• Sollen wir vor den Apokryphen warnen oder vor denen, die vor den Apokryphen warnen?

Fazit

Lässt man die ungebildeten und erfundenen Argumente gegen die Apokryphen weg, bleiben nur noch welche, die sich um die Moral drehen. Die wirklich unmoralischen und „unbiblischen“ Geschichten stehen aber nur in den von allen anerkannten biblischen Büchern! Die werden von allen  „bibeltreuen“ Menschen aber geschluckt. Doch auf die viel harmloseren Geschichten in den Apokryphen wird empört mit dem Finger gezeigt. Da wird aus der Mücke ein Elefant gemacht. Oder, wie Jesus es ausgedrückt hat:

Ihr blinden Führer, die ihr Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt! (Mt 23,24)

So eine Vorgangsweise ist also ein Erkennungszeichen für blinde Führer und für Heuchler, wie Jesus sie im nächsten Satz nennt. Man muss also in Wahrheit vor den Warnern warnen, die vor den Apokryphen warnen! Diese sind die gefährlichen Führer, die alle in die Irre führen. Gott hasst das Messen mit zweierlei Maß, wie wir auch im ersten Beitrag über die Apokryphen erwähnten. Wir sollten uns davon nicht verführen lassen. Außerdem zeugen alle diese Einwände gegen die Apokryphen von einem spöttischen, scheinheiligen, respektlosen Geist, der sich anmaßt über das Wort Gottes zu urteilen und das - in den meisten Fällen - ohne es auch nur gelesen zu haben. Das ist keine kleine Sünde. Schlecht oder falsch unterwiesen zu sein ist das Eine, aber sich aus dieser unwissenden Position ein Urteil anzumaßen, ist das Andere. Die Apokryphen warnen genau davor:

Ohne Anteil an Erkenntnis lehre nicht (Sir 3,25, Septuaginta Deutsch)

Wir sind mitten im großen Abfall und der großen Finsternis, die um sich greift. Das muss uns bewusst werden. Vieles an Wissen und Erkenntnis ging verloren und vieles will man heute auch gar nicht mehr wissen, sondern ist stolz darauf, neue Wege zu gehen, will an die „neuesten Erkenntnisse“ glauben oder sich von denen führen lassen. Auch im Christentum. Die faulen Früchte davon haben wir nun überall. Auch in Sachen Bibel, deren Text und deren Umfang. Und es geht in dem Stil weiter. Die ersten Bibeln werden bereits politisch korrekt neu geschrieben, es werden Arbeitsgruppen gebildet, die die Bibel nach diskriminierenden Aussagen untersuchen und zensieren, und die Sprache „gerecht“ anpassen. Es herrscht längst der Zeitgeist auch in den Bibelverlagen. Und es stehen ja nicht nur biblische Bücher auf der roten Liste, sondern auch weltliche Klassiker, die Jahrhunderte lang als empfehlenswerte Literatur galten, sogar als pädagogisch wertvoll, und die Generationen prägten, gerade auch in ihren moralischen und gesellschaftlichen Vorstellungen. Das wird nun alles mit Gewalt abgeschafft und geändert. Und es begann schon vor Jahrhunderten mit den „Apokryphen“ der Bibel. Die waren die ersten, die nicht passten und entfernt wurden. Dahinter steckt der selbe Geist. Auch dazu hätten die „apokryphischen“ Bücher einiges zu sagen und könnten uns lehren, wie man den falschen Geist hinter dem staatlichen Druck, der gegen Gott gerichtet ist, erkennt und sich in Gottes Augen richtig verhält. Das ist zum Beispiel der rote Faden durch die Makkabäerbücher.

Aber es gibt zum Abschluss auch positive Nachrichten: die Zahl der Menschen, die aufwachen und die Lügen durchschauen, wird immer größer. Es gibt seit einigen Jahren ein steigendes Interesse an den frühen Christen und an den heiligen Schriften, die sie hatten. Deswegen wurde die Septuaginta auch erstmals seit langer Zeit wieder auf Deutsch übersetzt und heraus gebracht. Und es gibt die Bibliothek der Kirchenväter kostenlos für jeden abrufbar im Internet. Früher brauchte man beinahe schon Geheimwissen und gute Beziehungen, um zu diesen Schriften zu kommen. Heute stehen sie jedem Suchenden mit wenigen Mausklicks zur Verfügung. Wer suchet der findet. Auch die Apokryphen kann man auf online Bibelservern in mehreren Übersetzungen lesen und sich selbst ein Bild davon machen (am bibleserver des ERF sind die Lutherbibel 2017, die Einheitsübersetzung 2016, die Gute Nachricht und die Menge Bibel mit Apokryphen ausgestattet). Am Ende siegt immer die Wahrheit, egal wie lange und finster davor die Zeit der Lüge und Unwissenheit ist. Auch das lehrt uns die Geschichte und es steht in einem apokryphen Buch:

„Über alles aber siegt die Wahrheit.“ (1. Esdras 3,12, Septuaginta Deutsch)

Wir werden auch auf dieser Website und in Büchern weiterhin darüber aufklären und Berichte und alte Texte der frühen Christen bringen, die uns die Geschichte vor Augen führen und wieder lebendig machen, solange es uns möglich ist. Denn die finstersten Zeiten stehen uns noch bevor – auch das wissen wir aus der Schrift. Und da schließt sich der Kreis. Denn die Apokryphen wurden in einer Zeit geschrieben, wo die meisten Juden glaubten, Gott habe sie verlassen und sei ferne. Das glauben auch heute die meisten Bibelleser, die eine „Lücke“ von vierhundert Jahren zwischen dem letzten Prophet des AT und dem ersten Prophet des NT sehen wollen. Sie denken es sei eine finstere Lücke wo Gott schwieg. Wo kein Prophet auftrat. Wo nichts passierte. Das denken sie nur, weil sie die Apokryphen nicht lesen. Denn die berichten von jener Zeit und zeigen, dass Gott auch da sprach und stark am Wirken war. Was alles an Geschichtswissen verloren geht, wenn man die Apokryphen nicht liest, haben wir im anderen Beitrag  erläutert, in Kapitel 6: Apokryphen - Warum sind diese Bücher wichtig?.