• Und warum die meisten sich in dieser Frage irren
Christus am Kreuz, gemalt von Tizian
Christus am Kreuz, gemalt von Tizian

Anlässlich der jedes Jahr zu Ostern zelebrierten grausamen Folterung und Kreuzigung Christi, fragen sich viele, wie das zu einem barmherzigen und liebenden Vater im Himmel passt? Zurecht.

Schon als Kind zeigte man mir zu Ostern in Bilderbüchern den Gekreuzigten blutüberströmt, mit schmerzverzerrtem Gesicht. Später durfte ich mir das im Fernsehen ansehen. Die Jesusfilme wurden über die Jahre immer dramatischer und brutaler, kommt mir vor. Mittlerweile scheinen sich sowohl Verfilmungen über Jesu Kreuzigung, wie auch Osterpredigten darin überbieten zu wollen, die Grausamkeit und Unmenschlichkeit der Leiden Jesu ins Unermessliche zu steigern. Und ich frage mich immer noch, warum sie das tun, schon wie damals als ich ein Kind war.

Wird die Botschaft von Jesu Tod am Kreuz besser, wenn man sie abartig brutal und blutrünstig erzählt? Überzeugt sie dann etwa mehr Menschen, an Jesus zu glauben?

Ich beobachte das Gegenteil: immer mehr Menschen wenden sich verstört ab und beginnen über Gott oder Jesus zu spotten, wenn sie blutrünstige Kreuzigungsszenen sehen. Immer häufiger höre ich Sätze wie:

  • „Wie kann einem liebenden Gott sowas gefallen?“ oder
  • „Das soll ein Sinnbild der Barmherzigkeit sein?“ oder
  • „Welcher liebende Vater lässt seinen eigenen Sohn, der ihn sein ganzes Leben lang nur liebte und ihm nur Freude bereitete, so bestialisch das Fleisch zerreissen, ausbluten, verspotten, schlagen, anspucken und dann an ein Kreuz nageln wie einen Schwerverbrecher?“ oder
  • „Was hat das denn bitteschön mit Vergebung zu tun?“

Und ich muss ehrlich sagen: Sie haben alle Recht! Jemand zu geißeln und zu kreuzigen hat tatsächlich nichts mit Vergebung zu tun.


Wenn ich jemand vergebe, dann foltere ich ihn nicht und schon gar nicht töte ich ihn. Ich erwarte auch nicht, dass ein anderer für ihn gefoltert und hingerichtet wird, damit ich vergeben kann. Und von wem habe ich diese Meinung? Von Jesus!

Da trat Petrus zu ihm und sprach: Herr, wie oft soll ich meinem Bruder vergeben, der gegen mich sündigt? Bis siebenmal?
Jesus antwortete ihm: Ich sage dir, nicht bis siebenmal, sondern bis siebzigmalsiebenmal! (Mt 18,21+22)

Doch Jesus fügte nicht hinzu: „Aber foltere und kreuzige ihn bitte jedes Mal, sonst wirkt die Vergebung nicht“. Im Gegenteil, Jesus beginnt das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht zu lehren:

Darum gleicht das Reich der Himmel einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. Und als er anfing abzurechnen, wurde einer vor ihn gebracht, der war 10.000 Talente schuldig. Weil er aber nicht bezahlen konnte, befahl sein Herr, ihn und seine Frau und seine Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und so zu bezahlen. Da warf sich der Knecht nieder, huldigte ihm und sprach: Herr, habe Geduld mit mir, so will ich dir alles bezahlen! Da erbarmte sich der Herr über diesen Knecht, gab ihn frei und erließ ihm die Schuld. Als aber dieser Knecht hinausging, fand er einen Mitknecht, der war ihm 100 Denare schuldig; den ergriff er, würgte ihn und sprach: Bezahle mir, was du schuldig bist! Da warf sich ihm sein Mitknecht zu Füßen, bat ihn und sprach: Habe Geduld mit mir, so will ich dir alles bezahlen! Er aber wollte nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er bezahlt hätte, was er schuldig war. Als aber seine Mitknechte sahen, was geschehen war, wurden sie sehr betrübt, kamen und berichteten ihrem Herrn den ganzen Vorfall. Da ließ sein Herr ihn kommen und sprach zu ihm: Du böser Knecht! Jene ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest; solltest denn nicht auch du dich über deinen Mitknecht erbarmen, wie ich mich über dich erbarmt habe? Und voll Zorn übergab ihn sein Herr den Folterknechten, bis er alles bezahlt hätte, was er ihm schuldig war. So wird auch mein himmlischer Vater euch behandeln, wenn ihr nicht jeder seinem Bruder von Herzen seine Verfehlungen vergebt.

Jesus verurteilt in dem Gleichnis also jenen unbarmherzigen Knecht, der sich mit Gewalt Vergeltung an seinem Mitknecht verschafft anstatt großzügig zu vergeben, weil ihm sein Herr alle Schuld erlassen hat. Und Jesus stellt uns Gott als einen barmherzigen König vor, der von Herzen alle Schuld kostenlos erlässt. Das ist Vergebung. Vergeben und vergelten widersprechen einander in den Augen Gottes. Das drückt Jesus aus. Wir sollen weder auf Rache sinnen, noch Vergeltung üben, weil wir einen barmherzigen Vater im Himmel haben, der uns die Schuld erlassen hat. Deswegen sollen wir auch allen Menschen vergeben. Aber zu Ostern soll dann plötzlich das Prinzip und Gott selbst sich ins Gegenteil drehen und Vergebung findet auf einmal nur durch Blutvergießen, Ungerechtigkeit, Bosheit und Mord statt? Wer predigt denn das? Jesus predigt es nicht und Seine Aposteln predigen es auch nicht. Aber andere Menschen predigen es. Doch von wem haben sie die Botschaft, die sie predigen?

„Aber steht denn nicht in der Bibel, dass Jesus für unsere Sünden starb?“, fragen mich jetzt vielleicht welche. Ich stelle zwei Gegenfragen: Erstens: Auf welche Sünden steht denn laut dem Gesetz Moses die Todesstrafe? Zweitens: Welche Art der Hinrichtung fordert Moses Gesetz? Lesen und forschen sie bitte im Alten oder Neuen Testament, ob es irgendeine Sünde gibt, die Gott mit Kreuzigung bestraft. Und ob es irgendeine Sünde gibt, wegen der man gegeißelt werden soll? Und um das Ganze noch mehr zu erhellen, verrate ich vorweg, dass es Sünden gibt, die laut dem Gesetz Moses gar nicht mit dem Tod bestraft werden. Diebstahl zum Beispiel. Wieso musste Jesus sterben für Sünden, die gar nicht mit dem Tod zu bestrafen sind? Und wenn Gott nach Seinem Gesetz keine einzige Sünde mit Kreuzigung bestraft, wieso musste dann Jesus gekreuzigt werden? Leider stellen sich viel zu wenige Menschen solche Fragen, sondern begnügen sich mit ihrem Gottesbild, auch wenn es widersprüchlich ist.

Im Laufe der Jahrzehnte meiner Beobachtungen wurde mir immer klarer, dass Menschen oft Gott falsch verstehen und an ein falsches Gottesbild glauben, eines, dass sie sich entweder selbst zurechtlegten oder sich von jemand einreden ließen. Das war eigentlich mit ein Grund, warum Gott selbst Mensch wurde und den Menschen erschien und sie lehrte, wie Gott wirklich ist und was Gott wirklich von ihnen möchte. Ein sehr weiser und gottesfürchtiger Mann drückte das treffend einmal so aus:

Wäre unser Lehrer, das Wort, nicht Mensch geworden, so hätten wir auf keine andere Weise lernen können, was Gottes ist. Denn kein anderer konnte uns vom Vater erzählen als sein eigenes Wort. „Wer hat nämlich sonst den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sonst sein Ratgeber geworden?“ Auch konnten wir es nicht anders lernen, als indem wir unsern Lehrer sahen und mit unsern Ohren seine Stimme hörten, auf daß wir „die Nachahmer seiner Werke und die Vollbringer seiner Worte geworden“, die Gemeinschaft mit ihm hätten, indem wir von dem Vollkommenen und dem, der vor aller Schöpfung da war, den Zuwachs empfingen. Wir sind ja eben erst geworden, von dem allein Guten und sehr Guten und dem, der Unvergänglichkeit schenken kann, nach seinem Ebenbild erschaffen, vorausbestimmt, zu sein, als wir noch nicht waren, nach dem Vorauswissen des Vaters, „zum Anfang der Schöpfung“ gemacht. (Irenäus von Lyon (130-202) , Gegen die Häresien (BKV), Fünftes Buch, 1. Kapitel)

Wenn wir wissen wollen, wie Gott wirklich ist, müssen wir uns also von Jesus belehren lassen. Jesus selbst formulierte das so:

Niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und der, welchem der Sohn es offenbaren will. (Mt 11,27)

Dazu müssen wir zuallererst in die Bibel schauen, denn sie enthält viele Bücher, die uns die Wahrheit über Jesus sagen, Sein Leben, Seine Lehre, eben alles, was Er uns über den Vater offenbart. Allen voran die vier Evangelien. Matthäus berichtet von einer aufschlussreichen Begebenheit: 

Und siehe, da brachten sie einen Gelähmten zu ihm, der auf einer Liegematte lag. Und als Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Und siehe, etliche der Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst: Dieser lästert! Und da Jesus ihre Gedanken sah, sprach er: Warum denkt ihr Böses in euren Herzen? Was ist denn leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben — sprach er zu dem Gelähmten: Steh auf, nimm deine Liegematte und geh heim! Und er stand auf und ging heim. Als aber die Volksmenge das sah, verwunderte sie sich und pries Gott, der solche Vollmacht den Menschen gegeben hatte. (Mt 9,2-8)

Es ist eine wahre Begebenheit aus dem sehr frühen Wirken Jesu, die uns auch noch zwei andere Evangelisten überlieferten (Markus 2,1-12 und Lukas 5,17-26). Was aber fällt auf? Noch bevor Jesus den Gelähmten von seiner Krankheit heilt, vergibt Er ihm unaufgefordert seine Sünden! Einfach so! Da wird niemand geschlagen, niemand gekreuzigt, fließt kein Blut. Die Begebenheit spielt sich auch nicht nach Jesu Kreuzigung ab, sondern viele Jahre davor! Wenn man weiß, wie lange Jesus wirklich lehrte (das haben wir in diesem Beitrag erörtert), ist das umso erstaunlicher. Jesus hatte es also gar nicht eilig ans Kreuz zu gehen, damit er Sünden vergeben kann. Er vergab sie schon lange davor, einfach so. Mit Absicht: „Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben“. Diese Lektion haben leider bis heute viele nicht verstanden. Jesus hatte von Gott die Vollmacht bekommen, auf Erden Sünden zu vergeben. Und das völlig unabhängig von der Kreuzigung, die Jesus hier ja nicht mal mit einer Silbe erwähnt und die erst viel später stattfinden sollte. Jesus brauchte sie nicht zur Sündenvergebung. Denn wer allein vergibt in Wahrheit die Sünden? Gott allein! Und auch Gott braucht dazu kein Blutvergießen und schon gar nicht Jesu Blut! Denn bereits im Alten Testament vergab Gott Sünden ohne Blutvergießen, Jahrtausende vor Jesu Opfertod.

Nebenbei bemerkt wollte Gott auch die Tieropfer eigentlich nicht und verschmähte Er diese Opfer sogar des öfteren und nahm sie gar nicht an. Das kann man alles im Alten Testament nachlesen. Hier exemplarisch nur paar Stellen:

Samuel aber sprach zu Saul: Hat der HERR dasselbe Wohlgefallen an Schlachtopfern und Brandopfern wie daran, dass man der Stimme des HERRN gehorcht? Siehe, Gehorsam ist besser als Schlachtopfer und Folgsamkeit besser als das Fett von Widdern! (1.Sam 15,22)

Doch du bist der Gott, der Sünden vergibt, der barmherzig und mitleidig, langmütig und voll Erbarmen ist (Esdras 19,17)

Welcher Gott ist wie du, ein Gott, der Vergehen wegnimmt und Gottlosigkeit übergeht bei den Übriggebliebenen seines Erbbesitzes. Er hielt nicht fest zum Zeugnis seinen Zorn, weil er Gefallen hat an Erbarmen. (Micha 7,18)

Denn Erbarmen will ich und nicht Opfer, Gotteserkenntnis eher als Rauchopfer. (Hosea 6,6)

Wie kann also ein Gott, der Gefallen hat an Erbarmen, gleichzeitig Gefallen haben an Folter, Blutvergießen und Mord?

Jesus selbst zitierte Hosea und wies Seine Zuhörer an:

Geht aber hin und lernt, was das heißt: »Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer« (Mt 9,13)

Lernen wir daraus? Wie kann ein Gott, der Erbarmen will und nicht Opfer, den unbarmherzigen Opfertod seines Sohnes wollen? Gar nicht! Nirgendwo in der Bibel wird man auch nur einen Satz finden, der sagt, dass Gott an der grausamen Hinrichtung seines Sohnes Gefallen hatte (allen, die an der Stelle Jesaja 53,10 vorbringen möchten, empfehle ich zuerst zu überprüfen, ob der Wortlaut, den sie kennen, überhaupt von Gott ist. Wie das geht, zeige ich hier, wo ich jeden Vers aus Jesaja 53 prüfe und beweise, welcher Text vom Heiligen Geist bestätigt ist: Herr, wer glaubte unserer Botschaft?) und erst danach endlich den Menschen ihre Sünden vergeben konnte. Wieso wird die Geschichte dann aber heute oft so erzählt? Und warum musste Jesus dennoch so grausam leiden und sterben? Wieso verhinderte Gott das dann nicht, wenn Er es nicht wollte?

Das sind sehr gute Fragen und auf alle gibt uns das Wort Gottes die richtigen Antworten. Es lohnt sich also, dranzubleiben.


Zuerst möchte ich festhalten, dass sämtliche Berichte in der Bibel über die Kreuzigung Jesu auffallend sachlich und nüchtern sind, ohne blutgierige oder schmerzverherrlichende Ausschmückungen. Filme wie „Die Passion Christi“ von Mel Gibson müssen für ihr Drehbuch zwangsläufig aus anderen Quellen schöpfen, denn in der Bibel finden sie so gut wie kein Material für ihr Drehbuch. Ich betone es nochmals: es ist wirklich auffallend, wie zurückhaltend alle vier Evangelisten die Kreuzigung schildern. Sie schreiben nur das Notwendigste - und das war offenbar nicht das, was heute in der Erzählung der Ostergeschichte als notwendig erachtet wird. Denn heute will man nicht auf ausgiebige Schilderung der Marter, des Blutvergießens, der Schreie, der eisernen Geißeln und Nägel verzichten. Die Evangelisten verleugnen nicht, dass Jesus litt, aber sie wollen ihre Leser ganz offensichtlich auch nicht mit einem Tsunami an Mitleidsgefühlen mitreißen. Denn das ist nicht die Botschaft. Ich kann jedem Leser nur wärmstens empfehlen, die vier Schilderungen der Kreuzigung Christi in der Bibel selbst zu lesen und sich selbst ein Bild zu machen. Sie stehen

  1. im Matthäusevangelium im Kapitel 27,
  2. im Markusevangelium im Kapitel 15,
  3. im Lukasevangelium im Kapitel 23 und
  4. im Johannesevangelium im Kapitel 19.

Schlagt selbst eure Bibeln auf und lest euch die vier Kapitel durch, ich werde sie hier nicht abdrucken, denn es geht mir hier gar nicht um die Schilderung der Kreuzigung, sondern um die Klärung der Frage, warum sie geschah und wer sie wollte. Und das findet man in den Berichten nicht. Da muss man woanders suchen.

Dass Jesus Sünden vergeben konnte ohne ans Kreuz zu gehen, habe ich bereits gezeigt. Dazu braucht es keine Kreuzigung sondern nur die Vollmacht von dem, der Sünden vergeben kann, nämlich Gott. Diese Vollmacht hatte Jesus von Anfang an. Die im vorigen Kapitel zitierte Geschichte ereignete sich wirklich früh, im Matthäusevangelium sogar noch vor der Berufung des Matthäus. Jesus vergab also schon Sünden noch bevor er alle Seine Jünger beisammen hatte. Und ich erwähnte, dass Gott auch im Alten Testament Sünden vergeben konnte - und es auch tat - ohne dass Blut floss oder irgendein Lebewesen dafür büßen musste, sei es Mensch oder Tier. Woher kommt aber die Erzählung, es gäbe keine Sündenvergebung ohne Blutvergießen und es müsse immer jemand sterben, ja sogar schrecklich leiden? Steht das denn nicht in der Bibel?

Irgendwo steht das so ähnlich in der Bibel. Aber da muss man eben genau lesen und verstehen, worum es geht.


Um es kurz zu machen: die meisten Menschen heute verwechseln leider Vergebung mit Sühne oder Erlösung. Sie unterscheiden die drei Wörter nicht, und das liegt auch schon daran, dass viele Bibelübersetzer die drei Begriffe nahezu wahllos verteilen, so als wären sie alle das Selbe. Und damit führen sie unwissende Bibelleser in die Irre.

In Wahrheit liegt bei Gott zwischen diesen Begriffen aber ein himmelhoher Unterschied! Nehmen wir beispielsweise einen Satz von Jesus her: 

Denn das ist mein Blut, das des neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. (Mt 26,28)

Die deutschen Übersetzungen schreiben hier Vergebung. Aber die englischen Übersetzungen schreiben hier nicht das englische Wort für vergeben, sondern sie schreiben in der Regel remission, ebenso wie die lateinische Vulgata, die remissionem schreibt (siehe Tabelle unten).

Das Selbe sehen wir bei anderen Bibelstellen, wie etwa jene, die ich weiter oben schon erwähnte:

und fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung. (Heb 9,22)

Auch hier schreiben die Deutschen Bibeln fälschlich Vergebung. Genauso wie schon eben bei Matthäus 26,28 steht im Griechischen hier aber das Wort aphesis, und das heißt eigentlich nicht Vergebung, sondern Freilassung, Befreiung, Remission. Und auch an dieser Stelle haben die Übersetzungen anderer Sprachen das verstanden und schreiben nicht Vergebung, sondern remission (Englisch), remissionem (Latein), remissione (Italienisch) oder rémission (Französisch). Hier eine tabellarische Gegenüberstellung zur Veranschaulichung:

Übersetzung Matthäus 26,28 Hebräer 9,22
LUT2017 das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. Und es wird fast alles mit Blut gereinigt nach dem Gesetz, und ohne dass Blut ausgegossen wird, geschieht keine Vergebung.
ELB Denn dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. und fast alle Dinge werden mit Blut gereinigt nach dem Gesetz, und ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung
das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne dass Blut vergossen wird, gibt es keine Vergebung.
NeÜ Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Nach dem Gesetz muss fast alles mit Blut gereinigt werden. Und ohne Opferblut gibt es keine Vergebung.
Vulgata hic est enim sanguis meus novi testamenti qui pro multis effunditur in remissionem peccatorum et omnia paene in sanguine mundantur secundum legem et sine sanguinis fusione non fit remissio
DarbyFR Car ceci est mon sang, le sang de la nouvelle alliance, qui est versé pour plusieurs en rémission de péchés. Et presque toutes choses sont purifiées par du sang, selon la loi; et sans effusion de sang il n'y a pas de rémission.
Italian Perciocchè quest’è il mio sangue, ch’è il sangue del nuovo patto, il quale è sparso per molti, in remission de’ peccati. E presso che ogni cosa si purifica con sangue, secondo la legge; e senza spargimento di sangue non si fa remissione.
ABP For this is my blood, the blood of the new covenant, the one for many, being poured out for a release of sins. And nearly all things with blood are cleansed according to the law, and separate from blood-letting there becomes no release.
KJV For this is my blood of the new testament, which is shed for many for the remission of sins. And almost all things are by the law purged with blood; and without shedding of blood is no remission.
IGNT For This Is My Blood, That Of The New Covenant, Which For Many Is Poured Out For Remission Of Sins. And Almost With Blood All Things Are Purified According To The Law, And Apart From Blood Shedding There Is No Remission
Thomson For this is my blood; that of the new covenant; that shed for many, for the remission of sins. And according to the law almost all things are purified with blood. Indeed without a shedding of blood there was no remission.
Darby For this is my blood, that of the [new] covenant, that shed for many for remission of sins. and almost all things are purified with blood according to the law, and without blood-shedding there is no remission.
ASV for this is my blood of the covenant, which is poured out for many unto remission of sins. And according to the law, I may almost say, all things are cleansed with blood, and apart from shedding of blood there is no remission.
Tyndale For this is my bloude of the new testament that shalbe shedde for many for the remission of synnes. And almost all thynges are bye the lawe pourged with bloud and with out effusion of bloud is no remission.

Ich könnte auf Englisch ewig so weiter machen. Ich fand über 40 englische Übersetzungen, wovon keine an diesen Stellen forgiveness (engl. für Vergebung) schreibt, sondern alle remission - oder noch besser release. Das ist ein feiner Unterschied, auf den komme ich gleich. Auch auf Deutsch könnte ich lange so weitermachen, denn da schreiben alle Vergebung, ich fand nur zwei löbliche Ausnahmen:

So wird nach den Vorschriften des Mosaischen Gesetzes fast alles mit Blut gereinigt, und ohne Besprengung mit Blut gibt es keine Befreiung. (Hebr 9,22 nach Johannes Greber NT (1936))

Allerdings schreibt Johannes Greber bei Matthäus 26,28 dann doch wieder Vergebung statt Befreiung. Umgekehrt gibt es aber auch ein Beispiel:

Den dies ist mein Blut, das des Neuen Testamentes, das sich um vieler willen ergießt zur Erlassung der Sünden. (Mt 26,28 Christianismos Bibel)

Die Christianismos Bibel hat als einzige deutsche Übersetzung, die ich fand, an der Stelle Erlassung statt Vergebung, was der Wahrheit etwas näher kommt, dafür umgekehrt aber in Hebräer 9,22 wiederum Vergebung stehen. Es ist ein Jammer.

Noch faszinierender wird die Sache, wenn man weiß, dass an einer anderen Stelle die Deutschen Bibeln das selbe Wort aber plötzlich richtig übersetzen können, nämlich in Lukas 4,18, wo aphesis gleich zweimal im Grundtext steht:

Übersetzung Lukas 4,18
Schlachter 2000 »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, den Armen frohe Botschaft zu verkünden; er hat mich gesandt, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, Gefangenen Befreiung zu verkünden und den Blinden, dass sie wieder sehend werden, Zerschlagene in Freiheit zu setzen,
Lutherbibel 2017 »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit
Elberfelder »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheit [w. Freilassung, Erlass ⟨der Schuld⟩] auszurufen und Blinden, dass sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit [w. Freilassung, Erlass ⟨der Schuld⟩] hinzusenden,
Einheitsübersetzung 2016 Der Geist des Herrn ruht auf mir; / denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, / damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde / und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze
Neue evangelistische Übersetzung "Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, Armen die gute Botschaft zu bringen und Gefangenen die Freiheit. Ich soll Blinden sagen, dass sie sehen werden und Zerbrochenen, dass sie frei werden von Schuld.
Gute Nachricht

»Der Geist des Herrn hat von mir Besitz ergriffen, weil der Herr mich gesalbt und bevollmächtigt hat. Er hat mich gesandt, den Armen gute Nachricht zu bringen, den Gefangenen zu verkünden, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen werden. Den Misshandelten soll ich die Freiheit bringen,

Hoffnung für alle »Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich berufen und bevollmächtigt hat. Er hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen. Ich rufe Freiheit aus für die Gefangenen, den Blinden sage ich, dass sie sehen werden, und den Unterdrückten, dass sie von jeder Gewalt befreit sein sollen.
Grünewald (1924) »Der Geist des Herrn ist über mir; er salbte mich dazu, den Armen frohe Botschaft kundzutun; er sandte mich, [zu heilen, die zerknirschten Herzens sind] Gefangenen Erlösung, Blinden das Augenlicht zu verkünden, Niedergebrochene in die Freiheit zu entlassen
Albrecht Bibel (1926) Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn er hat mich gesalbt. Den Armen soll ich frohe Botschaft bringen: dazu hat er mich ausgesandt: den Gefangenen soll ich Freiheit künden und den Blinden, daß sie sehend werden; den Bedrückten soll ich Erlösung schenken:
Christianismos Bibel

Des HERRN GEIST ist auf mir, und deshalb salbte er mich, damit Bettler gute Botschaft erhalten; er hat ich gesandt, um die zu heilen, die das Herz zerschmettert haben, um Gefangenen Entlassung auszurufen und Blinden, dass sie aufblicken, und die misshandelt sind in Entlassung zu senden.

In diesem Vers wissen die Deutschen Übersetzer wie man aphesis richtig übersetzt. Warum schreiben sie hier nicht Vergebung? Vielleicht liegt es daran, dass sie sich theologisch derart auf eine Vergebung der Sünden durch Blut verbissen haben, dass sie blind wurden für die Zusammenhänge mit dem Rest der Heiligen Schrift, wie zum Beispiel Jesu Lesung in der Synagoge von Nazareth, von der uns Lukas berichtet (vgl. unseren Beitrag In welcher Sprache las Jesus in der Synagoge von Nazareth?). Weil dort weder die Wörter Blut noch Sünde vorkommen, dürfte es den theologisch belasteten Übersetzern entgangen sein, dass es sich um das selbe Thema wie bei Hebräer 9,22 und Matthäus 26,28 handelt, und schon waren sie befreit von ihrem Vorurteil und konnten richtig übersetzen. Und das ist das Hauptproblem: Übersetzer sollten übersetzen und nicht auslegen. Leider missachten das die deutschen Übersetzer offenbar reihenweise und so kommt es, dass sie nur an manchen Stellen wirklich übersetzen, an anderen schreiben sie stattdessen ihre Theologie oder Meinung hinein. Das ist ein eigenes Thema, das eingehender untersucht gehört aber an Stellen wie eben auffällt. Wie auch immer, Jesus liest jedenfalls aus dem Buch Jesaja vor und bezieht die dort prophezeite Befreiung auf Sein Erlösungswerk. Darum ist Er gekommen, nicht um den Gefangenen Vergebung zu bringen, sondern Befreiung oder Freilassung

Was ist der Unterschied? Ich weiß, das Wort Remission wird heutzutage in verschiedenen Branchen unterschiedlich verwendet, aber nicht mehr im biblischen Sinn. Das erschwert vielleicht das Verständnis dieses Beitrags für deutschsprachige Leser. Darum wird auch keine deutsche Bibel das Wort Remission verwenden, und das ist schon in Ordnung, aber es müssten stattdessen Begriffe wie Freilassung, Befreiung oder Erlösung verwendet werden (so wie das die deutschen Übersetzungen bei Lukas 4,18 ja tadellos hinbekommen). Denn es geht in der Heiligen Schrift bei dem Wort eigentlich um eine Freilassung aus dem Gefängnis oder um eine Befreiung von Schuld. Zum Beispiel bei einem Kredit, wenn jemand von seinen Schulden befreit wird. Aber das ist nicht das Selbe wie Vergebung. Eine Schuldenbefreiung kommt normalerweise dann zustande, wenn die Schuld vollständig bezahlt wurde, dass kann der Schuldner entweder selbst machen oder ein anderer für ihn. Das heißt, die Schuld ist beglichen worden. Es gibt dann keine Schuld mehr.

Das hat aber mit Vergebung nichts zu tun, denn wer vergibt, verzichtet von sich aus auf die Bezahlung der Schuld, so wie Jesus das in dem bereits erwähnten Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht zeigte. Der Knecht hatte viele Schulden, doch sein Herr erließ sie ihm großzügig. Es ist ein Geschenk. Das erst nennt man Vergebung. Hätte der König in dem Gleichnis aber darauf bestanden, dass der Knecht so lange im Gefängnis sitzt, bis der seine Schuld abgearbeitet hatte, wäre es keine Vergebung gewesen, sondern Remission, also eine rechtmäßige Tilgung der Schuld. Dann wäre die Schuld beglichen gewesen und das wäre dann schuldenbefreiend gewesen. Darum ist die obige deutsche Übersetzung der Aussage von Jesus falsch! Denn Jesus sagt hier, dass durch sein Blut eine schuldbefreiende Tilgung der Sünde erfolgt. Das ist keine Vergebung der Sünden, sondern eine vollständige Begleichung der Sünden durch einen Dritten, so wie wenn ein Dritter die Geldschulden des Knechtes in dem genannten Gleichnis bezahlt und diesen damit regulär und rechtmäßig aus dem Gefängnis holt! Es gibt dann keine Schulden mehr, sie sind bezahlt. 

Man kann also auf zwei Arten von Schuld befreit werden: entweder durch vollständige Bezahlung der Schuld oder durch geschenkte Vergebung. Ich denke, Jesu Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht erklärt den Unterschied gut. Jesus geht sogar soweit, dass Er sagt, dass Gott uns nicht vergibt, wenn wir nicht einander vergeben. Er formuliert das im Vaterunser und betont es auch gleich im Anschluss nochmal, damit kein Zweifel bleibt:

Wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben. (Mt 6,15)

Wir haben also die christliche Pflicht den Menschen zu vergeben, aber Gott kann das angeblich nicht? Stünde dann nicht der Mensch moralisch über Gott, wenn der Mensch alles gewaltlos vergeben kann ohne zu töten, aber Gott nicht?

Man muss Vergebung und Erlösung (Befreiung) getrennt voneinander betrachten und verstehen. Sie haben zwar beide mit Sünde zu tun, aber das ist auch schon alles, was sie gemeinsam haben.

Fangen wir also mit dieser gemeinsamen Sache an: was ist Sünde? Durch wen kam Sünde in die Welt und was bewirkt sie? An diesen Fragen führt keine richtige Antwort vorbei.


Im ersten Buch der Bibel wird bereits im dritten Kapitel der sogenannte Sündenfall des Menschen erzählt. Da erfahren wir, dass der erste Mensch, der sündigte, die Frau war. Aber es war kein spontaner Einfall oder Wunsch von ihr zu sündigen, sondern sie hatte eine Ratgeberin, die ihr das riet: die Schlange. Als Gott nachher die Frau fragte, warum sie das getan hat, sagte diese auch richtig: „Die Schlange hat mich verführt, da habe ich gegessen!“ Danach gab die Frau dem Mann zu essen, und auch er aß. Das war kurz erzählt der Sündenfall. Was lernen wir hier über Sünde? Es braucht erstens ein Gebot, das es zu übertreten gibt (das erwähnte ich nicht, aber die Menschen aßen beide von dem Baum, von dem Gott ausdrücklich verboten hatte zu essen), und zweitens jemand, der möchte, dass dieses Gebot übertreten wird. Das war die Schlange. Die Schlange hatte ein Interesse daran, dass die Frau sündigte und deswegen verführte sie die Frau zur Sünde. Sünde ist, kurz gesagt, Auflehnung gegen Gott und zeigt sich im Ungehorsam gegenüber Gottes Gebot. Nicht mehr, nicht weniger. 

Für die meisten Menschen ist das, was Eva im Paradies tat, die erste Sünde auf der Welt. Aber das stimmt nicht. Es gab davor schon Sünde. Ein gewisser Engel namens Luzifer rebellierte schon viel früher gegen Gott und verführte noch viele andere Engel zur Sünde. Sie wurden dadurch sein Gefolge. Seither ist dieser Luzifer kein guter Engel Gottes mehr, sondern der böse Feind Gottes, der viele Namen und Gestalten hat in der Bibel: Teufel, Satan (Ankläger), Schlange, Drache, gefallener Engel, Fürst der Welt, um nur ein paar zu nennen. Gott hat diesen gefallenen Engel nach seinem Sündenfall genauso wenig sofort vernichtet, wie Er es bei Adam und Eva tat. Gott schlägt nicht sofort drein, Gott zerstört nicht sofort. 

Denn Gott zeichnet sich neben vielen anderen durch eine Eigenschaft aus, die viele nicht verstehen: Er liebt den freien Willen. Die Liebe Gottes lässt jedem Mensch - und auch jedem Engel - die freie Entscheidung, ob sie Gott gehorsam sein möchten oder ob sie sich gegen Gott erheben und rebellieren. Dazu braucht es aber Gebote und Verbote, damit man weiß, wofür oder wogegen man sich stellt. Und deswegen hat Gott den ersten Menschen von Anfang an einige Gebote gegeben und ein Verbot. Dieses Verbot war leicht zu halten: von allen Bäumen auf der ganzen Welt war nur ein einziger verboten, vom dem durften sie nicht essen. Alle anderen waren zur freien Verfügung. Es reicht ein einziger Baum, um zu sehen, ob die Menschen Gott lieben aus freien Stücken. Niemand hat je die beiden gezwungen von dem verbotenen Baum zu essen, auch nicht die Schlange. Sie verführte nur. Das reichte, dass die Frau lieber der Schlange glaubte als Gott und dass der Mann lieber auf die Frau hörte als auf Gott. Und damit haben sie beide gesündigt aus freien Stücken, ohne Zwang und ohne Not. Aber weil Gott sie eben wirklich liebte, hat Er sie nicht daran gehindert! Die Liebe respektiert die freie Willensentscheidung, lässt Sünde zu, und lässt los. Die Liebe Gottes zwingt niemand und hält niemand gefangen. Aber auf der anderen Seite schließt die Sünde von Gottes Gegenwart aus. Bei Gott kann es keine Sünde geben, Gott ist heilig, er ist Licht. Bei ihm kann es weder Finsternis, noch Sünde noch etwas unheiliges geben. Man kann nicht gegen Gott und für Gott sein. Man kann nicht gleichzeitig Gott lieben und Gott hassen.

Jesus drückte das so aus:

Niemand kann zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. (Mt 6,24)

Das war und ist immer noch das Hauptproblem, das schon die ersten beiden Menschen am eigenen Leib erlebten: sie können nicht Gott dienen und dem anderen. Wer ist der andere? Das ist derjenige, der ein Interesse daran hat, dass jemand sündigt. Er ist derjenige, der die Sünde erfunden und sie als erster begangen hat: Luzifer, der durch seine Sünde zum Satan wurde, zum Feind und Widersacher Gottes und der seitdem so viele Geschöpfe Gottes wie möglich versucht auf seine Seite zu ziehen. Denn jeder, der sündigt, ist automatisch sein Sklave.

Nun kommt aber die Sünde aus der Eingebung des Teufels, alles Unvernünftige ist Sünde, folglich stammt das Unvernünftige vom Teufel, der auch der Urheber der Sünde ist, welche Gott fremd ist, wie ihm auch das Unvernünftige fremd ist. Mithin ist die Verschiedenheit dieser Dinge eine Folge der Verschiedenheit ihrer Urheber. (Tertullian (160-220), De anima, Über die Seele. (BKV), Kap. 16)

Es gibt also eine wesentliche Verschiedenheit der Urheber, der Welten, der Herren. Wir leben in einer Welt, wo es zwei Herren gibt, zwei Könige. Der eine ist der Schöpfer der ganzen Welt und will alleine über die ganze Welt herrschen, das ist Gott. Der andere, Luzifer, will diesem Allherrscher alles wegnehmen und auch über die ganze Welt herrschen. Das schafft er nur, wenn er die ganze Welt in Sünde stürzt, denn dann ist sie ihm unterworfen. Dann gehört alles rechtmäßig dem Teufel und nicht mehr Gott.

Johannes drückt das so aus:

Wer die Sünde tut, der ist aus dem Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. (1.Joh 3,8)

Jesus selbst sagte das so:

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist ein Knecht der Sünde. (Joh 8,34)

Ursprünglich bedeutete das Wort Knecht das selbe wie Sklave. Heute machen da leider viele einen Unterschied, den es bei Jesus nicht gibt: Ein Knecht ist genauso wie ein Sklave (im Griechischen Grundtext steht übrigens für beide das selbe Wort), ein Leibeigener, einer, der also mit Leib und Leben nicht sich selbst gehört, sondern rechtlich jemand anderem, dem er Tag und Nacht gehorchen muss, ob er will oder nicht. Wer sündigt, ist damit rechtlich schon ein Sklave des Teufels.


Die Bibel ist voll von Geschichten, die diese Problematik schildern. Die bekannteste und meistzitierte ist jene der Hebräer, die in Ägypten Jahrhunderte lang versklavt wurden, bevor Gott sie befreite und heraus holte. Nachher befahl Gott, dass Sein Volk diese Rettung nie vergessen dürfe:

Wenn aber dich dein Sohn später fragen wird: »Warum ist das?«, dann sollst du ihm sagen: »Mit starker Hand hat uns der Herr aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt. (Ex 13,14, LXX Deutsch)

Seither ist das ein Bild dafür, dass Gott Sein Volk errettet aus der Hand Seines Feindes, der es versklavt hatte. Dieses Bild wird im Alten und Neuen Testament verwendet um genau das zu verdeutlichen, was Gott und der Teufel mit den Menschen machen, und wie die Menschen dabei selbst mitwirken.

Denn erstens sind die Hebräer damals freiwillig nach Ägypten gezogen und hatten dafür das Land verlassen, das Gott ihnen eigentlich gegeben hatte. Genauso verlassen alle Menschen Gottes Reich, wenn sie sündigen und somit übersiedeln in das Reich des Teufels, der sie versklavt. Zweitens kann und will Gott Sein Volk aus dieser Sklaverei erlösen, aber nur das Volk, das freiwillig mitmacht und Gott gehorsam ist. So befahl Gott damals einige Gebote, die gehalten werden mussten beim Auszug. Und nur diejenigen, die sie hielten, wurden aus Ägypten heraus geführt: Sie mussten ein Lamm schlachten, sein Blut an die Türpfosten streichen und sein Fleisch noch am selben Tag restlos aufessen. Auch die Art der Zubereitung, die Kräuter und die Kleidung hatte Gott per Gebot vorgeschrieben. Wer nicht alles bis ins Detail befolgte, wurde nicht von Gott aus dem Sklavenhaus Ägypten befreit. Und als Andenken an diese Geschichte musste das Volk Israel jedes Jahr ein Gedenkfest feiern und erneut dieses Lamm schlachten, dass bis heute Passalamm heißt. Das Fest ist das Passa oder Osterfest. Es ist kein Zufall, dass genau an diesem Fest Jesus gekreuzigt wurde. Gott hat absichtlich die beiden Ereignisse miteinander verknüpft, weil Er schon damals den Exodus so anlegte, dass Er damit Ostern erklärte. Nur wer Ostern richtig versteht, versteht auch den Exodus richtig - und umgekehrt.

Deswegen schreibt Paulus:

Er hat uns errettet aus der Herrschaft der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut. (Kol 1,13+14)

Hier sehen wir genau die Parallelen: die Errettung aus dem einen Reich und die Versetzung in das andere Reich. Damals führte Gott Sein Volk vom Sklavenhaus Ägypten in das gelobte Land Kanaan. Paulus spricht nun davon, wie Gott Sein Volk vom Reich der Finsternis errettet und in das Reich des Sohnes Seiner Liebe führt. Hier geht es von der Herrschaft Satans zur Herrschaft Christi. Und wieder fließt Blut - und das ist kein Zufall. Es hat den selben Grund. Bevor wir auf ihn zu sprechen kommen, aber noch ein anderer wichtiger Aspekt.

Machen wir uns nochmal den Unterschied der zwei Königreiche und ihrer Herren bewusst. In Ägypten war das Volk Gottes in Sklaverei, das heißt, sie hatten keine Freiheit, sondern mussten für den Pharao schuften, wurden geschlagen, unterdrückt, und ihre neugeborenen Söhne systematisch ermordet. Und der Pharao ließ nicht zu, dass die Hebräer wegzogen, er ließ sie niemals frei. Damit will Gott uns zeigen, wie der Teufel ist: er unterdrückt und versklavt alle in seinem Reich, beutet sie aus, ermordet sie nach Belieben, und lässt niemand hinaus.

Erinnern wir uns noch, was Jesus in der Synagoge von Nazareth vorlas?

... den Gefangenen soll ich Freiheit künden und den Blinden, daß sie sehend werden; den Bedrückten soll ich Erlösung schenken (Lukas 4,18 ALBR)

Werden jetzt die Parallelen klar? In beiden Fällen kann nur einer retten: Gott! Aber wie?


Oft sagt man mir als Lösung folgende: Gott solle doch mit Seiner starken Armee anrücken, den Teufel und seine Dämonen überwältigen und am besten gleich alle töten, und so alle Sklaven des Teufels mit Gewalt befreien. Wer so denkt, hat Gott nicht verstanden und denkt in Wahrheit wie der Teufel. Denn das ist die Strategie des Räubers, des Mörders, des Verbrechers, der sich mit Gewalt das nimmt, was ihm gar nicht gehört. Gott ist aber völlig anders: er ist heilig, gerecht und voller Liebe. Gott baut Sein Königreich nicht auf Ungerechtigkeit auf, nicht auf Raub und schon gar nicht auf Mord. Gott überfällt niemanden, auch nicht den Teufel. Wer die Bibel aufmerksam liest, kann das gut beobachten. Was aber bleibt nun Gott? Wie sieht die Lösung für das Problem aus, die Gottes würdig ist? Auch das findet man in der Bibel, wenn man weiß, auf was man achten muss. Einen wertvollen Hinweis gab ich schon: den Auszug der Hebräer aus Ägypten. Wie ging Gott damals vor?

Gott schickte das Brüderpaar Moses und Aaron um mit dem Pharao über die Freilassung der Hebräer zu verhandeln. Mit der ersten Verhandlungsrunde beginnt das fünfte Kapitel des Buches Exodus:

Und danach gingen Mose und Aaron zu Pharao hinein und sagten zu ihm: So spricht der Herr, der Gott Israels: »Sende mein Volk weg, damit sie für mich ein Fest feiern in der Wüste!«
Und Pharao sagte: Wer ist es, dessen Stimme ich hören soll, damit ich die Israeliten wegsende? Ich kenne den Herrn nicht, und Israel sende ich nicht weg! (Ex 5,1+2, LXX Deutsch)

Das ist der Auftakt zu den mühsamen Verhandlungen, die von mächtigen Zeichen und Wundern Gottes begleitet werden, den bekannten 10 Plagen. Die Geschichte ist weltberühmt dank vieler Lieder und Filme. Erwähnt sei hier als Beispiel das Gospellied „Go down Moses“ mit der immer wiederkehrenden Passage: „Let my people go!“. Genauso spielte es sich ab und das hat einen tiefen Sinn. Vordergründig geht es darum, dass Gott den Ägyptern zeigen möchte, dass Er der einzig wahre und mächtige Gott ist. Und das gelingt auch teilweise. Aber der Pharao lässt sich davon nicht beeindrucken.

Hintergründig will uns Gott damit eigentlich zeigen, wie Er mit dem Teufel verhandelt und alles versucht um die Menschen loszubekommen. Aber der Teufel bleibt hart. Es spielt sich ab wie am Markt, wo Käufer und Verkäufer miteinander verhandeln. Und hier kommt das Wort „Erlösung“ ins Spiel. Denn das ist damals ein alltägliches, weltliches Wort gewesen für das Handeln am Markt. Und zwar am Sklavenmarkt. Wenn jemand damals von einem Sklavenhändler einen Sklaven kaufen wollte, dann musste er den - festhalten - Lösepreis bezahlen und war dann der Erlöser. Heute kennt man das vielleicht noch von Entführungen, wo ein Entführer Lösegeld fordert, bevor er sein Opfer wieder freilässt. Das Beispiel mit Entführung hinkt aber, weil ein Entführer niemals rechtmäßiger Besitzer ist und daher auch jede Lösegeldforderung genauso ungerechtfertigt ist, wie die Entführung selbst. Aber bei einem Sklavenhandel ist das was anderes. Der Sklavenhalter ist rechtmäßiger Besitzer seiner Sklaven. Zumindest damals, wo Sklaverei noch überall erlaubt war, auch in Israel, und auch im Römischen Reich zur Zeit Jesu.

Heute ist das bei uns anders und daher verstehen moderne, westliche Christen dieses Geschäft zwischen dem Teufel und Gott nicht. Das kann nur im Interesse des Teufels sein, denn nimmt er uns die Vergleiche, dann sehen wir keine Zusammenhänge.


Der Teufel ist also - wie bereits erwähnt - rechtmäßiger Eigentümer aller Sünder, sie gehören ihm, ganz legal und ewig! Auch Gott sieht das so. Gott hat also nur die eine gerechte Möglichkeit, nämlich einen Lösepreis auszuhandeln, diesen zu bezahlen, und dadurch die Sklaven für sich zu kaufen. Genau das ist der Plan Gottes. Und genau das hat Gott für uns alle schon beim Exodus angedeutet. Und auch der Preis war derselbe. Erinnern wir uns, wann der Pharao dann doch seine Meinung änderte und einwilligte, das Volk losziehen zulassen? Erst als Blut floss! Damit hat uns Gott schon Jahrtausende vor dem wahren Ostern gezeigt, welchen Preis Er ausgehandelt hatte mit dem Teufel: Blut. Und nicht nur irgendein Blut, sondern das des einzigen Sohnes Gottes! Der Teufel verlangt von Gott das teuerste, liebste und beste was Gott hatte: das Leben Seines Sohnes. Es war weder die Idee noch der Wunsch Gottes, sondern des Teufels, dass Jesus sterben musste. Aber Gott hat das schon Jahrtausende vorher mit dem Exodus und dem Passalamm den Menschen erklärt und angedeutet, weil Er in seiner Allwissenheit das alles schon wusste und einplante.

C.S. Lewis hat das übrigens vollkommen richtig verstanden und in seinen „Chroniken von Narnia“ verarbeitet. Die Verfilmung von Walt Disney mit dem Titel „Der König von Narnia“ ist mir hier eine Empfehlung wert, speziell wegen der Szene wo der Löwe Aslan in dem Zelt mit der weißen Hexe um den Preis für den Verräter Edmund verhandelt. Edmund wurde durch seinen Verrat rechtmäßig Eigentum der bösen Hexe, die seinen Tod forderte. Die böse Hexe steht für den Teufel. Der Löwe für Jesus Christus. Der Preis wird zuerst geheim gehalten, bis der Löwe ihn bezahlt: er geht freiwillig wie ein Schaf zur Schlachtung und opfert sich. Sein Leben für das des Jungen. Seht euch den Film an, wenn ihr einen Osterfilm der phantastischen Art sehen wollt, denn C.S. Lewis kleidet das Evangelium von Jesus Christus in eine phantastische Welt. Aber in eine Geschichte mit großem Tiefgang.

Genauso freiwillig wie eben erwähnter Aslan ist auch Jesus Christus wehrlos und stumm wie ein Schaf zur Schlachtung gegangen, um sich dort töten zu lassen. Genauso war es vorhergesagt:

Und er öffnet nicht den Mund, weil er misshandelt worden ist. Wie ein Schaf wurde er zur Schlachtung geführt, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer stumm ist, so öffnet er seinen Mund nicht. (Jes 53,7, LXX Deutsch)

Und so drückte es Jesus selbst aus:

Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wieder nehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir aus. Ich habe Vollmacht, es zu lassen, und habe Vollmacht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen. (Joh 10,17+18)

Hier sehen wir den wahren Grund an dem sich der Vater im Himmel freut. Er freut sich nicht - wie leider viele glauben - daran wie brutal Jesus gefoltert wird, sondern daran, dass Jesus sich freiwillig als Opfer hingibt. Denn nur so konnte Gott die Menschen loskaufen und erlösen. Gott hätte Seinen Sohn nie dazu gezwungen, weil Er Ihn liebt, aber weil der Sohn es freiwillig tut, ist es dem Vater eine Freude. Und so bezahlte Jesus den Lösepreis, den der Teufel festlegte:

Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele. (Mk 10,45)

Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat. Das ist das Zeugnis zur rechten Zeit (1.Tim 2,6)

Jesus hat mit seinem Blut den Lösepreis für alle Sklaven des Teufels bezahlt, um sie freizukaufen und danach freizulassen. Das steht an vielen Stellen in der Bibel. Hier ein paar davon:

Und sie sangen ein neues Lied, indem sie sprachen: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast uns für Gott erkauft mit deinem Blut aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen und hast uns zu Königen und Priestern gemacht für unseren Gott, und wir werden herrschen auf Erden. (Offb 5,9)

Denn der im Herrn berufene Sklave ist ein Freigelassener des Herrn; ebenso ist auch der berufene Freie ein Sklave des Christus. Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht Knechte der Menschen! (1.Kor 7,22+23)

Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die heimlich verderbliche Sekten einführen, indem sie sogar den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen; und sie werden ein schnelles Verderben über sich selbst bringen. (2.Petr 2,1)

Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlicht Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gott gehören! (1.Kor 6,19+20)

Hier lesen wir bereits, dass die Erlösten aufpassen müssen, damit sie nicht erneut Sklaven des Teufels werden, aber das ist ein anderes Thema, das an anderer Stelle extra behandelt wird. Es würde hier den Rahmen sprengen. Hier geht es nur darum, warum dieser grausame Tod und die davor so demütigenden Verspottungen und Folter sein mussten? Hätte nicht ein schneller, schmerzloser Tod gereicht, wenn es nur um das Blut Jesu gegangen wäre? Nicht vergessen: der Verkäufer, in dem Fall der Teufel, musste zufriedengestellt werden, sonst wäre der Deal geplatzt.


Wie sehr der Teufel Freude hat am Leid und Schmerzen anderer, führt uns das Buch Hiob sehr ausführlich, lange und deutlich vor Augen. Es ist ein sehr, sehr altes Buch der Bibel, in dem uns Gott zeigt, wie der Teufel tickt. Es wird berichtet, wie sehr sich Gott über Hiob freut:

… denn keinen gibt es wie ihn unter denen auf der Erde, einen Menschen, untadelig, aufrichtig, gottesfürchtig, der sich fernhält von jeglicher bösen Tat (Hiob 1,8, LXX Deutsch)

Aber der Teufel verleumdet diesen untadeligen Hiob indem er sagt, dass Hiob nur deswegen so gut sei, weil es ihm gut gehe unter dem Schutz Gottes, aber wenn Gott ihm alles nähme, würde Hiob Gott ins Angesicht verfluchen. Gott gibt daraufhin dem Teufel den ganzen Besitz von Hiob in die Hand um Hiob zu prüfen. Und was macht der Teufel damit? Noch am selben Tag zerstört er alles: er ließ alle Kamele, Rinder und Eseln von Räubern holen und alle Knechte mit dem Schwert erschlagen, er ließ Feuer auf alle Schafherden fallen um sie und die Hirten zu verbrennen, und er ließ das Haus, in dem alle Kinder Hiobs zum Essen versammelt waren, von einem starken Sturm zerstören, sodass sie alle darin starben. So verlor Hiob seine Kinder, Knechte und seinen ganzen Besitz an einem Tag durch brutale Anschläge des Teufels. So geht Satan vor, wenn er freie Hand hat. Er hat Freude an Zerstörung, Raub und Mord und verliert dabei keine Sekunde. Als Gott dem Teufel auch noch freie Hand über die Gesundheit von Hiob gab, schlug der Satan Hiob sofort mit den schlimmsten und schmerzhaftesten Krankheiten und Leiden, die man sich vorstellen kann. Hiob war monatelang entstellt. Ich möchte das hier gar nicht näher ausführen, jeder kann es selbst nachlesen im Buch Hiob. Zu guter Letzt legte der Teufel auch noch mit Psychoterror nach, indem er die Frau und die besten Freunde von Hiob benutzte, Hiob zu verleumden, Schuldgefühle zu machen und ihn zu versuchen, Gott abzuschwören. Diese Geschichte ist ein Lehrstück der Boshaftigkeit des Teufels, das uns Gott ganz bewusst erzählt, damit wir sehen, mit wem wir es zu tun haben, wenn wir uns freiwillig dem Teufel ausliefern indem wir sündigen. Außerdem hat Gott dieses Buch auch schon auf die Erlösung hin angelegt. Nicht umsonst sagt Hiob mittendrin:

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt! (Hiob 19,25)

Und es sollte uns eigentlich zeigen, wer hinter all den furchtbaren Schmerzen, Verspottungen und Ungerechtigkeiten rund um Jesu Hinrichtung steht. Jesus gab sich bei Seiner Gefangennahme bewusst freiwillig in die Hand des Teufels. Darum sagte Er:

Aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis. (Lk 22,53)

Und darum war auch eine Finsternis, als Jesus am Kreuz hing.

Aber von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eli, Eli, lama sabachthani, das heißt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«

Das war die Zeit der Finsternis, wo Jesus völlig in der Hand des Teufels war. Er spürte, wie Gott Ihn verlassen hatte. Am Ende aber übergab Er Seinen Geist in Gottes Hand:

Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist! Und als er das gesagt hatte, verschied er. (Lk 23,46)

Der abgrundtiefe Hass Satans konzentriert sich aber nicht nur auf Jesus:

Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt wärt, so hätte die Welt das Ihre lieb; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt heraus erwählt habe, darum hasst euch die Welt. (Joh 15,18+19)

Mit der Welt meint Jesus das Reich des Teufels und alle, die darin sind. Die Diener des Teufels hassen Jesus genauso wie der Teufel Jesus hasst. Und sie werden auch die Jünger Jesu hassen, weil sie Jesus schon gehasst haben. Das kündigte Jesus Seinen Jüngern an:

Dann wird man euch der Drangsal preisgeben und euch töten; und ihr werdet gehasst sein von allen Heidenvölkern um meines Namens willen. (Mt 24,9)

Ihr werdet aber auch von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden ausgeliefert werden, und man wird etliche von euch töten, und ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen. (Lk 21,16-17)

Sie werden euch aus der Synagoge ausschließen; es kommt sogar die Stunde, wo jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen. (Joh 16,2)

Der Teufel beschränkt seinen Hass also bei weitem nicht nur auf Jesus. So wie Jesus furchtbar leiden musste, müssen es auch alle seine Nachfolger. Jesus Christus hat es ihnen vorausgesagt. Und wir sehen diesen Hass des Teufels und all derer, die ihm dienen, in der Menschheitsgeschichte der letzten 2000 Jahre. Christen wurden besonders hart und irrational verfolgt, insbesondere jene, die sich gar nicht wehrten. Es begann mit den Aposteln, die alle gefoltert wurden - viele mehrmals in ihrem Leben - und am Ende genauso oder noch schlimmer als Jesus hingerichtet wurden (die Biographien von allen findet man hier), und es ging weiter mit den Schülern der Apostel  und deren Schüler. Sie wurden in den Arenen wilden Tieren zur Unterhaltung des Publikums vorgeworfen, sie wurden zerrissen oder gekreuzigt, sie wurden als lebendige Fackeln auf den Straßen angezündet oder auf Scheiterhaufen verbrannt, in Flüssen ersäuft, gepfählt, oder öffentlich auf vielerlei Arten zu Tode gefoltert, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Der Hass Satans nahm am Karfreitag mit der Kreuzigung Christi leider nicht sein Ende, sondern erst so richtig seinen Anfang, und ergießt sich seither hemmungslos über alle, die Jesus Christus ernsthaft nachfolgen und wird erst ein Ende nehmen, wenn Jesus wieder kommt und dem Teufel ein für allemal Einhalt gebietet. Aber das ist eine andere Geschichte, die übrigens ebenfalls die Bibel erzählt.


Schlimm genug, wie viel Hass, Sünde und Ungerechtigkeit der Teufel in die Welt bringt und daran Freude hat. Noch schlimmer aber, wie viele Menschen das Gott in die Schuhe schieben, weil sie entweder gar nicht glauben, dass es einen Teufel gibt oder jedenfalls die Rechnung ohne ihn machen.

Weit verbreitet ist übrigens eine relativ junge Irrlehre, die einen Gott verkündet, der wie ein beleidigtes Kind im Schmollwinkel sitzt und Satisfaktion fordert, also erst befriedigt werden muss durch die Folter und Hinrichtung seines eigenes Sohnes, bevor er allen Menschen ihre Sünden vergeben kann. Genannt wird diese Theologie „Satisfaktionslehre“, wurde im 11. Jahrhundert von Anselm von Canterbury erfunden, zu einem Dogma der Römisch-Katholischen-Kirche erhoben, und führte zur Abspaltung der Orthodoxen Kirchen. Ihm liegt ein dämonisches Gottesbild zugrunde, nämlich ein beleidigter, blutdurstiger Gott, der durch jede kleinste Sünde so in seiner Ehre gekränkt ist, dass das nur durch Blutvergießen wieder gutgemacht werden kann. Solch einen Gott findet man in der Bibel nur bei den Völkern, die Dämonen verehren und ihnen Menschenopfer darbringen.

Interessant fand ich auch eine Diskussion in Österreich über den Straftatbestand der Gotteslästerung. Eigentlich ist Gotteslästerung in Österreich per Gesetz verboten und strafbar. Es wurde angesichts von Karikaturen in der Öffentlichkeit eine Debatte angestoßen, ob dieser Gotteslästerungsparagraph überhaupt noch zeitgemäß sei. Ausgerechnet Vertreter der Römisch-Katholischen-Kirche von Österreich meinten dann, dass kein Mensch in Wirklichkeit Gott beleidigen könnte, denn Gott stünde darüber. Gott könne man nicht beleidigen, sondern nur die religiösen Gefühle der Menschen. Und so wird dieser Paragraph auch seitdem verstanden, es dürfen die religiösen Gefühle von Menschen nicht verletzt werden, aber Gottes Befindlichkeit ist eigentlich egal. Und das finde ich spannend, denn die selbe Kirche, die sagt, man könne Gott nicht beleidigen, lehrt auf der anderen Seite, dass Jesus am Kreuz sterben musste um den beleidigten Vater im Himmel zu versöhnen. Das ist bis heute die Erlösungslehre dieser Kirche. Sie lehrt einen in der Ehre gekränkten Gott, der Blut fließen sehen will.


Der wahre Gott, der sich in Seiner Heiligen Schrift, der Bibel, offenbart und dessen Sohn Jesus Christus sich freiwillig als Lösegeld gab, ist aber ein ganz anderer: Er vergibt gerne und stellt dabei nur die Bedingung, dass die Reue echt sein muss. Aber es gibt eben noch einen anderen, der mitzureden hat bei Sünde: den Teufel, denn der hat ein Anrecht auf jeden Sünder und der stellt die Bedingungen unter denen er die Sünder freilässt. Daher ist die Versöhnung mit Gott nur die eine Sache, die Erlösung vom Satan aber die andere. Beides muss geschehen, damit der Mensch am Ende bei Gott ist. Ich hoffe, den Unterschied konnte ich hier verständlich machen. Zum Abschluss noch ein paar Zitate der frühen Christen, die belegen, dass sie das alle richtig verstanden und lehrten. Die Irrlehre, dass der „liebende“ Gott seinen eigenen Sohn am Kreuz quält, kam erst viel später.

So haben wir zur vorherbestimmten Zeit durch Vermittlung des Wortes, das in allem vollkommen ist, empfangen, daß er als das allmächtige Wort und wahrer Mensch mit seinem Blute uns rechtmäßig erlöst und sich zum Lösegeld für die hingegeben hat, die in die Gefangenschaft geführt waren. Da also die Herrschaft der Apostasie über uns nicht zu Recht bestand und wir von Natur des allmächtigen Gottes Eigentum waren, er also wider die Natur uns ihm entriß, indem er uns zu seinen Jüngern machte, so hat sich das in allem mächtige Wort Gottes, dessen Gerechtigkeit nicht nachläßt, mit Recht auch gegen die Apostasie erhoben und sein Eigentum davon erlöst. Aber nicht Gewalt wandte er an, wie sie im Anfang über uns herrschte, indem jener fremdes Eigentum unersättlich an sich riß, sondern bloßen Rat, wie es sich für Gott geziemt, der da rät, aber nicht zwängt, ihm zu folgen, damit das Recht nicht gebeugt würde und das Urgeschöpf Gottes nicht zugrunde ging. Da also mit seinem Blute der Herr uns erlöste und seine Seele für uns hingab und sein Fleisch für unser Fleisch, und da er den Geist des Vaters ausgoß, um den Menschen mit Gott auf das innigste zu verbinden, indem er in dem Menschen durch den Geist Gott niederlegte und durch seine Menschwerdung den Menschen in Gott hineinlegte, und da er wahrhaft und wirklich in seiner Ankunft durch die Gemeinschaft mit ihm Unvergänglichkeit schenkte — so sind verloren alle Lehren der Häretiker. (Irenäus (130-202) Contra Haereses, Gegen die Häresien (BKV), Fünftes Buch, 1. Kapitel)

Dieses also ist, wie wir oben bemerkt haben, der Unsinn und die Verwegenheit jener Menschen. Unser Glaube aber ist der richtige, er ist aus der Lehre der Apostel und der Überlieferung der Väter entnommen, und durch das Ansehen des neuen und des alten Testamentes bewährt. Die Propheten nämlich sagen: „Sende aus dein Wort und deine Wahrheit;„ und: „Sehet! eine Jungfrau wird empfangen, und einen Sohn gebären, und sie werden ihn Emmanuel nennen, das heißt in unserer Sprache, Gott mit uns.“ Was aber will dieses anders sagen, als daß Gott im Fleische geboren worden sei? Die Überlieferung der Apostel aber lehrt dasselbe, indem nämlich der selige Petrus spricht: „Da nun Christus im Fleische für uns gelitten hat;„ Paulus aber schreibt: „Und daß wir entgegenharren sollen der seligen Hoffnung und der Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unsers Heilandes Jesu Christi, welcher sich selbst für uns hingegeben hat, damit er uns erlösete von aller Sünde, und uns reinigte zu seinem eigenthümlichen Volke, welches eifrig in guten Werken wäre.“ Wie würde er sich nun für uns hingegeben haben, wenn er nicht Fleisch getragen hätte? Denn dadurch, daß er dieses darbrachte, gab er sich für uns hin, damit er in demselben den Tod erlitte, und so dem Teufel, der des Todes Gewalt hatte, die Macht nähme. Daher danken wir auch immer im Namen Jesu Christi, und verschmähen die Gnade nicht, die uns durch ihn zu Teil geworden ist. Denn die Erscheinung des Heilandes im Fleische war das Lösegeld für den Tod und die Erlösung der ganzen Schöpfung. Demnach, Geliebtester und Ersehntester! sollen diejenigen, welche den Herrn lieben, durch das Gesagte erinnert, diejenigen aber, welche den Judas nachahmen, und den Herrn verlassen, um dem Kaiphas zu folgen, daraus eines bessern belehrt werden, wenn sie je wollen, und sich je schämen. (Athanasius von Alexandrien (295-373) Epistula ad Adelphium, Brief an den Bischof und Bekenner Adelphius (BKV), 6.)

Wenn wir weiter nachforschen, was es bedeutet, dass Johannes auf Jesus hinweist, wenn er sagt: „Dies ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“, dann können wir uns auf die göttliche Fügung der leiblichen Ankunft des Gottessohnes im menschlichen Leben einstellen, und in diesem Fall werden wir das Lamm nicht anders als den Menschen verstehen. Denn der Mensch „wurde wie ein Schaf zur Schlachtbank geführt, und wie ein Lamm, das stumm vor seinen Scherern steht“ und sagt: "Ich war wie ein sanftes Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird.“ So wird auch in der Apokalypse ein Lamm gesehen, das steht, als sei es geschlachtet. Dieses geschlachtete Lamm ist nach bestimmten verborgenen Gründen zur Reinigung der ganzen Welt gemacht worden, für die es nach der Liebe des Vaters zu den Menschen in den Tod gegangen ist, um uns durch sein eigenes Blut von dem zurückzukaufen, der uns in seine Gewalt gebracht und unter die Sünde verkauft hatte. Und der, der dieses Lamm zur Schlachtbank führte, war Gott im Menschen, der große Hohepriester, wie er mit den Worten zeigt: „Niemand nimmt mir mein Leben, sondern ich gebe es von mir selbst. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen.“ (Origenes, Kommentar zum Johannesevangelium, Buch VI, Kap XXXV