• Wie der Teufel Juden und Christen mit einem messianischen Text verblenden kann
Interlinearübersetzungen LXX und MT

Jesaja 53,12:

Vers Masoretentext (SCH2000) Septuaginta (LXX Deutsch)
12

Darum will ich ihm die Vielen zum Anteil geben, und er wird Starke zum Raub erhalten, dafür, dass er seine Seele dem Tod preisgegeben hat und sich unter die Übeltäter zählen ließ und die Sünde vieler getragen und für die Übeltäter gebetet hat.

Deshalb wird er viele beerben und der Mächtigen Beute als Teil erhalten, dafür, dass seine Seele in den Tod dahingegeben und er unter die Gesetzlosen gerechnet wurde; und er selbst nahm die Sünden von vielen auf sich, und um ihrer Sünden willen wurde er dahingegeben.

Am Beginn geht es links nur um Beute, rechts auch um Erbe. Links erhält der Knecht Menschen als Raub und teilt sich die Beute mit den Starken. Das hängt ein bisschen von der Übersetzung und Lesart ab. Beides klingt wie Menschenhandel und der Umgang in einer Räuberbande, wo der Knecht mit anderen teilen muss. Rechts beerbt der Christus viele und teilt die Beute der Mächtigen. Das klingt mehr wie ein König, der verteilt und über die Mächtigen herrscht. Wobei die LXX Deutsch diesen Satz zugegeben schwer verständlich übersetzt. Da haben es die Leser der Septuaginta auf Englisch leichter. Hier drei englische Übersetzungen der LXX:

therefore he shall inherit many and divide the spoils of the strong. Because his soul was delivered up to death and he was numbered among transgressors and bore away the sins of many and on account of their iniquities was delivered up; (Webster Bible)

On account of this he shall inherit many; and of the strong ones he will portion out spoils, because his soul was delivered up unto death; and he was considered among the lawless one; and he himself bore the sins of many, and because of their lawless deeds he was delivered up. (Apostolic Bible Polyglot)

Therefore he shall inherit many, and he shall divide the spoils of the mighty; because his soul was delivered to death: and he was numbered among the transgressors; and he bore the sins of many, and was delivered because of their iniquities.(LXX2012)

Seit kurzem gibt es eine deutschsprachige Alternative zur LXX Deutsch, nämlich die Übersetzung von Benjamin Fotteler (FBÜ). Er übersetzt den Vers 12 so:

Deshalb wird er viele erben und der Starken Beute verteilen, dafür dass seine Seele in den Tod hingegeben worden ist; und er ist unter die Sünder gerechnet worden und er selbst hat die Sünden vieler hinaufgetragen und um ihrer Sünden willen ist er hingegeben worden. (FBÜ)

Der Grundtext kommt nur dann richtig rüber, wenn er richtig übersetzt wird. Auch hier ist ein Blick zu den frühchristlichen Zeugen hilfreich./p>

Im Mittelteil stimmen beide Texte überein, nämlich dass er unter die Gesetzlosen gerechnet wurde. Wobei der Masoretentext es ein wenig anders formuliert, nämlich dass er sich unter die Übeltäter zählen ließ. Daran kann ein geübtes Auge schon was erkennen. Gesetzlose und Übeltäter sind übrigens im Prinzip gleichbedeutend und daher kein Unterschied. Das liegt im Geschmack der Übersetzer, und so kommen bei anderen Übersetzungen auch noch andere Begriffe an diese Stelle, wie etwa Böse, Abtrünnige oder Verbrecher.

Deutliche Unterschiede sind beim Schluss erkennbar. Links betet der Knecht für die Übeltäter. Rechts ist kein Wort davon, dafür wurde er um ihrer Sünden willen dahingegen. Die Septuaginta spricht also zweimal von den Sünden bzw. Verfehlungen: 1) er selbst nahm die Sünden von vielen auf sich und 2) um ihrer Sünden willen wurde er dahingegeben. Diese Doppelformulierung ist das Erkennungsmerkmal der LXX, wobei beim zweiten Mal auch Verfehlungen oder Vergehen stehen kann. Das liegt wieder in den Händen der Übersetzer. Das Gebet für die Übeltäter ist ein Alleinstellungsmerkmal des Masoretentextes.

Was hat die frühe Kirche überliefert und zitiert?

Klemens von Rom (35-99):

 „Deshalb wird er viele beerben und die Beute der Starken teilen dafür, dass seine Seele hingegeben wurde in den Tod und er gezählt wurde unter die Bösen. Und er selbst hat die Sünden vieler getragen, und wegen ihrer Sünden wurde er dahingegeben.“ (Clemens von Rom, Epistula ad Corinthios - Erster Brief an die Korinther (BKV), 16. Kap.)

Justin der Märtyrer (100-165):

dafür wird er viele zum Anteil erhalten und die Beute der Starken teilen, weil er sein Leben in den Tod gegeben hat und unter die Missetäter gerechnet wurde, die Sünden vieler getragen hat und wegen ihrer Übertretungen selbst hingegeben wurde.“ (Justin der Märtyrer, Erste Apologie (BKV), 51.Kapitel )

Tertullian (160-220)

Schließlich fügt er hinzu: „Darum wird er viele zum Erbe haben, und unter vielen wird er die Beute aufteilen.“ (Tertullian, An Answer to the Jews, Chap. 10, Aus dem Englischen übersetzt)

Denn er fügt bei: „Darum wird er selbst viele als Erbschaft haben und die Beute von vielen wird er aufteilen, deswegen, weil seine Seele in den Tod ist hingegeben worden.“ (Tertullian, Die fünf Bücher gegen Marcion. (BKV), Drittes Buch, 19. Kap.)

Er wurde unter die Gottlosen gerechnet; (Tertullian, Über die Auferstehung des Fleisches. (BKV), 20. Kap)

Cyprian von Karthago (200-258):

Darum wird er viele gewinnen und die Beute der Starken teilen; denn seine Seele wurde dem Tod überantwortet, und er wurde unter die Übeltäter gerechnet. Und Er trug die Sünden vieler und wurde für ihre Verfehlungen ausgeliefert.  (Cyprian, Three Books of Testimonies Against the Jews (ANF), Book II, Chap. 15, übersetzt aus dem Englischen)

Apostolische Konstitutionen (4. Jh.):

Denn von unserem Heiland heißt es bei Jesaja: „Er trägt unsere Sünden und wird für uns geplagt.“ Und weiter: „Er trug die Sünden vieler und wurde für unsere Vergehen ausgeliefert.“ (Constitutions of the Holy Apostles (ANF), Book II, XXV, aus dem Englischen übersetzt)

„Deshalb wurde er in diesen Tagen von den fälschlich so genannten Juden von uns genommen und ans Kreuz geschlagen und „unter die Übeltäter gerechnet“.  (Constitutions of the Holy Apostles (ANF), Book V, XVIII, aus dem Englischen übersetzt)

Auch beim zwölften Vers finden sich übereinstimmende Zeugen, diesmal 5 an der Zahl, aus allen drei ausschlaggebenden Jahrhunderten. Sie alle bestätigen die Formulierungen der Septuaginta und keiner die des Masoretentextes. Es fehlt auch überall das Gebet für die Übeltäter. Somit steht es 47:0 für die Septuaginta nach dem zwölften Vers.