• Was die frühen Christen über Krieg glaubten.

Nun werden wir uns ansehen, wie die frühen Christen diese Lehren Jesu und Seiner Apostel anwandten. Wir werden sehen, ob sie sie buchstäblich anwandten oder ob sie sagten, dass sei alles nur symbolisch gemeint oder nur für das Zeitalter des Königreichs oder im Tausendjährigen Reich gültig. Wir werden in chronologischer Reihenfolge vorgehen, beginnend mit den frühesten Schriften, die wir zu diesem Thema haben, und dann bis etwa zur Zeit des Konzils von Nizäa.

Das erste Zitat stammt von Justin der Märtyrer. Er war ein sehr angesehener Schriftsteller und Evangelist in der frühen Kirche. Er schrieb seine erste Apologie, die ein Verteidigungsbrief an die Römer ist, um das Jahr 165. Er sagte:

Und wir, die wir einst einander mordeten, enthalten uns jetzt nicht nur jeder Feindseligkeit gegen unsere Gegner. (Justin der Märtyrer (c. 160, E), 1.176 ; 1. Apologie, Kap. XXXIX)

Wiederum von Justin dem Märtyrer:

Obwohl wir uns so gut auf Krieg, Mord und alles Böse verstanden hatten, haben wir alle auf der weiten Erde unsere Kriegswaffen umgetauscht, die Schwerter in Pflugscharen, die Lanzen in (andere) Ackergeräte, und züchten Gottesfurcht, Gerechtigkeit, Menschenfreundlichkeit, Glaube und Hoffnung, welche vom Vater selbst durch den Gekreuzigten gegeben ist. (Justin der Märtyrer (c. 160, E), 1.254; Dialog mit dem Juden Trypho (BKV), Kap. 110)

Hier fällt sofort auf, dass er die Lehren Jesu wortwörtlich nimmt. Und das ist nicht bloß ein persönlicher Standpunkt von Justin dem Märtyrer, denn er schreibt den Römern, um ihnen das Christentum zu erklären.

Er hat nicht gesagt: Ich tue das nicht mehr. Er sagte: Wir tun dies nicht mehr. „.. haben wir alle auf der weiten Erde unsere Kriegswaffen umgetauscht, die Schwerter in Pflugscharen.“

Beachten Sie auch, wie die Christen die Prophezeiung, die wir vorhin in Jesaja, Kapitel 2, gelesen haben, so verstanden, dass sie sich für die Bürger des Königreiches Gottes schon jetzt erfüllt. Das ist nicht etwas für das Tausendjährige Reich. Es ist etwas, das sich jetzt in unserem Leben abspielt.

Tatian, ein anderer Apologet aus dem Nahen Osten, der als Vertreter aller Christen schrieb (und er sprach nicht über seine persönlichen Ansichten), sagte folgendes:

Herrschen will ich nicht, nach Reichtum strebe ich nicht, militärische Würden lehne ich ab, Unzucht ist mir verhaßt, aufs Meer treibt mich kein unersättlicher Hunger nach Gold, um Siegeskränze kämpfe ich nicht. (Tatian (c. 160, E), 2.69.; Rede an die Bekenner des Griechentums (BKV), 11,2)

Athenagoras von Athen war ein weiterer Apologet, der den Römern das Christentum erklärte. Er sagte:

Denn wir haben die Lehre empfangen, Leute, die uns quälen, nicht ebenfalls zu schlagen, und Leute, die uns vertreiben und ausrauben, nicht einmal vor Gericht zu fordern, sondern ersteren, wenn sie uns schmählich auf die Schläfe schlagen, auch die andere Seite des Kopfes zum Schlage darzubieten und letzteren, wenn sie uns den Leibrock nehmen, auch noch den Mantel auszuliefern. (Athenagoras (c. 175, E), 2.129; Bittschrift für die Christen (BKV), 1.)

Irenäus schrieb aus Gallien, dem heutigen Frankreich. Er diente als Aufseher oder Bischof in der Stadt Lyon, die heute noch eine große Stadt in Frankreich ist. Er sagte:

Von der Ankunft des Herrn aber ging der Neue Bund, der zum Frieden führte, und das lebendigmachende Gesetz über die ganze Erde aus, wie die Propheten verkündet haben: „Von Sion nämlich wird das Gesetz ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem und viel Volk überführen. Und umschmieden wird man die Schwerter zu Pflugscharen und die Lanzen in Sicheln, und nicht mehr werden sie lernen zu kämpfen“…Wenn aber das Gesetz der Freiheit, d. h. das Wort Gottes, von den Aposteln, die von Jerusalem ausgingen, auf der ganzen Erde verkündet wurde und eine so große Veränderung bewirkt hat, daß es aus den kriegerischen Schwertern und Lanzen Pflugscharen und Sicheln gemacht hat, die es reichte zum Ernten, und wenn sie schon nicht mehr verstehen zu kämpfen, sondern „geschlagen, die andere Backe hinhalten“, dann haben die Propheten nicht von einem anderen gesprochen, sondern von dem, der es erreicht hat. (Irenäus (c. 180, E/W), 1.512; Gegen die Häresien (BKV), Viertes Buch, 34. Kapitel: Die Propheten sprachen im Namen des wahren Gottes, 4.)

Nun werden wir uns nach Alexandria in Ägypten begeben. Wir werden uns mehrere Zitate von Clemens von Alexandria ansehen, der dort ein Lehrer der Gemeinde war. Er schreibt um das Jahr 195:

Denn nicht im Kriege, sondern im Frieden findet unsere Erziehung statt. (Clemens von Alexandrien (c. 195, E), 2.234; Paidagogos (BKV), 1. Buch, XII. Kap., 98,4)

Interessant ist, dass wenn Sie in der Zeit der frühen Christen und des Neuen Testaments einen Brief verschicken wollten, Wachs darüber schmolzen und dann entweder einen Siegelring oder ein Siegel, das von selbst stand, in das Wachs drückten. Damit wurde der Brief versiegelt und gleichzeitig bestätigt, dass er von Ihnen stammte. Die Siegel, die die Römer von einem Handwerker kauften, trugen vielleicht das Bild eines Schwertes, eines Soldaten, eines heidnischen Gottes oder eines Trinkbechers etc. Und so diskutierte Clemens von Alexandria, welche Siegel Christen haben sollten:

Unsere Siegelbilder aber sollen sein eine Taube oder ein Fisch oder ein Schiff mit geschwellten Segeln oder eine Leier, das Musikinstrument, das Polykrates auf seinem Siegelring hatte, oder ein Schiffsanker, wie ihn Seleukos auf sein Siegel einschneiden ließ; und wenn einer ein Fischer ist, wird er an den Apostel denken und an die aus dem Wasser (der Taufe) emporgezogenen Kinder. Denn Gestalten von Göttern dürfen die mit ihren Siegeln nicht abdrücken, denen es auch verboten ist, sie zu verehren, und ebensowenig ein Schwert oder einen Bogen die nach Frieden Strebenden oder Trinkpokale die Enthaltsamen. (Clemens von Alexandria (c. 195, E), 2.286; Paidagogos (BKV), 3. Buch, XI. Kap., 59,2)

Wieder von Clemens:

Er fordert uns auf, „unsere Feinde zu lieben, diejenigen zu segnen, die uns verfluchen, und für diejenigen zu beten, die uns misshandeln.“ Und er sagt: „Wenn dich jemand auf die eine Backe schlägt, dann halte ihm auch die andere hin; und wenn jemand dir den Mantel wegnimmt, dann hindere ihn nicht daran, auch deinen Mantel zu nehmen.“ Ferner befiehlt er, die Feinde zu lieben und die zu segnen, die uns fluchen, und für die zu beten, die uns beschimpfen. „Dem, der dich auf die Wange schlägt, biete auch die andere dar; und wenn dir jemand den Rock nimmt, so verwehre ihm auch den Mantel nicht!“ Clemens von Alexandrien (c. 195, E), 2.293; Paidagogos (BKV), 3. Buch, XII. Kap., 92,3)

Wiederum von Clemens:

Man muß dem Freunde Liebe erweisen, auf daß er noch mehr Freund bleibe, dagegen dem Feind helfen, damit er nicht Feind bleibe. Denn durch die Hilfe wird das Wohlwollen befestigt, Feindschaft aber getilgt. (Clemens von Alexandrien (c. 195, E), 2.370; Teppiche (BKV), Zweites Buch, XIX. Kapitel, 102,4)

Noch ein Satz von Clemens:

Denn wir wollen die Frauen nicht zu einer Art von Amazonen erziehen, die im Krieg tapfer wie Männer kämpften, da wir doch sogar bei den Männern wünschen, daß sie friedfertig sind. (Clemens von Alexandrien (c. 195, E), 2.420; Teppiche (BKV), Viertes Buch, VIII. Kapitel, 61).

Wir gehen nun hinüber nach Karthago im westlichen Teil Nordafrikas. Tertullian war ein angesehener Lehrer in der Gemeinde von Karthago. Er schrieb um das Jahr 197 in seiner Apologie an die Römer Folgendes:

Wenn uns, wie eben gesagt, die Feinde zu lieben befohlen ist, wen gibt es da noch, den wir hassen könnten? Ebenso, wenn wir Beleidigungen nicht mit Gleichem vergelten dürfen, um nicht faktisch dasselbe zu tun, wen können wir denn da überhaupt beleidigen? (Tertullian (c. 197, W), 3.45; Apologetikum (BKV), 37. Kap)

Ebenfalls aus Tertullians Apologie an die Römer:

Gibt es einen Krieg, für welchen wir, wenn auch ungleich in bezug auf militärische Macht, nicht bereit wären, wir, die wir uns so gern töten lassen, wenn es nicht bei dieser unserer Religion eher erlaubt wäre, sich töten zu lassen, als selbst zu töten? (Tertullian (c. 197, W), 3.45; Apologetikum (BKV), 37. Kap)

Tertullian macht hier eine interessante Bemerkung. Die Römer waren sehr vertraut mit der Tatsache, dass die Christen keine Angst vor dem Tod hatten. Sie starben zu Tausenden Jahr für Jahr oder bei jeder Verfolgungswelle, und bevor sie Christus verleugneten, erlitten sie lieber schreckliche Qualen.

Er sagt also: Wenn wir in den Krieg ziehen würden, wären wir eine schreckliche Streitkraft, weil wir keine Angst vor dem Tod haben; aber er sagt, wir würden lieber sterben oder getötet werden, als jemand anderen zu töten.

Wiederum von Tertullian:

der Christ fügt auch nicht einmal seinem Feinde Schaden zu. (Tertullian (c. 197, W), 3.51; Apologetikum (BKV), 46. Kap.)

Wiederum von Tertullian:

Er (Gott) verbietet jede Art von Menschentötung durch dieses eine zusammenfassende Gebot: „Du sollst nicht töten.“ (Tertullian (c. 197, W), 3.80; Über die Schauspiele, 2. Kap).

Noch ein Zitat von Tertullian:

„Aus Sion wird ausgehen das Gesetz und das Wort Gottes aus Jerusalem, und er wird Gericht halten unter den Völkern“, d. h. unter uns, die wir aus den Heiden berufen worden, „und sie werden umschmieden“, heißt es, „ihre Schwerter zu Pflügen und ihre Lanzen zu Sicheln und kein Volk wird mehr gegen das andere zum Schwerte greifen und sie werden das Kriegführen nicht mehr erlernen“. Wer wird damit gemeint sein, wenn nicht wir, die wir, durch das neue Gesetz belehrt, alles dies beobachten, nachdem das alte Gesetz abgeschafft ist, dessen künftige Abschaffung die Tatsachen selbst kundtun. Das alte Gesetz behauptete sich durch Ahndung mit dem Schwerte, forderte Auge für Auge und nahm Rache für die Unbill. Das neue Gesetz aber hat Sanftmut verkündet, leitet das frühere Wüten und Toben mit Schwertern und Lanzen zu friedlicher Ruhe an und lenkt das frühere kriegerische, gegen die äußeren Feinde und Gegner des Gesetzes gerichtete Treiben in die friedlichen Tätigkeiten des Pflügens und Ackerbauens hinüber. (Tertullian (c. 197, W), 3.154; Gegen die Juden (BKV), 3. Kap.)

Wir haben uns also eine Reihe von Schriftstellern angesehen, die über die ganze antike Welt verstreut sind, darunter Afrika, Ägypten und Rom (von wo aus Justin der Märtyrer schrieb), Gallien in Frankreich und Syrien im Nahen Osten. Wir stellen fest, dass die Standpunkte alle gleich sind; jeder vertritt denselben Standpunkt. Sie nahmen die Gebote Jesu, die Feinde zu lieben und dem Bösen nicht zu widerstehen, sehr wörtlich, und sie alle verstanden die Prophezeiung in Jesaja, Schwerter zu Pflugscharen zu machen, so, dass sie auf die Christen derartig anzuwenden sei, dass wir sie in unserem Leben jetzt ausleben.