• Wie der Teufel Juden und Christen mit einem messianischen Text verblenden kann
Interlinearübersetzungen LXX und MT

Jesaja 53,5:

Vers Masoretentext (SCH2000) Septuaginta (LXX Deutsch)
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Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden.

Er aber wurde verwundet um unserer Gesetzlosigkeiten willen und ist gebrechlich gemacht um unserer Sünden willen: Unsere Erziehung zum Frieden ruht auf ihm, durch seine Strieme wurden wir geheilt.

Bei diesem Vers sind die Unterschiede schon beinahe mit der Lupe zu suchen. Links ist die Rede von Strafe, damit wir Frieden hätten. Rechts kein Wort von Strafe, stattdessen von unserer Erziehung (wörtlich Züchtigung) zum Frieden, das ist ein feiner Unterschied. Züchtigung und Strafe sind nicht dasselbe. Das eine soll zum Frieden führen, dass andere, damit man Frieden hat. Seltsam ist, dass der Masoretentext verkündet, dass der Messias wegen unserer Übertretungen durchbohrt würde. Die Septuaginta schreibt stattdessen verwundet. Wir wissen, dass Jesus erst durchbohrt wurde als Er schon tot war. Das war kein Teil seines Leidens mehr und schon gar nicht wegen unserer Übertretungen, sondern um den bereits eingetretenen Tod zu beweisen. Die Septuaginta formuliert das viel besser, dort wurde er verwundet, und sie schreibt am Ende sogar treffsicher von Striemen und sagt hiermit die Geißelhiebe konkret voraus, anders als der Masoretentext, der nur von Wunden spricht. Dieser Unterschied mag vielen banal erscheinen, aber man kann ihn auch im Neuen Testament sehen, denn Petrus zitierte einen Teil aus diesem Vers:

Er hat unsere Sünden selbst an seinem Leib getragen auf dem Holz, damit wir, den Sünden gestorben, der Gerechtigkeit leben mögen; durch seine Wunden seid ihr heil geworden. (1.Petr. 2,24 SCH2000

„Ha!“, werden jetzt viele sagen, „siehst Du, Petrus hat den hebräischen Masoretentext zitiert, weil er schrieb Wunden, nicht Striemen!“ Auf den ersten Blick sieht es so aus. Aber was schrieb Petrus wirklich im Original auf Griechisch? Schauen wir uns das wieder im Vergleich mit dem Griechischen Text der Septuaginta an:

Jesaja 53,5 (LXX)

αυτός δε ετραυματίσθη διά τας αμαρτίας ημών και μεμαλάκισται διά τας ανομίας ημών παιδεία ειρήνης ημιν επ΄ αυτόν τω μώλωπι αυτού ημείς ιάθημεν

1. Petrus 2,24 (TR, nur Zitat)

ου τω μώλωπι αυτού ιάθητε

Man sieht, wie ich meine, auch wenn man kein Griechisch kann, dass Petrus den letzten Teil des Verses wortgetreu aus der LXX zitierte. Er tat das wohl auswendig und fügte es in den Fluss seines Satzes ein, so variiert die Zeitform etwas. Das Schlüsselwort, um das es hier aber geht, habe ich fett hervorgehoben: μώλωπι ist die Mehrzahl von μώλωψ (mōlōps, G3468). Auf Deutsch kann man das zwar mit Wunde übersetzen, es trifft aber nicht ins Schwarze, denn im Griechischen bezeichnet es eigentlich eine Strieme oder eine Wunde, wo Blut raustropft. Das ist exakt, was Jesus bei seiner Geißelung vielfach zugefügt wurde. Und dieses Wort mōlōps kommt im Neuen Testament übrigens nur ein einziges Mal vor, nämlich in 1.Petrus 2,24 wo Petrus die LXX zitiert, die eben auch genau dieses Wort verwendet. Damit passt wieder einmal alles wunderbar zusammen mit der LXX.

Leider sehen das nicht alle Übersetzer auf Deutsch. Die meisten der meist gelesenen Bibelübersetzungen heute (Schlachter, Luther, Einheitsübersetzung, Gute Nachricht, Hoffnung für alle, Menge, Neue Genfer, Neues Leben etc.) schreiben das schwache Wort Wunden, aber wenige andere haben doch Striemen stehen:

Er selbst hat unsere Sünden getragen am eigenen Leib ans Holz hinauf, damit wir den Sünden absterben und der Gerechtigkeit leben; durch seine Striemen wurdet ihr geheilt. (Elberfelder)

Er selbst hat unsere Sünden getragen am eigenen Leib ans Holz hinauf, damit wir den Sünden absterben und der Gerechtigkeit leben; durch seine Striemen wurdet ihr geheilt. (Zürcher Bibel)

Mit seinem Körper hat er unsere Sünden auf das Holz hinaufgetragen, damit wir – für die Sünden gestorben – nun so leben, wie es vor Gott recht ist. Durch seine Striemen seid ihr geheilt. (Neue evangelistische Übersetzung)

welcher unsere Sünden selbst hinauf getragen hat an seinem Leib auf das Holz, damit wir den Sünden gestorben der Gerechtigkeit leben; durch seine Strieme wurdet ihr geheilt. (Benjamin Fotteler)

Was schreiben die frühen Christen?

Klemens von Rom (35-99):

Aber er ist verwundet unserer Sünden wegen und gezüchtigt ob unserer Missetaten. Zu unserem Frieden liegt auf ihm die Züchtigung, durch seine Striemen sind wir geheilt. (Klemens von Rom, Erster Brief an die Korinther (BKV), 16. Kap.)

Barnabasbrief (100)

Denn dazu hat es der Herr auf sich genommen, hinzugeben sein Fleisch zum Verderben, damit wir durch die Nachlassung der Sünden geheiligt werden in der Aussprengung seines Blutes. Es steht nämlich geschrieben über ihn teils mit Bezug auf Israel teils mit Bezug auf uns; er sagt aber also: „Er wurde verwundet wegen unserer Ungerechtigkeit, und er ist misshandelt worden wegen unserer Sünden; durch seine Striemen wurden wir geheilt.“ (Barnabasbrief (BKV), 5. Kap.)

Justin der Märtyrer (100-165):

Aber um unserer Missetaten willen ist er verwundet und wegen unserer Sünden ist er elend geworden; unseres Friedens wegen liegt die Züchtigung auf ihm, durch seine Striemen wurden wir geheilt. (Justin, Apologia (prima) Erste Apologie (BKV), 50.Kapitel )

Irenäus von Lyon (130-202):

„Und doch wurde er verwundet wegen unserer Missetaten, und gepeinigt wegen unserer Sünden. Die Züchtigung liegt zu unserem Frieden auf ihm, und durch seine Wunden wurden wir geheilt“ (Irenäus, Erweis der apostolischen Verkündigung (BKV), II. Zweiter Hauptteil, Zweiter Abschnitt, 68.Kapitel)

Origenes (158-255) 

Aber er ist verwundet um unserer Sünden willen und gequält wegen unserer Missetaten; zu unserem Frieden liegt Züchtigung auf ihm, und durch seine Striemen wurden wir geheilt. (Tertullian, Gegen Celsus (ANF), Erstes Buch, 54. Kapitel, übersetzt aus dem Englischen)

Cyprian von Karthago (200-258):

Er wurde um unserer Übertretungen willen verwundet und um unserer Sünden willen geschwächt. Die Züchtigung zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seinen Striemen sind wir geheilt. (Cyprian, The Treatises of Cyprian (ANF), Treatise XI, Three Books of Testimonies Against the Jews, Book II, Chap. 13,  übersetzt aus dem Englischen)

Auch wenn die Unterschiede zwischen den beiden Grundtexten nicht so gegensätzlich sind, wie in anderen Versen, kann man doch erkennen, dass die frühen Christen auch hier dem Wortlaut der Septuaginta folgten anstatt dem Masoretentext. Spannender wird es beim nächsten Vers.

Immerhin mit Petrus und den sechs frühen Christen haben wir sieben Zeugen für die Septuaginta sogar bei diesen Vers fünf. Somit steht es 27:0 für die Septuaginta nach dem fünften Vers.