• Was die frühen Christen über Krieg glaubten.

Wir sahen, dass es im zweiten Jahrhundert noch die selbe Ansicht war. Auch zu Beginn des vierten Jahrhunderts (bis zum Konzil von Nizäa) finden wir vor, dass das immer noch die Auffassung der Kirche ist.

Arnobius, ein um das Jahr 305 schreibender Apologet, verkündete Folgendes:

Wiewohl ihr sagt, diese Kriege würden wegen der Mißgunst unsrer Religion erregt, dennoch läßt sich unschwer beweisen, wie daß, nachdem Christus auf Erden gehört worden, dieselben nicht sowohl zugenommen, sondern vielmehr größten Theils durch Unterdrückung der Wuth entkräftet wurden: denn da wir, eine so mächtige Menge durch seinen Unterricht und seine Gebote empfangen haben, nicht müsse Böses mit Bösem vergolten werden; es sey trefflicher Unrecht erleiden als anthun, sein eigenes Blut vergießen als mit dem eines Anderen Hand und Gewissen beflecken; (Arnobius (c. 305, E), 6.415; Gegen die Heiden (BKV), Buch I, Kap. 6)

Und Arnobius fährt im selben Satz fort:

so genießt sogleich der undankbare Erdkreis eine Wohlthat von Christus, der die wilde Wuth sänftigte und die feindlichen Hände vom Blute verwandter Geschöpfe abzuhalten begann. Wollten nun Alle, welche einsehen, sie seyen Menschen nicht der Leibesgestalt nach, sondern gemäß dem Vermögen der Vernunft, überhaupt nur ein wenig den heilsamen und friedlichen Verordnungen Gehör geben, und nicht aus Stolz und Arroganz mehr ihren Sinnen als seinen Ermahnungen glauben, so lebte alsbald der ganze Erdkreis, den Gebrauch des Eisens zu sanftern Werken gewendet, in behaglichster Ruhe und stimmte durch unverletzte Bündnisse des Friedens überein. (Arnobius (c. 305, E), 6.415; Gegen die Heiden (BKV), Buch I, Kap. 6)

Es ist interessant, dass er sagt, wenn alle Menschen Christen wären, gäbe es keine Kriege.

Könnte die heutige Kirche (oder das, was sich heute als Kirche bezeichnet) das sagen?

Nun, nein, wir wissen, dass es nicht stimmt.

  • Viele Jahrhunderte lang hat sich ganz Europa zum Christentum bekannt, und sehen wir uns die endlosen Kriege während des gesamten Mittelalters und der Renaissance an, bis in die Neuzeit. Noch schlimmer wird es, wenn man ins 20. Jahrhundert kommt, wo zwei Weltkriege begonnen und geführt wurden, hauptsächlich in Europa.

  • Schauen Sie sich die Geschichte Amerikas und den Krieg zwischen den Staaten an. Beide Seiten beteuerten, Christen zu sein.

  • Nein, das könnten wir heute nicht mehr sagen; die Welt würde uns auslachen, aber die frühen Christen konnten es damals sagen.

Nun wollen wir uns einige Zitate von Laktanz ansehen, der ein sehr gebildeter Christ war. Tatsächlich wurde er als junger Mann sogar zum persönlichen Hauslehrer von Konstantin ernannt, bevor dieser Kaiser wurde. Dies schreibt Laktanz kurz vor dem Ende der vornizänischen Ära, etwa um das Jahr 310:

Aber wenn nur Gott allein angebetet würde, gäbe es keine Streitigkeiten und Kriege. Denn dann wüssten die Menschen, dass sie Söhne des einen Gottes sind. (Lactantius (ca. 304-313, W), 7.143; The Divine Institutes, Book V., Chap. VIII)

Wiederum von Laktanz:

Oder warum sollte er (der gerechte Mann) Krieg führen und sich mit den Leidenschaften der anderen vermischen, wenn sein Geist mit dem ewigen Frieden mit den Menschen beschäftigt ist? Würde er sich an fremden Gütern oder an menschlichem Blut erfreuen - er, der nicht weiß, wie man nach Gewinn strebt? Denn der Christ ist mit seinem Lebensstandard zufrieden. Er hält es nicht nur für unrechtmäßig, selbst ein Gemetzel zu begehen, sondern auch mit denen zusammen zu sein, die es begehen. (Lactantius (c. 304-313, W), 7.153; The Divine Institutes, Book V., Chap. XVIII)

Weiter mit Laktanz:

Und wenn die Begierde gezügelt wird, wird niemand zu Lande oder zu Wasser Gewalt anwenden, und niemand wird eine Armee anführen, um das Eigentum anderer zu rauben und zu verwüsten. Und wenn die Begierde unterdrückt wird, wird jedes Zeitalter und jedes Geschlecht seine Heiligkeit bewahren; niemand wird leiden oder etwas Schändliches tun. Deshalb werden alle Verbrechen und schändlichen Handlungen aus dem Leben und dem Charakter der Menschen verschwinden, wenn diese Gefühle durch Tugend besänftigt und beruhigt werden. … Die ganze Pflicht der Tugend besteht also darin, nicht zu sündigen. Das kann freilich derjenige nicht tun, der Gott nicht kennt; denn die Unkenntnis dessen, von dem das Gute ausgeht, muß den Menschen unversehens in Laster stürzen. .... Denn was sind die Interessen unseres Landes, wenn nicht der Schaden eines anderen Staates oder einer anderen Nation? Die Grenzen zu erweitern, die anderen gewaltsam genommen werden, die Macht des Staates zu vergrößern, die Einnahmen zu verbessern - all das sind keine Tugenden. Vielmehr sind sie der Umsturz von Tugenden. (Lactantius (c. 304-313, W), 7.169; The Divine Institutes, Book VI., Chap. V)

Erneut Laktanz:

Denn wie kann ein Mensch gerecht sein, der verletzt, der hasst, der plündert, der tötet? Und die, die sich bemühen, ihrem Lande dienstbar zu sein, tun alle diese Dinge; ... Wenn sie also von den Pflichten des Krieges sprechen, so ist das ganze Gerede weder der Gerechtigkeit noch der wahren Tugend, sondern diesem Leben und den bürgerlichen Einrichtungen gewidmet. (Lactantius (c. 304-313, W), 7.169; The Divine Institutes, Book VI., Chap. VI)

Und noch ein Satz von Laktanz:

Denn es ist nicht geziemend, daß der Diener Gottes dem Diener Gottes Leides zufüge. (Laktanz (c. 304-313, W), 7.271; Vom Zorne Gottes (BKV), 14. Die Bestimmung des Menschen.)

Es gäbe noch viele weitere Zitate, auf die ich hier aber nicht eingehen werde, um Sie nicht zu überfordern.