• Wie der Teufel Juden und Christen mit einem messianischen Text verblenden kann
Interlinearübersetzungen LXX und MT

Jesaja 53,2-3:

Vers Masoretentext (SCH2000) Septuaginta (LXX Deutsch)
2

Er wuchs auf vor ihm wie ein Schössling, wie ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; wir sahen ihn, aber sein Anblick gefiel uns nicht.

Er wuchs auf vor ihm wie ein Kind, wie eine Wurzel in dürstendem Land, keine (Wohl)gestalt hat er und keine Herrlichkeit; und wir sahen ihn, und er hatte kein (beeindruckendes) Aussehen und keine Schönheit;

3

Verachtet war er und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut; wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt, so verachtet war er, und wir achteten ihn nicht.

sondern seine Gestalt war ohne Würde, zurückstehend hinter allen Menschen, ein Mensch, der unter einem (Unglücks)schlag steht und wissentlich eine Krankheit erträgt, denn er hält sein Antlitz abgewandt. Er wurde entehrt und nicht anerkannt.

Welche Unterschiede fallen hier auf, oder gibt es keine?

Doch, es gibt wieder ganz typische, an denen man die beiden verschiedenen Textfamilien gut unterscheiden kann.

In Vers 2 verwendet der linke Text zwei botanische Begriffe für das Aufwachsen des Messias (Schössling, Wurzelspross), während der rechte den menschlichen Begriff Kind und danach erst eine Wurzel schreibt. Auch nach den Worten „wir sahen ihn“ folgen Unterschiede. Links heißt es nur „aber sein Anblick gefiel uns nicht“. Der Text rechts leitet mit den Worten „und er hatte“ zu zwei Merkmalen über, konkret Aussehen und Schönheit, aber dafür fehlt die Formulierung „gefiel uns nicht“ komplett. Außerdem ist der Satz in der Septuaginta noch nicht fertig, weshalb viele Lehrer Vers 2 und 3 zusammen zitieren und das machen wir ebenso.

In Vers 3 besteht der größte Unterschied darin, dass beim linken Text die Menschen ihr Angesicht verbergen, während beim rechten Text, der Leidende, um den es geht, sein Antlitz abwendet. Die zwei Texte widersprechen einander also in dem Punkt, wer wegschaut. Auch enthält die Septuaginta einen Vergleich mit allen Menschen (zurückstehend hinter allen Menschen), dem Masoretentext fehlt der Vergleich, dafür schreibt dieser, dass „er“ verlassen war von den Menschen. Das wiederum erwähnt die Septuaginta nicht. Es gibt noch andere kleinere Unterschiede, aber einen auffallenden am Schluss: während der Masoretentext mitten im Satz von der dritten in die wir-Form umschwenkt (so verachtet war er, und wir achteten ihn nicht.), bleibt die Septuaginta in der dritten Person (Er wurde entehrt und nicht anerkannt).

Wenden wir uns mit diesen Erkenntnissen nun an die frühen Christen und schauen wir, welchen Text sie zitierten und lehrten (im Neuen Testament werden diese Verse nicht zitiert):

Klemens von Rom (35-99):

Wir redeten angesichts seiner: er ist wie ein Kindlein, wie ein Schössling in dürstendem Erdreich; er hat nicht Gestalt noch Würde; und wir haben ihn gesehen, und er hatte weder Gestalt noch Schönheit, vielmehr ist seine Gestalt unscheinbar, zurückbleibend hinter der Gestalt der Menschen; er ist ein Mann in Wunden und Weh und versteht Krankheit zu tragen; weil sich abgewendet hat sein Antlitz, deshalb wurde er zurückgesetzt und nicht beachtet. (Klemens von Rom, Epistula ad Corinthios - Erster Brief an die Korinther (BKV), 16. Kap.)

Justin der Märtyrer (100-165):

Wir haben vor ihm Botschaft gebracht wie ein Kind, wie eine Wurzel in dürstender Erde. Er hat nicht Gestalt noch Ansehen; wir sahen ihn und er hatte weder Gestalt noch Schönheit, vielmehr war seine Gestalt unansehnlich und verschwindend im Vergleich mit den Menschen. Als ein Mensch, der geschlagen zu werden und Schwäche zu ertragen gewohnt war, wurde er, weil sein Antlitz abgewandt war, beschimpft und mißachtet. (Justin der Märtyrer, Apologia (prima) - Erste Apologie (BKV), 50.Kapitel )

Irenäus von Lyon (130-202):

Wir haben erzählt ihm gegenüber gleichwie ein Kind, wie ein Wurzelschoß in dürrem Land. Ansehen hat er nicht noch Herrlichkeit. Wir sahen ihn und er hatte kein Ansehen noch Schönheit. Sein Aussehen war vielmehr ohne Würde, geringer als das anderer Menschen. Ein Mensch in Schlägen und erfahren im Ertragen der Leiden, so daß abgewandt ist sein Antlitz. Er wurde mißachtet und nicht geschätzt. (Irenäus, Erweis der apostolischen Verkündigung (BKV), II. Zweiter Hauptteil, Zweiter Abschnitt, 68.Kapitel)

Hippolytus von Rom (170-235):

Denn es werden in der Schrift zwei Erscheinungen unseres Herrn und Heilandes angedeutet, von denen die eine seine erste Erscheinung im Fleisch war, die ohne Ehre stattfand, weil er verachtet wurde, wie Jesaja vorhin von ihm sagte: "Wir sahen ihn, und er hatte keine Gestalt und kein Ansehen, sondern seine Gestalt war verachtet und verworfen (wörtlich: mangelhaft) vor allen Menschen; ein Geschlagener und mit Gebrechen vertraut denn sein Angesicht war abgewandt; er war verachtet und wurde nicht geachtet.“ (Hippolytus, Das Buch über Christus und den Antichrist (ANF), 44., übersetzt aus dem Englischen)

Tertullian (160-220)

Denn „wir haben verkündet“, sagt der Prophet, „dass er wie ein kleines Kind ist, wie eine Wurzel in einem dürstenden Land, und dass an ihm weder Anmut noch Herrlichkeit ist. Und wir sahen Ihn, und Er hatte weder Anmut noch Gnade, sondern Sein Antlitz war unehrenhaft, mangelhaft im Vergleich zu den Menschenkindern“, „ein Mann, der in der Plage steckt und weiß, wie man Gebrechen erträgt“ (Tertullian, An Answer to the Jews (ANF), Chapter XIV.—Conclusion. Clue to the Error of the Jews. Übersetzt aus dem Englischen)

Origenes (158-255) 

Übereinstimmend also ist aufgezeichnet, dass der Körper Jesu „mißgestaltet“ gewesen sei, aber allerdings nicht, wie Celsus angibt, auch „unedel“; auch wird nicht klar und bestimmt berichtet, dass er „klein“ war. Die bei Jesaja aufgezeichnete Stelle mit der Prophezeiung, dass der Messias zu dem Volke nicht in blühender Gestalt, auch nicht in einer überragenden „Schönheit“ kommen werde, lautet so: „Herr, wer hat dem, was wir gehört haben, geglaubt? Und der Arm des Herrn, wem ward er kund? Wir verkündeten ihn vor dem Herrn als ein Kind, als eine Wurzel in dürrem Lande. Gestalt und Ansehen hat er nicht. Und wir sahen ihn, und er hatte nicht Gestalt noch Schönheit; sondern seine Gestalt war ungeehrt, verschwindend gegenüber den Menschenkindern“ (Origenes, Contra Celsum - Gegen Celsus (BKV), Sechstes Buch, 75.Kapitel)

Cyprian von Karthago (200-258):

Wir haben vor Ihm erklärt, wie Kinder, wie eine Wurzel in einem dürstenden Boden. Und wir haben ihn gesehen, und er hatte keine Gestalt und keine Schönheit, sondern seine Gestalt war ohne Ehre und geringer als die anderer Menschen. Er war ein Mensch in einer Plage und wusste, wie man Schwachheit erträgt; weil Er sein Angesicht abwandte, wurde Er entehrt und nicht beachtet. (Cyprian, Three Books of Testimonies Against the Jews (ANF), Book II, Chap. 13; übersetzt aus dem Englischen)

Auch hier ist das Zeugnis der frühen Christen einmütig: sieben Zeugen aus den ersten 3 Jahrhunderten bestätigen eindeutig die Septuaginta. Es sind zwar nicht alle Zitate vollständig, oft werden nur gewisse Passagen aus den zwei Versen zitiert, aber dann immer entsprechend dem Wortlaut der LXX. Beim einem Zitat ist übrigens der Vollständigkeit halber auch noch der Vers 1 dabei - und selbstverständlich ebenfalls eindeutig aus der LXX. Kein Zeuge jedoch für den Masoretentext.

Somit steht es 15:0 für die Septuaginta nach dem dritten Vers.