• Und warum die meisten sich in dieser Frage irren
Christus am Kreuz, gemalt von Tizian
Christus am Kreuz, gemalt von Tizian

Die Bibel ist voll von Geschichten, die diese Problematik schildern. Die bekannteste und meistzitierte ist jene der Hebräer, die in Ägypten Jahrhunderte lang versklavt wurden, bevor Gott sie befreite und heraus holte. Nachher befahl Gott, dass Sein Volk diese Rettung nie vergessen dürfe:

Wenn aber dich dein Sohn später fragen wird: »Warum ist das?«, dann sollst du ihm sagen: »Mit starker Hand hat uns der Herr aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt. (Ex 13,14, LXX Deutsch)

Seither ist das ein Bild dafür, dass Gott Sein Volk errettet aus der Hand Seines Feindes, der es versklavt hatte. Dieses Bild wird im Alten und Neuen Testament verwendet um genau das zu verdeutlichen, was Gott und der Teufel mit den Menschen machen, und wie die Menschen dabei selbst mitwirken.

Denn erstens sind die Hebräer damals freiwillig nach Ägypten gezogen und hatten dafür das Land verlassen, das Gott ihnen eigentlich gegeben hatte. Genauso verlassen alle Menschen Gottes Reich, wenn sie sündigen und somit übersiedeln in das Reich des Teufels, der sie versklavt. Zweitens kann und will Gott Sein Volk aus dieser Sklaverei erlösen, aber nur das Volk, das freiwillig mitmacht und Gott gehorsam ist. So befahl Gott damals einige Gebote, die gehalten werden mussten beim Auszug. Und nur diejenigen, die sie hielten, wurden aus Ägypten heraus geführt: Sie mussten ein Lamm schlachten, sein Blut an die Türpfosten streichen und sein Fleisch noch am selben Tag restlos aufessen. Auch die Art der Zubereitung, die Kräuter und die Kleidung hatte Gott per Gebot vorgeschrieben. Wer nicht alles bis ins Detail befolgte, wurde nicht von Gott aus dem Sklavenhaus Ägypten befreit. Und als Andenken an diese Geschichte musste das Volk Israel jedes Jahr ein Gedenkfest feiern und erneut dieses Lamm schlachten, dass bis heute Passalamm heißt. Das Fest ist das Passa oder Osterfest. Es ist kein Zufall, dass genau an diesem Fest Jesus gekreuzigt wurde. Gott hat absichtlich die beiden Ereignisse miteinander verknüpft, weil Er schon damals den Exodus so anlegte, dass Er damit Ostern erklärte. Nur wer Ostern richtig versteht, versteht auch den Exodus richtig - und umgekehrt.

Deswegen schreibt Paulus:

Er hat uns errettet aus der Herrschaft der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut. (Kol 1,13+14)

Hier sehen wir genau die Parallelen: die Errettung aus dem einen Reich und die Versetzung in das andere Reich. Damals führte Gott Sein Volk vom Sklavenhaus Ägypten in das gelobte Land Kanaan. Paulus spricht nun davon, wie Gott Sein Volk vom Reich der Finsternis errettet und in das Reich des Sohnes Seiner Liebe führt. Hier geht es von der Herrschaft Satans zur Herrschaft Christi. Und wieder fließt Blut - und das ist kein Zufall. Es hat den selben Grund. Bevor wir auf ihn zu sprechen kommen, aber noch ein anderer wichtiger Aspekt.

Machen wir uns nochmal den Unterschied der zwei Königreiche und ihrer Herren bewusst. In Ägypten war das Volk Gottes in Sklaverei, das heißt, sie hatten keine Freiheit, sondern mussten für den Pharao schuften, wurden geschlagen, unterdrückt, und ihre neugeborenen Söhne systematisch ermordet. Und der Pharao ließ nicht zu, dass die Hebräer wegzogen, er ließ sie niemals frei. Damit will Gott uns zeigen, wie der Teufel ist: er unterdrückt und versklavt alle in seinem Reich, beutet sie aus, ermordet sie nach Belieben, und lässt niemand hinaus.

Erinnern wir uns noch, was Jesus in der Synagoge von Nazareth vorlas?

... den Gefangenen soll ich Freiheit künden und den Blinden, daß sie sehend werden; den Bedrückten soll ich Erlösung schenken (Lukas 4,18 ALBR)

Werden jetzt die Parallelen klar? In beiden Fällen kann nur einer retten: Gott! Aber wie?