306-337 Römischer Kaiser, ab 324 Alleinherrscher. Durch ihn wurde das Christentum eine staatlich anerkannte Religion.
Römischer General, der zum Römischen Kaiser und Alleinherrscher aufstieg und das Christentum nachhaltig veränderte. Er schrieb seinen Aufstieg Gott zu.
Konstantin war ein geborener Führer - ein entschiedener Tatmensch, der Menschen sowohl inspirieren als auch organisieren konnte. Kurz nachdem er sich zum alleinigen Kaiser des Westens erklärt hatte, begann er einen langsamen Marsch über die Alpen nach Rom, um Maxentius zu entthronen. Was seine Beweggründe waren, beschreibt Eusebius von Cäseräa:
Da er den ganzen Erdkreis wie einen großen Körper betrachtete und sehen mußte, daß die Hauptstadt der ganzen Welt, die Herrscherin des römischen Reiches, der Knechtschaft eines Tyrannen unterworfen war, wollte er es wohl zuerst den Beherrschern der übrigen Teile des Reiches, die ihm ja an Alter voraus waren, überlassen, als ihr Rächer aufzutreten. Weil aber keiner von diesen imstande war ihr Hilfe zu bringen, ja sogar die, welche sich entschlossen hatten einen Versuch dazu zu machen, ein schmähliches Ende gefunden , erklärte er, daß ihm selbst das Leben nicht mehr erträglich sei, wenn er die Kaiserstadt in solcher Not sehen müsse. So traf er denn die notwendigen Rüstungen zum Sturze der Tyrannenherrschaft. (Eusebius von Cäsarea, Vita Constantini et Oratio ad coetum sanctorum Vier Bücher über das Leben des Kaisers Konstantin und des Kaisers Konstantin Rede an die Versammlung der Heiligen (BKV), Buch I, 26. Konstantin nimmt sich vor, Rom von Maxentius zu befreien)
Was Maxentius für ein schlimmer Tyrann war, schildert Eusebius ebenfalls:
33. Des Maxentius Unzucht in Rom.
Es machte sich nämlich jener Tyrann, der früher auf gewaltsame Weise die Kaiserstadt an sich gerissen hatte, mit Eifer an alle Gottlosigkeiten und Frevel, so daß er keine noch so gewagte, abscheuliche und sittenlose Handlung mehr unterließ. Er entriß den Männern ihre rechtmäßigen Frauen, entehrte sie auf das schmählichste und schickte sie dann wieder ihren Männern zurück, und eine solch schmachvolle Handlungsweise erlaubte er sich nicht bloß bei Leuten, die unbedeutend und unbeachtet waren, sondern auch bei den ersten Mitgliedern des römischen Senates. Unzähligen edlen Frauen tat er so schimpfliche Gewalt an, und doch konnte er damit seine schranken- und zügellose Begierde nicht befriedigen. Wie er sich aber sogar an christlichen Frauen vergreifen wollte, da war es ihm nicht mehr möglich, Mittel und Wege zu finden, um seinen Gelüsten zu willfahren, denn lieber wollten diese ihr Leben hingeben, als sich den Leib von ihm schänden lassen.
34. Die Frau eines Statthalters tötet sich selbst, um ihre Keuschheit zu bewahren.
So hörte die Frau von einem jener Senatoren Roms, die das Amt eines Provinzstatthalters bekleideten, daß die Leute, die dem Tyrannen bei solchen Schandtaten ihre Dienste leisteten, schon ihrem Hause genaht seien, und zugleich erfuhr sie, ihr eigener Mann habe aus Furcht die Erlaubnis gegeben, daß man sie ergreife und wegführe; die Frau war aber eine Christin. Da erbat sie sich nur ein wenig Zeit, um ihren gewöhnlichen Schmuck anzulegen, ging in ihr Gemach und stieß sich, da sie sich allein sah, das Schwert mitten in die Brust. Da sie sogleich starb, überließ sie denen, die sie zur Schande führen wollten, nur ihren Leichnam; durch ihre Tat aber, die lauter predigte als jedes Wort, hat sie allen Menschen, ihren Zeitgenossen wie auch den kommenden Geschlechtern, es gezeigt, daß nur die so gepriesene Keuschheit der Christen vor jeder Niederlage und jedem Verderben sicher sei. So herrlich hat sich diese Frau gezeigt.
35. Maxentius läßt unter dem römischen Volke ein Blutbad anrichten.
Vor einem Tyrannen, der sich an solche Schandtaten wagte, fürchtete sich alles, Leute aus dem Volke wie Beamte, hoch und nieder; alle waren von seiner furchtbaren Tyrannei bedrückt; obwohl sie sich aber ruhig verhielten und die bittere Knechtschaft ertrugen, hörte doch die wilde Mordlust des Tyrannen nicht auf. So gab dieser einst schon auf einen ganz unbedeutenden Anlaß hin das Volk seiner mordgierigen Leibwache preis und es wurde eine unzählbare Menge des römischen Volkes mitten in der Stadt niedergemacht, nicht durch die Speere und sonstigen Waffen von Skythen oder anderen Barbaren, sondern von ihren eigenen Mitbürgern. Wie viele Senatoren vollends ermordet wurden, weil der Tyrann nach ihrem Vermögen trachtete, das aufzuzählen wäre ganz unmöglich; denn Hunderte wurden getötet und in jedem Falle wußte man wieder andere Anschuldigungen zu ersinnen.
36. Zauberkünste des Maxentius, Hungersnot in Rom.
Die Krone aber setzte der Tyrann seinen Schlechtigkeiten damit auf, daß er sich zur Zauberei fortreißen ließ; auf Zauberkünste sinnend ließ er bald schwangeren Frauen den Leib aufschneiden, bald die Eingeweide neugeborener Kinder durchsuchen oder auch Löwen schlachten und unsäglich schändliche Handlungen vornehmen, um Dämonen zu beschwören und den drohenden Krieg abzuwenden; durch solche Mittel hoffte er nämlich den Sieg zu erringen. So regierte der Tyrann zu Rom und es ist nicht zu sagen, mit welchen Schandtaten er seine Untertanen knechtete. Die Folge davon war, daß die drückendste Not und der äußerste Mangel auch an den allernotwendigsten Lebensmitteln eintrat, wie man es in Rom, soweit sich unsere Zeitgenossen erinnern, noch gar nie gesehen hat. (Eusebius von Cäsarea, Vita Constantini et Oratio ad coetum sanctorum Vier Bücher über das Leben des Kaisers Konstantin und des Kaisers Konstantin Rede an die Versammlung der Heiligen (BKV), Buch I, Kapitel 34-36)
Konstantin wollte also Rom von diesem - sogar aus römischer Sicht - schlimmen Tyrannen befreien und bereitete sich 312 auf die Schlacht vor. Auch geistlich, wie Eusebius berichtet:
27. Konstantin beherzigt das traurige Ende der Götzendiener und entscheidet sich für das Christentum.
Er bedachte aber wohl, daß er einer mächtigeren Hilfe bedürfe, als sie Heere ihm zu bieten imstande wären, weil der Tyrann eifrig allen schlimmen Künsten und trughaften Zaubereien oblag; darum suchte er an Gott einen Helfer und baute erst in zweiter Linie auf seine gute Ausrüstung und die Größe seines Heeres, weil er überzeugt war, daß dieses alles nichts zu leisten vermöge, wofern Gottes Hilfe fehle; den göttlichen Beistand hielt er aber für unbezwinglich und unbesiegbar. Da er nun ernst bedachte, welchen Gott er annehmen solle, kam ihm der Gedanke, daß ehedem, als mehrere Männer die Herrschaft ergriffen hatten, die einen davon, die ihre Hoffnung auf mehrere Götter gesetzt und diese mit Weinspenden, Opfern und Weihegeschenken geehrt hatten, erst durch gefällige Weissagungen und glückverheißende Orakelsprüche getäuscht wurden, dann aber ein unglückliches Ende fanden, ohne daß einer von ihren Göttern ihnen hilfreich zur Seite gestanden wäre, um sie vor dem vom Himmel verhängten Untergang zu bewahren. Einzig sein Vater habe den entgegengesetzten Weg eingeschlagen, ihren Irrtum verworfen und Gott selber, den über der Welt thronenden Herrn, in seinem ganzen Leben geehrt und an ihm einen Retter und Schutzer des Reiches und einen Spender alles Guten gefunden. Dieses alles überlegte er bei sich und er bedachte es wohl, daß jene ihr Vertrauen auf die große Zahl der Götter gesetzt hatten und dafür auch in um so größeres Verderben gestürzt waren, so daß von ihrem Geschlechte und Stamm keine Wurzel, ja nicht einmal ihr Name oder ihr Gedächtnis unter den Menschen erhalten geblieben war, während der Gott seines Vaters diesem überaus viele und klare Zeichen seiner Macht gegeben hatte. Dazu erwog er auch, daß denen, welche schon früher gegen den Tyrannen zu Felde gezogen waren und im Vertrauen auf ihre vielen Götter das Treffen gewagt hatten, ein schmähliches Ende beschieden wurde; der eine von ihnen mußte sich nämlich schmählich nach dem Treffen zurückziehen, der andere aber wurde gar mitten unter seinen Soldaten niedergemetzelt und so auch eine Beute des Todes. Da nun Konstantin dieses alles in seinem Geiste überlegte, hätte er es für eine Torheit gehalten, die Götter, die es gar nicht gibt, in so alberner Weise zu verehren und auch noch nach einem solch augenscheinlichen Beweise vom Irrtum sich berücken zu lassen; er glaubte vielmehr nur den Gott seines Vaters verehren zu müssen.
28. Gott gewährt Konstantin auf seine Bitte eine Erscheinung: er läßt ihn um die Mittagszeit am Himmel ein Kreuz aus Licht schauen mit der Inschrift, er solle durch dieses siegen.
Er rief also in seinen Gebeten diesen Gott an und flehte inständig zu ihm, er möge ihm offenbaren, wer er sei, und ihm zu dem bevorstehenden Unternehmen hilfreich seine Rechte reichen. Während der Kaiser aber so betete und eifrig darum flehte, erschien ihm ein ganz unglaubliches Gotteszeichen, das man wohl nicht leicht gläubig hinnehmen würde, wenn ein anderer davon berichtete; da es aber der siegreiche Kaiser selber uns, die wir diese Darstellung schreiben, lange Zeit hernach, als wir seiner Freundschaft und des Verkehres mit ihm gewürdigt worden waren, erzählt und sein Wort mit Eidschwüren bekräftigt hat, wer sollte da noch Bedenken tragen, der Erzählung Glauben zu schenken, zumal auch die Folgezeit der Wahrheit seines Wortes Zeugnis gab? Um die Stunde der Mittagzeit, da sich der Tag schon neigte, habe er, so sagte der Kaiser, mit eigenen Augen oben am Himmel über der Sonne das Siegeszeichen des Kreuzes, aus Licht gebildet, und dabei die Worte gesehen: „Durch dieses siege!“ Staunen aber habe bei diesem Gesichte ihn und das ganze Heer ergriffen, das ihm eben auf seinem Marsche, ich weiß nicht wohin, folgte und dieses Wunder schaute.
29. Der Christus Gottes erscheint Konstantin im Traume und befiehlt ihm, sich im Kriege eines Feldzeichens zu bedienen, das dem Kreuze nachgebildet sei.
Da sei er nun in Verlegenheit gewesen, was doch diese Erscheinung bedeute. Wahrend er aber dieses erwogen und noch lange darüber nachgedacht habe, habe ihn die Nacht überrascht. Da habe sich ihm nun im Schlafe der Christus Gottes mit dem am Himmel erschienenen Zeichen gezeigt und ihm aufgetragen, das am Himmel geschaute Zeichen nachzubilden und es bei seinen Kämpfen mit den Feinden als Schutzpanier zu gebrauchen. (Eusebius von Cäsarea, Vita Constantini et Oratio ad coetum sanctorum Vier Bücher über das Leben des Kaisers Konstantin und des Kaisers Konstantin Rede an die Versammlung der Heiligen (BKV), Buch I, Kapitel 27-29)
So entstand das Christusmonogramm, das aus den übereinander geschriebenen griechischen Buchstaben X und P, die die ersten beiden Buchstaben des griechischen Wortes Χριστός Christos (Christus) sind. So sorgte Konstantin für das erste offizielle Logo des Christentums, etwa 100 Jahre bevor das Kreuz das offizielle Symbol der Christen wurde.
Eusebius schildert danach noch detailliert wie Konstantin seine Künstler beauftragte, ein Feldzeichen in Form eines Kreuzes anzufertigen und dort das Christusmonogramm in der Mitte anzubringen, und wie Konstantin Priester Gottes kommen ließ, sie nach Gott befragte, und sogar begann die Heiligen Schriften der Christen zu lesen. Konstantin befolgte alle Anweisungen Gottes, die er in den Träumen und Erscheinungen sah, stattete seine Armee entsprechend aus und schlug die Armee des Maxentius vor Rom. Der Sieg wurde noch 312 errungen. Konstantin schrieb den Sieg dem Gott der Christen zu und konvertierte aus Dankbarkeit zum Christentum.
Konstantins darauf folgende Beziehung zur Kirche kann nur im Licht der Beziehung verstanden werden, die römische Kaiser immer mit der Religion ihrer Untertanen hatten. Die Römer waren im Grunde ein religiöses Volk, und sie schrieben ihren Erfolg und ihren Wohlstand den Göttern zu, die sie gesegnet hatten. Religion war im Römischen Reich eine Staatsangelegenheit, und Religion und Staat waren immer eng miteinander verbunden. In öffentlichen Zeremonien wurden die Götter beschworen und ihnen geopfert, und öffentliche Anbetung der Götter galt als eine patriotische Pflicht. Die Götter zu beleidigen war ein Staatsverbrechen.
Konstantin glaubte wirklich, dass der christliche Gott ihm seinen Sieg gegeben hatte, und dass genau dieser Gott nun das Römische Reich beschützen würde - solange die Kaiser ihn anbeteten und die Kirche ihm treu war. Also begann Konstantin, die Kirchen und ihre Leiter mit Segnungen zu überhäufen. Gemeinsam mit dem östlichen Kaiser erließ er 313 das Toleranzedikt von Mailand, wo es unter anderem heißt: „Wir haben verfügt, den Christen und allen Menschen freie Wahl zu geben, der Religion zu folgen, welcher immer sie wollten. Es geschah in der Absicht, dass jede Gottheit und jede himmlische Macht, die es je gibt, uns und allen, die unter unserer Herrschaft leben, gnädig sein möge.“ (David Bercot, Zurück zum Start, S180-181)
Konstantin berief 325 das Konzil von Nizäa, wo er auch den Vorsitz inne hatte. Damit war die Konstantinische Wende vollzogen.