Anlässlich der jedes Jahr zu Ostern zelebrierten grausamen Folterung und Kreuzigung Christi, fragen sich viele, wie das zu einem barmherzigen und liebenden Vater im Himmel passt? Zurecht.
Schon als Kind zeigte man mir zu Ostern in Bilderbüchern den Gekreuzigten blutüberströmt, mit schmerzverzerrtem Gesicht. Später durfte ich mir das im Fernsehen ansehen. Die Jesusfilme wurden über die Jahre immer dramatischer und brutaler, kommt mir vor. Mittlerweile scheinen sich sowohl Verfilmungen über Jesu Kreuzigung, wie auch Osterpredigten darin überbieten zu wollen, die Grausamkeit und Unmenschlichkeit der Leiden Jesu ins Unermessliche zu steigern. Und ich frage mich immer noch, warum sie das tun, schon wie damals als ich ein Kind war.
Wird die Botschaft von Jesu Tod am Kreuz besser, wenn man sie abartig brutal und blutrünstig erzählt? Überzeugt sie dann etwa mehr Menschen, an Jesus zu glauben?
Ich beobachte das Gegenteil: immer mehr Menschen wenden sich verstört ab und beginnen über Gott oder Jesus zu spotten, wenn sie blutrünstige Kreuzigungsszenen sehen. Immer häufiger höre ich Sätze wie:
- „Wie kann einem liebenden Gott sowas gefallen?“ oder
- „Das soll ein Sinnbild der Barmherzigkeit sein?“ oder
- „Welcher liebende Vater lässt seinen eigenen Sohn, der ihn sein ganzes Leben lang nur liebte und ihm nur Freude bereitete, so bestialisch das Fleisch zerreissen, ausbluten, verspotten, schlagen, anspucken und dann an ein Kreuz nageln wie einen Schwerverbrecher?“ oder
- „Was hat das denn bitteschön mit Vergebung zu tun?“
Und ich muss ehrlich sagen: Sie haben alle Recht! Jemand zu geißeln und zu kreuzigen hat tatsächlich nichts mit Vergebung zu tun.