten widerspricht, getrost für irrelevant erklären. Aber das widerspräche sehr dem Zeugnis der frühen Kirche, die den Brief sogar als inspiriert betrachtete und zu den Heiligen Schriften zählte. Er war ein viel zitierter Lehrbrief der ersten Jahrhunderte, der es aus umstrittenen Gründen nicht in die Bibel schaffte. Aber das ist ein anderes Thema.