• Und warum die meisten sich in dieser Frage irren
Christus am Kreuz, gemalt von Tizian
Christus am Kreuz, gemalt von Tizian

Schlimm genug, wie viel Hass, Sünde und Ungerechtigkeit der Teufel in die Welt bringt und daran Freude hat. Noch schlimmer aber, wie viele Menschen das Gott in die Schuhe schieben, weil sie entweder gar nicht glauben, dass es einen Teufel gibt oder jedenfalls die Rechnung ohne ihn machen.

Weit verbreitet ist übrigens eine relativ junge Irrlehre, die einen Gott verkündet, der wie ein beleidigtes Kind im Schmollwinkel sitzt und Satisfaktion fordert, also erst befriedigt werden muss durch die Folter und Hinrichtung seines eigenes Sohnes, bevor er allen Menschen ihre Sünden vergeben kann. Genannt wird diese Theologie „Satisfaktionslehre“, wurde im 11. Jahrhundert von Anselm von Canterbury erfunden, zu einem Dogma der Römisch-Katholischen-Kirche erhoben, und führte zur Abspaltung der Orthodoxen Kirchen. Ihm liegt ein dämonisches Gottesbild zugrunde, nämlich ein beleidigter, blutdurstiger Gott, der durch jede kleinste Sünde so in seiner Ehre gekränkt ist, dass das nur durch Blutvergießen wieder gutgemacht werden kann. Solch einen Gott findet man in der Bibel nur bei den Völkern, die Dämonen verehren und ihnen Menschenopfer darbringen.

Interessant fand ich auch eine Diskussion in Österreich über den Straftatbestand der Gotteslästerung. Eigentlich ist Gotteslästerung in Österreich per Gesetz verboten und strafbar. Es wurde angesichts von Karikaturen in der Öffentlichkeit eine Debatte angestoßen, ob dieser Gotteslästerungsparagraph überhaupt noch zeitgemäß sei. Ausgerechnet Vertreter der Römisch-Katholischen-Kirche von Österreich meinten dann, dass kein Mensch in Wirklichkeit Gott beleidigen könnte, denn Gott stünde darüber. Gott könne man nicht beleidigen, sondern nur die religiösen Gefühle der Menschen. Und so wird dieser Paragraph auch seitdem verstanden, es dürfen die religiösen Gefühle von Menschen nicht verletzt werden, aber Gottes Befindlichkeit ist eigentlich egal. Und das finde ich spannend, denn die selbe Kirche, die sagt, man könne Gott nicht beleidigen, lehrt auf der anderen Seite, dass Jesus am Kreuz sterben musste um den beleidigten Vater im Himmel zu versöhnen. Das ist bis heute die Erlösungslehre dieser Kirche. Sie lehrt einen in der Ehre gekränkten Gott, der Blut fließen sehen will.