4. Die Apokryphen beinhalten Lehren, die nicht mit der Bibel vereinbar sind.
Gleich vorweg: Dieses Argument ist tendenziös und verblendet. Es erhebt die eigene, selbst gewählte Theologie zum Maßstab und geht von einer „Bibel“ aus, die aber in der Form die Apostel weder hatten noch als Heilige Schrift bezeichnet hätten.
Es erinnert mich an meinen Kunstgeschichtelehrer. Er zeigte uns alte antike griechische Statuen und blieb besonders lange bei der berühmten Venus von Milo stehen. Er sah sie lange andächtig an und schwärmte von ihrer Vollkommenheit. Ich kann mich noch erinnern, wie einige von uns Schülern sich wunderten, denn die Statue hatte aus unserer Sicht einen großen Mangel: es fehlten ihr beide Arme! Als wir ihn darauf hinwiesen wurde der Lehrer ärgerlich. Er meinte, es hätten schon viele Banausen versucht dieser Statue Arme zu verpassen, aber das wertete die Venus von Milo ab, sie sei ohne Arme perfekt. Die Wahrheit ist aber, dass der Schöpfer dieser weltberühmten Statue, die heute im Louvre steht, sie nicht so machte wie sie heute da steht! Diese Venusstatue war ursprünglich mit Armen gemacht und verlor sie im Laufe ihrer Jahrtausende langen Geschichte. Sie wurde beschädigt. Inzwischen haben sich aber so viele an ihren armlosen Anblick gewöhnt, dass sie verstört reagieren, wenn man ihnen sagt, die Statue sei verstümmelt und es fehle was. Genauso ist es mit der Heiligen Schrift. Sie war ursprünglich vollständig, ist heute aber verstümmelt, es fehlt etwas. Ihr wurden einige Bücher abgetrennt, so wie der Venus von Milo die Arme. Aber die meisten reagieren wie mein Kunstgeschichtelehrer. Sie haben sich an den verstümmelten Anblick gewöhnt und halten ihn sogar für perfekt und vollkommen. Die Wahrheit kennt aber nur der, der die Geschichte kennt und das Werk so sieht, wie es sein Schöpfer gemeint und gemacht hat.
Oder anders ausgedrückt: Wären die Apokryphen noch genauso in allen Bibeln wie zur Zeit der Apostel, würden sie hervorragend mit der Bibel vereinbar sein, denn dann würden wir heute die Bibel anders lesen und verstehen. Und wir würden sehen, wie Jesus und die Autoren des Neuen Testaments die Apokryphen lasen und lehrten. Ab dem Moment aber wo bestimmte Bücher als „Apokryphen“ verunglimpft, abgesondert und entfernt wurden, waren sie nicht nur unsichtbar, sondern verlor die Bibel ihr ursprüngliches Gleichgewicht und bekam eine Schlagseite. Es wurden ja gezielt jene Bücher als „apokryph“ verschmäht, die nicht mehr in die gewünschte Theologie passten. Ähnlich machte es Dr. Martin Luther auch mit anderen Büchern, die er nicht aus der Bibel werfen durfte, wie zum Beispiel Jakobusbrief, Hebräerbrief, Matthäusevangelium, Markusevangelium und Lukasevangelium. Sie sind mit Luthers Lehre nicht vereinbar und so schwächte er sie mit vielen Worten in seinen Vorreden und sogar mit einer Umstellung des Kanons im Neuen Testament ab, sodass die meisten Christen heute hauptsächlich das Johannesevangelium und den Römerbrief lesen und diese über alle anderen Bücher des Neuen Testaments stellen. Diesen zwei Büchern wird der Rest untergeordnet. Das ergibt eine Tendenz, einen neuen Fokus, eine neue Ausrichtung der Heiligen Schrift, wie sie von Anfang an nicht vorhanden war. Und genauso ist es mit den „Apokryphen“ ab dem vierten Jahrhundert schrittweise geschehen. Das haben wir bereits in dem Beitrag über die Apokryphen vertieft.
Korrekt formuliert müsste das „Argument“ in der Überschrift so heißen:
„Die Apokryphen beinhalten Lehren, die nicht mit unserer Lehre und unserer Bibel vereinbar sind“.
Das wäre ehrlich und würde die Sache auf den Punkt bringen. Aber mit der Lehre der Apostel und der Heiligen Schrift der Apostel, sind die Apokryphen vereinbar, denn sie sind ein Teil davon.
Da sind wir wieder bei der alles entscheidenden Frage: Wer legt die richtige Lehre und das wahre Wort Gottes fest?
- Sind es die Theologen im 21. Jahrhundert?
- Oder die im 16. Jahrhundert?
- Oder die im 4. Jahrhundert?
- Oder doch nur allein der Sohn Gottes im 1. Jahrhundert und Seine Apostel, die Er eigens dazu ausgebildet, berufen und bevollmächtigt hat?
Und noch eine Frage muss gestellt werden: Wird die richtige Lehre verbindlich überliefert oder ist sie eine Frage der persönlichen Auslegung?
Auf all diese Fragen gaben die Apostel klare Antworten. Es sind aber leider andere, als jene, die man heute für wahr hält. Und dazu gehört auch die Frage, welcher Text von Gott inspiriert ist. Das erkennt man nicht, wenn man alle Texte und Bücher der eigenen Theologie und Schriftauslegung unterwirft. Die von Gott inspirierte Schrift ist gegeben, dass sie uns überführt und zurechtweist und erzieht – nicht umgekehrt. Wer glaubt beurteilen zu können oder zu dürfen, ob ein Buch mit der Bibel vereinbar ist, der geht die Sache schon verkehrt an. Denn dann lässt er sich nicht von der Schrift belehren, sondern versucht die Schrift zu belehren und sie so abzuändern, wie sie ihm passt. Und genau das führte ja zu den Schriftverfälschungen und Kanondebatten seit Jahrtausenden. Auch darüber könnte man noch viel sagen.
Wir wollen uns nun aber ein paar konkreten Beispielen widmen, wo die Apokryphen angeblich mit der Bibel unvereinbar sind:
4.1) Basis für die Lehre des Fegefeuers
Das kann man kurz abweisen. Nirgendwo in der Heiligen Schrift wird das Fegefeuer gelehrt. Das geschieht weder im 1. Korinther 3 noch im 2. Makkabäer 12, die beide sehr gerne dafür missbraucht werden. In Wahrheit hat sich die Lehre des Fegefeuers über tausend Jahre durch mystische Offenbarungen entwickelt, wie die RKK selbst zugibt (z.B. hier Erzdizöse Wien. Das Fegefeuer). Diese Lehre kommt nicht aus der Schrift, sondern ist eine Offenbarungslehre, meist durch Marienerscheinungen und Prophetinnen. Und damit ist sie weit weg von der Lehre der Apostel und der Lehre der Makkabäer, die beide nie auf Marienerscheinungen oder Prophetinnen gründeten und die beide auch nicht das Fegefeuer kannten.
Außerdem ist jede Formulierung wie „Basis für die Lehre des …“ höchst ungeistlich und unverständig. Denn jedes noch so wahre und inspirierte Wort Gottes kann und wird als Basis auch für falsche Lehren herangezogen werden. Dafür kann aber das Wort Gottes nichts! Somit richtet sich dieses Argument sowieso selbst. Für wie viele Irrlehren wurden schon die Paulusbriefe, allen voran der Römer und der erste Korinther, herangezogen!? Werden sie deswegen aus der Bibel geworfen?
4.2) Gebet für Tote
Auch hierfür wird das Buch 2. Makkabäer an den Pranger gestellt. Darin kommt ein Gebet für gefallene Krieger nach der Schlacht vor. Es verwirrt und verstört viele Christen heute - vor allem lutherisch geprägte.
Dazu könnte man vieles sagen und der Platz wäre hier nicht genug, denn tatsächlich sagen auch andere biblische Bücher etwas darüber, auch im Neuen Testament, und die frühen Christen hatten auch eine Lehre und Praxis dazu, aber - und das ist hier der Punkt - es geht in der Stelle bei den Makkabäern gar nicht um eine Lehre. Es ist ein Geschichtsbericht. Und es ist eine einmalige Geschichte mit einem ganz bestimmten Anlass. Es wird auch nicht für alle gefallenen Krieger gebetet, sondern nur für bestimmte. Auch die Makkabäer pflegten keine Totengebete auf jedem Begräbnis. Dazu gibt es überhaupt keine Tradition, keine Lehre, keine Überlieferung, keine Berichte. Auch nicht in den vielen Makkabäerbriefen.
Es war ein historischer Sonderfall, der aber heute für eine Unterstellung oder sogar Irrlehre missbraucht wird. Wenn man alle Sonderfälle zu Normalfällen macht, dann sind wir nicht dort, wo die Makkabäer oder die Apostel oder die frühen Christen waren, sondern dann sind wir dort wo die Gnostiker und heutigen Christen sind: bei einem unüberschaubaren Chaos von vielen verschiedenen, einander widersprechenden Lehrmeinungen und Konfessionen. Das Christentum hat im 21. Jahrhundert mittlerweile mehr als 40.000 verschiedene Konfessionen und Glaubensrichtungen! Und da sind wir von ganz allein hingekommen, ohne Apokryphen! Es wäre also vielleicht längst an der Zeit umzudenken und zurück zu gehen zum Ursprung, zu den Aposteln und frühen Christen der ersten drei Jahrhunderte, denn damals gab es tatsächlich nur eine christliche Lehre - und die bezog die Bücher der Makkabäer mit ein!
4.3) Erlösung durch Werke und Ablässe
Hier werden meist zwei Bücher an den Pranger gestellt. Es geht um folgende Stellen:
„Ein flammendes Feuer wird das Wasser auslöschen, und Barmherzigkeit (Almosen) wird Sünden sühnen.“ (Jesus Sirach 3,30 LXX Deutsch)
„Gut ist ein Gebet mit Fasten und Almosen und Gerechtigkeit; besser das Wenige mit Gerechtigkeit (zu geben) als viel mit Ungerechtigkeit. Besser ist es, Almosen zu geben, als Gold anzuhäufen. Barmherzigkeit errettet vom Tode, und sie reinigt jede Sünde. Die Barmherzigkeit tun, werden mit Leben gesättigt werden.“ (Tobit 12,8-9, LXX Deutsch)
Wer lesen kann, der lese. Weder Erlösung noch Ablass kommt in den Zitaten von Jesus Sirach und Tobit vor. Das könnte schon zum Nachdenken bringen, ob da nicht die eigene Theologie den Apokryphen-Gegnern im Wege steht. Wissen sie überhaupt was Erlösung ist? Das wissen übrigens die meisten Christen heute nicht und hängt mit ihrer Theologie zusammen, die von jener der Apostel abweicht (siehe dazu: Warum musste Jesus so unmenschlich leiden und sterben?).
Hier geht es eigentlich um Sühnung von Sünden. Die wird nicht nur in Jesus Sirach und Tobit gelehrt, sondern auch in etlichen anderen Büchern der Schrift, im AT und NT, und nicht selten im Zusammenhang mit Barmherzigkeit bzw. Almosen.
Petrus schrieb:
Vor allem aber habt innige Liebe untereinander; denn die Liebe wird eine Menge von Sünden zudecken. (1.Petr 4,8)
Die frühen Christen haben diese Aussage von Petrus mit Jesus Sirach, Tobit und anderen ähnlichen Stellen zusammen gebracht. Zum Beispiel im 2. Klemensbrief aus dem 2. Jahrhundert:
Gut ist nun Almosen als Buße für die Sünde; Fasten ist besser als Gebet, mehr als beides ist das Almosen; denn die Liebe deckt eine Menge Sünden zu, das aus gutem Gewissen kommende Gebet errettet von dem Tode. Glückselig jeder, der in diesen (Tugenden) vollkommen erfunden wird; das Almosen nämlich macht die Sünde leichter. (2. Klemensbrief 16,4)
Die meisten heutigen Christen sind eher ratlos oder haben falsche Vorstellungen in der Hinsicht, was Petrus wirklich meinte, denn sie kennen Jesus Sirach und Tobit nicht. Hier würden diese beiden Bücher helfen den Petrusbrief zu erhellen. Die oben erwähnte Apostellehre (Didache) und der Barnabasbrief lehren diesen Gedanken ebenfalls. Denn die tätige Liebe oder auch Liebesgabe war nach dem Schriftverständnis der Apostel Almosen geben. Almosen und Barmherzigkeit sind auf Griechisch das selbe Wort (ἐλεημοσύνη, eleimosyni). So verstand es auch Paulus im 1.Kor 16,3 und 2.Kor 8,4ff. Über Almosen lehrten die frühen Christen viel und sie praktizierten es großzügig und freigiebig und wussten, dass sie damit auch Sünden gutmachen konnten. Ein Handel war das aber nie, schon gar nicht ein Ablasshandel. Almosen gibt man nebenbei bemerkt nicht einer Institution, auch nicht, wenn sie sich „Kirche“ nennt.
Diese Lehre entspricht also voll und ganz der Lehre Jesu und der Apostel. Heute haben viele „Christen“ ein gestörtes Verhältnis zu Almosen geben und der Sühne von Sünden. Daran ist nicht nur die RKK mit ihrem Ablasshandel schuld, sondern auch Martin Luther mit seiner hysterischen Gegenreaktion. Beide Kirchen fallen vom Pferd, die eine auf der linken Seite, die andere auf der rechten. Fest im Sattel saßen nur die Apostel und deren Schüler, die frühen Christen, die noch die gesunde Lehre kannten und praktizierten. Und zu dieser passen die Bücher Jesus Sirach und Tobit hervorragend; siehe auch unseren Beitrag Schätze im Himmel sammeln.
An der Stelle muss man vielleicht einmal erwähnen, dass es tendenziöse und schlechte Übersetzungen von Jesus Sirach und Tobit gibt, genauso wie vom Rest der Bibel. Auch hier gilt: so nah wie möglich am Grundtext bleiben, die einzelnen Worte gut verstehen und von den frühen Christen oder – wenn verfügbar – von den Aposteln selbst erklären lassen. Wie haben die Apostel diese Stellen zitiert und praktiziert? Das ist eine vielleicht überraschende Frage für Menschen, die bisher geglaubt haben, dass die Apostel nie die Apokryphen zitierten. Denen können wir nur sagen: Ihr wurdet falsch unterwiesen. Wir führen das in einer eigenen Beitragsserie zu dem Thema vor: Apokryphen, auf die sich das NT bezieht.
Lange Rede kurzer Sinn: Eine Erlösung durch Werke lehrt die Schrift nirgendwo, auch nicht in den Büchern Tobit oder Jesus Sirach. Eine Gerechtigkeit durch Werke, lehrt die Schrift aber an vielen Stellen in vielen Büchern und diese lehrte auch Jesus Christus in den Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas und in der Offenbarung. Am deutlichsten schreibt es sein leiblicher Bruder Jakobus der Gerechte:
So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerechtfertigt wird und nicht durch den Glauben allein. (Jakobus 2,24)
Wem diese Lehre nicht gefällt und sie nicht in der Bibel haben will, der muss also nicht nur die Apokryphen aus der Bibel hinauswerfen, sondern auch das Matthäusevangelium, Markusevangelium, Lukasevangelium und den Jakobusbrief. Genau das wollte übrigens Martin Luther. Seither läuft die Diskussion im Christentum verkehrt herum. Es wird von vielen Christen das Verständnis von Martin Luther als Maßstab herangezogen, wie er die Bibel sah und wie er die Apokryphen beurteilte, aber nicht wie Jesus Christus und seine Apostel es taten.
4.4) Maria wurde sündlos geboren (unbefleckte Empfängnis)
Für diese Anschuldigung wird das Buch Weisheit an den Pranger gestellt wegen der folgenden zwei Verse:
„Ein wohlgestaltetes Kind war ich gewesen mit guter geistiger Anlage, oder vielmehr: Gut veranlagt begann ich mein Leben in einem unverdorbenen (wörtl. unbefleckten) Leib.“ (Weisheit 8:19-20, LXX Deutsch)
Sollen wir Mitleid bekommen mit Leuten, die nicht sinnerfassend lesen können, aber solche Sätze für die gewünschten Aussagen verdrehen? Mit Leuten, die offenbar nicht wissen, was „unbefleckt“ in der Schrift bedeutet und wie oft es als Synonym für unverdorben und rein gemeint ist? Es sagt nichts über eine jungfräuliche Empfängnis aus, auch nicht über eine sündlose Geburt. Übrigens musste auch Maria ein Reinigungsopfer nach der Geburt von Jesus bringen, wie Lukas berichtet. Sie hat also ganz normal geboren, wie jede andere Frau auch, und musste sich dafür genauso reinigen. Die Geburt von Jesus war also nicht reiner als irgend eine andere. Das nur am Rande bemerkt. Ein unbefleckter Leib, ist ein vor Gott reiner, unverdorbener Körper mit einer ebensolchen Seele. Das hat nichts mit der Geburt zu tun, sondern mit dem Lebenswandel! Darüber sprechen die Bücher Weisheit und Tobit und haben wahrlich einiges zu sagen. Diese beiden Bücher sollte jeder lesen, um zu lernen, wie man sich unbefleckt hält. Auch Paulus schrieb darüber:
Die Ehe soll von allen in Ehren gehalten werden und das Ehebett unbefleckt; die Unzüchtigen und Ehebrecher aber wird Gott richten! (Hebr 13,4)
Paulus hat hier auch nicht über jungfräuliche Schwangerschaften phantasiert oder auf Maria angespielt. Auch hier dürfte die Theologie des Lesers ihm selbst im Wege stehen. Außerdem ist es kein Kavaliersdelikt, Sätze aus dem Zusammenhang zu reißen und für fadenscheinige Beweisführungen zu missbrauchen! So etwas war und ist stets die Vorgangsweise von Irrlehrern und diese haben die Apostel scharf verurteilt. Unser dringender Rat: Lernt lesen und die Worte der Schrift richtig verstehen und lest im ganzen Zusammenhang, mindestens das ganze Kapitel, am besten das ganze Buch. Mit dem „ich“ ist in dem Vers übrigens König Salomo gemeint, wie auch das ganze Buch im Original „Sophia Salomos“ heißt, auf Deutsch die Weisheit Salomos. Wer im Buch Weisheit eine unbefleckte Empfängnis von Maria sehen will, dem kann man nicht mehr helfen.
Interessant ist, dass ausgerechnet jene heiligen Bücher das Wort „unbefleckt“ verwenden, die heute von den meisten Christen als unheilig betrachtet und verschmäht werden. Weisheit und Hebräerbrief zitierten wir bereits. Zum Abschluss ein Zitat aus dem ebenso herabgewürdigten Jakobusbrief:
Eine reine und makellose Frömmigkeit (wörtl. Religion) vor Gott, dem Vater, ist es, Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen und sich von der Welt unbefleckt zu bewahren. (Jak 1,27)
4.5) Es werden unmoralische Praktiken gelehrt wie Lügen, Selbstmord, Meuchelmord und magische Beschwörungen.
Genauso wie in Genesis, Exodus, Josua, Richter, den Königtümern (von den Masoreten Samuel genannt), den Evangelien und der Apostelgeschichte – um nur ein paar andere biblische Geschichtsbücher zu nennen, wo das genauso und noch schlimmer getan wird.
Aber keines der beschuldigten Bücher lehrt diese Dinge. Sondern sie kommen darin vor, weil sie in der Geschichte der Menschheit nunmal vorkommen. Das Wort Gottes berichtet ehrlich und ungeschönt was die Menschen machen, auch was das Volk Gottes und sogar manche Männer Gottes machen. Da ist auch viel Unmoral dabei: Ehebruch, Inzest, Brudermord, Vatermord, Kindermord, Menschenopfer, Betrug, Lüge, mörderische Hinterhalte, verlogene Friedensangebote, Massenmorde, Blutrache, Totenbeschwörungen, Wahrsagerei, Zauberei und natürlich auch Selbstmorde. In dem Punkt unterscheiden sich die sogenannten apokryphischen Geschichtsbücher überhaupt nicht von den anderen Geschichtsbüchern der Heiligen Schrift. Sie alle berichten von diesen Dingen, sie lehren sie aber nicht. Das ist ein feiner Unterschied.
4.5.a) Selbstmord
Keine Ahnung, welches apokryphe Buch Selbstmord lehren soll, aber ich kenne ein biblisches Buch, wo man sagen könnte, dass es Selbstmord lehrt, nämlich das Buch Richter. Dort begeht Simson, unterstützt von der Kraft Gottes (!), bewusst einen Selbstmord, der tausende andere Menschen mit in den Tod reißt:
Simson aber rief den HERRN an und sprach: Herr HERR, denke an mich und gib mir Kraft, Gott, noch dies eine Mal, dass ich mich mit einem Mal für meine beiden Augen räche an den Philistern! Und er umfasste die zwei Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, und stemmte sich gegen sie, gegen die eine mit seiner rechten und gegen die andere mit seiner linken Hand, und sprach: Ich will sterben mit den Philistern! Und er neigte sich mit aller Kraft. Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war, sodass es mehr Tote waren, die er durch seinen Tod tötete, als die er zu seinen Lebzeiten getötet hatte. (Richter 16,28-30)
Ein absichtlicher Selbstmord, um einen Massenmord auszuüben! Und das nur als Rache für sein Augenlicht. Durch Simsons Selbtmord starben sogar mehr Menschen als er zu Lebzeiten tötete, und Simson hatte schon zu Lebzeiten tausende Menschen erschlagen und niedergemetzelt im Alleingang! Lehrt hier das Buch Richter nicht Selbstmord und obendrein blinde Rache und Massenmord? Passt das für die Menschen in die Bibel, die gegen die Apokryphen sind? In den Apokryphen findet man solche Geschichten und Lehren jedenfalls nicht! Ganz im Gegenteil!
Das Buch Tobit berichtet sogar, wie eine selbstmordgefährdete Frau genau aus dem Grund dann doch nicht Selbstmord begeht aus Ehrfurcht vor Gott, weil sie weiß, dass es Sünde ist, und sich stattdessen lieber im Gebet an Gott wendet und ihre Verzweiflung in Seine Hände legt.
Als sie das hörte, wurde sie sehr betrübt, sodass sie sich erhängen wollte. Und sie sprach: Ich bin doch das einzige Kind meines Vaters. Wenn ich das tue, ist das eine Schande für ihn, und ich werde seine grauen Haare mit Schmerz in die Unterwelt hinabbringen.
Und sie betete am Fenster und sagte: Gepriesen bist du, Herr, mein Gott, und gepriesen (ist) dein heiliger und ehrenvoller Name in Ewigkeiten; es mögen dich preisen alle deine Werke in Ewigkeit.
Und nun, Herr, habe ich meine Augen und mein Angesicht zu dir gewandt.
Befiehl, mich von der Erde zu erlösen und dass ich nicht länger Schmähung hören muss.
Du weißt, Herr, dass ich rein bin von jeder Sünde mit einem Mann und dass ich weder meinen Namen noch den Namen meines Vaters im Lande meiner Gefangenschaft befleckt habe. Ich bin das einzige (Kind) meines Vaters, und er hat kein (anderes) Kind, das ihn beerben könnte, noch einen nahen Bruder, noch hat dieser einen Sohn, dass ich mich ihm als Frau erhalten müsste. Schon sieben sind mir verloren gegangen. Wozu dient mir das Leben? Und wenn es dir nicht gefällt, mich sterben zu lassen, so wollest du doch auf mich blicken und dich meiner erbarmen und mich nicht mehr Schmach hören lassen. (Tobit 3,10-15, LXX Deutsch)
Tobit ist ein Buch voller Gebete und Treue zu Gott in schwerer Zeit, zur Nachahmung geschrieben. Es ist also eine vorbildliche Lehre gegen Selbstmord in den Apokryphen zu finden, die allen Juden und Christen gut täte zu kennen und nachzuahmen. Dann gäbe es keine Selbstmorde heute in diesen beiden Religionen! Doch beide haben weitgehend dieses Buch aus ihren heiligen Büchern gestrichen – und die schlechten Früchte davon sind unübersehbar.
4.5.b) Lügen
Auch hier werden keine Beispiele der Kritiker genannt, welche konkrete Stelle in den Apokryphen sie meinen. Aber mir fallen wieder jede Menge biblische Geschichten ein, wo gelogen wird, dass sich die Balken biegen!
Abraham verabredet mit seiner Frau Sara eine Lüge, wo sie beide so tun, als wäre Sara die unverheiratete Schwester von Abraham, damit er nicht umgebracht wird:
Und als er nahe an Ägypten war, sprach er zu Sarai, seiner Frau: Siehe, ich weiß, dass du eine schöne Frau bist. Wenn dich nun die Ägypter sehen, so werden sie sagen: Das ist seine Frau, und werden mich umbringen und dich leben lassen. So sage doch, du seist meine Schwester, auf dass mir’s wohlgehe um deinetwillen und ich am Leben bleibe um deinetwillen. (1. Mose 12,11-13)
Sara wurde daraufhin natürlich in das Haus des Pharao gebracht um seine Frau zu werden, Abraham bekam noch schöne Geschenke für sie vom Pharao, doch kurz vor der Hochzeitsnacht schritt Gott ein und verhinderte das. Diese Lügengeschichte zog Abraham sogar zweimal durch (Gen 12 in Ägypten und Gen 20 bei Abimelech) und sein Sohn Isaak wiederholte das mit seiner Frau Rebekka. Tolle biblische Lehre, oder?
Oder sehen wir uns die Hure Rahab an, die nur durch pure Lügen die Kundschafter Israels rettete:
Da sandte der König von Jericho zu Rahab und ließ ihr sagen: Gib die Männer heraus, die zu dir in dein Haus gekommen sind; denn sie sind gekommen, um das ganze Land zu erkunden. Aber die Frau nahm die beiden Männer und verbarg sie. Und sie sprach: Ja, es sind Männer zu mir hereingekommen, aber ich wusste nicht, woher sie waren. Und als man das Stadttor schließen wollte, da es finster wurde, gingen die Männer hinaus, und ich weiß nicht, wo sie hingegangen sind. Jagt ihnen eilends nach, dann werdet ihr sie ergreifen. Sie aber hatte sie auf das Dach steigen lassen und unter den Flachsstängeln versteckt, die sie auf dem Dach ausgebreitet hatte. (Josua 2,3-6)
Als Dank wird sie dafür als einzige aus Jericho am Leben gelassen, alle anderen Bewohner der Stadt werden von den Israeliten gnadenlos getötet. Rahab wurde von Gott sogar so geehrt, indem sie in den Stammbaum von Gottes Sohn Jesus kam!
Lüge zahlt sich also aus in der Bibel, oder? Sie rettet Leben und bringt es zu Ehren, oder? Oder sollen wir die Bücher Josua und Genesis aus der Bibel werfen, weil sie nicht zur biblischen Lehre passen? Bei den Apokryphen ist ja genau das das Argument. Wiederum: Messen mit zweierlei Maß.
4.5.c) Das Buch Tobit fördert Zauberei
Mit „Zauberei“ meinen die Kritiker Anweisungen, die der Engel Raphael dem jungen Tobias vor seiner Hochzeitsnacht mit Sarra gibt:
Und wenn du in das Brautgemach hineingehst, wirst du Glut vom Räucherwerk nehmen und von dem Herzen und der Leber des Fisches darauflegen und wirst es in Rauch aufgehen lassen. Und der Dämon wird (ihn) riechen und fliehen und nicht mehr wiederkommen in alle Ewigkeit. Wenn du aber zu ihr hingehst, erhebt euch beide und ruft zu dem barmherzigen Gott, und er wird euch retten und barmherzig sein. Fürchte dich nicht, denn dir war sie von Ewigkeit her bereitet, und du wirst sie retten, und sie wird mit dir ziehen. Und ich bin fest überzeugt, dass du aus ihr Kinder haben wirst. Und als Tobias dies hörte, liebte er sie und seine Seele hing an ihr gar sehr. (Tobit 6,17-18)
Das soll Zauberei sein? Soll man so eine Verurteilung als dumme Unwissenheit werten oder als Gotteslästerung? Wenn diese Anweisung Zauberei ist, dann ist es auch jene:
Sie sollen es gegen Abend schlachten. Und sie sollen etwas von dem Blut nehmen und es anbringen an die beiden Pfosten und am Türsturz in den Häusern, in denen sie es essen wollen. Und sie sollen die Fleischstücke in dieser Nacht verzehren. Am Feuer Geröstetes und ungesäuerte Brote auf Bitterkräutern sollen sie essen. Ihr sollt davon nichts Rohes und in Wasser Gekochtes essen, sondern nur am Feuer geröstete Stücke, den Kopf mitsamt den Füßen und den Eingeweiden. Ihr sollt nichts davon übrig lassen bis zum Morgen, und keinen Knochen von ihm sollt ihr zerbrechen. Was aber bis zum Morgen von ihm übrig bleibt, sollt ihr im Feuer verbrennen. So aber sollt ihr es verzehren: Eure Lenden (sollen dabei) gegürtet sein und die Schuhe an euren Füßen und die Stäbe in euren Händen. Und ihr sollt es in Eile essen: Es ist ein Pascha für den Herrn. Und ich werde durch das Land Ägypten ziehen in dieser Nacht und jede Erstgeburt im Land Ägypten schlagen, vom Menschen bis zum Vieh, und an allen Göttern der Ägypter werde ich Rache nehmen: ich, der Herr. Und das Blut soll als Zeichen für euch an den Häusern sein, in denen ihr seid, und ich werde das Blut sehen und euch schützen, und keinen Vernichtungsschlag wird es unter euch geben, wenn ich zuschlage im Land Ägypten. (Exodus 12,6-13)
Diese beiden Anweisungen haben in der Tat viel gemeinsam: Sie wurden den Menschen von Gott gegeben um Tod zu verhindern. In beiden Fällen muss der Mensch etwas grausiges tun, in beiden Fällen muss ein Tier geschlachtet und ausgeweidet werden, in beiden Fällen müssen Teile des Tieres als Zeichen an bestimmten Stellen im Haus angebracht werden. Der Unterschied ist nur, dass in dem einen Fall ein Fisch geschlachtet wird und im anderen ein Lamm, und dass der Tod in dem einen Fall direkt von Gott (oder vom Todesengel – auch hier hat die Bibel unterschiedliche Erzählungen) kommt, im anderen Fall von einem Dämon. In beiden Fällen stank das Haus unangenehm. Einmal nach frischem Lammblut, im anderen nach geräucherter Fischleber. Und in beiden Fällen fehlen Zaubersprüche oder magische Beschwörungen, durch die das überhaupt erst zur Zauberei werden könnte. Aber in beiden Fällen müssen die Menschen es genauso machen wie Gott befiehlt, ohne „Künstlerfreiheit“. Und in beiden Fällen ist es weder eine okkulte Handlung noch ein Zauber, der den Todesengel oder Dämon vertreibt, sondern in Wahrheit der treue Gehorsam der Menschen, die Gott vertrauen und Seine Anweisungen befolgen ohne Wenn und Aber.
Der Hintergrund von der Geschichte im Buch Exodus ist der Tod, den Gott an aller menschlichen Erstgeburt in Ägypten in jedem Haus ausführen wird, mit Ausnahme von den Häusern, die sich an die eben zitierte Anweisung penibel halten. Bis heute wird jedes Jahr mit dem Passafest daran gedacht im Judentum. Auch Jesus wiederholte dieses Ritual Jahr für Jahr mit seiner Familie.
Der Hintergrund der Geschichte im Buch Tobit ist, dass Sarra von einem Dämon besessen ist, der alle Männer, die sie heiratet, in der Hochzeitsnacht tötet. Ihre Eltern mussten schon sieben Männer tot aus dem Schlafgemach Sarras tragen und beerdigen. Das war übrigens der Grund für die oben erwähnte Verzweiflung, die Sarra beinahe zum Selbstmord trieb. Doch Sarra betete zu Gott und dieser schickte seinen Erzengel Raphael um Tobias mit Sarra zusammenzubringen und das Problem mit dem Dämon zu lösen. Vor der Hochzeitsnacht gibt der Engel also Tobias die genannten Anweisungen. Die Hochzeitsnacht verlief dann so:
Als sie aber aufgehört hatten zu speisen, führten sie Tobias zu ihr. Der aber erinnerte sich beim Hineingehen der Worte Raphaels und nahm die Glut des Räucherwerks und legte das Herz des Fisches und die Leber darauf und ließ sie in Rauch aufgehen. Als aber der Dämon den Geruch wahrnahm, floh er in die obersten Gegenden Ägyptens, und der Engel fesselte ihn (dort). Als aber beide eingeschlossen waren, erhob sich Tobias vom Lager und sagte: Steh auf, Schwester, wir wollen beten, auf dass der Herr uns barmherzig sei. Und Tobias begann zu sagen: Gepriesen bist du, Gott unserer Väter, und gepriesen (ist) dein heiliger und herrlicher Name in Ewigkeit. Es sollen dich preisen die Himmel und alle deine Geschöpfe. Du hast Adam erschaffen und ihm als Hilfe Eva, als Stütze seine Frau gegeben. Aus diesen erstand das Geschlecht der Menschen. Du hast gesagt: »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, wir wollen ihm eine Hilfe schaffen, die ihm gleich ist.« Und nun, Herr, nicht aus unreiner Begierde nehme ich diese meine Schwester, sondern aus reiner Gesinnung. Befiehl, dass ich Gnade finde und mit dieser zusammen alt werde. Und sie sagte mit ihm: Amen. Und beide legten sich für die Nacht schlafen. (Tobit 8,1-9)
Die ganze Geschichte im Buch Tobit ist ein Lehrstück, wie man sich Gott zuwendet, anvertraut und von Ihm führen lässt und wie Gott im Hintergrund wunderbar wirkt. In der Geschichte werden mehrere Erzählstränge miteinander verwoben und einander unbekannte Menschen von Gott zusammen geführt. Gott zeigt uns im Buch Tobit, wie Er im Hintergrund arbeitet und wie Er Menschen, die zu Ihm beten, einbezieht in Seine Fügungen, ähnlich wie in der Apostelgeschichte. Es ist auch das einzige Buch im Alten Testament, das erklärt, wie Dämonen wirken und ausgetrieben werden können: nämlich nicht durch menschliche Zauberei, sondern nur mit Gottes Hilfe. Und es gibt uns einen tiefen Einblick in die Arbeit von Gottes Engeln.
Die Juden zur Zeit Christi kannten das Buch Tobit und hatten daraus die Realität gelernt, dass es Dämonen gibt und dass diese Menschen besitzen. Und dass kein Mensch selbst etwas dagegen tun kann. Darum wunderten sie sich nicht, als Jesus immer wieder sagte, dass jemand einen Dämon hatte (im Gegenteil, die Juden sagten auch über Jesus, dass er einen Dämon hatte), sondern sie verwunderten sich nur, als sie sahen, wie Jesus Dämonen am laufenden Band austrieb. Das war neu und ein Gottesbeweis. Denn sie wussten, dass nur Gott Dämonen austreiben kann – und das lernten sie aus dem Buch Tobit!
Vom Buch Tobit lernten die Juden und frühen Christen auch, dass Engel in Gestalt anderer Menschen erscheinen und sich für sie ausgeben können und die Menschen es daher nicht wissen können, ob sie einem Engel begegnen, der ihnen hilft. Vor dem Hintergrund versteht man auch die Anweisung von Paulus:
Vernachlässigt nicht die Gastfreundschaft; denn durch sie haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt. (Hebr 13,2)
Tobias wusste nämlich die ganze Zeit über nicht, dass er von einem Engel geführt, beschützt und beraten wurde. Und die Eltern von Sarra nahmen ihn bei sich im Haus auf, ohne zu wissen, dass sie einen Engel beherbergten. Darauf nimmt Paulus im Hebräerbrief Bezug.
Der Engel Raphael führte Tobias genau zu dem einen Fisch, der die Leber hatte, deren Gestank den Dämon vertreiben konnte. Ähnlich zu der Geschichte, wo Petrus von Jesus zu dem Fisch geführt wird, der im Maul exakt die Münze hatte, die den Betrag der geforderten Tempelsteuer bezahlte (Mt 17,24-27). Es ist eine Frage des Vertrauens und Gehorsams Gott gegenüber, dann werden lächerlich anmutende Anweisungen auf einmal zum Segen und entfalten Gottes Hilfe. Wichtig in beiden Geschichten ist, dass nicht der Mensch sich irgendein ihm passendes Ritual ausdenkt und Gott dann bittet, dass der „mit ihm sei“, sondern genau umgekehrt: Gott schafft an und der Mensch muss es genauso wie von Gott befohlen tun. Sonst wird nichts daraus. Gottes Segen und Hilfe gibt es nur bei Gehorsam.
Das ist im Prinzip die Botschaft der ganzen Heiligen Schrift, besonders eindrücklich im Buch Tobit illustriert. Gott kann mit Leichtigkeit jeden Dämon nachhaltig für immer vertreiben, aber der Mensch muss sich zuvor Gott unterordnen und gehorsam sein. Darum sagte auch Jesus:
„Diese Art kann durch nichts ausfahren außer durch Gebet und Fasten.“ (Mk 9,29)
Und darum befahl sein Bruder Jakobus:
„So unterwerft euch nun Gott! Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch.“ (Jak 4,7)
Erst die Unterwerfung unter Gott schlägt den Teufel in die Flucht. In der Geschichte haben das beide beteiligte Menschen, Tobias und Sarra, getan in der Hochzeitsnacht. Das Gebet zu Gott war dabei übrigens die zentrale Anweisung, die sie befolgten. Es ist kein Hokuspokus und auch keine von Gott verbotene Geisterbeschwörung wie bei den Zauberern, sondern eine reine (unbefleckte!) Zuwendung und Unterwerfung unter Gott.
Jeder, kann sich selbst davon überzeugen und das Buch Tobit kostenlos am bibleserver nachlesen in vier verschiedenen deutschen Bibelübersetzungen: in der Lutherbibel 2017, in der Einheitsübersetzung 2016, in der Gute Nachricht und natürlich in der Menge Bibel.
Übrigens: Wer sich von ekligen Ritualen abstoßen lässt, der wird auch mit Jesus Christus keine Freude haben. Blinden spie Jesus auch mal ins Gesicht. Oder er mischte aus Speichel und Erde einen Brei und strich ihn auf die blinden Augen und schickte den Blinden so zugerichtet zu einem gewissen Teich, dass er sich dort wasche. Das sind Rituale, die man auch als Zauberei oder Aberglaube interpretieren kann, wenn man will. Stünde das in einem apokryphen Buch, würde man behaupten, das sei nicht Jesus sondern ein Schamane, denn Jesus bräuchte doch nur ein Wort zu sagen, und der Blinde wäre geheilt. Aber das steht im Johannesevangelium 9,6ff und Jesus heilte in dem Fall (und vielen anderen) nicht mit nur einem Wort. Bei Gott hat alles einen pädagogischen Zweck, Er macht was Er will, und fordert unsere gehorsame, kompromisslose Liebe. Davon legen die „Apokryphen“ ein übereinstimmendes, praktisches Zeugnis ab. Zauberei wird aber nicht gefördert.
„Und glückselig ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir!“ (Mt 11,6)