• Wie der Teufel Juden und Christen mit einem messianischen Text verblenden kann
Interlinearübersetzungen LXX und MT

Jesaja 53,11:

Vers Masoretentext (SCH2000) Septuaginta (LXX Deutsch)
11

Nachdem seine Seele Mühsal erlitten hat, wird er seine Lust sehen und die Fülle haben; durch seine Erkenntnis wird mein Knecht, der Gerechte, viele gerecht machen, und ihre Sünden wird er tragen.

um ihm Licht zu zeigen und (ihn) für die Einsicht zu gestalten, gerecht zu machen den Gerechten, der vielen gut dient, und er selbst wird ihre Sünden auf sich nehmen.

Dieser Vers führt im Prinzip den Gedanken vom vorherigen Vers 10 weiter und folgt dessen Logik. Der Masoretentext folgt der Logik des bösen Herrn aus Vers 10, der sich an Leid freut und dessen gequälter Knecht nun aber, nachdem er seine Seele Mühsal erlitten hat, seine Lust daran sieht. Das klingt nach Sadomaso. Der Herr quält seinen Knecht und der gequälte Knecht sieht am Ende seine Lust.

Wie ganz anders ist da die Botschaft der Septuaginta! Im vorigen Vers 10 spricht sie von einem Herrn, der seinen Christus von Leid befreien will, von der Mühsal seiner Seele wegnehmen will, „um ihm Licht zu zeigen und ihn für die Einsicht zu gestalten, gerecht zu machen den Gerechten, der vielen gut dient“. Wow, das ist ein ganz anderer Auftrag und eine ganz andere Vision als die des MT, der nun auch klipp und klar von mein Knecht“ redet im Hinblick auf den Gequälten.

Vielen Bibelübersetzern, die eigentlich den Masoretentext für das Alte Testament verwenden weil sie ihn für den besseren Grundtext halten, kommt dieser Vers 11 selbst seltsam vor, denn es fehlt ein wichtiges Wort. Eigentlich steht dort nämlich nur „er sieht“ aber nicht was er sieht, Also erfinden manche Übersetzer etwas, was er ihrer Meinung nach sieht, so wie die Schlachter 2000 die Lust.  Andere schielen zur Septuaginta hinüber und holen sich von dort das Wort Licht, das im Hebräischen Text wie gesagt fehlt! Sie lassen den Gequälten dann am Ende Licht sehen.  Wir haben diese entlarvende Stelle im Masoretentext übrigens in einem eigenen Beitrag, nämlich hier, ausführlich behandelt. Und so haben die meisten Bibeln an dieser Stelle einen Hybrid aus Masoretentext und Septuaginta. Die redlichen weisen durch Fußnoten darauf hin, die anderen tun still so, als wäre er der Originaltext. Aber in Wahrheit ist es eine menschliche Konstruktion von ratlosen Übersetzern und sieht dann z.B. so aus:

Einheitsübersetzung 2016:

Nachdem er vieles ertrug, erblickt er das Licht. / Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die Vielen gerecht; / er lädt ihre Schuld auf sich.

Elberfelder:

Um der Mühsal seiner Seele willen wird er ⟨Licht⟩[26] sehen, er wird sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird der Gerechte, mein Knecht, den Vielen zur Gerechtigkeit verhelfen, und ihre Sünden wird er sich selbst aufladen. [Fußnote 26: So mit Qu. und LXX] 

Hoffnung für alle:

Wenn er dieses schwere Leid durchgestanden hat, sieht er wieder das Licht[3] und wird für sein Leiden belohnt. Der Herr sagt: »Mein Diener kennt meinen Willen, er ist schuldlos und gerecht. Aber er lässt sich für die Sünden vieler bestrafen, um sie von ihrer Schuld zu befreien. [Fußnote 3: Das Wort »Licht« ist nach der griechischen Übersetzung eingefügt. Im hebräischen Text fehlt es in vielen Handschriften.]

Gute Nachricht:

Nachdem er so viel gelitten hat, wird er wieder das Licht[2] sehen und sich an dessen Anblick sättigen. Von ihm sagt der HERR: »Mein Bevollmächtigter hat eine Erkenntnis gewonnen, durch die er, der Gerechte, vielen Heil und Gerechtigkeit bringt. Alle ihre Vergehen nimmt er auf sich. [Fußnote 2: "das Licht:" mit einer wichtigen Handschrift und G; fehlt in H.]

Lutherbibel 2017:

Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden.

Man erkennt bei allen modernen Bibelübersetzungen den Masoretentext eindeutig sofort am Begriff mein Knecht (oder Bevollmächtigter) und dass er Fülle hat oder sich sättigt. Die Hoffnung für alle übersetzt das sehr frei indem sie schreibt, dass er für sein Leben belohnt wird. Jeder Übersetzer löst eine unverständliche Stelle auf seine Art. Manche holen sich Licht von der LXX, verdrehen es aber, denn sie wollen die Passage er sieht vom MT verwerten und somit sieht er das Licht bei ihnen. In der Septuaginta wird ihm jedoch das Licht gezeigt von seinem Herrn. Auch hier wieder ein feiner Unterschied, der die Geister unterscheidet, aber nur für aufmerksame, wachsame Menschen.

Wie sieht es nun bei den frühen Christen aus, wie haben sie zitiert? Konstruierten sie ihre eigenen Mischungen, wie die späten Christen, oder blieben sie bei einem reinen Text, und wenn ja, bei welchem?

Klemens von Rom (35-99):

 „will Licht ihm zeigen und durch Einsicht bilden, rechtfertigen den Gerechten, der vielen gut dient; und ihre Sünden will er selbst hin wegnehmen.“ (Clemens von Rom, Epistula ad Corinthios - Erster Brief an die Korinther (BKV), 16. Kap.)

Justin der Märtyrer (100-165):

 ihm Licht zeigen, mit Erkenntnis ausstatten und rechtfertigen den Gerechten, der vielen Dienste erwies. Er selbst wird unsere Sünden auf sich nehmen;  (Justin der Märtyrer, Erste Apologie (BKV), 51.Kapitel )

Apostolische Konstitutionen (4. Jh.):

Die Diakone sollen in allem unbefleckt sein, wie auch der Bischof sein soll, nur tatkräftiger, in der Zahl nach der Größe der Kirche, damit sie den Schwachen dienen als Arbeiter, die sich nicht schämen. Und die Diakonisse soll sich um die Frauen kümmern; beide (Diakon und Diakonisse) aber sollen bereit sein, Botschaften zu überbringen, umherzuziehen, Hilfe zu leisten und zu dienen, wie Jesaja über den Herrn gesagt hat, indem er sagte: „rechtfertigen den Gerechten, der vielen gut dient.“ (Constitutions of the Holy Apostles (ANF), Book III, Sec. II - On Deacons, XIX WHAT ARE THE CHARACTERS OF A DEACON., aus dem Englischen übersetzt)

Gerade aus dem letzten Zitat aus den Apostolischen Konstitutionen sieht man, wie selbstverständlich die Septuaginta als Heilige Schrift betrachtet wurde, denn ein kleiner Nebensatz aus unserem Vers wird sogar als Regel in die Kirchenordnungen übernommen. Und diesen Nebensatz findet man nur in der LXX! Diesen Satz haben auch die beiden anderen Textzeugen, die Jesaja 53,11 zitierten, ganz selbstverständlich drin, und sie mischen auch keinen Masoretentext hinein, wie etwa den Knecht oder dass er selbst das Licht sieht anstatt dass es ihm gezeigt würde, und so ist wieder nur die Septuaginta bestätigt.

Wie haben also 3 übereinstimmende Zeugen für die Septuaginta in Bezug auf Vers 11, und keinen für den Masoretentext. Somit steht es 42:0 für die Septuaginta nach dem elften Vers.