Er war vor seiner Bekehrung Zöllner, wurde dann zum Apostel berufen, und schrieb das längste Evangelium.
Er war der Bruder von Jakobus Sohn des Alphäus und ging vor seiner Bekehrung einem - für damalige Juden - unehrenhaften Beruf nach: er war Zöllner in Kapernaum, was ein besonders unreiner und verhasster Berufsstand war, der in der Bibel stets mit Sündern gleichgesetzt wurde. Er dürfte damit das schwarze Schaf in seiner Familie gewesen sein, denn kein frommer Jude wollte mit Sündern Gemeinschaft haben. So beschreibt Matthäus selbst seine eigene Bekehrung:
Und als Jesus von da weiterging, sah er einen Menschen an der Zollstätte sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach. Und es geschah, als er in dem Haus zu Tisch saß, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen mit Jesus und seinen Jüngern zu Tisch. Und als die Pharisäer es sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern? Jesus aber, als er es hörte, sprach zu ihnen: Nicht die Starken brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Geht aber hin und lernt, was das heißt: »Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer«. Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße. (Mt 9,9-13)
Das ist auch die einzige Geschichte, die uns über Matthäus in der Bibel berichtet wird: seine Bekehrung. Bei Markus und Lukas, die ebenfalls seine Bekehrung schildern, wird er Levi genannt (Mk 2,14 und Lk 5,27). Er kommt sonst nirgendwo vor, außer in allen Apostellisten bei Matthäus (10,3), Markus (3,18) und Lukas (Lk 6,15 und Apg 1,13). Im Johannesevangelium wird er kein einziges Mal erwähnt.
Nichtsdestotrotz ist er einer der grundlegendsten Autoren des Neuen Testaments, der uns das längste und ausführlichste Evangelium hinterlassen hat. Ohne Matthäusevangelium hätten wir nicht die fundamentale Bergpredigt Jesu (Kapitel 5-7) überliefert bekommen, oder die große Endzeitrede auf dem Ölberg (Kapitel 24-25). Wir wüssten auch nichts von den Weisen aus dem Morgenland, der Flucht Jesu nach Ägypten, dem Kindermord in Bethlehem, und hätten einige Gleichnisse nie erfahren, wie etwa das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen und dessen Deutung, oder vom Schatz im Acker, oder von der kostbaren Perle, oder vom Fischernetz (alle in Kapitel 13), oder vom unbarmherzigen Knecht (18,21ff), oder von den Arbeitern im Weinberg (20,1-16), oder von den zwei Söhnen (21,28-32), oder von den zehn Jungfrauen (25,1-13). Wir wüssten nicht, ob und wie Jesus seine Tempelsteuer zahlte (17,24-27) und was er über Gemeindezucht lehrte (18,15-20) oder über das Gericht über die Heidenvölker (25,31ff). Und schließlich wüssten wir nichts über die Selbstverfluchung des ganzen Jüdischen Volkes als es Jesu Kreuzigung lauthals forderte (27,25), und die Bestechung der Grabwächter und den Erfindern der Lügen, die bis heute erzählt werden (28,11-15).
Über sein Wirken als Apostel nach der Auferstehung Christi, verliert die Bibel kein Wort, aber es haben sich einige Erzählungen bis heute in anderen Quellen erhalten. Er hat zunächst in Jerusalem sein Matthäusevangelium verfasst und soll danach nach Parthien, Persien und Äthiopien gereist sein und überall auf dem Weg das Evangelium verkündet und Gemeinden gegründet haben.
Sein Ende in Äthiopien wird so erzählt: er besiegte dort die Drachen der Zauberer, erweckte den Sohn des Königs Egippus wieder zum Leben und heilte dessen Tochter Ephigenia. Diese bekehrte sich und trat in das zu Ehren Matthäus frisch gebaute Kloster ein. Hirtakus, der Bruder des Königs begehrte jedoch Ephigenia als Frau, was ihm von Matthäus verwehrt wurde, weil sie nun die Braut eines höheren Königs sei. Wutentbrannt ließ daraufhin Hirtakus den Matthäus am Altar von rückwärts mit einer Lanze durchbohren. Das ist die am häufigsten verbreitete Erzählung zum Märtyrertod des Matthäus. Es gibt aber auch andere Varianten. Auch hier muss ich klarstellen, dass die frühen Christen darüber nichts überlieferten, sondern die Quellen von viel später stammen.