Origenes

Er war der erste Christ, der einen Bibelkommentar verfasste.

Er wuchs in einer christlichen Familie in Alexandria auf. Als Origenes 17 Jahre alt war, brach eine harte Christenverfolgung über seine Heimatstadt herein, durch die er auch seinen Vater verlor und nur durch die List seiner Mutter am Leben blieb. Denn er hatte sich bereits vorgenommen an der Seite seines Vaters, dem er Briefe ins Gefängnis schrieb wo er ihn stärkte durchzuhalten, zu sterben. Seine Mutter versteckte aber am Abend alle Kleider von Origenes, sodass er am nächsten Morgen nicht zum Prozess gehen konnte, wo sein Vater zu Tode verurteilt und anschließend hingerichtet wurde.

Der junge Origenes war also schon mit 17 Jahren auffallend stark im Glauben und Charakter. Er kümmerte sich nach dem Märtyrertod seines Vaters liebevoll in der Gemeinde um alle, die unter der schweren Christenverfolgung litten. Das bemerkte sogar der Pöbel auf der Straße, dessen tödlichen Zorn Origenes nur knapp entging.

Unterrichtet war Origenes von seinem Vater in Grammatik und Literatur worden und begann danach Geld zu verdienen indem er genau in diesen Fächern Privatunterricht gab. Das Geld verwendete er, um seine Geschwister zu versorgen. Er war so außerordentlich intelligent und begabt, dass viele heidnische Eltern ihre Kinder zu Origenes in die Schule schickten und so bekehrten sich viele seiner Schüler zum Christentum.

Der geistliche Lehrer von Origenes war der damalige Leiter seiner Gemeinde, Clemens von Alexandria. Dieser stand aber auch bald auf der Abschussliste der Behörden und musste fliehen. Dass dem erst 18-jährigen Origenes von der Gemeindeleitung die Aufgaben seines Lehrers Clemens übertragen wurden, ist außergewöhnlich, zeigt aber wie reif und vorbildlich dieser junge Mann zu seiner Zeit gewesen sein muss und welches hohe Ansehen er genoss. So wurde Origenes der Nachfolger von Clemens von Alexandria in Sachen Unterricht für die Neubekehrten. Er füllte dieses Amt mit völliger Hingabe aufopferungsvoll aus.

Es dauerte nicht lange bis Origenes einer der anerkanntesten christlichen Lehrer seiner Zeit wurde. Schließlich bat man ihn, eine Vortragsreihe über die Bücher der Bibel zu halten, Abschnitt für Abschnitt. Schreiber wurden bezahlt, die die mündlichen Vorträge des Origenes mitschrieben:

Von da ab begann Origenes seine Kommentare zu den göttlichen Schriften zu schreiben, wozu ihn Ambrosius nicht nur durch unzähliges Zureden und Ermuntern, sondern auch durch freigebigste Unterstützungen anhielt. Es standen nämlich Origenes beim Diktieren mehr als sieben Schnellschreiber zur Verfügung, welche sich zu bestimmten Zeiten ablösten; nicht geringer war die Zahl der Reinschreiber nebst den im Schönschreiben geübten Mädchen. Die für dieses ganze Personal notwendigen Ausgaben bestritt Ambrosius in reichlichem Maße. Ja er nahm sogar mit unsagbarem Eifer an der mühevollen Bearbeitung der göttlichen Schrift teil, wodurch er Origenes ganz besonders zur Abfassung seiner Kommentare antrieb. (Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte (BKV), 6.Buch, 23.Kap., Des Origenes Eifer; seine Priesterweihe.)

So entstand der erste Bibelkommentar, der je von einem Christen verfasst wurde. Er selbst verstand seinen Kommentar nie als dogmatische Abhandlung, sondern verfasste ihn genau wie seine Vorträge locker, breit angelegt, und mit viel Demut. Oft beendete er seine Vorträge und Diskussionen mit Worten wie „Nun, das ist das beste, was ich aus dem Abschnitt machen kann. Vielleicht hat jemand mit mehr Einsicht eine bessere Erklärung“. Und tatsächlich schoss Origenes in seinem Eifer das eine oder andere Mal in seinen Formulierungen über das Denken der frühen Christen hinaus. Deswegen ist er nicht in allen Dingen repräsentativ für das frühe Chistentum und muss man bei seinen Büchern daher vorsichtig sein. Sein Eifer überholte ihn manchmal. So verstümmelte er sich selbst seine Genitalien, weil er Jesu Worte so verstand als hätte Jesus das gefordert. Eusebius von Cäseräa berichtet:

Origenes, der in dieser Zeit an der Katechetenschule zu Alexandrien wirkte, vollzog eine Tat, die zwar noch unreifen jugendlichen Sinn verriet, aber zugleich auch ein herrliches Zeugnis von seinem Glauben und seiner Enthaltsamkeit gab. Er faßte das Wort „Es gibt Verschnittene, die sich um des Himmelreiches willen selbst verschnitten haben“ allzu wörtlich und unbesonnen auf. In dem Glauben, das Heilandswort zu erfüllen, und zugleich in der Absicht, damit jedem Verdachte und schändlicher Verleumdung, wie sie von heidnischer Seite wider ihn, den noch jugendlichen christlichen Lehrer von Männern und Frauen, erhoben werden könnten, den Boden zu entziehen, ließ er sich dazu hinreißen, dieses Herrenwort in die Tat umzusetzen. Dabei war er sorglich bedacht, daß dies der großen Zahl seiner Schüler verborgen bliebe. Indessen gelang es ihm bei allem Willen nicht, eine solche Tat zu verheimlichen.

Als später Demetrius, der dortige Bischof, davon erfuhr, zollte er ihm ob der kühnen Tat größte Bewunderung, lobte seinen Eifer und die Echtheit seines Glaubens, ermunterte ihn, mutig zu sein, und forderte ihn auf, sich nun erst recht dem Unterrichte zu widmen. So dachte Demetrius damals. Doch als er bald darauf sah, welche Erfolge Origenes hatte und wie er groß, berühmt und allgemein geachtet wurde, überkam ihn menschliche Schwäche, und er suchte in einem Schreiben an die Bischöfe des Erdkreises die Tat des Origenes als äußerst töricht hinzustellen. Er tat dies, nachdem die angesehensten und berühmtesten Bischöfe von Palästina, die von Cäsarea und Jerusalem, Origenes die Hand zur Priesterweihe aufgelegt hatten, weil sie ihn des Priesteramtes und der höchsten Ehre für würdig erachteten. Da Origenes zu großem Ansehen gelangt war und bei allen Menschen aller Orte einen Namen und ob seiner Tugend und Weisheit nicht geringen Ruhm erworben hatte, erhob Demetrius in Ermangelung irgendwelchen anderen Anklagegrundes gegen ihn bittere Vorwürfe wegen der vor Jahren von ihm begangenen jugendlichen Tat und wagte es, seine Anklage auch auf jene auszudehnen, welche ihn zum Priester erhoben.

Dies geschah allerdings erst später. Damals jedoch übte Origenes in Alexandrien gegenüber allen, die zu ihm kamen, Tag und Nacht das Werk göttlicher Unterweisung unbehelligt aus, seine ganze Zeit unverdrossen der Theologie und seinen Schülern widmend. (Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte (BKV), Sechstes Buch, 8. Kap. Des Origenes kühne Tat.)

Origenes hatte nicht nur Freunde und Bewunderer, sondern auch Feinde und Neider. Er musste immer wieder fliehen und wurde am Ende seines Lebens im Alter von 70 Jahren dann schließlich doch gefangen genommen und unmenschlichen Martern ausgesetzt. Aber keine noch so schlimme Folter konnte ihn dazu bewegen, seinen Herrn Jesus Christus zu verleugnen. Am Ende mussten die Folterknechte sich geschlagen geben und aufgeben. Origenes starb an den Folgen der Folter, von denen er sich nicht mehr erholte.