• Was die frühen Christen über Krieg glaubten.

Hat ein Christ nicht auch eine Verantwortung gegenüber seinem Land?

Nun, die frühen Christen hätten das bejaht.

Wir haben eine Verantwortung für unser Land, aber auf eine ganz andere Weise als die Welt ihre Länder verteidigt.

Eines der grundlegenden Prinzipien des Christentums ist, dass der Zweck niemals die Mittel heiligt. Im Christentum sind die Mittel, mit denen wir etwas erreichen, immer genauso wichtig wie der Zweck selbst. Die Überwindung des Bösen durch den Einsatz böser Mittel war für die Urchristen völlig inakzeptabel. Während die Römer es als edle Tat ansahen, ihr Land zu verteidigen, indem sie anderen Menschen das Leben nahmen, sahen die frühen Christen das anders.

Vorhin haben wir uns ein Zitat von Laktanz angesehen. Schauen wir es uns noch einmal an und denken wir darüber nach, worum es wirklich geht, wenn wir „unserem Land dienen“. Er sagt:

Es ist keine Tugend, „der Feind des Bösen“ und „der Verteidiger des Guten“zu sein. Die Interessen unseres Landes werden ausnahmslos auf Kosten eines anderen Staates oder einer anderen Nation erworben und geschützt. Die Vergrößerung der Macht des Staates, die Verbesserung der Staatseinnahmen und die Ausdehnung der nationalen Grenzen werden erreicht, indem man anderen gewaltsam etwas wegnimmt. Nichts von alledem ist tugendhaft, sondern die Abschaffung der Tugend... Wie kann ein Mensch gerecht sein, der verletzt, der hasst, der plündert und der tötet? Doch diejenigen, die sich bemühen, ihrem Land zu dienen, tun all diese Dinge.... Ein Mensch, der dem Kummer und dem Zorn nachgibt, anstatt mit ihnen zu kämpfen, und der dorthin eilt, wohin er sich durch die Ungerechtigkeit gerufen fühlt, hält die Tugend nicht aufrecht. Denn ein Mensch, der eine Verletzung mit einer Verletzung vergilt, ahmt in Wirklichkeit die Person nach, von der er verletzt worden ist. Wer einen bösen Menschen nachahmt, kann auf keinen Fall rechtschaffen sein. (Buch 6, Kap. 10 aus den „Göttlichen Unterweisungen“ von Laktanz).

Jede Regierung sagt immer, dass sie der Feind der Bösen ist. Sie sagen alle, dass sie die Guten sind, und natürlich sagen auch die Menschen, die sie bekämpfen, das Gleiche. Jede Seite sagt immer, dass Gott auf ihrer Seite ist.

Wenn unser Land von uns verlangt, dass wir uns an Mitteln beteiligen, die im Widerspruch zu Jesus Christus stehen, können wir das nicht tun. Aber wir können helfen, unser Land auf andere Weise zu verteidigen.

Der römische Kritiker Celsus, der sehr gut darüber informiert war, was die Christen glaubten und praktizierten, schrieb ein vernichtendes Werk gegen die Christen. Er kritisierte sie scharf für ihre Ansicht, sich nicht am Krieg zu beteiligen und keine „bürgerlichen Pflichten" zu übernehmen und dergleichen mehr. Origenes schrieb ein ganzes Buch gegen Celsus als Antwort. Hier ein Auszug daraus:

Im folgenden ermahnt uns Celsus, „wir sollten dem Kaiser beistehen mit aller Kraft, mit ihm für das uns abmühen, was recht ist, für ihn kämpfen und, wenn die Not es forderte, mit ihm ins Feld rücken und mit ihm seine Truppen anführen“. Darauf haben wir zu sagen, daß wir zu rechter Zeit den Herrschern „beistehen“, und zwar sozusagen mit göttlicher Hilfe, da wir „die Waffenrüstung Gottes“ anlegen. Und dies tun wir, gehorsam dem Apostelwort, das so lautet: „Ich ermahne euch nun zuerst, zu vollziehen Bitten, Gebete, Fürbitten, Danksagungen für alle Menschen, für Könige und für alle Obrigkeiten.“ Und je frömmer jemand ist, um so mehr richtet er durch seine den Herrschern geleistete Hilfe aus, auch mehr als die Soldaten, die zur Feldschlacht ausziehen und so viele von den Feinden vernichten, als sie imstande sind. (Origenes (c. 248, E), 4.667, 668; Gegen Celsus (BKV), Achtes Buch, 73.)

Origenes fährt fort:

Ferner kontern wir den Gegnern unseres Glaubens, die von uns verlangen, daß wir die Waffen für das allgemeine Beste tragen und Feinde niedermachen sollen, auch diese Antwort geben: Eure eigenen Priester, die für gewisse Götterbilder zu sorgen haben, und die Tempeldiener derjenigen, die ihr für Götter haltet, dürfen der Opfer wegen ihre Rechte nicht beflecken, damit sie mit reinen Händen, an denen kein Menschenblut haftet, euren Göttern die herkömmlichen Opfer darbringen können; und wenn ein Krieg ausbricht, so macht ihr doch wohl nicht auch die Priester zu Soldaten. Wenn dies nun mit gutem Grunde geschieht, um wieviel mehr wird es dann vernnünftig sein, daß die Christen, während die andern zu Felde ziehen, als Priester und Diener Gottes an dem Feldzuge teilnehmen, indem sie ihre Hände rein bewahren und mit ihren an Gott gerichteten Gebeten für die gerechte Sache und deren Verteidiger und für den rechtmäßigen Herrscher kämpfen, damit alles vernichtet werde, was sich der guten Sache und ihren Verteidigern feindlich widersetzt! Wir vernichten aber mit unseren Gebeten auch alle Dämonen, welche die kriegerischen Unternehmungen anstiften und Eide brechen und den Frieden stören, und helfen dadurch den Herrschern mehr als die Personen, welche äußerlich zu Felde ziehen! „Wir kämpfen“ sogar mehr (als andere) „für den Kaiser“; und wenn wir auch nicht „mit ihm ins Feld rücken“, „sobald die Not es fordert“, so ziehen wir doch für ihn zu Felde, indem wir ein besonderes Kriegsheer der Frömmigkeit durch die an die Gottheit gerichteten Fürbitten zusammenbringen. (Origenes (ca. 248, E), 4.667, 668; Gegen Celsus (BKV), Achtes Buch, 73.)

Wir könnten noch viel mehr über unsere Verantwortung gegenüber unserem Land sagen, aber das meiste davon habe ich mir für eine andere Botschaft mit dem Titel „Die zwei Königreiche“ aufgehoben. Wenn Sie das noch nicht gelesen haben, empfehle ich Ihnen, das zu tun, denn Sie können die frühchristliche Haltung zum Krieg nicht ganz verstehen, ohne die Lehre von den zwei Königreichen zu kennen, die eine der grundlegenden Lehren der frühen Kirche war.

Ich bin überrascht, wie viele bekennende Christen sich über die Zitate, die wir uns gerade angesehen haben, lustig machen und sagen: „Oh ja, wenn wir beten, wird das wirklich unser Land retten!“ Sie zeigen damit, dass sie nicht wirklich an Gott glauben. Wenn es hart auf hart kommt, sagen sie, dass wir Christen keine überirdische Macht haben und die einzige Möglichkeit, unser Land und unsere Freiheit zu bewahren, darin besteht, dieselben irdischen Mittel einzusetzen, die die Welt benutzt. Sie würden sagen, dass es unrealistisch ist, zu glauben, dass wir einfach beten können. Schauen wir uns ein wenig in der Geschichte um und sehen wir, wie „unrealistisch“ das war.