In der Bibel findet man keinen Zölibat für Priester, im Gegenteil. Seit die Römisch-Katholische Kirche den Zwangszölibat für Priester per Dogma für alle Zeit verordnet hat, ist sie bemüht, diesen rückwirkend biblisch zu begründen. Gelingt das? Und woher weht der Wind wirklich?
Auf der FaceBook-Profilseite eines bekannten katholischen Historikers wurde darüber heiß diskutiert. Wir geben hier den Höhepunkt der öffentlichen Debatte zwischen Michael Hesemann, katholischer Historiker, und Michael Eichhorn wörtlich und in voller Länge wider:
Michael Hesemann: Michael Eichhorn dass Anhänger der protestantischen Häresie keine Ahnung von der Tradition der Kirche haben, ist verzeihlich, disqualifiziert sie aber automatisch für jede fachliche Diskussion. Das Absurde ist, dass Sie eine "Dienstanweisung" des hl. Paulus über ein Herrenwort stellen, das eindeutig ist: Denn nachdem Jesus den Pharisäern erklärt hatte, weshalb es nicht statthaft sei, eine Frau, obwohl keine Unzucht vorliegt, aus der Ehe zu entlassen, kam es zu einem interessanten Dialog zwischen ihm und seinen Jüngern. Matthäus: „Da sagten die Jünger zu ihm: Wenn das die Stellung des Mannes in der Ehe ist, dann ist es nicht gut zu heiraten.“ (Mt 19,10) Man lasse diese Worte einmal auf sich einwirken. Wie war das gemeint? Warum soll ein Scheidungsverbot von der Ehe abhalten? Und warum sind es nur die Jünger, die diesen Einwand vortrugen, nicht etwa die Pharisäer, die bekanntlich Jesus provozieren wollten? Vielleicht, weil es um sie ging? Weil sie plötzlich erkannten, dass es eine Unvereinbarkeit zwischen ihrer Sendung und der Ehe gibt? Darauf deutet Jesu Antwort hin: „Jesus sagte zu ihnen: Nicht alle können dieses Wort erfassen, sondern nur die, denen es gegeben ist. Denn es ist so: Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht und manche haben sich selbst dazu gemacht - um des Himmelreiches willen. Wer das erfassen kann, der erfasse es.“ (Mt 19, 11-12) Das besagt eindeutig, dass es das Ideal ist, um des Himmelreiches willen die Ehe zu meiden. Die Apostel verliessen daher ihre Familien und lebten fortan enthaltsam, um Ihm nachzufolgen: „Amen, ich sage euch: Niemand hat Haus, Frau, Brüder, Eltern oder Kinder um des Reiches Gottes willen verlassen, der dafür nicht (schon) in dieser Zeit das Vielfache erhält und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.“ (Lk 18, 29-30) Aber bitte, Sie berufen sich auf Paulus. Dann lesen wir mal, was er sonst noch zu dem Thema schreibt: „ Ein Mann tut gut daran, eine Frau nicht zu berühren.“ Wenn er dann doch zu einem von Keuschheit geprägten Eheleben plädiert, betont er: „Das sage ich jedoch als Zugeständnis, nicht als Gebot. Ich wünschte mir, alle Menschen wären wie ich; doch jeder hat seine besonderen Gnadengaben von Gott, der eine so, der andere so“, womit er deutlich auf den eigenen Zölibat verweist, der freilich nicht für alle Christen verbindlich sein kann. Paulus weiter: „Den Unverheirateten und den Witwern sage ich: Sie tun gut, wenn sie so bleiben wie sich. Haben sie jedoch nicht die Kraft zur Enthaltsamkeit, so sollen sie heiraten.“( 1 Kor 7, 1-17) Später wird er noch deutlicher: „Denn ich sage euch, Brüder: Die Zeit ist kurz. Daher soll, wer eine Frau hat, sich in Zukunft so verhalten, als habe er keine ...” (1 Kor 7, 29). Was nur bedeuten kann: In der Ehe keusch leben. Das wird bestätigt in 7, 37: „Steht aber jemand im Herzen fest, ohne in einer Zwangslage zu sein, hat er vielmehrt volle Freiheit über seinen Willen und hat er sich innerlich dafür entschieden, seine Jungfrau unberührt zu lassen, so tut er gut daran. Also: Wer seine Jungfrau heiratet, tut gut; und wer sie nicht heiratet, tut besser.“ Das Ideal bleibt bei Paulus also der Zölibat: „Ich wünschte aber, dass ihr ohne Sorgen wärt. Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn; er will dem Herrn gefallen. Der Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; er will seiner Frau gefallen. So ist er geteilt.” (1 Kor 7, 31-33) Und nun wollen Sie uns weismachen, dass ausgerechnet dieser Paulus verheiratete Bischöfe und Priester forderte? NEIN, aus allen seinen Worten geht eindeutig hervor, dass er in der von Ihnen zitierten Stelle nur eine MINIMALANFORDERUNG definiert, ganz im Sinne von 1 Kor 7, 1-17: WENN sich kein Zölibatär finden lässt, dann halt notfalls ein Mann, der nur einmal verheiratet war. Warum? Weil Tehorie und Praxis zwei verschiedene Dinge sind. Paulus GRÜNDETE Gemeinden, musste also "nehmen, was zur Verfügung stand". Damals heirateten Männer sehr früh, mit 21 waren sie meist verheiratet. Nach jüdischem Brauch durfte aber nur lehren, wer über 30 war. Da Paulus nicht warten konnte, bis frisch Bekehrte Unverheiratete dieses Alter erreicht hatten, musste er Ausnahmen erlauben - wie in der von Ihnen zitierten Anweisung. Aber, wie gesagt: das waren Notlösungen der ersten Generation! (Rechtschreibung und Satzteichen wurden von uns original und unverändert belassen).
Michael Hesemann hängte dann noch einen Link zu seiner Website an, wo eine lange Abhandlung über den Zölibat zu lesen war. Diese Abhandlung wurde aber nach dieser Diskussion gelöscht und ist nicht mehr im Netz verfügbar.
Michael Eichhorn: Michael Hesemann, ich habe mir endlich den oben genannten Link von Ihrem Blog wie versprochen durchgelesen und wollte darauf antworten, als ich nun sah, dass Sie auch hier eifrig weiter spekuliert haben. Einige Argumente wiederholen Sie. Deswegen werde ich auf beide Vorbringen gemeinsam hier kombiniert eingehen. Es kann aber wegen der wortreichen Länge Ihrer Beiträge die Entgegnung nicht kurz ausfallen. Sie erfordert vielmehr ebenso ausführlichere Erklärungen. Leider habe ich keinen eigenen Blog und werde daher hier versuchen so strukturiert und übersichtlich wie möglich auf Ihre Worte einzugehen.
Erstens bin ich kein „Anhänger der protestantischen Häresie“, wie Sie das nennen. Im Gegenteil. Ich bin einer der schärfsten Kritiker von Luther und dessen Geisteskinder. In dem Punkt waren wir uns in der Vergangenheit stets einig und habe ich viele Ihrer Beiträge nicht nur geliked sondern auch kommentiert und sogar geteilt. Also irren Sie hier mit Ihrem Urteil fundamental obwohl sie es eigentlich besser wissen könnten und sollten. Dieser Satz beschreibt übrigens auch treffend viele andere Ihrer Einschätzungen.
Wie ich bei Ihnen überhaupt immer wieder wahrnehme, dass Sie typisch katholische Abwehrreflexe an den Tag legen anstatt sachlich zu untersuchen, zu forschen und zu urteilen. Das ist für einen Anhänger der Katholischen Häresie verzeihlich, disqualifiziert aber automatisch einen Historiker, um mal in Ihrer Diktion zu bleiben. Gerade als Historiker hätten Sie den unschätzbaren Vorteil über allen Ideologien, Dogmen und Häresien zu stehen und könnten nüchtern und unvoreingenommen die Kirchengeschichte untersuchen und erzählen ohne sie Ihrer Kirche passend zu schönen und einzufärben. So würden Sie Ihrer Kirche wirklich einen Dienst erweisen, indem Sie nämlich aufzeigten, wo und wann sie von der gesunden Lehre abwich und stattdessen fremde Irrlehren und Menschengebote importierte. Es ist enttäuschend, dass Ihnen das nicht gelingen mag. Es gelingt Ihnen nur bei Ihren Gegnern, den Protestanten und Muslimen.
Übrigens erlebe ich das Selbe wie mit Ihnen auch von Protestantischer Seite: dort werde ich als Katholik beschimpft. Sie sehen also, dass Sie sich in der Argumentationslinie überhaupt nicht von den Protestanten unterscheiden: grundsätzlich wird der Kritiker forsch mit dem Totschlagargument erschlagen, er sei von der anderen Kirche. Für mich als ein Außenstehender, der weder Protestant noch Katholik ist, und der ich stattdessen beide im Lichte von Gottes Wort und der ursprünglichen Lehre der Apostel prüfe und bloß stelle, ist das nur ein weiterer Beweis dafür wie sich die biblische Endzeitprophetie vor meinen Augen erfüllt. Die große Hure und ihre Tochter können ihre Verwandtschaft nicht abstreiten obwohl sie oft und gerne so tun als wären sie grundverschieden und sich gegenseitig verdammen. Gottes Urteil über diese beiden Kirchen ist längst gefallen und in der Offenbarung von Johannes niedergeschrieben. Aber das ist ein anderes Thema, das wir an anderen Stelle schon angerissen haben. Es spielt allerdings tatsächlich immer wieder hier herein.
Zweitens sind Theorie und Praxis nur bei Irrlehrern und Heuchlern verschiedene Dinge. Genau das hat Jesus ja den Pharisäern quasi pausenlos vorgeworfen, dass sie Theorie und Praxis nicht zusammen brachten, sondern das Eine lehrten und das Andere taten. Bei Christus und seinen Aposteln war das niemals so, bei ihnen waren Theorie und Praxis immer eine stimmige Einheit wo beide Teile einander bestätigten und erklärten. Und nur so darf es sein in der gesunden Lehre! Die Theorie ist in der apostolischen Lehre nicht von der Praxis zu trennen. Da ist die katholische Lehre und Tradition freilich völlig das Gegenteil und entpuppt sich schon dadurch als menschliches Machwerk und somit als Häresie. In Gottes Wort hingegen gibt es keine Theorie, die nicht in der Praxis zu leben ist.
Drittens habe ich noch nie Worte von Paulus über ein Herrenwort gestellt. Sie tun das aber wiederholt und stellen ganz im Stile der katholischen Tradition Menschenworte über Herrenworte und erst Recht über Gottes Wort. Einmal nennen Sie die Worte von Paulus „Notlösung“ und dann „Dienstanweisung“ und meinen doch in beiden Fällen das Gleiche: sie gelten nicht für Sie und die katholische Kirche. Da können Sie sich auch gleich die Anrede „Hl. Paulus“ schenken, denn Sie verachten und bestreiten in Wahrheit seine göttliche Vollmacht durch die Weise, wie Sie seine Worte fortlaufend versuchen für nichtig zu erklären oder zu verdrehen um sie so den römisch-katholischen Dogmen anzupassen.
Übrigens ist es, wenn man Paulus richtig liest und zitiert, gar nicht möglich die Worte von Paulus über Herrenworte zu stellen, denn Paulus ordnete sich immer dem Herrn unter und ging nie über dessen Worte hinaus, im Gegenteil er lehrte der Reihe nach Gebote des Herrn, wie er auch selber schreibt:
Wenn jemand glaubt, ein Prophet zu sein oder geistlich, der erkenne, dass die Dinge, die ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind. (1.Kor 14,37)
Wenn aber jemand unserem brieflichen Wort nicht gehorcht, den kennzeichnet und habt keinen Umgang mit ihm, damit er sich schämen muss; doch haltet ihn nicht für einen Feind, sondern weist ihn zurecht als einen Bruder. (2.Thess 3,14)
Paulus kannte die Worte des Herrn besser als jeder heutige Lehrer, der sich nur noch auf ein paar schriftliche Überlieferungen stützen kann. Paulus kannte aber viel mehr. Das beweist schon Lukas, der uns in der Apostelgeschichte (20,35) Herrenworte aus dem Mund von Paulus überliefert, die in keinem Evangelium stehen. Leider aber wird Paulus in den meisten Fällen, damals wie heute, verdreht von Unwissenden, was schon Petrus verurteilte (2.Petr 3,16). So auch von Ihnen etwa, wenn Sie schreiben:
Später wird er noch deutlicher: „Denn ich sage euch, Brüder: Die Zeit ist kurz. Daher soll, wer eine Frau hat, sich in Zukunft so verhalten, als habe er keine ...” (1 Kor 7, 29). Was nur bedeuten kann: In der Ehe keusch leben.
Nein, das kann es eben nicht bedeuten, denn Paulus lehrt klipp und klar davor:
»Der Mann soll seine Pflicht gegenüber der Frau erfüllen und ebenso die Frau gegenüber dem Mann. Die Frau verfügt nicht über ihren Leib, sondern der Mann. Ebenso verfügt aber auch der Mann nicht über seinen Leib, sondern die Frau. Entzieht euch einander nicht, außer im gegenseitigen Einverständnis und nur eine Zeit lang, um für das Gebet frei zu sein! Dann kommt wieder zusammen, damit euch der Satan nicht in Versuchung führt, weil ihr euch nicht enthalten könnt.« (1.Kor 7,3-5)
Sie müssen schon alles von Paulus zu dem Thema lesen um ihn richtig verstehen zu können. Einzelne Sätze aus dem Kontext lösen und sie dann in einen neuen - der eigenen Vorstellung entsprechenden - zu stellen, das ist der Anfang aller Häresie. Wer Paulus so verdreht, erweist sich nicht nur als Unwissender, sondern tut das zu seinem eigenen Schaden (2. Petr 3,16!). Was Paulus wirklich meinte mit dem von Ihnen zitierten Textfragment, erklärt er doch ohnehin in den darauf folgenden Sätzen. Sie müssen nur weiterlesen! Es geht Paulus in dieser Anweisung um die Sorgen, nicht um den Geschlechtsverkehr! Letzteren darf man in der Ehe nicht vernachlässigen, sondern der ist eheliche Pflicht, weil keiner der Ehepartner mehr über seinen eigenen Körper verfügt, sondern der andere, und diesem ist zu dienen. Das wusste und lehrte Paulus selbstverständlich in allen Gemeinden und das schrieb er auch einleitend zu diesem Thema gleich zu Beginn von Kapitel 7. Wer den Beginn überspringt oder ignoriert, kann den Rest nicht verstehen.
Übrigens lehrte das auch genauso Chrysostomus, der Bischof von Konstantinopel im 4.Jahrhundert (also nach der Konstantinischen Wende und somit bereits ein echter Katholik, der die Keuschheit in der Ehe befürwortete):
Wenn nun Jemand deutlicher zu verstehen wünschen sollte, was es heiße: „Wer ein Weib hat, soll sein, als hätte er keines,“ der möge bedenken, wie jene leben, welche keines besitzen und sich gekreuziget haben. Wie leben nun diese? Sie haben nicht nöthig, eine Schaar von Mägden, goldenen Halsschmuck, prächtige und große Gebäude, so und so viele Äcker Landes zu kaufen, sondern sie haben nur, nachdem sie sich von all diesem entledigt, für Ein Gewand und für ihre Nahrung zu sorgen. Aber auch derjenige, welcher ein Weib hat, vermag sich zu dieser Lebensweisheit zu erheben. Denn was der Apostel oben sagt: „Entziehet euch einander nicht“, gilt blos von dem Beischlafe. Denn hierin befiehlt er ihnen, daß sie einander willfährig seien, und gestattet, daß Einer des Andern Herr sei. In der anderweitigen Uebung der Lebensweisheit, in der Kleidung, Nahrung und in allem Andern ist Eines vom Andern nicht abhängig, sondern es ist den Männern erlaubt, auch wenn das Weib nicht will, alle Schwelgerei und die Menge der überflüssigen Sorgen fahren zu lassen, und das Weib hinwieder braucht seinerseits nicht, wenn es nicht will, sich zu putzen, der Eitelkeit zu pflegen und sich um überflüssige Dinge zu kümmern. (Vom jungfräulichen Stande (De virginitate), 75. Was es heißt: Wer ein Weib hat, soll sein, als hätte er keines.)
Da Sie selbst Chrysostomus in Ihren Argumenten als Zeugen aufriefen, darf man davon ausgehen, dass Sie ihn kennen und gelesen haben, überhaupt wo er zu dem Thema viel schrieb. Also irren Sie auch hier mit Ihrem Urteil fundamental obwohl sie es eigentlich besser wissen könnten und sollten.
Ja, Paulus kannte und lehrte auch Keuschheit in der Ehe, aber immer nur im gegenseitigen Einverständnis und dann auch nur temporär, für eine bestimmte Zeit lang, nie dauerhaft. Genauso wie er es in Vers 5 schrieb. Und damit lag er mit den Herrenworten völlig in Übereinstimmung, ebenso wie mit allen anderen Aposteln und der apostolischen Praxis der frühen Christen.
Bevor ich mich nun den Herrenworten annehme, die Sie zitierten, möchte ich aber noch ein paar Grundsätze klären.
Viertens sollten Begrifflichkeiten in ihrer Bedeutung gründlich erfasst und differenziert werden. Außerdem sollte man bei einer geistlichen Betrachtung von Gottes Wort zunächst den großen Zusammenhang und Rahmen erfassen und dann den Kontext berücksichtigen bevor man ins Detail geht. All das vermisse ich bei Ihren Ausführungen.
So verwenden Sie das Wort Zölibat leider für verschiedene Fälle, die zu trennen sind. Ehelosigkeit, Keuschheit und Enthaltsamkeit sind nicht das Selbe. Nicht jeder, der ehelos ist, ist automatisch keusch. Und nicht jeder, der enthaltsam lebt, muss ehelos sein. Die Bibel kennt unverheiratete Unzüchtige genauso wie Enthaltsamkeit in der Ehe. Mit Zölibat hat beides nichts zu tun. Und körperliche Unfähigkeit mancher Männer zur Ehe („Verschnittene“ oder „Eunuchen“) ist nochmal was anderes.
Mit dem eigentlich unbiblischen Begriff Zölibat ist ursprünglich die Ehelosigkeit gemeint. Können wir uns also darauf einigen, dass wir mit diesem Wort auch nur die Ehelosigkeit ansprechen? Wenn nein, dann ist eine Diskussion zu dem Thema nahezu unmöglich.
Wenn ja, dann muss man festhalten, dass Jesus zwar ehelos (also im Zölibat) auf Erden lebte (darin stimme ich Ihnen zu!), seine Apostel jedoch nicht! Denn es ist überliefert, auch in der Bibel, dass die Apostel verheiratet waren. Jedoch ist von keinem einzigen Apostel überliefert, dass er ehelos gelebt hätte! Schon gar nicht in der Bibel! Das gilt auch für Paulus! Der von Ihnen zitierte und offenbar geschätzte Historiker Eusebius von Cäsarea überliefert uns in seiner Kirchengeschichte, dass auch Paulus verheiratet war und sogar seine Frau in einem seiner biblischen Briefe ansprach (Drittes Buch, 30.Kap, Die verheirateten Apostel). Damit bricht Ihre ganze Argumentation zusammen, die darauf baut, dass Paulus angeblich im Zölibat lebte und diesen gar mit Verweis auf sich selbst befahl. Ebenso sind alle Ihre Versuche, die Apostel als im Zölibat lebend darzustellen, weder theologisch noch historisch haltbar. Stattdessen ist in der Bibel und der frühen Kirchengeschichte belegt, dass die Apostel verheiratet waren und ihre Ehefrauen mit sich führten, was auch Paulus im Korintherbrief wie selbstverständlich als Argument einsetzt. Sie haben das selbst zitiert, allerdings leider Ihren Wünschen entsprechend verdreht ausgelegt. Da Sie gerade auch die Kirchengeschichte von Eusebius in Ihren Ausführungen erwähnen, darf man annehmen, dass Sie dieses Buch kennen und gelesen haben. Also irren Sie hier mit Ihrem Urteil fundamental obwohl sie es eigentlich besser wissen könnten und sollten.
Katholische Gelehrte wirken in Ihrem verbissenen Drang den Zölibat biblisch begründen zu wollen, blind für die Wahrheit, die tatsächlich schön klar und eindeutig in der Bibel steht und in der frühen Kirche (vor der Konstantinischen Wende!) belegt ist. Sie übersehen und ignorieren bei dem Thema die wesentlichsten Aussagen und Zusammenhänge, während sie sich auf Details konzentrieren um sie den eigenen, menschlichen Dogmen passend zu interpretieren. Wie urteilte darüber aber schon Jesus?
»Blinde Führer seid ihr: Ihr siebt die Mücke aus und verschluckt das Kamel« (Mt 23,24).
Fünftes, um also diesen Fehler, den Jesus bei den damaligen Schriftgelehrten schon verurteilte, nicht zu wiederholen, muss man sich zuerst das Große (Kamel) ansehen und es erfassen, dann erst das Kleine (Mücke) näher betrachten.
Was ist nun das große Ganze, das Bild samt Rahmen, beim Thema Ehe und etwaiger Ehelosigkeit in der Heiligen Schrift und folglich in der Lehre der Apostel?
Sie zitierten die Diskussionen von Jesus mit den Pharisäern und in Folge dann auch mit seinen Jüngern in den Evangelien (Mt 19, Mk 10). Zwar hat in Wahrheit keine dieser Stellen den Zölibat als Kernthema sondern stattdessen Ehe, Scheidung und Ehebruch, sie taugen aber dennoch gut, um den großen Zusammenhang, den Rahmen, zu sehen, um den es Christus geht. In diesem Licht muss man auch die Ehelosigkeit bewerten. Dazu muss man allerdings ein bisschen mehr lesen als nur die Verse 10-12, die Sie aus Mt 19 zitieren. Wie kommt Jesus überhaupt zu dieser Aussage? Es beginnt damit, dass die Pharisäer Jesus wieder einmal versuchen wollten (also ein hinterhältiges Ansinnen ist der Anstoß zu dieser Diskussion) mit der Frage »Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen?«
Hier liegt der Hund schon begraben. Es geht in Wahrheit darum, dass die Pharisäer Jesus versuchen wollen. Sie tun es durch eine Fangfrage deren Antwort (die sie ja schon seit der Bergpredigt kennen) Jesus in Schwierigkeiten bringen soll. Darauf werde ich später eingehen. Zuerst braucht es etwas geschichtlichen Hintergrund, den Sie leider unterschlagen, nämlich die Praxis der hemmungslosen Scheidung aus beliebigen Gründen zur Zeit Jesu. Frauen wurde - ganz entgegen Ihrer Behauptungen - damals selbstverständlich zugemutet jederzeit entlassen zu werden, und das aus praktisch jedem Grund, den der Mann sich dafür ausdachte. Das war die übliche Praxis. Ehe war damals kein Schutz für die Frau, genauso wenig wie heutzutage, denn sie war täglich auflösbar wegen Nichtigkeiten. Es gibt gute Beschreibungen der damaligen lockeren Praxis der Scheidung und Wiederheirat bei Römern, Griechen und Juden. Einziger Unterschied zwischen Juden und Heiden lag bloß darin, dass bei den Juden nach dem Gesetz Moses immer nur der Mann die Scheidung verlangen durfte, nie die Frau. Sollten Sie als Historiker eigentlich alles wissen. Auch hier könnte ich wieder einige Ihrer Kronzeugen gegen Sie in den Zeugenstand holen, etwa Chrysostomus, der die historischen Gegebenheiten aus dem 1. Jahrhundert noch besser kannte und diese in seinen Werken beschrieb. Zitate daraus werde ich weiter unten bringen.
Wie lautete nun Jesu Antwort?
»Er antwortete: Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie am Anfang männlich und weiblich erschaffen hat und dass er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein? Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.« (Mt 19,4-6)
Jesu Antwort ist weiser und grundlegender als die Pharisäer erwartet hatten. Sie erschließt aber genau das, worum es Gott bei dem Thema geht:
- Es geht um Gottes ursprüngliche Schöpfungsordnung wie sie von Anfang an gemeint war
- Die Ehe ist von Gott gestiftet und geboten
- Der Mann soll Vater und Mutter verlassen und wird an seine Frau (von Gott!) gebunden
- Mann und Frau sind nicht mehr zwei sondern ein Fleisch!
- Was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen
Das sind die Pfeiler auf die Christus hier die Ehe stellt und auf denen sie bei Gott von Anfang an stand. Es beginnt und endet mit Gott. Die Ehe ist nicht nur heilig, sondern menschliche Eingriffe, etwa Trennung, sind schwere Sünde und somit kategorisch untersagt! Wer immer Gott korrigieren oder gar Seine Ordnungen aufheben will, hat Gott gegen sich.
Das muss jeder mal sickern lassen, Herr Hesemann, bevor er hier überhaupt weiterlesen und interpretieren kann.
Und noch etwas muss man verstanden haben, bevor man in dem Text weitergehen kann. Nämlich worin die Versuchung bestand, mit der die Pharisäer hier Jesus versuchen wollten. Das kann man nur, wenn man die historischen Gegebenheiten, wie ich sie oben beschrieb, erkannt hat: Es geht um die Männer. Die Männer hatten einen großen Vorteil in der Ehe. Ein Mann durfte heiraten welche Frau er wollte (ohne sie zu fragen, auch gegen deren Willen), sobald er mit deren Vater (oder Besitzer) den Preis verhandelt hatte und sich einig war. Und jeder Mann konnte seine Frau entlassen wann immer und aus welchem Grund er wollte. Wenn nun Jesus diese gängige Praxis nicht bestätigen würde, hätte er mit einem Schlag alle Männer gegen sich. Darin bestand die boshafte Versuchung von Jesu Feinden: stellt er sich gegen Gottes Wort (denn das hatte er ja bereits vorher in der Bergpredigt klar dargelegt) oder bringt er alle Männer (und damit nicht nur die herrschende Macht im Volk sondern auch seine eigenen Jünger) gegen sich auf? Eine äußerst boshafte Falle, die jeden Menschen mit Menschenfurcht zu Fall gebracht hätte.
Genau diese Falle beschreibt Chrysostomus so:
Beachte aber auch, was für eine Bosheit in der Art und Weise der Fragestellung an den Tag tritt. Sie sprechen nicht: Du hast verboten, ein Weib zu entlassen; darüber hatte er schon seine Meinung ausgesprochen. Davon tun sie jedoch gar keine Erwähnung, sondern fingen wieder von vorne an. Sie wollen ihm einen noch verfänglicheren Hinterhalt legen und ihn in einen Widerspruch mit dem Gesetze hineinzwingen. Darum lautet ihre Frage nicht: Warum hast du das und das als Gesetz hingestellt, sondern, als hätte er noch gar nichts gesagt: "Ist es erlaubt?" Sie hofften eben, er habe seine früheren Reden vergessen. Antwortete er also: Es ist nicht erlaubt, sein Weib zu entlassen, so waren sie schon bereit, ihm entgegenzuhalten, was er seinerzeit erklärt hatte und zu sagen: Wie konntest Du aber früher das Gegenteil behaupten? Stellte er jedoch dieselbe Lehre wie früher auf, dann gedachten sie ihm das Gesetz des Moses entgegenzuhalten. (Kap. XIX)
Die Pharisäer legten nach und wollten Jesus abermals in Konflikt mit dem Gesetz bringen und fragten also warum denn dann Mose die Scheidung erlaubt hatte?
Erneut tut sich hier der ureigentliche Konflikt auf: Mensch gegen Gott. Während die Menschen (auch jene, die sich einbilden sie dienten Gott, etwa wie die Pharisäer damals oder die Päpste, Kardinäle und Bischöfe heute) ständig bemüht sind Gebote und Dogmen zu erlassen, die den Menschen dienen und gefallen, geht es in Gottes Geboten immer darum Gott zu dienen und zu gefallen! Gottes Gebote sind daher zeitlos und ewig, genau wie Gott. Aber Menschengebote müssen laufend angepasst werden an die Umstände und Nöte, sie sind anlassbezogen, kurzsichtig und kurzlebig. So sind es oft nur Notlösungen bis die nächste Not kommt und neue Lösungen erfordert. Genau das bezeugt die katholische Kirchengeschichte bestens. Leider aber halten Katholiken das für den durchwegs richtigen und einzig gangbaren Weg. Genauso wie damals die Pharisäer, die laufend Menschengebote erdachten und überwachten. Und genau deswegen waren sie mit Gott und Jesus ständig im Konflikt. Und genau das hat ihnen der Herr Jesus immer wieder vor Augen gehalten. Auch hier. Erneut verweist Jesus auf den Anfang (die Schöpfungsordnung), dass Gott am Anfang die Scheidung nicht gestattete und bekräftigt seine Rede:
»Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch.« (Mt 19,9)
Jesus macht seine bisherige Rede also noch schärfer. Nun macht er praktisch jeden Mann, der sich von seiner Frau scheiden lässt, zum Ehebrecher! Christus gestattet nur noch eine Ausnahme, die aber immer schon die Ehe auflöste: Unzucht der Frau. Kein Mann kann nach Christi Lehre mehr eine unliebsame Frau loswerden, sondern muss sie ein Leben lang behalten. Und das betraf damals praktisch alle Männer, auch die Priester! Denn von Aaron an bis zu Zacharias, dem Vater von Johannes dem Täufer, waren alle Priester im Judentum selbstverständlich verheiratet und hatten Kinder! Das betraf also wirklich alle Männer. Das erkannten die Jünger sofort und warfen deswegen bestürzt ein: »Wenn das Verhältnis des Mannes zur Frau so ist, dann ist es nicht gut zu heiraten.«
Die Bestürzung der Männer ist nachvollziehbar, und wird auch von den Kirchenvätern geschildert, etwa von dem oben bereits erwähnten Chrysostomus:
Es kam ihnen nämlich ganz unerträglich vor, ein Weib zu haben, das vielleicht aller Bosheit voll wäre, und gezwungen zu sein, ein solch unbändiges Wesen im Hause zu beherbergen. (Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (In Matthaeum homiliae I-XC) Zweiundsechzigste Homilie. Kap. XIX, V.1-15.)
Seit Jesu Bergpredigt sind die Männer in der Ehe viel schlechter dran als davor. Deswegen kommen die Jünger Jesu, die höchstwahrscheinlich zu dem Zeitpunkt auch alle verheiratet waren (wie Sie ja auch selber in Ihren Ausführungen einräumen) zu dem Schluss, dass es nicht gut ist zu heiraten. Das zeigt auch das Herz dieser Männer. Nämlich wie sie bisher die Ehe sahen: als unverbindliche Lebensgemeinschaft, die in dem Moment beendet werden kann, wo sie für den Mann unangenehm oder nachteilig wird. Der Mann ging mit der Ehe bis zu Jesu Auftreten also nie wirklich ein Risiko ein, dessen er sich nicht wieder entledigen konnte. Ist nicht die Meinung der meisten Menschen (inzwischen längst nicht nur der Männer, sondern auch der Frauen) heute noch genau so von der Ehe? Reagieren nicht auch heute noch die meisten Menschen empört und bestürzt darauf, wenn man Ihnen sagt, dass Gott es Ihnen nicht gestattet, sich scheiden zu lassen, sondern sie zusammen bleiben müssen bis dass der Tod sie scheidet?
Wie aber reagierte nun Jesus auf diese Herzenshaltung und Bewertung seiner Jünger, dass es dann nicht gut sei zu heiraten?
»Jesus sagte zu ihnen: Nicht alle können dieses Wort erfassen, sondern nur die, denen es gegeben ist.« (Mt 19,11)
Hier sollte man kurz mal anhalten und feststellen, dass Jesus seinen Jüngern weder zustimmt noch widerspricht. Das ist wichtig zu erkennen. Verblendete, tendenziöse Schriftausleger fallen hier nämlich bereits um und wollen gewaltsam herauslesen dass Jesus mit diesen Worten den Jüngern beipflichten oder ihnen sogar den Zölibat empfehlen würde. Dem ist aber überhaupt nicht so. Er geht inhaltlich gar nicht auf die Schlussfolgerung seiner Jünger ein, sondern hebt die Diskussion auf eine ganz andere Ebene, nämlich dorthin, wo nicht jeder mitkommt! Jesus räumt nüchtern ein, dass seine Worte nicht jeder fassen kann, sondern nur die, denen es gegeben ist. Das trifft auch eben genannte Schriftausleger. Ähnliches sagte Jesus auch in ganz anderen Zusammenhängen, etwa hinsichtlich der Gleichnisse (Mt 13,11-14; Mk 4,12.13; Lk 8,10), der Fußwaschung (Joh 13,7), der Verblendung der Juden (Joh 12,40), der Anfrage des Täufers (Mt 11,6-19), der Spaltung unter seinen Jüngern (Joh 6,60-65) und bei seiner dritten Abschiedsrede (Joh 16,12).
Kurzum: es ist ein Fakt, dass nicht jeder Jesu Worte verstehen kann. Das weiß Jesus, aber es hindert ihn nicht daran, dass er weiterhin „verschlüsselt“ spricht und es veranlasst ihn auch keineswegs, dass er seine Worte unmissverständlicher erklärt. Es ist nicht jedem gegeben zuverstehen. Auch das muss man so stehen lassen, anstatt krampfhaft zu versuchen jedes Wort Christi für jeden verständlich zu machen. Weiter im Text:
»Denn manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht und manche haben sich selbst dazu gemacht - um des Himmelreiches willen. Wer es erfassen kann, der erfasse es.« (V12)
An dieser Stelle spätestens muss ich die Katholische Einheitsübersetzung, die ich aus Rücksicht auf Sie als Katholik hier entgegen meiner Praxis zitiere, rügen, weil sie leider einen wesentlichen Begriff verschleiert. Im Griechischen Grundtext kommt in diesem Satz dreimal das selbe Hauptwort vor, das hier aber erstens nur mit einer Wortgruppe, nämlich „zur Ehe unfähig“ umschrieben wird, und zweitens nur einmal vorkommt und somit die Wiederholung und Betonung Jesu verloren geht. Grundtexttreue Übersetzungen schreiben hier aber wirklich ein Hauptwort (ältere „Eunuchen“, modernere „Verschnittene“), und wiederholen es auch redlich dreimal.
Was macht das für einen Unterschied? Einen gewaltigen! Denn Eunuchen oder Verschnittene sind eindeutig Männer, nur Männer. Was klar macht, dass Jesus hier niemals von Frauen spricht. Das geht auch aus dem gesamten Kontext hervor. Es ist ein Männerthema, das Männer reizt und mit dem sich Jesus bei den Männern unbeliebt macht. Damit wird aber jedem Auslegungsversuch das Wasser abgegraben, der aus diesen Worten Jesu einen allgemeinen Zölibat, der auch für Frauen gilt, ableiten möchte. Es geht nicht, wenn man Eunuchen im Text stehen hat. Also wurde das Wort Eunuchen in modernen Übersetzungen unsichtbar gemacht und „geschlechtsneutral“ umschrieben. Somit passt es nicht nur zum genderwahnsinnigen Zeitgeist, sondern auch zu jener Theologie, die diesen reitet. Außerdem bezieht sich „Eunuch“ auf eine körperliche Unfähigkeit, genauso wie „Verschnittener“. Und genau davon spricht hier Jesus: um eine körperliche Unfähigkeit des Mannes zur Ehe, die auf dreierlei Arten entstehen kann: ein angeborener Mangel, ein von Dritten verursachter oder ein freiwillig an sich selbst vorgenommener Eingriff. In allen drei Fällen ist aber der männliche Genitalbereich defekt, nämlich unfähig zum Geschlechtsverkehr und damit unfähig zum Vollzug der Ehe. Eine körperliche Unfähigkeit der Frau zur Ehe gibt es aber nicht, weder natürlich, noch künstlich. Jeder weibliche Körper ist zum Vollzug der Ehe fähig, auch ein vielleicht unfruchtbarer weiblicher Leib.
Jesus spricht hier also im Originalwortlaut von körperlicher Unfähigkeit des Mannes zur Ehe. Das verstand zum Beispiel auch ein gewisser Origines so, den Sie ebenfalls zitierten. Origines hat sich selbst freiwillig am Glied verstümmelt genau wegen dieser Worte von Jesus. Das überliefert Eusebius in seiner Kirchengeschichte (Historia Ecclesiastica, Sechstes Buch). Origines wurde anfangs sogar von seinem Bischof dafür gelobt.
Diese Lesart wurde aber im Laufe der Zeit durch menschliche Kunstgriffe in der Übersetzung und Auslegung verschleiert und so verbogen, dass man diese Worte Jesu erstens nicht mehr rein körperlich verstehen muss sondern sie auch symbolisch geistig deuten kann und zweitens auch für Frauen gelten. Fertig ist ein entstellter Lehrsatz ganz im Stil der Gnosis. Doch dazu später. Erst mal zurück zum Text und dessen ursprünglicher Aussage:
Jesus spricht hier grundsätzlich davon, dass nicht jeder Mann (!) körperlich zur Ehe fähig ist. Eine auf den ersten Blick vielleicht seltsam anmutende Antwort auf die Schlussfolgerung der Jünger: »Wenn das Verhältnis des Mannes zur Frau so ist, dann ist es nicht gut zu heiraten.« Übrigens macht auch schon die Aussage der Jünger unmissverständlich klar, dass es um den Mann geht, für den es nicht gut ist zu heiraten. Um die Frau macht sich hier keiner Gedanken.
Außerdem sollte jeder mal darüber nachdenken, warum die Jünger Jesu nicht sofort nach Jesu Rede sich alle verschnitten haben?! Kein Apostel Jesu tat das je. Also hat auch niemand von ihnen Jesus so verstanden, als hätte hier Jesus eine Empfehlung abgegeben. Vielleicht auch deswegen, weil sie alle (noch) wussten, was Gott über Verschnittene geboten hat?
»Es soll niemand mit zerstoßenen Hoden und auch kein Verschnittener in die Gemeinde des HERRN kommen.« (5.Mo 23,2)
Zu meinen Jesus würde etwas gut oder empfehlenswert finden, was Gott eindeutig verboten hat, offenbart große Unwissenheit und grenzt an Gotteslästerung.
Was Sie, Herr Hesemann, in Ihrem Blogbeitrag wirklich gut heraus gearbeitet haben, ist die heutige übersexualisierte Lustgesellschaft, die so tut, als wäre Sex ein Menschenrecht und daraus die wildesten und schrägsten Normen und Dogmen entwickelt. Der Gott der meisten Menschen wohnt heute im Schritt. Diesem antichristlichen Zeitgeist hat hier Jesus mit seinen Worten klar eine Absage erteilt: es gibt kein Recht auf Sex und schon gar nicht ist jeder Mann dazu fähig. Jesus stimmt Ihnen mit dieser Aussage hier zu. Aber Jesus sagt darüber hinaus einerseits mehr, andererseits aber auch weniger als Sie bzw. die RKK gern hätten.
Jesus sagt nur wie es ist, aber nicht dass es gut so ist oder gar dass es so gemacht werden soll. Jesus gibt hier nämlich in Wahrheit weder eine Empfehlung noch eine Bewertung ab. Das übersehen alle Ausleger (insbesondere die Katholiken), die hier ein Gebot oder wenigstens eine Empfehlung des Herrn heraus lesen wollen.
Wie formulierte denn Jesus in Wahrheit Gebote oder seinen Willen, der zu tun sei? Ein paar Beispiele zur Illustration:
1.
»Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch sollt ihr niemanden auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel..« (Mt 23,8+9)
Sie als Historiker können sicher leicht herausfinden, dass es in den ersten Jahrhunderten wegen dieser Herrenworte noch unerhört war, wenn sich ein Bischof mit „Vater“ anreden ließ. Das gab noch heftige Diskussionen. Heute aber lassen sich Priester ungeniert Pater (Vater) nennen, der Papst gar „Heiliger Vater“, für Bischöfe und Kardinäle wurden klingende Titel wie „Eminenz“ erfunden. Wie die Pharisäer und Schriftgelehrten heben sie sich durch besondere Gewänder vom einfachen Kirchenvolk ab, und auch der akademische Titel „Magister“, der gerade bei evangelischen Pfarrern Pflicht ist, bedeutet nichts anderes als Meister. Wie deutlich kann man diese Befehle Jesu noch übertreten?
2.
»Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden.« (Mk 16,16)
Das sind klare Worte Christi, die keinen Interpretationsspielraum lassen und in den ersten Jahrhunderten gehorsam gelehrt und gelebt wurden. Jeder, der gerettet werden wollte, ließ sich auf seinen Glauben taufen. Heute lehren die Landeskirchen ganz was anderes. Sie taufen Kinder ohne Glaube und glauben, dass die Sakramente retten, die gar nichts mit Glaube zu tun haben, ja die sogar ohne Glaube wirken, nämlich „ex opere operato“. Es spielt dabei gar keine Rolle, wenn ein ungläubiger Priester (von denen es jede Menge gibt) ein ungläubiges Baby (das ja sowieso nicht glauben kann) tauft. Die Katholische Kirche hat sogar Dogmen erlassen, die jeden verdammen, der meint, dass der Glaube retten würde. Kann man Herrenworte noch teuflischer ins Gegenteil verdrehen? Egal welche Ersatzhandlungen (Sakramente) die Kirche auch erfindet, Christus wird jeden verurteilen, der nicht glaubt. »Denn ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen« (Hebr 11,66).
3.
»Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.« (Mt 6,24)
Diese Herrenworte nahmen die ersten Gemeinden und Christen sehr, sehr ernst und entsagten daher allem Mammon und Besitz »Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam« und »Denn alle, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften ihren Besitz, brachten den Erlös und legten ihn den Aposteln zu Füßen.« (Apg 4,33+34). Niemand wagte es reich zu sein oder gar dem Mammon zu dienen, weil sie Jesu Reden gegen die Reichen kannten und ernst nahmen. Gerade die Apostel gingen dabei mit gutem Beispiel voran. Paulus arbeitete sogar mit eigenen Händen für seinen Unterhalt und den seiner Begleiter. Aber die Braut Christi wurde im 4.Jahrhundert nach Christi zur Hure, ließ sich vom Staat anerkennen und huldigen und liebt seither den Mammon. Sie begann Steuern zu erheben, Paläste zu bauen und Prunkbauten anzuschaffen für ihre „Würdenträger“, häuft fortlaufend unsagbare Schätze an und unterhält sogar eine eigene Bank, die an vielen anderen Banken beteiligt und somit mitten in der Welt des Mammons verstrickt ist. Der Vatikan ist der reichste Staat der Welt (So reich ist die katholische Kirche wirklich, Wie der Vatikan zum reichsten Staat der Welt wurde) und legt somit davon Zeugnis ab, dass er den Mammon liebt und daher Gott nicht dienen kann. Denn genau das sagte Christus unmissverständlich.
Allein diese drei eben genannten Beispiele zeigen gut, dass erstens Christi Gebote und Willen völlig anders formuliert werden in der Bibel als jene Verse über die Eunuchen und dass zweitens gerade die Katholische Kirche essentielle Herrenworte mit Füßen tritt. Ich könnte ein eigenes Buch darüber schreiben (und bin in der Tat gerade dabei). Wer meint die Herrenworte und das Vorbild Christi verteidigen zu können, der muss diese auch selbst nach Punkt und Strich befolgen, so wie die Apostel und die frühen Christen der ersten Jahrhunderte, sonst ist er nichts als ein Heuchler!
Natürlich haben Sie damit Recht, Herr Hesemann, dass durch die Jahrhunderte sich eine Tradition der Keuschheit in der Ehe und eines Zölibats entwickelte in den verschiedensten Gegenden der Christlichen Welt. Sie müssen aber auch hier das Große Ganze im Auge behalten und untersuchen, woher diese Entwicklung kommt und wie diese im Lichte des Wortes Gottes zu bewerten ist. Wichtige Anhaltspunkte dafür liefert einerseits die Bibel, andererseits die Kirchengeschichte:
Erstens muss man nüchtern erkennen, dass in der Bibel niemand den Zölibat (die lebenslange Ehelosigkeit) befiehlt, schon gar nicht den Zwangszölibat. Auch Jesus tut das nicht, selbst wenn er einräumt, dass nicht jeder Mann zur Ehe fähig ist. Wenn, dann gibt es in der Bibel Zeiten der Enthaltsamkeit, die aber nur freiwillig sein dürfen. Im Falle von Enthaltsamkeit in der Ehe müssen es beide Partner einvernehmlich und freiwillig wollen, wobei hier jeder über den jeweils anderen Körper verfügt. Alles andere wäre Sünde.
Zweitens lehrt in der Bibel niemand, dass Ehelosigkeit Gott besser gefiele als die Ehe. Auch nicht Paulus. Paulus zeigt vielmehr ausgewogen die Für und Wider beider Stände auf. Er empfiehlt den einen die Ehelosigkeit, den anderen die Ehe. Aber er zwingt niemand in die eine oder andere Richtung. Genauso wenig wie Christus das je tat.
Drittens sagt die Bibel eindeutig welcher Geist grundsätzlich hinter dem Eheverbot steckt:
»Der Geist aber sagt ausdrücklich: In späteren Zeiten werden manche vom Glauben abfallen; sie werden sich betrügerischen Geistern und den Lehren von Dämonen zuwenden, getäuscht von heuchlerischen Lügnern, deren Gewissen gebrandmarkt ist. Sie verbieten die Heirat und fordern den Verzicht auf bestimmte Speisen, die Gott doch dazu geschaffen hat, dass die, die zum Glauben und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt sind, sie mit Danksagung zu sich nehmen. Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut und nichts ist verwerflich, wenn es mit Dank genossen wird; es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch das Gebet.« (1.Tim 4,1-5)
Paulus, dem gerne angedichtet wird, dass er den Zölibat lehrte, sagt in Wahrheit das Gegenteil: nämlich dass es Heuchler und Dämonen sind, die die Heirat verbieten und damit offenbart er schon im 1.Jahrhundert wie all jene zu bewerten sind, die ab dem 3.Jahrhundert in der Kirche das Heiraten verbieten wollten und es dann auch langsam aber sicher machten, jedenfalls für den Klerus. »Denn alles was Gott geschaffen hat, ist gut.« Gott hat die Ehe geschaffen (das argumentiert gerade auch der Herr Jesus!) und somit ist die Ehe gut und darf nicht verboten werden.
Das Verbot zu Heiraten kam über die Gnosis (siehe weiter unten) in das Christentum. Etliche Gnostiker, die sich bekehrten und Christen wurden, haben dieses gnostische Gedankengut von wegen Keuschheit, Enthaltsamkeit und Ehelosigkeit in das Christentum getragen. Der berühmte Augustinus war Gnostiker und hat viele gnostische Lehren in die Kirche getragen und dort mehrheitsfähig gemacht. Paulus hat es vorher gesehen und davor gewarnt und wird heute absurder Weise sogar als Befürworter dieser Irrlehre, die die Ehe verbietet, missbraucht.
Das sahen und bestätigten auch die Kirchenväter der frühen Jahrhunderte.
Zum Beispiel Irenäus:
So stammen beispielsweise von Saturninus und Markion die sogenannten Enkratiten oder Enthaltsamen, welche die Pflicht der Ehelosigkeit verkünden. Damit verwerfen sie die alte Einrichtung Gottes und klagen den ungerechterweise an, der Mann und Weib zur Erhaltung des Menschengeschlechtes geschaffen hat. Ihre sogenannten Seelischen also, welche die Ehelosigkeit eingeführt haben, sind undankbar gegen Gott, der alles gemacht hat. Tatian, der Schüler Justins, brachte diese Gotteslästerung auf. (Gegen die Häresien (Contra Haereses), Erstes Buch, Kapitel 28,1)
Oder auch Chrysostomus, der zwar die Keuschheit bereits höher hebt als die Ehe, aber dennoch strikt jedes Eheverbot ablehnt, weil es vom Teufel kommt:
Ja, die Enthaltsamkeit der Häretiker ist schlimmer als jegliche Wohllust. Denn diese fügt blos den Menschen ein Unrecht zu; jene aber kämpfet wider Gott und verletzt die unendliche Weisheit. Solche Schlingen legt der Teufel seinen Verehrern. Denn daß der jungfräuliche Stand der Häretiker eine Erfindung seiner Bosheit sei, das behaupte nicht ich, sondern derjenige, welcher dessen Fallstricke kennt [er meint Paulus und verweist genau auf 1.Tim 4]. Vom jungfräulichen Stande (De virginitate), 5. Der jungfräuliche Stand der Ketzer ist sogar schimpflicher als Ehebruch)
Du verbietest die Ehe? Deßhalb wird dir auch für die Ehelosigkeit kein Lohn zu Theil werden, wohl aber Strafe und Züchtigung. (Vom jungfräulichen Stande (De virginitate), 8. Die Verachtung gegen Verheirathete schadet der Jungfräulichkeit.)
„Du aber“, sagt man, „gibst du nicht dasselbe Verbot?“ Es sei ferne, daß ich in deinen Wahnsinn verfalle. „Wie kommt es denn aber“, sagt man, „daß du ermahnest, ehelos zu bleiben?“ Weil ich überzeugt bin, daß der jungfräuliche Stand weit ehrwürdiger sei als die Ehe. Darum aber halte ich die Ehe noch nicht für böse, ja im Gegentheil, ich lobe sie sehr; denn sie ist für diejenigen, welche sich ihrer in rechter Weise bedienen wollen, ein Hafen der Enthaltsamkeit, indem sie die Ausschreitung der Natur verhindert. Denn dadurch, daß sie den gesetzlichen Beischlaf als Schutzwehr aufstellt und dabei die Wogen der Begierlichkeit aufnimmt, gewährt sie uns vorzüglich Ruhe und Schutz. Es gibt aber Manche, die dieses Schutzmittel nicht brauchen, sondern statt dessen die Heftigkeit der Natur durch Fasten, Nachtwachen, durch das Liegen auf bloßer Erde und durch andere ähnliche Bußwerke bezähmen. Diese ermahne ich nicht zu heirathen, verbiete aber die Ehe nicht. Zwischen diesen und jenen aber ist ein sehr großer Unterschied, ja ein so großer, wie zwischen Zwang und freier Wahl. (Vom jungfräulichen Stande (De virginitate), 9. Demjenigen, welcher die Ehe verbietet, steht es nicht zu, den jungfräulichen Stand zu empfehlen.)
Ich empfehle Ihnen sehr Chrysostomus zu diesem Thema zu studieren. Er ist einerseits Katholik und feuriger Befürworter der Keuschheit und wird Ihnen deswegen gut gefallen, andererseits aber ist er ein gutes Beispiel dafür, dass auch noch Ende des vierten Jahrhunderts Kirchenväter und Bischöfe klar sahen, dass das Verbot der Ehe von Dämonen kommt und daher niemals sein darf. Leider hat die katholische Kirche sich aber später genau auf diesen dämonisch Geist gesetzt und reitet ihn beharrlich bis heute.
Viertens gebietet die Heilige Schrift eindeutig, dass Bischöfe und Diakone verheiratet sein SOLLEN und Kinder haben SOLLEN. Die Begründung ist dabei wie immer bei Gott auch völlig zeitlos und über jeden Verdacht erhaben, es könne sich um eine Notlösung handeln:
»Er muss seinem eigenen Haus gut vorstehen, seine Kinder in Gehorsam und allem Anstand erziehen. Wenn einer seinem eigenen Haus nicht vorstehen kann, wie soll der für die Kirche Gottes sorgen? « (1.Tim 3,4+5)
Die Ältesten, Priester und Patriarchen waren in der Bibel immer verheiratet und waren also ein Vorbild wie ein Mann seiner Familie, seinem Stamm und seiner Gemeinde vorzustehen hat. Den anderen Christen stellt die Bibel frei, ob sie ledig bleiben oder heiraten wollen. Also genau umgekehrt als die Katholische Kirche es macht, sie stellt wie so oft die biblische Lehre der Apostel auf den Kopf. Jeder Versuch die Worte der Bibel so zu verdrehen und zu relativieren, dass nicht da steht was da steht, richtet sich von selbst und dient niemand außer dem Antichrist und seinem Herrn. Die Früchte dieser falschen Lehre sind deutlich zu sehen: Unzucht, Unzucht, Unzucht. Und das von jenen, die geistliche Führer und Hirten sein wollen. Was sind aber die Herrenworte dazu?
Siehe, ich komme bald und mit mir bringe ich den Lohn und ich werde jedem geben, was seinem Werk entspricht. Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Selig, die ihre Gewänder waschen: Sie haben Anteil am Baum des Lebens und sie werden durch die Tore in die Stadt eintreten können. Draußen bleiben die Hunde und die Zauberer, die Unzüchtigen und die Mörder, die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut. Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt als Zeugen für das, was die Gemeinden betrifft. (Offb 22,12-16)
Und zum Abschluss möchte ich Sie fragen, woher Sie die Meinung haben, dass ein Gelübde in der Bibel automatisch etwas mit Keuschheit zu tun hat? Nennen Sie Ihre Quellen für diese Behauptung. Denn in der Bibel gibt es kein gesetzliches Keuschheitsgelübde. Das Gelübde des Nasiräer (Gottgeweihter) wird ausführlich geregelt in der Heiligen Schrift (4.Mo 6). Von Keuschheit oder gar Ehelosigkeit (Zölibat) ist aber keine Rede. Und ich darf Sie erinnern, dass Simson lebenslang ein Nasiräer von Geburt an war (Ri 13,5) und dennoch heiratete und sogar mehrere Frauen hatte...
Nach dieser Antwort wurde Michael Eichhorn von Michael Hesemann auf FaceBook blockiert.