• Und warum die meisten sich in dieser Frage irren
Christus am Kreuz, gemalt von Tizian
Christus am Kreuz, gemalt von Tizian

Der wahre Gott, der sich in Seiner Heiligen Schrift, der Bibel, offenbart und dessen Sohn Jesus Christus sich freiwillig als Lösegeld gab, ist aber ein ganz anderer: Er vergibt gerne und stellt dabei nur die Bedingung, dass die Reue echt sein muss. Aber es gibt eben noch einen anderen, der mitzureden hat bei Sünde: den Teufel, denn der hat ein Anrecht auf jeden Sünder und der stellt die Bedingungen unter denen er die Sünder freilässt. Daher ist die Versöhnung mit Gott nur die eine Sache, die Erlösung vom Satan aber die andere. Beides muss geschehen, damit der Mensch am Ende bei Gott ist. Ich hoffe, den Unterschied konnte ich hier verständlich machen. Zum Abschluss noch ein paar Zitate der frühen Christen, die belegen, dass sie das alle richtig verstanden und lehrten. Die Irrlehre, dass der „liebende“ Gott seinen eigenen Sohn am Kreuz quält, kam erst viel später.

So haben wir zur vorherbestimmten Zeit durch Vermittlung des Wortes, das in allem vollkommen ist, empfangen, daß er als das allmächtige Wort und wahrer Mensch mit seinem Blute uns rechtmäßig erlöst und sich zum Lösegeld für die hingegeben hat, die in die Gefangenschaft geführt waren. Da also die Herrschaft der Apostasie über uns nicht zu Recht bestand und wir von Natur des allmächtigen Gottes Eigentum waren, er also wider die Natur uns ihm entriß, indem er uns zu seinen Jüngern machte, so hat sich das in allem mächtige Wort Gottes, dessen Gerechtigkeit nicht nachläßt, mit Recht auch gegen die Apostasie erhoben und sein Eigentum davon erlöst. Aber nicht Gewalt wandte er an, wie sie im Anfang über uns herrschte, indem jener fremdes Eigentum unersättlich an sich riß, sondern bloßen Rat, wie es sich für Gott geziemt, der da rät, aber nicht zwängt, ihm zu folgen, damit das Recht nicht gebeugt würde und das Urgeschöpf Gottes nicht zugrunde ging. Da also mit seinem Blute der Herr uns erlöste und seine Seele für uns hingab und sein Fleisch für unser Fleisch, und da er den Geist des Vaters ausgoß, um den Menschen mit Gott auf das innigste zu verbinden, indem er in dem Menschen durch den Geist Gott niederlegte und durch seine Menschwerdung den Menschen in Gott hineinlegte, und da er wahrhaft und wirklich in seiner Ankunft durch die Gemeinschaft mit ihm Unvergänglichkeit schenkte — so sind verloren alle Lehren der Häretiker. (Irenäus (130-202) Contra Haereses, Gegen die Häresien (BKV), Fünftes Buch, 1. Kapitel)

Dieses also ist, wie wir oben bemerkt haben, der Unsinn und die Verwegenheit jener Menschen. Unser Glaube aber ist der richtige, er ist aus der Lehre der Apostel und der Überlieferung der Väter entnommen, und durch das Ansehen des neuen und des alten Testamentes bewährt. Die Propheten nämlich sagen: „Sende aus dein Wort und deine Wahrheit;„ und: „Sehet! eine Jungfrau wird empfangen, und einen Sohn gebären, und sie werden ihn Emmanuel nennen, das heißt in unserer Sprache, Gott mit uns.“ Was aber will dieses anders sagen, als daß Gott im Fleische geboren worden sei? Die Überlieferung der Apostel aber lehrt dasselbe, indem nämlich der selige Petrus spricht: „Da nun Christus im Fleische für uns gelitten hat;„ Paulus aber schreibt: „Und daß wir entgegenharren sollen der seligen Hoffnung und der Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unsers Heilandes Jesu Christi, welcher sich selbst für uns hingegeben hat, damit er uns erlösete von aller Sünde, und uns reinigte zu seinem eigenthümlichen Volke, welches eifrig in guten Werken wäre.“ Wie würde er sich nun für uns hingegeben haben, wenn er nicht Fleisch getragen hätte? Denn dadurch, daß er dieses darbrachte, gab er sich für uns hin, damit er in demselben den Tod erlitte, und so dem Teufel, der des Todes Gewalt hatte, die Macht nähme. Daher danken wir auch immer im Namen Jesu Christi, und verschmähen die Gnade nicht, die uns durch ihn zu Teil geworden ist. Denn die Erscheinung des Heilandes im Fleische war das Lösegeld für den Tod und die Erlösung der ganzen Schöpfung. Demnach, Geliebtester und Ersehntester! sollen diejenigen, welche den Herrn lieben, durch das Gesagte erinnert, diejenigen aber, welche den Judas nachahmen, und den Herrn verlassen, um dem Kaiphas zu folgen, daraus eines bessern belehrt werden, wenn sie je wollen, und sich je schämen. (Athanasius von Alexandrien (295-373) Epistula ad Adelphium, Brief an den Bischof und Bekenner Adelphius (BKV), 6.)

Wenn wir weiter nachforschen, was es bedeutet, dass Johannes auf Jesus hinweist, wenn er sagt: „Dies ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“, dann können wir uns auf die göttliche Fügung der leiblichen Ankunft des Gottessohnes im menschlichen Leben einstellen, und in diesem Fall werden wir das Lamm nicht anders als den Menschen verstehen. Denn der Mensch „wurde wie ein Schaf zur Schlachtbank geführt, und wie ein Lamm, das stumm vor seinen Scherern steht“ und sagt: "Ich war wie ein sanftes Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird.“ So wird auch in der Apokalypse ein Lamm gesehen, das steht, als sei es geschlachtet. Dieses geschlachtete Lamm ist nach bestimmten verborgenen Gründen zur Reinigung der ganzen Welt gemacht worden, für die es nach der Liebe des Vaters zu den Menschen in den Tod gegangen ist, um uns durch sein eigenes Blut von dem zurückzukaufen, der uns in seine Gewalt gebracht und unter die Sünde verkauft hatte. Und der, der dieses Lamm zur Schlachtbank führte, war Gott im Menschen, der große Hohepriester, wie er mit den Worten zeigt: „Niemand nimmt mir mein Leben, sondern ich gebe es von mir selbst. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen.“ (Origenes, Kommentar zum Johannesevangelium, Buch VI, Kap XXXV