Jesus betonte in mehreren Evangelien, dass wir uns Schätze im Himmel sammeln sollen - und bezog sich dabei auf zwei apokryphe Bücher.

Die Lehre Jesu, dass wir uns unvergängliche Schätze sammeln können und sollen, ist nicht neu gewesen für alle, die die Schriften kannten, die später unter dem Namen Apokryphen verunglimpft wurden.

Sir 29,11 Mt 6,19-20
Sammle dir einen Schatz nach dem Gebot des Allerhöchsten: Er wird dir mehr einbringen als alles Gold. Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen.
Lutherbibel 2017 Lutherbibel 2017

Die Bergpredigt Jesu ist gespickt mit weisen Worten und Geboten. Viele davon stehen bereits im Alten Testament geschrieben, aber nur in den Apokrpyhen. So auch, dass man sich Schätze sammeln soll, die mehr wert sind als Gold und Silber und die sogar retten können. Wer diese Spätschriften nicht kennt, weiß nicht wirklich was Jesus in der Bergpredigt meinte, denn Er sagt gar nichts dazu, wie die Schätze im Himmel gesammelt werden können. Jesus Sirach und Tobit sagten es aber und darauf baute Jesus Christus seine Reden auf.

Die Hintergrundgeschichte

Jesus Sirach erklärt im oben zitierten Satz wie man den Schatz sammelt, nämlich indem man die Gebote Gottes hält, und fährt mit einer weiteren praktischen Anweisungen im nächsten Satz fort:

Fülle deine Kammer mit Wohltaten: Sie werden dich aus allem Unglück retten; sie werden dich besser vor deinen Feinden schützen als ein starker Schild oder schwerer Spieß. (Jesus Sirach 29,12-13 LUT2017)

Diese Wohltaten heißen im griechischen Grundtext eleēmosunē (ἐλεημοσύνη). Daraus wurde das deutsche Wort Almosen gebildet und das entspricht der eigentlichen Bedeutung auch besser. Deswegen übersetzen andere diesen Satz so:

Verschließe die Mittel zu Almosen in deinen Vorratskammern, das wird dich aus aller Bedrängnis erretten; besser als ein starker Schild und ein wuchtiger Speer wird es gegen den Feind für dich kämpfen. (Jesus Sirach 29,12-13 MENGE)

Schließe ein Almosen weg in deinen Kammern, und es wird dich herausreißen aus jeder Bedrängnis; besser als ein mächtiger Schild und besser als ein schwerer Speer wird es für dich gegen den Feind kämpfen. (Jesus Sirach 29,12-13 Septuaginta Deutsch)

Viele Christen reagieren heute beinahe allergisch auf das Wort Almosen, speziell protestantische und freikirchliche, und lehnen schon allein aus diesem Grund die Apokryphen ab, die wiederholt das Geben von Almosen betonen und sogar als rettenden Schatz bezeichnen. Diese Christen übersehen dabei aber, dass Jesus Christus dasselbe lehrte wie die Apokryphen, speziell auch in Sachen Almosen geben, und dass Er bestätigte, dass man sich genau damit einen Schatz im Himmel sammelt:

Jesus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach! (Matthäus 19,21)

Da blickte ihn Jesus an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir! Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm, nimm das Kreuz auf dich und folge mir nach! (Markus 10,21)

Verkauft, was ihr habt, und gebt Almosen. Macht euch Geldbeutel, die nicht altern, einen Schatz, der niemals abnimmt, im Himmel, wo sich kein Dieb naht, und den keine Motten fressen. (Lukas 12,33)

Als Jesus das hörte, sprach er zu ihm: Es fehlt dir noch eines. Verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach! (Lukas 18,22)

Bereits Tobit lehrte seinem Sohn Tobias zwei Jahrhunderte vor Christus das gleiche:

Nach deinem Vermögen gib Almosen; auch wenn du nur wenig hast, scheue dich nicht, wenig Almosen zu geben. So wirst du dir einen guten Schatz für den Tag der Not sammeln. Denn Almosen retten vom Tode und bewahren vor der Finsternis. Almosen sind ja eine gute Gabe für alle, die sie vor dem Höchsten geben. (Tobit 4,8-11 LUT2017)

Der Unterschied zwischen Tobit, Jesus Sirach und Jesus Christus ist nur der, dass Jesus Christus noch radikaler war, denn Er forderte alles zu verkaufen und den Armen als Almosen zu geben. Tobit meinte im Prinzip das Selbe, sprach aber nicht zu einem Reichen (wie Jesus es tat), sondern zu seinem armen Sohn, der trotz seines geringen Vermögens sich nicht scheuen sollte, Almosen zu geben. Denn in Wahrheit kann jeder geben und wohltätig sein, egal wie reich jemand ist. In der Realität geben die Armen oft sogar mehr als die Reichen. Das ist exakt das, was auch Jesus von Nazareth bei einer anderen Gelegenheit lehrte:

Und Jesus setzte sich dem Opferkasten gegenüber und schaute zu, wie die Leute Geld in den Opferkasten legten. Und viele Reiche legten viel ein. Und es kam eine arme Witwe, die legte zwei Scherflein ein, das ist ein Groschen.
Da rief er seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten gelegt als alle, die eingelegt haben. Denn alle haben von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles eingelegt, was sie hatte, ihren ganzen Lebensunterhalt. (Markus 12,41-44)

Und deswegen haben es die Reichen so schwer, ins Himmelreich zu kommen:

Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher hat es schwer, in das Reich der Himmel hineinzukommen!
Und wiederum sage ich euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt! (Matthäus 19,23-24)

Die Reichen sammeln sich lieber Schätze auf der Erde anstatt im Himmel (siehe auch Der reiche Narr) und das wird ihr Untergang sein. Jesus lehrte das oft und Seine Jünger und Apostel setzten deswegen alles daran, nicht reich zu werden auf Erden, sondern sich stattdessen Schätze im Himmel zu sammeln, indem sie alles verkauften und mit den Bedürftigen teilten:

Alle Gläubigen waren aber beisammen und hatten alle Dinge gemeinsam; sie verkauften die Güter und Besitztümer und verteilten sie unter alle, je nachdem einer bedürftig war. (Apostelgeschichte 2,44-45)

Denn es gab auch keinen Notleidenden unter ihnen; alle nämlich, welche Ländereien oder Häuser besaßen, verkauften diese, brachten dann den Erlös aus dem Verkauf und stellten ihn den Aposteln zur Verfügung; davon wurde dann jedem nach seiner Bedürftigkeit zugeteilt.
So besaß (z.B.) Joseph, der von den Aposteln den Beinamen Barnabas, das heißt auf deutsch ›Sohn der Tröstung‹, erhalten hatte, ein Levit, aus Cypern gebürtig, einen Acker; den verkaufte er, brachte dann den Geldbetrag und stellte ihn den Aposteln zur Verfügung. (Apostelgeschichte 4,34-37)

Und Paulus wies seinen Schüler Timotheus an, die Reichen zu ermahnen:

Ermahne die, die in dieser Welt reich sind, nicht überheblich zu werden und ihre Hoffnung nicht auf den unsicheren Reichtum zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich gibt, was wir brauchen! Sie sollen wohltätig sein, reich werden an guten Werken, freigebig sein und, was sie haben, mit anderen teilenSo sammeln sie sich einen Schatz als sichere Grundlage für die Zukunft, um das wahre Leben zu erlangen. (1. Timotheus 6,17-19 EÜ)

Und hier schließt sich der Kreis, denn exakt das lehrte schon Tobit:

Je nachdem dein Vermögen es gestattet, übe Mildtätigkeit; hast du nur wenig, so scheue dich nicht, dem Wenigen entsprechend Wohltaten zu erweisen; denn dadurch sammelst du dir einen reichen Schatz für die Zeit der Not; denn Almosengeben rettet vom Tode und verhütet, daß man in das Reich der Finsternis eingeht; denn Almosengeben ist ein treffliches Opfer für alle, die es vor dem Höchsten üben. (Tobit 4,8-11 MENGE)