• Wie der Teufel Juden und Christen mit einem messianischen Text verblenden kann
Interlinearübersetzungen LXX und MT

Jesaja 53,1:

Vers Masoretentext (SCH2000) Septuaginta (LXX Deutsch)
1

Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und der Arm des HERRN, wem ist er geoffenbart worden?

Herr, wer glaubte unserer Botschaft? Und der Arm des Herrn – wem wurde er geoffenbart?

Auf den ersten Blick scheinen beide Texte gleichwertig zu sein, für viele Leser sehen sie sogar identisch aus.

Und das ist nicht verwunderlich, denn der Satan selbst verkleidet sich als ein Engel des Lichts. Es ist also nichts Besonderes, wenn auch seine Diener sich verkleiden als Diener der Gerechtigkeit; aber ihr Ende wird ihren Werken entsprechend sein. (2.Kor 11,14-15)

Man muss also öfter und genauer hinsehen, um Satan und seine Diener von Gott und dessen Diener unterscheiden zu können, denn auf den ersten Blick sehen beide gleich aus. Das gilt auch für Worte und Formulierungen. Grobe Abweichungen haben oft subtil begonnen.

Auf den zweiten Blick könnte auffallen, dass links von Verkündigung die Rede ist und rechts von Botschaft. Das braucht aber nicht zu stören, das ist kein wirklich entscheidender Unterschied, sondern nur eine Frage der Übersetzung. Das griechische Wort im Grundtext macht auch noch andere Wörter, wie zum Beispiel Predigt, möglich. Es gibt aber einen feinen Unterschied, den man an der Stelle vielleicht erwähnen könnte: es ist im Grundtext vom Wort her eine bestimmte Botschaft gemeint, nämlich eine, die man von jemand anderem gehört hat und unverändert weiter verbreitet. So wie ein Bote eine Botschaft überbringt. Dieser Bote überbringt nicht seine eigene Meinung, sondern die unverfälschte Botschaft eines anderen. Deswegen ist Botschaft vielleicht ein klein wenig treffender übersetzt. Da steckt übrigens schon die Überlieferungskette von Lehrer zu Schüler drin, wie es der biblischen Lehre der Apostel entspricht. Und genauso haben es die Apostel und deren Schüler übrigens verstanden und gebraucht.

Auf den dritten Blick erkennen wir endlich, dass der Unterschied bereits im ersten Wort steckt. Der linke Text beginnt mit dem Fragewort „Wer“ (manchmal wird von Übersetzern davor noch ein „Aber“ oder „Doch“ o.ä. gestellt), der rechte mit „Herr“. Somit enthält der linke Text nur einmal das Wort Herr, der rechte zweimal. Das ist tatsächlich ein erkennbarer Unterschied, an dem man die beiden Grundtexte mit einem Blick unterscheiden kann. Die Septuaginta lässt Vers 1 mit Herr beginnen, der Masoretentext nicht. Und das verändert schon die Ausrichtung des ganzen Textes. Denn auf der linken Seite haben wir eine Gruppe von Menschen, die sich selbst eine Frage stellt, es klingt schon wie Selbstmitleid. Auf der rechten Seite richtet die Gruppe die Frage jedoch an ihren Herrn, von dem sie auch die Botschaft hat.

Wenn man davon ausgeht, dass die gesamte Heilige Schrift vom Heiligen Geist inspiriert ist, und insbesondere die Worte eines Propheten des Herrn, wie Jesaja es war, dann sollte es nicht egal sein, wie sie lautet, sondern dann sollte uns interessieren, was Gott den Menschen ausrichten lässt. Wie kann man das heraus finden? Gott selbst sorgt dafür! Er hat erstens Seinen Sohn zu den Menschen gesandt, damit der ihnen die Wahrheit verkündet und die Augen für die Heiligen Schriften öffnet (Lk 24,27.45). Zweitens hat Jesus Christus diesen Seinen Schülern den richtigen Wortlaut der Heiligen Schrift gelehrt, und drittens hat Er ihnen den Heiligen Geist geschickt, damit er sie an die richtigen Worte, die der Sohn Gottes sie lehrte, erinnert (Joh 14,26). All das wird in der Heiligen Schrift bestätigt. Und so finden wir auch den richtigen Wortlaut von Jesaja 53, so wie die Aposteln ihn von Ihrem Herrn Jesus gelernt hatten, in den Heiligen Schriften.

Der Apostel Johannes überliefert uns folgenden Wortlaut im Johannesevangelium:

Obwohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn; damit das Wort des Propheten Jesaja erfüllt würde, das er gesprochen hat: »Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm des Herrn geoffenbart worden?« (Joh 12,37+38)

Der Apostel Paulus überliefert uns folgenden Wortlaut im Römerbrief:

Aber nicht alle haben dem Evangelium gehorcht; denn Jesaja spricht: »Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt?« (Röm 10,16)

Bereits am ersten Blick kann das inzwischen richtig geschulte Auge erkennen, dass beide Apostel die Septuaginta zitieren und nicht den Masoretentext, denn sie beginnen beide einmütig mit dem Wort Herr, das nur die LXX an dieser Stelle kennt. Das braucht nicht zu verwundern, denn alle Apostel lasen und lehrten die selbe Heilige Schrift.

Machen Sie bei sich zu Hause doch selbst den Faktencheck: schlagen Sie in Ihrer Bibel zunächst Jesaja 53,1 auf und danach Johannes 12,38 und Römer 10,16 und überprüfen Sie, wer mit Herr beginnt und wer nicht. 

  • Falls bei Ihnen Jesaja 53,1 auch mit Herr beginnt, haben Sie eine der seltenen Bibeln, die im AT der LXX folgen. Oder Sie haben einen Hybrid, der im AT zwar den MT hat, aber an jenen Stellen, die im NT zitiert werden, plötzlich umschaltet auf die LXX um solcherart beide Testamente miteinander zu synchronisieren (siehe auch: Übersicht deutsch- und englischsprachiger Bibelübersetzungen). Das macht zum Beispiel die Christianismos Bibel. Aber keine Sorge: Sie können bei den nächsten Versen verlässlich überprüfen ob Ihre Bibel durchgängig die LXX verwendet oder nur an manchen Stellen.
  • Im Normalfall aber werden Sie sehen, dass die beiden Apostel in Ihrem Neuen Testament mit Herr beginnen, der Jesaja in Ihrem Alten Testament aber nicht. Und allein daran können Sie schon erkennen, dass die Apostel aus einem anderen Jesaja zitierten als aus dem in Ihrer Bibel. Denn die Apostel lasen und zitierten den Jesaja aus der Septuaginta. Genauso übrigens wie Jesus selbst. Dass Jesus in der Synagoge von Nazareth aus dem Griechischen Jesaja der Septuaginta laut vorlas und nicht aus dem Hebräischen, haben wir in diesem Beitrag bereits bewiesen: In welcher Sprache las Jesus in der Synagoge von Nazareth?

Um die letzten Zweifel auszuräumen, stelle ich alle drei Texte im Originalwortlaut untereinander zum Vergleich. Zuerst den griechischen Text der Septuaginta, dann den griechischen Text von Johannes (denn der schrieb sein Evangelium im Original auf Griechisch), und zuletzt den griechischen Text von Paulus (auch der schrieb auf Griechisch). Das sieht so aus:

Jesaja 53,1 (LXX)

κύριε τις επίστευσε τη ακοή ημών και ο βραχίων κυρίου τίνι απεκαλύφθη

Johannes 12,38 (TR, nur Zitat)

κύριε τις επίστευσε τη ακοή ημών και ο βραχίων κυρίου τίνι απεκαλύφθη

Römer 10,16 (TR, nur Zitat) κύριε τις επίστευσε τη ακοή ημών

Für alle, die nicht Griechisch können, ist das ein rein optisches Suchspiel, wo aber jeder sehen kann, dass alle drei Texte die selben Zeichen in der selben Reihenfolge setzen. Johannes und Paulus haben also exakt den Wortlaut der Septuaginta geschrieben. Paulus entsprechend kürzer, weil er nur den ersten Teil zitierte. Das fett geschriebene Wort spricht man übrigens „kürie“ aus und heißt „Herr“.

Wir sehen also, dass sowohl die Septuaginta, als auch Johannes als auch Paulus völlig identisch sind in ihrer Originalsprache Griechisch an dieser Stelle, da ist null Abweichung. Wenn auf Deutsch die drei voneinander abweichen, dann ist das die Schuld der Übersetzer. Und da sind wir beim großen Vorteil der Apostel und frühen Christen: sie sprachen, lasen, lehrten und schrieben alle in der selben Griechischen Sprache, der Sprache der Septuaginta, und konnten so über die Jahrhunderte eine einstimmige Lehre bewahren. Das zeigen wir weiter unten.

Somit haben wir also mit Johannes und Paulus zwei übereinstimmende Zeugen im Neuen Testament, dass der Text der Septuaginta für Jesaja der richtige ist, und damit wäre nach Gottes Wort bewiesen, dass die Septuaginta der Text ist, der von Gott kommt, denn Jesus betonte höchstpersönlich:

... dass das Zeugnis zweier Menschen glaubwürdig ist. (Joh 8,17)

Der selbe Geist, der Johannes und Paulus inspirierte, inspirierte auch schon Jesaja: der Heilige Geist. Sie stimmen alle drei überein, und damit ist die Sache eigentlich schon klar, denn:

... auf der Aussage von zwei oder drei Zeugen soll jede Sache beruhen. (5.Mose 19,15)

Es reichen Gott also schon zwei oder drei Zeugen. Aber in Wahrheit gibt es viel mehr Zeugen, denn wie schon Jesus Seine Apostel in die Welt schickte, damit sie Seine Zeugen seien (Apg. 2,8), so haben auch die Apostel ihrerseits wieder Schüler ausgebildet und somit weitere Zeugen in die Welt geschickt, und diese wiederum usw. Wir nennen sie alle zusammen allgemein die frühen Christen. Manche haben uns schriftliche Zeugnisse hinterlassen. Hier ein paar davon:

Klemens von Rom (35-99):

Den Demütigen gehört nämlich Christus, nicht denen, die sich erheben über seine Herde. Das Szepter der Majestät Gottes, der Herr Jesus Christus, ist nicht erschienen in prahlerischem und auffallendem Prunke, obwohl er es gekonnt hätte, sondern in Demut, wie der Heilige Geist von ihm verkündet hatte; er sagt nämlich: „Herr, wer hat unserer Predigt geglaubt? wem ist der Arm des Herrn offenbar geworden?“ (Klemens von RomErster Brief an die Korinther (BKV), 16. Kap.)

Justin der Märtyrer (100-165):

Im Namen der Apostel, die zu Christus sagten, man glaube nicht ihrer Predigt, sondern den Wundern dessen, der sie entsandt habe, erklärt daher Isaias also: ‚Herr, wer glaubte unserer Predigt? Wem wurde der Arm des Herrn offenbar? (Justin, Dialog mit dem Juden Tryphon (BKV)42.Kapitel)

Irenäus von Lyon (130-202):

Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem wurde offenbar der Arm des Herrn?“ (Irenäus, Erweis der apostolischen Verkündigung (BKV), II. Zweiter Hauptteil, Zweiter Abschnitt, 68.Kapitel)

Tertullian (160-220):

Herr, wer hat unserem Worte geglaubt und der Arm des Herrn, wem ist er geoffenbart?” (Tertullian, Gegen Praxeas (BKV), 11. Cap.)

Origenes (158-255):

Herr, wer hat dem, was wir gehört haben, geglaubt? Und der Arm des Herrn, wem ward er kund?“ (Origenes, Gegen Celsus (BKV), Erstes Buch, 54. Kapitel)

Cyprian von Karthago (200-258):

Herr, wer hat unserem Bericht geglaubt, und wem ist der Arm des Herrn offenbart worden?“ (Cyprian, Three Books of Testimonies Against the Jews, (ANF), Book II, Chap. 13; übersetzt aus dem Englischen)

Es ist also schon bereits beim ersten Wort des ersten Verses eindeutig, welcher Grundtext vom Heiligen Geist kommt. Bezeugt durch zwei Apostel und durch sechs der bedeutendsten frühchristlichen Lehrer der ersten drei Jahrhunderte, die alle einstimmig die Septuaginta bestätigen. Wir haben aber keinen Zeugen für den Masoretentext. Somit steht es 8:0 für die Septuaginta nach dem ersten Vers. Doch sehen wir weiter, ob es nicht noch mehr zu entdecken gibt.