Von allen Übeln, die die Menschheit plagen, ist der Krieg wohl das größte. Allein im letzten Jahrhundert hat der Krieg weltweit über 70 Millionen Menschenleben gefordert. Deshalb fragen sich heute immer mehr denkende und überzeugte Christen, wie ein Christ zum Krieg stehen sollte.
Um etwas Licht in dieses Thema zu bringen, wird sich diese Predigt darauf konzentrieren, wie die Urchristen den Krieg betrachteten. Ich denke, das wirft ein beachtliches Licht darauf, wie wir vielleicht den Krieg heute betrachten sollten.
Lassen Sie uns zunächst einen kurzen Blick auf die Heilige Schrift werfen:
Im Alten Testament finden wir, dass Gott den Krieg nicht nur erlaubte, sondern Seinem Volk, den Israeliten, oft sogar befahl in den Krieg zu ziehen. Doch im gleichen Moment müssen wir erkennen, dass es sich dabei nicht um rein irdische Kriege handelte. Gott unterstützte die Israeliten in ihren Schlachten oft auf übernatürliche Weise, z.B. durch riesige Hagelstürme, die niedergingen, oder durch Verwirrung, wenn die Feinde sich gegenseitig bekämpften oder wenn sie Geräusche hörten und flohen, weil sie dachten, eine große Armee käme über sie. Manchmal führte Gott sogar die gesamte Schlacht für die Israeliten, ohne dass sie je ein Schwert erheben mussten.
Gleichzeitig glaube ich, dass wir erkennen müssen, dass Gott die Israeliten sogar im Alten Testament ausdrücklich lehrte, sich allein auf Seinen Schutz zu verlassen, und dass Er sie streng bestrafte, wenn sie sich auf die Stärke ihrer Armeen oder auf militärische Bündnisse mit anderen Königreichen verließen. Wenn wir noch einen Schritt weiter gehen, stellen wir fest, dass Gott schon im Alten Testament darauf hinwies, dass die Teilnahme am Krieg nicht Seine eigentliche Bestimmung für Sein Volk ist. Durch die Propheten Jesaja und Micha sagte Er sogar eine Zeit voraus, in der Er zwischen den Völkern richten werde und sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Speere zu Sicheln machen und nicht mehr den Krieg erlernen würden:
Und er wird zwischen den Völkerschaften richten und viel Volk zurechtweisen, und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Speere zu Sicheln,und keine Völkerschaft wird mehr gegen eine andere Völkerschaft zum Schwertgreifen, und sie werden gewiss nicht mehr lernen, Krieg zu führen. (Jesaja 2,4 LXX Deutsch)
Er wird richten zwischen vielen Völkern und zurechtweisen starke Nationen bis weithin, und sie werden zerschlagen ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Speere zu Sicheln. Keine Nation wird das Schwert mehr erheben gegen eine andere, und sie werden nicht mehr lernen, Krieg zu führen. (Micha 4,3 LXX Deutsch)
Tatsächlich verbot Gott dem König David den Bau des Tempels, weil der ein Mann des Krieges war:
Aber Gott sprach: Nicht du sollst mir ein Haus bauen, damit man meinen Namen in ihm anrufe, denn du bist ein kriegerischer Mensch und hast Blut vergossen. (1. Chronik 28,3 LXX Deutsch)
Das Neue Testament
Kommen wir nun zum Neuen Testament. Ich denke, wir sind uns alle darüber im Klaren, dass Gott den Israeliten im Alten Testament einige Praktiken erlaubte, die gegen Seinen endgültigen Willen für die Menschen waren. Zum Beispiel erlaubte Er im Alten Testament Polygamie und Ehescheidung, obwohl diese Praktiken Seinem ultimativen Willen für die Menschheit zuwiderliefen. Er erlaubte dies vorerst, obwohl Er es später Seinem Volk verbieten würde. Es scheint, dass Krieg in dieselbe Kategorie fällt.
Zum Beispiel sagte Jesus, das Alte Testament zitierend, zu Seinen Nachfolgern:
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Auge um Auge und Zahn um Zahn!« Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen; sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar; und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Hemd nehmen will, dem lass auch den Mantel; und wenn dich jemand nötigt, eine Meile weit zu gehen, so geh mit ihm zwei. (Matthäus 5,38-41 SCH2000)
Wiederum fuhr Er fort:
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel seid. (Matthäus 5,43-45 SCH2000)
Diese Worte sind aus der Bergpredigt.
Das waren natürlich revolutionäre Lehren. Sie waren das Gegenteil von dem, was die meisten Juden vom Messias erwarteten. Sie erwarteten einen Messias, der kommen und sie in einen siegreichen Befreiungskrieg gegen die Römer führen würde. Dass Jesus also kam und behauptete, Er sei der Messias, und ihnen gleichzeitig aber verkündete, sie sollten ihre Feinde lieben, dem Bösen nicht widerstehen und die andere Wange hinhalten, das war viel mehr, als die meisten Juden zu akzeptieren bereit waren. Doch durch die Lehren Jesu und auch Seiner Apostel hauchte Gott der Menschheit einen neuen Geist des Lebens und der Sanftmut ein. Ich meine nicht, dass die meisten Menschen diesen neuen Geist akzeptierten, aber Er hat Ihn durch Sein Volk der Menschheit bekannt gemacht. Jesus redete nicht bloß gegen Gewalt, Er lebte was Er lehrte. Er selbst hat nie körperliche Gewalt angewendet, um sich oder Seine Jünger zu verteidigen. Sie erinnern sich vielleicht daran, dass Er bei Seiner Verhaftung Petrus aufforderte, sein Schwert zurückzuziehen. Er sagte:
Stecke dein Schwert an seinen Platz! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen! (Matthäus 26,52 SCH2000)
Die Schriften des Paulus
Die Apostel lehrten sehr ähnlich wie Jesus. Zum Beispiel schrieb Paulus an die Korinther:
Denn obgleich wir im Fleisch wandeln, so kämpfen wir doch nicht nach Art des Fleisches; denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von Festungen. (2.Kor 10,3-4 SCH2000)
Er teilte auch den Ephesern mit:
Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels; denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen. (Eph 6,11-12 SCH2000)
In seinem Römerbrief lehrte Paulus die Christen dies:
Segnet, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht!
Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid auf das bedacht, was in den Augen aller Menschen gut ist. Ist es möglich, soviel an euch liegt, so haltet mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: »Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr«. »Wenn nun dein Feind Hunger hat, so gib ihm zu essen; wenn er Durst hat, dann gib ihm zu trinken! Wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.« Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute! (Röm 12,14.17-21 SCH2000)
Wenn man wörtlich nach diesen Abschnitten aus der Bergpredigt und den Schriften des Paulus lebt, kann ein Christ ganz offensichtlich nicht in einen physischen, fleischlichen Krieg ziehen.
Aber sollen Christen diese Lehren so wörtlich nehmen?
Bevor ich diese Frage beantworte, möchte ich etwas zu den Beweisen sagen, die wir in die eine oder andere Richtung haben. Die Lehren sind an sich ziemlich klar. Gleichzeitig lesen wir nirgendwo im Neuen Testament von einer konkreten Anwendung dieser Lehren. Mit anderen Worten, wir lesen von keinem Fall, wo sich jemand zu Christus bekehrt und sofort danach die Armee verlässt oder von der Gemeinde aufgefordert wird, aus der Armee auszutreten. Es gibt kein spezielles Gebot der Apostel, das sie einer Gemeinde schreiben und sie auffordern, jemanden, der der Armee beigetreten ist, zu exkommunizieren oder ähnliches. Mit anderen Worten, die Lehren sind in sich zwar klar, aber es gibt keine historischen Aufzeichnungen aus jener Zeit, inwiefern diese Lehren angewandt wurden, und dafür gibt es einen sehr guten Grund.
Das Evangelium von Jesus
Beginnen wir damit, was Jesus lehrte. Wie wir wissen, lehrte Jesus die Juden. Die Juden waren zu dieser Zeit von den Römern unterjocht und durften keine eigene Armee haben. Es gab Tempelwächter und einige andere Dinge, aber es gab keine jüdische Armee; das war ihnen untersagt. Es war also für die Juden kein Thema, ob sie zur Armee wollten oder nicht. Erst später, als sich die Juden gegen Rom auflehnten und Jerusalem um das Jahr 70 n. Chr. zerstört wurde, kam das Thema auf.
Wenn wir die Apostelgeschichte und das Neue Testament betrachten, stellen wir fest, dass zunächst alle Christen konvertierte Juden waren. Ich sollte erwähnen, dass die Juden nicht nur keine eigene Armee haben durften, sondern dass die Römer sie auch nicht in die römische Armee aufnahmen. Das Militär war also anfangs kein Thema. Es gab einfach keine Juden in der römischen Armee, die austreten müssten.
Auch als dann Heiden zum Christentum konvertierten, betrachteten die Römer die Christen zunächst als eine Sekte innerhalb des Judentums. Die Christen wurden von den Römern also wie Juden behandelt. Es geschah erst nach dem Fall Jerusalems im Jahr 70 n. Chr., als die Römer die Stadt zerstörten, dass sich die christlichen Gemeinden wahrnehmbar in großer Zahl völlig vom Judentum loslösten. Auch war zu diesem Zeitpunkt die Mehrheit der Christen nichtjüdisch. Nun erkannten die Römer erstmals, dass es sich nicht um Juden, sondern um eine ganz andere Religion handelte.
Deshalb wurde erst gegen Ende des ersten Jahrhunderts die Frage, ob man der Armee beitreten und im Krieg dienen darf, zu einem echten Problem, mit dem sich die Christen auseinandersetzen mussten. Davor, während der Zeit der Apostelgeschichte kam das Thema im Allgemeinen nicht zur Sprache. Es war hauptsächlich etwas, dem die Christen später ausgesetzt waren. Daher sind die Schriften der frühen Christen von enormem Wert, um zu sehen, ab wann dieses Thema aufkam. Wir können sehen, wie die ersten Christen mit diesem Thema umgingen als es auftauchte, indem wir sehen, was die frühen Christen in dieser Hinsicht glaubten und praktizierten.
Nun werden wir uns ansehen, wie die frühen Christen diese Lehren Jesu und Seiner Apostel anwandten. Wir werden sehen, ob sie sie buchstäblich anwandten oder ob sie sagten, dass sei alles nur symbolisch gemeint oder nur für das Zeitalter des Königreichs oder im Tausendjährigen Reich gültig. Wir werden in chronologischer Reihenfolge vorgehen, beginnend mit den frühesten Schriften, die wir zu diesem Thema haben, und dann bis etwa zur Zeit des Konzils von Nizäa.
Das erste Zitat stammt von Justin der Märtyrer. Er war ein sehr angesehener Schriftsteller und Evangelist in der frühen Kirche. Er schrieb seine erste Apologie, die ein Verteidigungsbrief an die Römer ist, um das Jahr 165. Er sagte:
Und wir, die wir einst einander mordeten, enthalten uns jetzt nicht nur jeder Feindseligkeit gegen unsere Gegner. (Justin der Märtyrer (c. 160, E), 1.176 ; 1. Apologie, Kap. XXXIX)
Wiederum von Justin dem Märtyrer:
Obwohl wir uns so gut auf Krieg, Mord und alles Böse verstanden hatten, haben wir alle auf der weiten Erde unsere Kriegswaffen umgetauscht, die Schwerter in Pflugscharen, die Lanzen in (andere) Ackergeräte, und züchten Gottesfurcht, Gerechtigkeit, Menschenfreundlichkeit, Glaube und Hoffnung, welche vom Vater selbst durch den Gekreuzigten gegeben ist. (Justin der Märtyrer (c. 160, E), 1.254; Dialog mit dem Juden Trypho (BKV), Kap. 110)
Hier fällt sofort auf, dass er die Lehren Jesu wortwörtlich nimmt. Und das ist nicht bloß ein persönlicher Standpunkt von Justin dem Märtyrer, denn er schreibt den Römern, um ihnen das Christentum zu erklären.
Er hat nicht gesagt: Ich tue das nicht mehr. Er sagte: Wir tun dies nicht mehr. „.. haben wir alle auf der weiten Erde unsere Kriegswaffen umgetauscht, die Schwerter in Pflugscharen.“
Beachten Sie auch, wie die Christen die Prophezeiung, die wir vorhin in Jesaja, Kapitel 2, gelesen haben, so verstanden, dass sie sich für die Bürger des Königreiches Gottes schon jetzt erfüllt. Das ist nicht etwas für das Tausendjährige Reich. Es ist etwas, das sich jetzt in unserem Leben abspielt.
Tatian, ein anderer Apologet aus dem Nahen Osten, der als Vertreter aller Christen schrieb (und er sprach nicht über seine persönlichen Ansichten), sagte folgendes:
Herrschen will ich nicht, nach Reichtum strebe ich nicht, militärische Würden lehne ich ab, Unzucht ist mir verhaßt, aufs Meer treibt mich kein unersättlicher Hunger nach Gold, um Siegeskränze kämpfe ich nicht. (Tatian (c. 160, E), 2.69.; Rede an die Bekenner des Griechentums (BKV), 11,2)
Athenagoras von Athen war ein weiterer Apologet, der den Römern das Christentum erklärte. Er sagte:
Denn wir haben die Lehre empfangen, Leute, die uns quälen, nicht ebenfalls zu schlagen, und Leute, die uns vertreiben und ausrauben, nicht einmal vor Gericht zu fordern, sondern ersteren, wenn sie uns schmählich auf die Schläfe schlagen, auch die andere Seite des Kopfes zum Schlage darzubieten und letzteren, wenn sie uns den Leibrock nehmen, auch noch den Mantel auszuliefern. (Athenagoras (c. 175, E), 2.129; Bittschrift für die Christen (BKV), 1.)
Irenäus schrieb aus Gallien, dem heutigen Frankreich. Er diente als Aufseher oder Bischof in der Stadt Lyon, die heute noch eine große Stadt in Frankreich ist. Er sagte:
Von der Ankunft des Herrn aber ging der Neue Bund, der zum Frieden führte, und das lebendigmachende Gesetz über die ganze Erde aus, wie die Propheten verkündet haben: „Von Sion nämlich wird das Gesetz ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem und viel Volk überführen. Und umschmieden wird man die Schwerter zu Pflugscharen und die Lanzen in Sicheln, und nicht mehr werden sie lernen zu kämpfen“…Wenn aber das Gesetz der Freiheit, d. h. das Wort Gottes, von den Aposteln, die von Jerusalem ausgingen, auf der ganzen Erde verkündet wurde und eine so große Veränderung bewirkt hat, daß es aus den kriegerischen Schwertern und Lanzen Pflugscharen und Sicheln gemacht hat, die es reichte zum Ernten, und wenn sie schon nicht mehr verstehen zu kämpfen, sondern „geschlagen, die andere Backe hinhalten“, dann haben die Propheten nicht von einem anderen gesprochen, sondern von dem, der es erreicht hat. (Irenäus (c. 180, E/W), 1.512; Gegen die Häresien (BKV), Viertes Buch, 34. Kapitel: Die Propheten sprachen im Namen des wahren Gottes, 4.)
Nun werden wir uns nach Alexandria in Ägypten begeben. Wir werden uns mehrere Zitate von Clemens von Alexandria ansehen, der dort ein Lehrer der Gemeinde war. Er schreibt um das Jahr 195:
Denn nicht im Kriege, sondern im Frieden findet unsere Erziehung statt. (Clemens von Alexandrien (c. 195, E), 2.234; Paidagogos (BKV), 1. Buch, XII. Kap., 98,4)
Interessant ist, dass wenn Sie in der Zeit der frühen Christen und des Neuen Testaments einen Brief verschicken wollten, Wachs darüber schmolzen und dann entweder einen Siegelring oder ein Siegel, das von selbst stand, in das Wachs drückten. Damit wurde der Brief versiegelt und gleichzeitig bestätigt, dass er von Ihnen stammte. Die Siegel, die die Römer von einem Handwerker kauften, trugen vielleicht das Bild eines Schwertes, eines Soldaten, eines heidnischen Gottes oder eines Trinkbechers etc. Und so diskutierte Clemens von Alexandria, welche Siegel Christen haben sollten:
Unsere Siegelbilder aber sollen sein eine Taube oder ein Fisch oder ein Schiff mit geschwellten Segeln oder eine Leier, das Musikinstrument, das Polykrates auf seinem Siegelring hatte, oder ein Schiffsanker, wie ihn Seleukos auf sein Siegel einschneiden ließ; und wenn einer ein Fischer ist, wird er an den Apostel denken und an die aus dem Wasser (der Taufe) emporgezogenen Kinder. Denn Gestalten von Göttern dürfen die mit ihren Siegeln nicht abdrücken, denen es auch verboten ist, sie zu verehren, und ebensowenig ein Schwert oder einen Bogen die nach Frieden Strebenden oder Trinkpokale die Enthaltsamen. (Clemens von Alexandria (c. 195, E), 2.286; Paidagogos (BKV), 3. Buch, XI. Kap., 59,2)
Wieder von Clemens:
Er fordert uns auf, „unsere Feinde zu lieben, diejenigen zu segnen, die uns verfluchen, und für diejenigen zu beten, die uns misshandeln.“ Und er sagt: „Wenn dich jemand auf die eine Backe schlägt, dann halte ihm auch die andere hin; und wenn jemand dir den Mantel wegnimmt, dann hindere ihn nicht daran, auch deinen Mantel zu nehmen.“ Ferner befiehlt er, die Feinde zu lieben und die zu segnen, die uns fluchen, und für die zu beten, die uns beschimpfen. „Dem, der dich auf die Wange schlägt, biete auch die andere dar; und wenn dir jemand den Rock nimmt, so verwehre ihm auch den Mantel nicht!“ Clemens von Alexandrien (c. 195, E), 2.293; Paidagogos (BKV), 3. Buch, XII. Kap., 92,3)
Wiederum von Clemens:
Man muß dem Freunde Liebe erweisen, auf daß er noch mehr Freund bleibe, dagegen dem Feind helfen, damit er nicht Feind bleibe. Denn durch die Hilfe wird das Wohlwollen befestigt, Feindschaft aber getilgt. (Clemens von Alexandrien (c. 195, E), 2.370; Teppiche (BKV), Zweites Buch, XIX. Kapitel, 102,4)
Noch ein Satz von Clemens:
Denn wir wollen die Frauen nicht zu einer Art von Amazonen erziehen, die im Krieg tapfer wie Männer kämpften, da wir doch sogar bei den Männern wünschen, daß sie friedfertig sind. (Clemens von Alexandrien (c. 195, E), 2.420; Teppiche (BKV), Viertes Buch, VIII. Kapitel, 61).
Wir gehen nun hinüber nach Karthago im westlichen Teil Nordafrikas. Tertullian war ein angesehener Lehrer in der Gemeinde von Karthago. Er schrieb um das Jahr 197 in seiner Apologie an die Römer Folgendes:
Wenn uns, wie eben gesagt, die Feinde zu lieben befohlen ist, wen gibt es da noch, den wir hassen könnten? Ebenso, wenn wir Beleidigungen nicht mit Gleichem vergelten dürfen, um nicht faktisch dasselbe zu tun, wen können wir denn da überhaupt beleidigen? (Tertullian (c. 197, W), 3.45; Apologetikum (BKV), 37. Kap)
Ebenfalls aus Tertullians Apologie an die Römer:
Gibt es einen Krieg, für welchen wir, wenn auch ungleich in bezug auf militärische Macht, nicht bereit wären, wir, die wir uns so gern töten lassen, wenn es nicht bei dieser unserer Religion eher erlaubt wäre, sich töten zu lassen, als selbst zu töten? (Tertullian (c. 197, W), 3.45; Apologetikum (BKV), 37. Kap)
Tertullian macht hier eine interessante Bemerkung. Die Römer waren sehr vertraut mit der Tatsache, dass die Christen keine Angst vor dem Tod hatten. Sie starben zu Tausenden Jahr für Jahr oder bei jeder Verfolgungswelle, und bevor sie Christus verleugneten, erlitten sie lieber schreckliche Qualen.
Er sagt also: Wenn wir in den Krieg ziehen würden, wären wir eine schreckliche Streitkraft, weil wir keine Angst vor dem Tod haben; aber er sagt, wir würden lieber sterben oder getötet werden, als jemand anderen zu töten.
Wiederum von Tertullian:
der Christ fügt auch nicht einmal seinem Feinde Schaden zu. (Tertullian (c. 197, W), 3.51; Apologetikum (BKV), 46. Kap.)
Wiederum von Tertullian:
Er (Gott) verbietet jede Art von Menschentötung durch dieses eine zusammenfassende Gebot: „Du sollst nicht töten.“ (Tertullian (c. 197, W), 3.80; Über die Schauspiele, 2. Kap).
Noch ein Zitat von Tertullian:
„Aus Sion wird ausgehen das Gesetz und das Wort Gottes aus Jerusalem, und er wird Gericht halten unter den Völkern“, d. h. unter uns, die wir aus den Heiden berufen worden, „und sie werden umschmieden“, heißt es, „ihre Schwerter zu Pflügen und ihre Lanzen zu Sicheln und kein Volk wird mehr gegen das andere zum Schwerte greifen und sie werden das Kriegführen nicht mehr erlernen“. Wer wird damit gemeint sein, wenn nicht wir, die wir, durch das neue Gesetz belehrt, alles dies beobachten, nachdem das alte Gesetz abgeschafft ist, dessen künftige Abschaffung die Tatsachen selbst kundtun. Das alte Gesetz behauptete sich durch Ahndung mit dem Schwerte, forderte Auge für Auge und nahm Rache für die Unbill. Das neue Gesetz aber hat Sanftmut verkündet, leitet das frühere Wüten und Toben mit Schwertern und Lanzen zu friedlicher Ruhe an und lenkt das frühere kriegerische, gegen die äußeren Feinde und Gegner des Gesetzes gerichtete Treiben in die friedlichen Tätigkeiten des Pflügens und Ackerbauens hinüber. (Tertullian (c. 197, W), 3.154; Gegen die Juden (BKV), 3. Kap.)
Wir haben uns also eine Reihe von Schriftstellern angesehen, die über die ganze antike Welt verstreut sind, darunter Afrika, Ägypten und Rom (von wo aus Justin der Märtyrer schrieb), Gallien in Frankreich und Syrien im Nahen Osten. Wir stellen fest, dass die Standpunkte alle gleich sind; jeder vertritt denselben Standpunkt. Sie nahmen die Gebote Jesu, die Feinde zu lieben und dem Bösen nicht zu widerstehen, sehr wörtlich, und sie alle verstanden die Prophezeiung in Jesaja, Schwerter zu Pflugscharen zu machen, so, dass sie auf die Christen derartig anzuwenden sei, dass wir sie in unserem Leben jetzt ausleben.
Nun werden wir uns ins dritte Jahrhundert (die 200er Jahre) begeben und sehen, ob sich die Sichtweise der Kirche zu dieser Zeit geändert hat.
Cyprian von Karthago, dessen Schriften auf das Jahr 250 datiert werden, war ein hoch angesehener Leiter in der frühen Kirche. Er war Aufseher oder Bischof in der Gemeinde von Karthago in Nordafrika, einer der wichtigsten Städte des Reiches. Er sagte Folgendes:
Christen greifen ihre Angreifer nicht im Gegenzug an, denn es ist nicht rechtmäßig, dass der Unschuldige auch den Schuldigen tötet. (Cyprian (c. 250, W), 5.351; The Epistles of Cyprian, Epistle LVI. 2.)
Wiederum von Cyprian:
Sieh nur, wie die Straßen von Wegelagerern versperrt, wie die Meere von Seeräubern besetzt und wie Kriege mit dem blutigen Greuel des Lagerlebens über alle Länder verbreitet sind! Es trieft die ganze Erde von gegenseitigem Blutvergießen; und begeht der einzelne einen Mord, so ist es ein Verbrechen; Tapferkeit aber nennt man es, wenn das Morden im Namen des Staates geschieht. Nicht Unschuld ist der Grund, der dem Frevel Straflosigkeit sichert, sondern die Größe der Grausamkeit. (Cyprian (c. 250, W), 5.277; An Donatus (BKV), Kap. 6.)
Er sagt also, es ist kein Unterschied zu Mord. Sogar Regierungen erkennen, dass es böse ist, wenn ein Einzelner einen anderen Menschen ermordet, aber wenn es eine ganze Gruppe von Menschen tut, wird es irgendwie als Tapferkeit bezeichnet.
Wiederum von Cyprian:
Ehebruch, Betrug und Mord sind todeswürdige Verbrechen: laßt nur starke und beständige Geduld im Herzen wohnen, so wird der geheiligte Leib und der Tempel Gottes weder durch Ehebruch befleckt, noch wird die der Gerechtigkeit geweihte Unschuld durch das Gift des Betruges angesteckt, noch auch die Hand durch Schwert und Blut besudelt, nachdem sie einmal die Eucharistie getragen hat. (Cyprian (c. 250, W), 5.488; Vom Segen der Geduld (BKV), Kap. 14)
Mit anderen Worten: Wenn man die Eucharistie oder die Kommunion (oder das Abendmahl) empfangen und in den Händen gehalten hat, wie kann man dann mit denselben Händen hinausgehen und jemanden töten?
Wir werden noch auf das dritte Jahrhundert zurückkommen, aber jetzt gehen wir erst einmal an den Anfang des vierten Jahrhunderts.
Wir sahen, dass es im zweiten Jahrhundert noch die selbe Ansicht war. Auch zu Beginn des vierten Jahrhunderts (bis zum Konzil von Nizäa) finden wir vor, dass das immer noch die Auffassung der Kirche ist.
Arnobius, ein um das Jahr 305 schreibender Apologet, verkündete Folgendes:
Wiewohl ihr sagt, diese Kriege würden wegen der Mißgunst unsrer Religion erregt, dennoch läßt sich unschwer beweisen, wie daß, nachdem Christus auf Erden gehört worden, dieselben nicht sowohl zugenommen, sondern vielmehr größten Theils durch Unterdrückung der Wuth entkräftet wurden: denn da wir, eine so mächtige Menge durch seinen Unterricht und seine Gebote empfangen haben, nicht müsse Böses mit Bösem vergolten werden; es sey trefflicher Unrecht erleiden als anthun, sein eigenes Blut vergießen als mit dem eines Anderen Hand und Gewissen beflecken; (Arnobius (c. 305, E), 6.415; Gegen die Heiden (BKV), Buch I, Kap. 6)
Und Arnobius fährt im selben Satz fort:
so genießt sogleich der undankbare Erdkreis eine Wohlthat von Christus, der die wilde Wuth sänftigte und die feindlichen Hände vom Blute verwandter Geschöpfe abzuhalten begann. Wollten nun Alle, welche einsehen, sie seyen Menschen nicht der Leibesgestalt nach, sondern gemäß dem Vermögen der Vernunft, überhaupt nur ein wenig den heilsamen und friedlichen Verordnungen Gehör geben, und nicht aus Stolz und Arroganz mehr ihren Sinnen als seinen Ermahnungen glauben, so lebte alsbald der ganze Erdkreis, den Gebrauch des Eisens zu sanftern Werken gewendet, in behaglichster Ruhe und stimmte durch unverletzte Bündnisse des Friedens überein. (Arnobius (c. 305, E), 6.415; Gegen die Heiden (BKV), Buch I, Kap. 6)
Es ist interessant, dass er sagt, wenn alle Menschen Christen wären, gäbe es keine Kriege.
Könnte die heutige Kirche (oder das, was sich heute als Kirche bezeichnet) das sagen?
Nun, nein, wir wissen, dass es nicht stimmt.
-
Viele Jahrhunderte lang hat sich ganz Europa zum Christentum bekannt, und sehen wir uns die endlosen Kriege während des gesamten Mittelalters und der Renaissance an, bis in die Neuzeit. Noch schlimmer wird es, wenn man ins 20. Jahrhundert kommt, wo zwei Weltkriege begonnen und geführt wurden, hauptsächlich in Europa.
-
Schauen Sie sich die Geschichte Amerikas und den Krieg zwischen den Staaten an. Beide Seiten beteuerten, Christen zu sein.
-
Nein, das könnten wir heute nicht mehr sagen; die Welt würde uns auslachen, aber die frühen Christen konnten es damals sagen.
Nun wollen wir uns einige Zitate von Laktanz ansehen, der ein sehr gebildeter Christ war. Tatsächlich wurde er als junger Mann sogar zum persönlichen Hauslehrer von Konstantin ernannt, bevor dieser Kaiser wurde. Dies schreibt Laktanz kurz vor dem Ende der vornizänischen Ära, etwa um das Jahr 310:
Aber wenn nur Gott allein angebetet würde, gäbe es keine Streitigkeiten und Kriege. Denn dann wüssten die Menschen, dass sie Söhne des einen Gottes sind. (Lactantius (ca. 304-313, W), 7.143; The Divine Institutes, Book V., Chap. VIII)
Wiederum von Laktanz:
Oder warum sollte er (der gerechte Mann) Krieg führen und sich mit den Leidenschaften der anderen vermischen, wenn sein Geist mit dem ewigen Frieden mit den Menschen beschäftigt ist? Würde er sich an fremden Gütern oder an menschlichem Blut erfreuen - er, der nicht weiß, wie man nach Gewinn strebt? Denn der Christ ist mit seinem Lebensstandard zufrieden. Er hält es nicht nur für unrechtmäßig, selbst ein Gemetzel zu begehen, sondern auch mit denen zusammen zu sein, die es begehen. (Lactantius (c. 304-313, W), 7.153; The Divine Institutes, Book V., Chap. XVIII)
Weiter mit Laktanz:
Und wenn die Begierde gezügelt wird, wird niemand zu Lande oder zu Wasser Gewalt anwenden, und niemand wird eine Armee anführen, um das Eigentum anderer zu rauben und zu verwüsten. Und wenn die Begierde unterdrückt wird, wird jedes Zeitalter und jedes Geschlecht seine Heiligkeit bewahren; niemand wird leiden oder etwas Schändliches tun. Deshalb werden alle Verbrechen und schändlichen Handlungen aus dem Leben und dem Charakter der Menschen verschwinden, wenn diese Gefühle durch Tugend besänftigt und beruhigt werden. … Die ganze Pflicht der Tugend besteht also darin, nicht zu sündigen. Das kann freilich derjenige nicht tun, der Gott nicht kennt; denn die Unkenntnis dessen, von dem das Gute ausgeht, muß den Menschen unversehens in Laster stürzen. .... Denn was sind die Interessen unseres Landes, wenn nicht der Schaden eines anderen Staates oder einer anderen Nation? Die Grenzen zu erweitern, die anderen gewaltsam genommen werden, die Macht des Staates zu vergrößern, die Einnahmen zu verbessern - all das sind keine Tugenden. Vielmehr sind sie der Umsturz von Tugenden. (Lactantius (c. 304-313, W), 7.169; The Divine Institutes, Book VI., Chap. V)
Erneut Laktanz:
Denn wie kann ein Mensch gerecht sein, der verletzt, der hasst, der plündert, der tötet? Und die, die sich bemühen, ihrem Lande dienstbar zu sein, tun alle diese Dinge; ... Wenn sie also von den Pflichten des Krieges sprechen, so ist das ganze Gerede weder der Gerechtigkeit noch der wahren Tugend, sondern diesem Leben und den bürgerlichen Einrichtungen gewidmet. (Lactantius (c. 304-313, W), 7.169; The Divine Institutes, Book VI., Chap. VI)
Und noch ein Satz von Laktanz:
Denn es ist nicht geziemend, daß der Diener Gottes dem Diener Gottes Leides zufüge. (Laktanz (c. 304-313, W), 7.271; Vom Zorne Gottes (BKV), 14. Die Bestimmung des Menschen.)
Es gäbe noch viele weitere Zitate, auf die ich hier aber nicht eingehen werde, um Sie nicht zu überfordern.
Aber lassen Sie mich noch ein paar Dinge anmerken. Ich möchte, dass Sie verstehen, dass es sich nicht um tendenziös ausgewählte Zitate handelt, die ich hier oder dort herausgezogen habe. Lesen Sie auf jeden Fall die vornizänischen Väter [Anmerkung des Übersetzers: gemeint ist die Sammlung „Ante-Nicene Fathers“, auf Deutsch: Bibliothek der Kirchenväter) und überprüfen Sie kritisch, ob das, was ich Ihnen hier sage, wahr ist.
Jeder einzelne frühchristliche Autor, der sich mit dem Thema Krieg oder Gewalt oder Ähnlichem befasste, vertritt die gleiche Ansicht, dass wir unsere Feinde lieben sollen, dass Krieg falsch ist und dass ein Christ nicht zum Schwert greifen darf, egal wie böse die andere Seite ist. Wir bekämpfen das Böse nicht mit den Mitteln des Bösen. Dies widersprach allem, was die damalige Welt kannte. Es widersprach der jüdischen und römischen Kultur, weil es revolutionär war; es entsprach den Lehren Jesu Christi. Sie werden keinen einzigen Schriftsteller vor Nizäa finden, der eine gegenteilige Meinung vertritt. Wir haben uns nun über einen Zeitraum von 225 Jahren und in allen Teilen der antiken Welt umgesehen, und alle haben dieselbe Ansicht vertreten.
Ich denke, wenn wir ehrlich sind, müssen wir alle zugeben, dass niemand von uns gerne einen Standpunkt hört, der im Gegensatz zu dem steht, was wir glauben, insbesondere in Fragen des christlichen Glaubens. Ich kann gut verstehen, wenn das für Sie etwas beunruhigend ist, aber gehen Sie bitte nicht weg und sagen Sie: Na ja, das ist eben, was David Bercot sagt. Wenn Sie das, was Sie gelesen haben, beunruhigt, dann recherchieren Sie das bitte selbst. Die Schriften sind da; die ganze zehnbändige Reihe [Anm. d. Übersetzers: Gemeint sind wie bereits oben die Ante-Nicene Fathers (ANF)] ist erhältlich. Oft finden Sie sie in einer öffentlichen Bibliothek oder einer Universitätsbibliothek. Prüfen Sie nach, was ich Ihnen sage. [Anm. d. Übersetzers: Im Internet sind die ANF gratis allvollständig abrufbar unter: https://ccel.org/fathers]
Ich weiß, wenn ich vor Gruppen spreche und wir dann Zeit für Fragen und Antworten haben, gehen an diesem Punkt normalerweise viele Hände in die Höhe, und die Leute beginnen mit den Worten: „Ja, aber was ist mit ...?“
Deshalb möchte ich einige dieser „Was ist mit…?“ besprechen.
1) Was ist mit Johannes dem Täufer?
Als die römischen Soldaten zu ihm kamen und ihn fragten, was sie tun sollten, sagte Johannes ihnen nicht, dass sie das Schwert nicht benutzen, ihre Waffen niederlegen und aus der Armee austreten sollten. Er sagte nichts dergleichen.
Stattdessen sagte Johannes ihnen (in Lukas Kapitel 3), dass sie von niemandem Geld erpressen und sich mit ihrem Lohn zufrieden geben sollen (obwohl die King James Übersetzung lautet: “do violence to no man” - auf Deutsch „Tut niemandem Gewalt an“). Unabhängig davon, wie man es übersetzt, was hat das mit den Christen zu tun?
Johannes der Täufer war kein Christ. Er wurde als Jude geboren und er starb als Jude. Er starb, bevor Jesus Christus Sein Leben für uns gab. Jesus wies darauf hin. Er sagte:
„Wahrlich, ich sage euch: Unter denen, die von Frauen geboren sind, ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer; doch der Kleinste im Reich der Himmel ist größer als er.“ (Mt 11,11 SCH2000)
Johannes der Täufer war nicht Teil des Reiches Gottes. Er war der Wegbereiter, der die Menschen auf das Lamm Gottes hinwies.
Wenn wir uns auf Johannes den Täufer berufen, dann müssen wir auch sagen, dass wir beschnitten werden müssen, den siebenten Tag Sabbat halten, und kein Schweinefleisch essen dürfen und all die anderen Dinge.
2) Was ist mit Jesu Befehl, ein Schwert zu tragen?
Am Ende von Jesu Leben, kurz vor Seiner Verhaftung, als Er Seinen Aposteln befahl, ein Schwert zu tragen? Zuvor hatte Er ihnen gesagt, sie sollten keinen Geldbeutel oder ein zusätzliches Paar Sandalen mitnehmen, aber dann sagte Er, sie sollten ein Schwert tragen.
Worauf bezog sich das? Auf den Garten von Gethsemane. Wenn Sie sich erinnern, hatten die Apostel zwei Schwerter dabei, und Jesus sagte, das sei ausreichend.
Und er sprach zu ihnen: Als ich euch aussandte ohne Beutel und Tasche und Schuhe, hat euch etwas gemangelt? Sie sprachen: Nichts! Nun sprach er zu ihnen: Aber jetzt, wer einen Beutel hat, der nehme ihn, ebenso auch die Tasche; und wer es nicht hat, der verkaufe sein Gewand und kaufe ein Schwert. Denn ich sage euch: Auch dies muss noch an mir erfüllt werden, was geschrieben steht: »Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden«. Denn was von mir geschrieben steht, das geht in Erfüllung! Sie sprachen: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter! Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug! (Lukas 22:35-38 SCH2000)
Im Garten Gethsemane, als Jesus verhaftet werden sollte, zog Petrus sein Schwert und hieb dem Sklaven des Hohenpriesters ein Ohr ab. Was hatte das zu bedeuten? Wollte Jesus damit sagen, bewaffnet euch und verteidigt euch? Nein, ganz und gar nicht. Er wollte genau das Gegenteil bewirken. Dies sollte eine Lehrstunde werden.
Jesus war im Begriff, sie zu verlassen. Sie hatten sich auf Ihn verlassen und Ihm vertraut, als Er anwesend war, aber jetzt würde Er unsichtbar anwesend sein. Er würde durch den Heiligen Geist in ihren Herzen wohnen, und so mussten sie auf Gott und den himmlischen Jesus vertrauen.
Also ließ Er sie zwei Schwerter mitbringen, um ihnen zu zeigen, dass sie sich nicht auf Schwerter verlassen müssen. Denn was ist das erste, was Jesus sagte, nachdem dem Sklaven das Ohr abgeschnitten worden war? Er sagte: Steckt das Schwert wieder an seinen Platz; wer von dem Schwert lebt, wird durch das Schwert umkommen. Dann drehte Er sich um und heilte das Ohr des Sklaven.
Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus, zog sein Schwert, schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Platz! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen! (Matthäus 26:51-52 SCH2000)
Wollte Jesus also sagen: Jetzt, wo ich nicht mehr da bin, heißt es wieder, den Feind zu hassen und so weiter? Nein, Er lehrte sie genau das Gegenteil: dass sie keine Schwerter brauchen.
Die Leute fragen oft:
3) Was ist mit Kornelius?
Er war ein römischer Zenturio und es wird nicht berichtet, dass ihm jemand sagte, er solle die Armee verlassen oder das Schwert nicht benutzen oder etwas in der Art. Und es stimmt, der Bericht in der Apostelgeschichte sagt darüber nichts.
Also nehmen wir das Schweigen und sagen dann, dass es all diesen sehr spezifischen Lehren von Jesus Christus und all diesen sehr spezifischen Lehren der Apostel widerspricht? Sagen wir dann, dass das Schweigen über diese eine Sache all das andere Geschriebene aufhebt? Schweigen ist kein Beweis für irgendetwas.
Es wäre genauso einfach zu sagen, dass wir alle sicher sein können, dass er kurz nach seiner Taufe sein Kommando in der römischen Armee niedergelegt hat. Ich denke, diese Schlussfolgerung ist genauso gerechtfertigt. Der Punkt ist, dass wir es heute nicht wissen, weil darüber geschwiegen wird.
Wie wir bereits erwähnt haben, war dies für die Christen in der Zeit des Neuen Testaments im Allgemeinen kein Thema; zumindest zu Beginn waren die meisten von ihnen Juden und hätten nicht in der römischen Armee dienen können, selbst wenn sie es gewollt hätten.
Man hat mir auch gesagt, dass es Beispiele dafür gibt, dass Christen in der Zeit der frühen Kirche in der Armee gedient haben, was auch stimmt. Es gibt nicht sehr viele Beispiele, aber es gibt einige Hinweise darauf, dass Christen in den römischen Armeen dienten.
Bedeutet das also, dass die Kirche wirklich nicht gegen die Kriegsführung war? Wir haben bereits so viele spezifische Zitate gelesen, dass es das eindeutig nicht bedeuten kann. Wie ich bereits erwähnt habe, werden Sie kein einziges Zitat von irgendjemandem aus der Zeit der frühen Christen finden, das besagt, dass es in Ordnung ist, das Schwert zu ergreifen, um sich selbst oder sein Land zu verteidigen. Was sollen wir also von diesen Hinweisen (und es sind nur spärliche) betreffend Christen in der Armee halten?
Ich denke, es gibt ein Werk, das dies für uns klärt. Es heißt die Apostolischen Konstitutionen. Sie wurden von einem christlichen Leiter in Rom namens Hippolytus von Rom zusammengestellt. Er war ein Ältester oder Presbyter in der Kirche in Rom.
In seinem Werk mit dem Titel Apostolische Tradition erörtert er die verschiedenen Praktiken in Bezug auf die Taufe und wie Menschen mit unterschiedlichen Berufen behandelt werden sollten, wenn sie getauft werden wollten. Wenn jemand z.B. ein Zauberer war, musste er alle seine Zauberkünste vollständig ablegen, oder wenn er ein Schauspieler war, musste er das Theater aufgeben, bevor er getauft werden konnte.
In Bezug auf Soldaten erklärt Hippolytus folgendes:
„Ein militärischer Befehlshaber darf keine Menschen hinrichten. Wenn er einen Befehl erhält, darf er ihn nicht ausführen. Er darf auch keinen militärischen Eid ablegen. Wenn er sich weigert, soll er verworfen werden. Wenn jemand ein militärischer Befehlshaber ist oder der Herrscher einer Stadt, der den Purpur trägt, soll er zurücktreten oder er soll verworfen werden. Der Katechumene oder Gläubige, der Soldat werden will, soll verworfen werden; denn er hat Gott verachtet.“ (Apostolic Tradition 16, übersetzt aus dem Englischen).
Ich denke, damit ist unser Rätsel gelöst.
-
Ich will jetzt nicht behaupten, dass diese Position notwendigerweise die Richtigste war, dass es in Ordnung ist, Soldaten zu erlauben, in der Armee zu bleiben, solange sie sich verpflichten, niemals das Schwert zu benutzen, den Eid abzulegen oder ein militärisches Kommando zu übernehmen (denn das würde bedeuten, dass man zwar selbst nicht tötet, aber Leute unter sich hat, denen man befiehlt, es zu tun).
-
Das war im Jahr 200. Vielleicht stand das für ein wenig Liberalität, wir wissen es nicht. Aber das würde erklären, warum es entweder getaufte Christen oder vielleicht Leute gab, die sich Christen nannten (die noch nicht getauft waren, aber an Jesus Christus glaubten), die noch in der Armee dienten. Sie werden jedoch nirgendwo in dieser Zeit (weder bei den Römern noch in den christlichen Schriften) einen Hinweis darauf finden, dass ein Christ jemals das Schwert gegen eine andere Person eingesetzt hat.
-
Außerdem konnte man damals leicht sein ganzes Leben lang in der römischen Armee dienen, ohne jemals das Schwert zu benutzen, denn es war die Ära der Pax Romana, auf Deutsch „Römischer Friede“. Dies war ein Zeitraum von 200 bis 300 Jahren, in dem die römischen Armeen nicht in größere Kriege mit Außenstehenden verwickelt waren. Es gab nicht eine einzige Invasion des Römischen Reiches in der Zeit. Es gab ein paar kleinere interne Aufstände sowie Scharmützel an den Grenzen, aber das war es auch schon.
-
Der typische römische Soldat in dieser Zeit wurde also wahrscheinlich nie aufgefordert, jemanden zu töten. Die Notwendigkeit zu töten ergab sich nicht. Sie verbrachten die meiste Zeit als Bauingenieure mit dem Bau aller Straßen im Römischen Reich. Es waren die besten Straßen der Weltgeschichte bis zu dieser Zeit, und sie wurden fast alle von Soldaten gebaut. Das Gleiche gilt für die Aquädukte, die Mauern um verschiedene Städte, und ähnliche Bauten. Man konnte also technisch gesehen in der Armee sein, auch Soldat sein, und trotzdem die ganze Zeit nur mit dem Straßenbau verbringen.
Heute ist die Situation ein wenig anders. Zum Beispiel kann heute jeder Soldat in den USA, wenn er aus Gewissensgründen den Kriegsdienst verweigern möchte, das einfach sagen, und wird dann vom Militär entlassen. In Rom konnte man das nicht tun. Für einen einzelnen Soldaten war der einzige Ausstieg aus dem Heer oft der Tod. Wenn ein zum Christentum bekehrter römischer Soldat vor seiner Taufe aus der Armee austreten wollte, wurde er zum Tode verurteilt und konnte sich nicht einmal mehr taufen lassen. So war zumindest die Politik in Rom und auch an einigen anderen Orten um das Jahr 200.
Es gibt noch weitere Hinweise. In einem Werk mit dem Titel „The Disputation Against Manes“, auf Deutsch hieße es „Das Streitgespräch mit Mani“ (ein Ketzer und Begründer der nach ihm benannten Religion „Manichäismus“, Anm. des Übersetzers), heißt es zum Beispiel, dass die Soldaten, die dieser Debatte zuhörten und zusahen, am Ende so beeindruckt waren (nicht nur von der Botschaft, die sie hörten, sondern auch von der Tatsache, dass ein Vorsteher, der Christ war, der Menge nicht erlaubte, den Ketzer zu steinigen), sodass sie ihre Militärabzeichen und Waffen und Gürtel ablegten und Christen wurden. Es gibt also schriftliche Beweise dafür, dass Soldaten die Armee verließen, bevor sie zur Taufe zugelassen wurden.
Dass die Christen nicht zum Schwert griffen, beweist ein uns vorliegendes Schreiben aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts. Der Brief stammt angeblich von Kaiser Marcus Aurelius. Die meisten Historiker sagen heute, dass sie nicht glauben, dass er wirklich von ihm geschrieben wurde. Aber ich weiß es nicht. Dies erzählt etwas über Soldaten, die Christen waren und noch in der Armee dienten. Hier steht dies:
Nachdem ich dann meine eigene Position und die meines Gastgebers [seiner Armee] im Hinblick auf die riesigen Horden der barbarischen Feinde geprüft hatte, betete ich schnell zu den Göttern meines Landes. Als meine Gebete nicht erhört wurden, rief ich diejenigen herbei, die bei uns den Namen Christen tragen. (Marcus Aurelius (c.172), 1.187; Justin der Märtyrer (100-165) Epistula Marci de pluuia mirabili ad senatum Epistle of Marcus Aurelius to the senate, in which he testifies that the Christians were the cause of his victory. Die meisten Gelehrten halten diesen Brief für unecht.)
Wenn etwas schief ging, war es typisch, dass alle den Christen die Schuld gaben. Die Römer hielten sie für Atheisten, weil die Christen keine Bilder, Statuen oder Tempel wie die Juden besaßen. Als also die Gebete des Marcus Aurelius nicht erhört wurden, war sein erster Gedanke, dass es irgendwo unter ihnen Christen geben musste.
Marcus Aurelius fährt fort:
Nachdem ich mich erkundigt hatte, stellte ich fest, dass es eine beträchtliche Anzahl von ihnen gab, und so begann ich, sie zu verfluchen. Aber meine Verunglimpfungen waren völlig unverdient, denn ich erfuhr bald aus erster Hand von ihrer Macht. Sie begannen den Kampf nicht mit der Vorbereitung von Waffen, noch mit Waffen und Trompeten. Denn solche Vorbereitungen sind ihnen verhasst - weil ihr Gewissen durch die Lehren ihres Gottes geschult ist. Diese Christen, die wir für Atheisten gehalten hatten, dienen in Wirklichkeit einem Gott, der ihr Gewissen beherrscht. Denn nachdem sie sich auf den Boden geworfen hatten, beteten sie nicht nur für mich, sondern auch für das ganze Heer, das in der Nähe stand, und baten darum, dass wir alle von dem gegenwärtigen Durst und der Hungersnot befreit werden mögen. Kaum hatten sie sich im Gebet zu ihrem Gott, von dem ich nichts weiß, auf die Erde geworfen, strömte Wasser vom Himmel. Auf uns ein erfrischend kühler Schauer, auf die Feinde Roms aber ein vernichtender Hagel. (Marcus Aurelius (um 172), 1.187; Justin der Märtyrer (100-165) Epistula Marci de pluuia mirabili ad senatum Epistle of Marcus Aurelius to the senate, in which he testifies that the Christians were the cause of his victory. Die meisten Gelehrten halten diesen Brief für unecht.)
Interessant ist, dass auch andere römische Quellen auf diese besondere Schlacht oder Situation Bezug nehmen. Sie bestätigen, dass ein heftiger Regen einsetzte und das Leben der Römer rettete, die am Verdursten waren, weil sie umzingelt und von jeglicher Wasserversorgung abgeschnitten waren. Sie bestätigen auch, dass Hagel auf die Barbaren fiel, der sie in die Flucht schlug. Diese anderen Quellen schreiben es nicht den Christen zu, aber sie bestätigen, dass diese Ereignisse stattgefunden haben.
Dies ist einer der wenigen Hinweise, die Sie finden werden, die zeigen, dass Menschen, die Christen waren oder sich als Christen bekannten, in der Armee waren, und wie Sie aus diesem Bericht ersehen können, haben sie nicht das Schwert benutzt. Sie warfen sich auf den Boden und beteten, und sie waren eher bereit, sich vom Feind oder von ihrem Befehlshaber töten zu lassen, als zum Schwert zu greifen.
Nicht widerstehen
Ich denke, es ist wichtig, dass Sie verstehen, dass es nicht nur darum ging, nicht in den Krieg zu ziehen. Die Christen befolgten das Gebot Jesu in der Bergpredigt (das da lautet: „Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen“) in allen möglichen Bereichen sehr wörtlich.
Zum Beispiel:
-
Sie brachten ihre Mitmenschen nicht vor Gericht. Sie gingen sicherlich nicht gegen einen Mitchristen, aber im Allgemeinen nicht einmal gegen einen heidnischen Ungläubigen vor Gericht.
-
Sie weigerten sich, den Gladiatorenspielen beizuwohnen, bei denen Menschen hingerichtet wurden.
-
Sie wollten nicht zu den öffentlichen Hinrichtungen gehen. Damals war es normal, dass man hinausging und zusah, wie Menschen gehängt, aufgespießt oder enthauptet wurden. Mit Gewalt und Blutvergießen wollten sie nichts zu tun haben.
Das war sogar während der Verfolgung so. Wenn jemand das Schwert in die Hand nimmt, sollte man meinen, dass die Verteidigung der Kirche ein geeigneter Anlass dafür wäre. Während der gesamten Zeit der vornizänischen Kirche lebten die Christen mit einem ständigen Todesurteil über ihrem Kopf. Obwohl die meisten von ihnen nicht hingerichtet wurden und die Verfolgung nicht in jeder Gemeinde stattfand, war sie doch ständig präsent. Sie brach plötzlich in einer Gemeinde aus, vielleicht in Ägypten oder an einem anderen Ort, während es dem Rest der Christen auf der Welt gut ging. Dann ließ die Verfolgung nach, und vielleicht brach sie im nächsten Jahr an einem anderen Ort wieder aus. Doch unabhängig davon, ob die Verfolgung zu einem bestimmten Zeitpunkt stattfand, lebte man als Christ in dem ständigen Bewusstsein, dass sie jederzeit ausbrechen konnte und man zum Tode verurteilt werden würde.
Wenn dies geschah, versuchten die Christen zu fliehen, wie Jesus es ihnen aufgetragen hatte, anstatt gegen die Römer zu kämpfen. Wenn es möglich war. Wenn das nicht möglich war, zogen sie es vor zu sterben, als einen anderen Menschen zu ihrer eigenen Verteidigung zu töten.
Sie waren fest davon überzeugt, dass Gott nicht zulassen würde, dass die Kirche ausgelöscht wird. So standen sie mit bloßen Händen vor den Römern und ließen sie wissen, dass Christen nicht mit menschlichen Mitteln versuchen werden, die Kirche zu retten. Sie vertrauten auf Gott und Gott allein als ihren Beschützer, und Gott beschützte sie. Den Römern gelang es nie, die Kirche auszurotten. Am Ende warf Kaiser Konstantin das Handtuch und sagte, lasst uns alle Christen werden, was sich nicht als Segen erwies, aber das Römische Reich hatte den Versuch aufgegeben, die Christen auszurotten, obwohl die Christen sich nie wehrten.
Origenes schrieb den Römern darüber. Er sagte:
Wir aber müssen, sobald Gott es dem Versucher gestattet, indem er ihm die Macht uns zu verfolgen gibt, Verfolgung leiden; wenn aber Gott nicht will, daß wir dies erdulden, so haben wir auch in der Welt, die uns haßt, in wunderbarer Weise Frieden und setzen unsere Zuversicht auf den, der gesagt hat; „Seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Und in Wahrheit hat er „die Welt überwunden“; deshalb ist die Welt nur so lange stark, als ihr Überwinder es will, der vom Vater erhalten hat, „die Welt zu überwinden“. Wir aber „sind getrost“, weil jener sie „überwunden hat“.
Wenn aber Gott will, daß wir wiederum um unsere Frömmigkeit kämpfen und leiden müssen, dann mögen nur unsere Widersacher kommen; wir werden zu ihnen sagen; „Alles vermag ich durch den, der mich stark macht, durch Christus Jesus, unsern Herrn.“ (Origenes (c. 248, E), 4.666; Gegen Celsus (BKV), 70.)
Sie fragen sich vielleicht:
Hat ein Christ nicht auch eine Verantwortung gegenüber seinem Land?
Nun, die frühen Christen hätten das bejaht.
Wir haben eine Verantwortung für unser Land, aber auf eine ganz andere Weise als die Welt ihre Länder verteidigt.
Eines der grundlegenden Prinzipien des Christentums ist, dass der Zweck niemals die Mittel heiligt. Im Christentum sind die Mittel, mit denen wir etwas erreichen, immer genauso wichtig wie der Zweck selbst. Die Überwindung des Bösen durch den Einsatz böser Mittel war für die Urchristen völlig inakzeptabel. Während die Römer es als edle Tat ansahen, ihr Land zu verteidigen, indem sie anderen Menschen das Leben nahmen, sahen die frühen Christen das anders.
Vorhin haben wir uns ein Zitat von Laktanz angesehen. Schauen wir es uns noch einmal an und denken wir darüber nach, worum es wirklich geht, wenn wir „unserem Land dienen“. Er sagt:
Es ist keine Tugend, „der Feind des Bösen“ und „der Verteidiger des Guten“zu sein. Die Interessen unseres Landes werden ausnahmslos auf Kosten eines anderen Staates oder einer anderen Nation erworben und geschützt. Die Vergrößerung der Macht des Staates, die Verbesserung der Staatseinnahmen und die Ausdehnung der nationalen Grenzen werden erreicht, indem man anderen gewaltsam etwas wegnimmt. Nichts von alledem ist tugendhaft, sondern die Abschaffung der Tugend... Wie kann ein Mensch gerecht sein, der verletzt, der hasst, der plündert und der tötet? Doch diejenigen, die sich bemühen, ihrem Land zu dienen, tun all diese Dinge.... Ein Mensch, der dem Kummer und dem Zorn nachgibt, anstatt mit ihnen zu kämpfen, und der dorthin eilt, wohin er sich durch die Ungerechtigkeit gerufen fühlt, hält die Tugend nicht aufrecht. Denn ein Mensch, der eine Verletzung mit einer Verletzung vergilt, ahmt in Wirklichkeit die Person nach, von der er verletzt worden ist. Wer einen bösen Menschen nachahmt, kann auf keinen Fall rechtschaffen sein. (Buch 6, Kap. 10 aus den „Göttlichen Unterweisungen“ von Laktanz).
Jede Regierung sagt immer, dass sie der Feind der Bösen ist. Sie sagen alle, dass sie die Guten sind, und natürlich sagen auch die Menschen, die sie bekämpfen, das Gleiche. Jede Seite sagt immer, dass Gott auf ihrer Seite ist.
Wenn unser Land von uns verlangt, dass wir uns an Mitteln beteiligen, die im Widerspruch zu Jesus Christus stehen, können wir das nicht tun. Aber wir können helfen, unser Land auf andere Weise zu verteidigen.
Der römische Kritiker Celsus, der sehr gut darüber informiert war, was die Christen glaubten und praktizierten, schrieb ein vernichtendes Werk gegen die Christen. Er kritisierte sie scharf für ihre Ansicht, sich nicht am Krieg zu beteiligen und keine „bürgerlichen Pflichten" zu übernehmen und dergleichen mehr. Origenes schrieb ein ganzes Buch gegen Celsus als Antwort. Hier ein Auszug daraus:
Im folgenden ermahnt uns Celsus, „wir sollten dem Kaiser beistehen mit aller Kraft, mit ihm für das uns abmühen, was recht ist, für ihn kämpfen und, wenn die Not es forderte, mit ihm ins Feld rücken und mit ihm seine Truppen anführen“. Darauf haben wir zu sagen, daß wir zu rechter Zeit den Herrschern „beistehen“, und zwar sozusagen mit göttlicher Hilfe, da wir „die Waffenrüstung Gottes“ anlegen. Und dies tun wir, gehorsam dem Apostelwort, das so lautet: „Ich ermahne euch nun zuerst, zu vollziehen Bitten, Gebete, Fürbitten, Danksagungen für alle Menschen, für Könige und für alle Obrigkeiten.“ Und je frömmer jemand ist, um so mehr richtet er durch seine den Herrschern geleistete Hilfe aus, auch mehr als die Soldaten, die zur Feldschlacht ausziehen und so viele von den Feinden vernichten, als sie imstande sind. (Origenes (c. 248, E), 4.667, 668; Gegen Celsus (BKV), Achtes Buch, 73.)
Origenes fährt fort:
Ferner kontern wir den Gegnern unseres Glaubens, die von uns verlangen, daß wir die Waffen für das allgemeine Beste tragen und Feinde niedermachen sollen, auch diese Antwort geben: Eure eigenen Priester, die für gewisse Götterbilder zu sorgen haben, und die Tempeldiener derjenigen, die ihr für Götter haltet, dürfen der Opfer wegen ihre Rechte nicht beflecken, damit sie mit reinen Händen, an denen kein Menschenblut haftet, euren Göttern die herkömmlichen Opfer darbringen können; und wenn ein Krieg ausbricht, so macht ihr doch wohl nicht auch die Priester zu Soldaten. Wenn dies nun mit gutem Grunde geschieht, um wieviel mehr wird es dann vernnünftig sein, daß die Christen, während die andern zu Felde ziehen, als Priester und Diener Gottes an dem Feldzuge teilnehmen, indem sie ihre Hände rein bewahren und mit ihren an Gott gerichteten Gebeten für die gerechte Sache und deren Verteidiger und für den rechtmäßigen Herrscher kämpfen, damit alles vernichtet werde, was sich der guten Sache und ihren Verteidigern feindlich widersetzt! Wir vernichten aber mit unseren Gebeten auch alle Dämonen, welche die kriegerischen Unternehmungen anstiften und Eide brechen und den Frieden stören, und helfen dadurch den Herrschern mehr als die Personen, welche äußerlich zu Felde ziehen! „Wir kämpfen“ sogar mehr (als andere) „für den Kaiser“; und wenn wir auch nicht „mit ihm ins Feld rücken“, „sobald die Not es fordert“, so ziehen wir doch für ihn zu Felde, indem wir ein besonderes Kriegsheer der Frömmigkeit durch die an die Gottheit gerichteten Fürbitten zusammenbringen. (Origenes (ca. 248, E), 4.667, 668; Gegen Celsus (BKV), Achtes Buch, 73.)
Wir könnten noch viel mehr über unsere Verantwortung gegenüber unserem Land sagen, aber das meiste davon habe ich mir für eine andere Botschaft mit dem Titel „Die zwei Königreiche“ aufgehoben. Wenn Sie das noch nicht gelesen haben, empfehle ich Ihnen, das zu tun, denn Sie können die frühchristliche Haltung zum Krieg nicht ganz verstehen, ohne die Lehre von den zwei Königreichen zu kennen, die eine der grundlegenden Lehren der frühen Kirche war.
Ich bin überrascht, wie viele bekennende Christen sich über die Zitate, die wir uns gerade angesehen haben, lustig machen und sagen: „Oh ja, wenn wir beten, wird das wirklich unser Land retten!“ Sie zeigen damit, dass sie nicht wirklich an Gott glauben. Wenn es hart auf hart kommt, sagen sie, dass wir Christen keine überirdische Macht haben und die einzige Möglichkeit, unser Land und unsere Freiheit zu bewahren, darin besteht, dieselben irdischen Mittel einzusetzen, die die Welt benutzt. Sie würden sagen, dass es unrealistisch ist, zu glauben, dass wir einfach beten können. Schauen wir uns ein wenig in der Geschichte um und sehen wir, wie „unrealistisch“ das war.
Pax Romana
Wie bereits erwähnt, bezeichnen weltliche Historiker die Zeit von Christi Geburt bis zum Jahr 200 als Pax Romana oder „römischen Frieden“. In dieser Zeit gab es kaum Kriege und keine erfolgreichen Invasionen des Römischen Reiches. Andere Historiker dehnen die Zeit des römischen Friedens sogar bis zur Zeit von Kaiser Konstantin aus.
Es gab Kriege in den späten 200er und frühen 300er Jahren, aber das waren in erster Linie Kriege, in denen eine römische Armee gegen eine andere römische Armee kämpfte, und zwar wegen der verschiedenen militärischen Befehlshaber, die um die Kaiserwürde wetteiferten. Die Kriege, die damals geführt wurden, waren also interne Kriege.
Die Barbaren waren bis dahin nicht in der Lage gewesen, erfolgreich in die Grenzen des Römischen Reiches einzudringen. Die frühen Christen sprechen viel darüber. Wir haben uns ein Zitat von Arnobius angesehen, in dem er dies erwähnt, aber auch in vielen anderen Zitaten wird es erwähnt. Sie betonen den Frieden und den Schutz, den das Reich aufgrund ihrer Gebete genoss, und dass deswegen niemand in der Lage war, es erfolgreich zu erobern.
Nachdem Konstantin begann, das Christentum zu bevorzugen und sich zum Christentum zu bekennen, wurde diese Ansicht über den Krieg innerhalb weniger Jahrzehnte über Bord geworfen, und Christen begannen, in der Armee zu dienen. Gegen Ende der 300er Jahre durften nur noch Christen in der Armee dienen. Wenn man Heide war, durfte man nicht in der Armee dienen, weil das Christentum nun zur Staatsreligion geworden war. Also griffen die Christen zum Schwert, um das Reich zu verteidigen.
Man könnte meinen, dass das Reich dann jahrhundertelang in Frieden lebte, oder? Nein, falsch. Innerhalb weniger Jahrzehnte, nachdem die Christen zum Schwert gegriffen hatten, fielen die Barbaren in das Reich ein. In weniger als einem Jahrhundert war das gesamte westliche Reich zusammengebrochen und wurde vollständig von den Germanen und anderen barbarischen Stämmen übernommen. In den folgenden Jahrhunderten verlor das Ostreich nach und nach seine Ländereien, bis es nur noch aus der Stadt Konstantinopel bestand.
Unsere Geschichte sollte also zeigen, dass wir uns auf Gottes Verheißungen verlassen können. Wenn die ganze Kirche dies tun würde, wenn wir auf unseren Knien beten würden, würde das unser Land schützen. Aber wenn wir beten und dann mit Schwertern losziehen, bezeugen wir, dass wir nicht ernsthaft Gott vertrauen, dass Er unser Land schützt. Deshalb setzen wir Gewehre, Bomben, Flugzeuge und dergleichen menschliche Mittel ein - und natürlich werden wir dann Seinen Schutz nicht erhalten, wenn die Kirche nicht im Ernst an Ihn glaubt.
Verfolgung
Der Umgang mit Verfolgung ist ein weiteres Beispiel dafür, wie wirksam die Haltung des nicht Widerstehens ist. Die frühen Christen haben sich nie gewehrt, als sie verfolgt wurden, obwohl sie das zweifellos hätten tun können, denn sie hatten keine Angst vor dem Tod.
Interessanterweise stellten sie sich dem mächtigsten Imperium, das es je auf der Erde gegeben hatte, ohne Schwerter oder Waffen entgegen, und die Römer konnten sie nicht ausrotten. Die römische Regierung versuchte zwar, die Flamme des Christentums im Keim zu ersticken, aber sie schaffte es nicht.
Am Ende warfen Konstantin und seine Nachfolger das Handtuch und wurden Christen. Das taten sie zwar nicht wirklich, aber das ist eine andere Geschichte. Dem Bösen nicht widerstehen funktioniert also; wir können wirklich auf Gott vertrauen.
Zum Schluss
Wir haben gesehen, dass das Gebot Jesu, die Feinde zu lieben, für die frühen Christen kein unerreichbares Ideal war; es war ihre Lebensweise. Sie wandten die Lehren Jesu ganz wörtlich an. Sie weigerten sich sogar, gegen diejenigen zu kämpfen, die die Kirche verfolgten, und sie bezeichneten den Krieg einfach als Mord im großen Stil. Die Frage, die ich stellen möchte, lautet:
Haben die Christen heute den Glauben, dem Beispiel der frühen Christen zu folgen, indem sie in den Fußstapfen unseres Herrn Jesus Christus wandeln?
Aus dem Englischen übersetzt von Bruder Michael