Er war der erste Märtyrer unter den Aposteln und bekam den Beinamen „der Ältere“ um ihn von Jakobus dem Jüngeren zu unterscheiden.
Er wird in den Apostellisten von Matthäus (10,2) und Markus (3,17) als Jakobus, Sohn des Zebedäus geführt, im Johannesevangelium (21,2) als „die Söhne des Zebedäus“ wobei Johannes sich selbst bei dieser Formulierung mitmeinte, und Lukas schließlich nennt ihn in seinem Evangelium und der Apostelgeschichte stets nur Jakobus. Von Markus erfahren wir, dass Jakobus gemeinsam mit seinem jüngeren, leiblichen Bruder Johannes vom Herrn Jesus den Beinamen „Donnersöhne“ erhielt, was wohl auf deren Temperament gemünzt war:
und Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, denen er den Beinamen »Boanerges« gab, das heißt Donnersöhne (Mk 3,17)
Die beiden Donnersöhne schienen Jesus besonders ans Herz gewachsen zu sein oder sich als besonders fähig und verlässlich erwiesen haben, denn sie gehörten gemeinsam mit Petrus zum engsten Kreis von Jesus. Diese drei Jünger nahm Jesus immer wieder zur Seite für besondere Anlässe. So etwa als er nur mit diesen drei auf einen Berg stieg, wo sie das außergewöhnliche Ereignis seiner Verklärung mit eigenen Augen sehen konnten. Diese Geschichte wird gleich in drei Evangelien berichtet: im Matthäusevangelium (Kapitel 17), Markusevangelium (Kapitel 9) und Lukasevangelium (Kapitel 9). Interessanterweise fehlt sie just im Johannesevangelium, das von Johannes, also einem der drei Augenzeugen geschrieben wurde. Hier die Schilderung von Lukas:
Es geschah aber ungefähr acht Tage nach diesen Worten, dass er Petrus und Johannes und Jakobus zu sich nahm und auf den Berg stieg, um zu beten. Und es geschah, während er betete, wurde das Aussehen seines Angesichts anders und sein Gewand strahlend weiß. Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm, das waren Mose und Elia; die erschienen in Herrlichkeit und redeten von seinem Ausgang, den er in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus aber und seine Gefährten waren vom Schlaf übermannt. Als sie aber erwachten, sahen sie seine Herrlichkeit und die zwei Männer, die bei ihm standen. Und es geschah, als diese von ihm scheiden wollten, da sprach Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind; so lass uns drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine! Und er wusste nicht, was er sagte. Während er aber dies redete, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie fürchteten sich aber, als jene in die Wolke hineinkamen. Und eine Stimme kam aus der Wolke, die sprach: Dies ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören! Und während die Stimme kam, fand es sich, dass Jesus allein war. Und sie schwiegen und sagten in jenen Tagen niemand etwas von dem, was sie gesehen hatten. (Luk 9,28-36)
Das war wahrlich ein außergewöhnliches Ereignis, das bis zu Jesu Auferstehung kein Jünger Jesu kannte außer die drei anwesenden, denn Jesus hatte es ihnen verboten vor seiner Auferstehung irgendjemand davon zu erzählen! Wir sehen hier die Mischung aus Ehre und Verwirrung.
Leider konnte Jakobus nicht sehr lange nach der Auferstehung von Jesus seine Erlebnisse weiter erzählen, denn er wurde bald danach von König Herodes Agrippa hingerichtet:
Um jene Zeit aber legte der König Herodes Hand an etliche von der Gemeinde, um sie zu misshandeln. Und er tötete Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert. Und als er sah, dass das den Juden gefiel, fuhr er fort und nahm auch Petrus gefangen. Es waren aber die Tage der ungesäuerten Brote. (Apg 12,1-3)
So wurde Jakobus der erste und einzige Apostel von dessen Hinrichtung uns die Bibel selbst Auskunft gibt. Alle anderen der Apostel wurden ebenfalls brutal gefoltert und hingerichtet, doch darüber schweigt die Bibel. Deswegen glauben bis heute viele Bibelleser, dass Jakobus der einzige Märtyrer unter den Aposteln gewesen sei und gehen Irrlehrern auf den Leim, die lehren, dass Jesus alle Seine Nachfolger stets vor Folter, Leid und Hinrichtung bewahrt. Das ist aber eine Lüge. In Wahrheit hat der Herr Jesus alle Seine Apostel der Hinrichtung preisgegeben und auch Seine leiblichen Brüder, die große Männer Gottes waren, wurden hingerichtet. Und genau das hat Jesus selbst vorhergesagt, speziell in Richtung des Jakobus, Sohn des Zebedäus:
Da trat die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren Söhnen zu ihm und warf sich vor ihm nieder, um etwas von ihm zu erbitten. Er aber sprach zu ihr: Was willst du? Sie sagt zu ihm: Sprich, dass diese meine beiden Söhne einer zu deiner Rechten, der andere zur Linken sitzen sollen in deinem Reich! Aber Jesus antwortete und sprach: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet! Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, womit ich getauft werde? Sie sprechen zu ihm: Wir können es! Und er spricht zu ihnen: Ihr werdet zwar meinen Kelch trinken und getauft werden mit der Taufe, womit ich getauft werde. Aber das Sitzen zu meiner Rechten und zu meiner Linken zu verleihen, steht nicht mir zu, sondern es wird denen zuteil, denen es von meinem Vater bereitet ist. (Mt 20,20-23)
Der Mutter von Jakobus und Johannes war aufgefallen, wie sehr Jesus die beiden bevorzugte und bat Jesus gleich, die beiden zur Rechten und Linken von Ihm sitzen zu lassen in Seinem Reich, wenn er dann König sein würde. Jesus hatte also wirklich kein Geheimnis daraus gemacht, dass Er die beiden sehr, sehr gern hatte. Das führte zu Spannungen. Aber Er nahm die Gelegenheit beim Schopf und machte ihnen auch klar, was das für ein besonders hartes Erbe mit sich bringen würde: sie müssten den Kelch trinken, den Er trinken würde und mit der Taufe getauft werden, mit der Er getauft würde. Damit spielte Er auf Seinen Martertod am Kreuz an. Und es erfüllte sich. Jakobus war gleich der erste der 12 Aposteln, der hingerichtet wurde. Und es gefiel den Juden sehr. So sehr, dass Herodes gleich danach die restlichen Aposteln auch hinrichten lassen wollte. Aber Gott vereitelte das. Vorerst. Die restlichen Aposteln sollten zwar auch alle hingerichtet werden, aber nicht mehr von Herodes, der selbst bald nach der Hinrichtung von Jakobus von Gott öffentlich hingerichtet wurde. Berichtet wird dieses einzigartige Gericht Gottes in Apostelgeschichte 12,21-23:
Aber an einem bestimmten Tag zog Herodes ein königliches Gewand an und setzte sich auf den Richterstuhl und hielt eine Rede an sie. Die Volksmenge aber rief ihm zu: Das ist die Stimme eines Gottes und nicht eines Menschen! Sogleich aber schlug ihn ein Engel des Herrn, weil er Gott nicht die Ehre gab; und er verschied, von Würmern zerfressen.
Der frühe Märtyrertod des Jakobus, Sohn des Zebedäus, riss sicherlich ein großes Loch in die Runde der Apostel. Es zeigte ihnen aber auch, wie ernst und brutal die von Jesus vorhergesagte Verfolgung sein würde und das spornte ihren Eifer noch mehr an. Jeder Märtyrertod brachte neue Bekehrungen nach sich, so wie es schon bei der brutalen Steinigung von Stephanus geschehen war, die indirekt die Bekehrung des Paulus bewirkte. Stephanus gilt als erster Märtyrer des Christentums (er war aber kein Apostel, weswegen Jakobus Sohn des Zebedäus der erste Apostel war, der den Märtyrertod erlitt).
Schon früh entstanden zahlreiche Legenden über Jakobus, die ich hier nicht beweisen aber kurz erwähnen möchte, weil sie sogar unseren Sprachgebrauch beeinflussten. Kurz nach der Himmelfahrt Christi soll Jakobus nach Spanien gereist sein und dort das Evangelium verkündet und Wunder gewirkt haben. Es gibt Erzählungen über einen fatalen Justizirrtum, den Jakobus durch sein Eingreifen aufklärte und so den zu Unrecht zum Tode Verurteilten rettete und dafür sorgte, dass die wahren Schuldigen hingerichtet wurden. Viele Legenden berichten von Erscheinungen nach seinem Tod, was eher nicht zu den biblischen Berichten passt. In der Bibel ist die unaufgeforderte Erscheinung von bereits Verstorbenen äußerst selten (Totenbeschwörung verbietet Gott streng in seinem Gesetz). Sie kommt nur zweimal vor und da auch immer nur im Kontext mit Jesus Christus selbst. Das erste Mal handelt es sich um die oben zitierte Verklärung Christi, wo der längst verstorbene Mose und der noch nicht gestorbene Elia erschienen und mit Jesus sprachen. Das zweite Mal geschah es bei der Kreuzigung Christi, dass sich Gräber unmittelbar nach seinem Tod öffneten und Tote den Lebenden in Jerusalem erschienen:
Und die Gräber öffneten sich, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt und gingen aus den Gräbern hervor nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen. (Mt 27,52-53).
Beides waren also Wunderzeichen, die bezeugten, dass Jesus der Sohn Gottes ist, und nur im Zusammenhang mit Jesus Christus selbst geschahen. Diese Legenden rund um Jakobus wurden von den frühen Christen übrigens nicht überliefert. Sie entstanden viel später zur Zeit der Römisch-Katholischen-Kirche. Eine zeitlang wurde Spanien sogar das „Jakobsland“ genannt, etwa in Skandinavien. Die berühmte Wallfahrtskirche Santiago (spanisch für „Heiliger Jakob“) de Compostela soll angeblich über dem Grab von Jakobus errichtet worden sein. Sie wurde 1211 dem Apostel Jakobus dem Älteren geweiht und ist Ziel des ebenso berühmten Jakobsweg, der nach Jakobus benannt ist. Bis ins 15. Jahrhundert pilgerten mehr Christen dorthin als nach Rom oder Jerusalem! Als Andenken bekamen die Pilger Jakobsmuscheln, die ebenfalls zur Ehre Jakobus so benannt sind. Trotz (oder wegen) seines kurzen Lebens war Jakobus also rasch eine Legende und prägend für das Christentum in Spanien.