Ein heute weitgehend unbekannter Apologet, der vor seiner Bekehrung Philosoph war.
Der großen kirchlichen Tradition ist der Apologet Athenagoras eine so gut wie unbekannte Persönlichkeit. Selbst ein Hieronymus, ein Eusebius schweigen von ihm. In der ganzen altchristlichen Literatur finden sich bloß zwei Stellen, wo er genannt wird. Der Bischof Methodius von Olympus (gest. um 311) brachte in einer Abhandlung über die Auferstehung ein längeres Zitat aus Athenagoras (Bittschrift Kap. 24) mit der Bemerkung: „wie auch von Athenagoras gesagt wurde“. Außerdem wird Athenagaras noch in einem anonymen Exzerpt aus der um 430 veröffentlichten, uns aber verloren gegangenen christlichen Geschichte des Philippus von Side genannt; hier heißt es zunächst, er habe unter Hadrianus und Antoninus geblüht, an die er auch die Bittschrift für die Christen gerichtet habe; diese Angabe des Exzerptes ist insofern unrichtig, als sich die Bittschrift des Athenagoras nicht an die genannten Herrscher, sondern an Marcus Aurelius Antoninus und dessen Sohn und Mitregenten Lucius Aurelias Commodus wendet; ferner wird in diesem Exzerpt Athenagoras wenigstens indirekt als Athener bezeichnet und sowohl mit der Akademie in Athen als auch mit der Schule in Alexandria in Verbindung gebracht; es wird von ihm gesagt, er habe sich gerade im Philosophenmantel mit dem Christentum befreundet und sei infolge des Studiums der göttlichen Schriften aus einem Saulus ein Paulus geworden.
Vom fünften Jahrhundert ab verliert sich jede Spur von Athenagoras. Erst der gelehrte und sammeleifrige Erzbischof Arethas von Cäsarea·in Kappadozien hat wieder Kunde von ihm. Er findet von Athenagoras erstens eine christliche Apologie vor, die den auffallenden Titel „Presbeia“ trägt, ein Wort, das sich am besten durch Bitt- oder Denkschrift übersetzen läßt; die lateinischen Übersetzer gaben es wörtlich mit legatio wieder oder, was mehr dem Sinne entspricht, mit supplicatio oder deprecatio; zweitens findet Arethas als von demselben Autor stammend eine Abhandlung über die Auferstehung der Toten vor.
Diese beiden Schriften des Athenagoras ließ Arethas im Jahre 914 von seinem Sekretär Baanes abschreiben; dadurch entriß er den Athenagoras der Vergessenheit und führte ihn wieder in den Kreis der kirchlichen Literatur ein. [..] Das Schweigen der altchristlichen Literatur über Athenagoras hat schon zu verschiedenen Erklärungsversuchen Anlaß gegeben, aber eine durchaus befriedigende Erklärung scheint immer noch nicht gefunden zu sein. (Auszug aus der BKV)