• Wie der Teufel Juden und Christen mit einem messianischen Text verblenden kann
Interlinearübersetzungen LXX und MT

Jesaja 53,9:

Vers Masoretentext (SCH2000) Septuaginta (LXX Deutsch)
9

Und man bestimmte sein Grab bei Gottlosen, aber bei einem Reichen war er in seinem Tod, weil er kein Unrecht getan hatte und kein Betrug in seinem Mund gewesen war.

Und ich werde die Bösen anstelle seines Grabes und die Reichen anstelle seines Todes geben, denn er hat keine Gesetzlosigkeit getan, und es wurde kein Trug in seinem Mund gefunden.

Dieser Vers 9 wird heutzutage oft bemüht, um zu beweisen, dass die Grablegung Jesu auch schon von Jesaja präzise vorhergesagt wurde. Wir erinnern uns: Jesus wurde laut den Evangelien in dem Familiengrab eines gewissen Josef aus Arimathäa gelegt. Matthäus verrät uns, dass dieser Josef aus Arimathäa ein reicher Mann war (Mt 27,57). Und schon passt der Masoretentext für viele Bibellehrer ausgezeichnet und sie sehen ihn als prophetisches Wort für diese eben genannte Grablegung. Denn da steht: „Und man bestimmte sein Grab bei Gottlosen, aber bei einem Reichen war er in seinem Tod“.

Aber ist das wirklich eine treffende Prophetie für Jesu Grablegung? War der reiche Josef aus Arimathäa denn ein Gottloser? Er war laut Markus immerhin „ein angesehener Ratsherr, der auch auf das Reich Gottes wartete“ (Mk 15.43) und Johannes weist sogar darauf hin, dass er ein Jünger Jesu war (Joh 15.38)! Ein Gottloser war das also nicht. Und dann ist da noch die seltsame Begründung  „weil er kein Unrecht getan hatte und kein Betrug in seinem Mund gewesen“. Was ist das für eine Begründung dafür, dass er in seinem Tod bei einem Reichen war? Kommen denn alle, die kein Unrecht getan haben, in ihrem Tod zu einem Reichen? Wo war Jesus überhaupt in seinem Tod? Bei einem Reichen oder im Totenreich?

Der Masoretentext wirft schon viele Fragen auf, wenn man ihn noch gar nicht mit der Septuaginta verglichen hat. Aber im Vergleich wird er noch schwächer. Denn die Septuaginta prophezeit nicht Jesu Grablegung, sondern dass die Bösen anstelle seines Grabes und die Reichen anstelle seines Todes gegeben werden. Das klingt nicht nur ganz anders, das ist auch was ganz anderes! Es lohnt sich, über den Unterschied nachzudenken. Das aber hier auszuführen, würde den Rahmen sprengen. Vielleicht nur soviel: die Bösen und die Reichen kommen in Jesu Predigten gar nicht gut weg. Das passt mit der Septuaginta besser zusammen. Aber das ist, wie gesagt, ein großes Thema, das ausführlich an einer anderen Stelle behandelt werden sollte.

Wir sehen uns nun an, welchen der beiden Texte die frühen Christen predigten:

Klemens von Rom (35-99):

Und ich will hingeben die Bösen für sein Grab und die Reichen für seinen Tod; denn er hat nichts Böses getan, und in seinem Mund ward kein Trug gefunden. (Clemens von Rom, Epistula ad Corinthios Erster Brief an die Korinther (BKV), 16. Kap.)

Justin der Märtyrer (100-165):

Und ich will hingeben die Bösen für sein Grab und die Reichen für seinen Tod, weil er keine Ungerechtigkeit begangen hat und kein Trug in seinem Munde erfunden wurde (Justin der Märtyrer, Apologia (prima) - Erste Apologie (BKV), 51.Kapitel )

Auch von seiner Auferstehung hat Isaias gesprochen: ‚Sein Grab ist fortgenommen aus der Mitte’, und: ‚Ich werde ihm die Reichen geben zum Lohne für seinen Tod’. (Justin, Dialog mit dem Juden Tryphon (BKV), 97.)

Cyprian von Karthago (200-258):

und ich will die Gottlosen für sein Begräbnis und die Reichen für seinen Tod geben; denn er hat keine Ungerechtigkeit und keinen Betrug mit seinem Mund begangen.  (Cyprian, Three Books of Testimonies Against the Jews (ANF), Book II, Chap. 15, übersetzt aus dem Englischen)

Drei Zeugen, in jedem Jahrhundert findet sich ein früher Christ, der diesen Vers zitiert und er zitiert ihn nach der Septuaginta.

Somit steht es 37:0 für die Septuaginta nach dem neunten Vers.