Apologien sind in der Regel Verteidigungsbriefe, die christliche Lehrer an bestimmte Menschen schreiben. So schrieb Justin seine erste Apologie an den Kaiser Hadrian und an dessen Adoptivsohn Marcus Aurelius (den späteren Kaiser Mark Aurel) und an den römischen Senat.
Es ist eine wortreiche, freimütige Bittschrift, wo Justin der Märtyrer in 67 Kapiteln die mächtigsten Römern seiner Zeit bestürmt, die ungerechten Prozesse gegen die Christen einzustellen und endlich die vielgerühmte römische Gerechtigkeit auch gegenüber Christen walten zu lassen:
Ihr nun hört allenthalben, daß ihr Fromme und Weise, Wächter des Rechtes und Freunde der Bildung genannt werdet; ob ihr es aber auch seid, wird sich zeigen. Denn nicht, um mit dieser Schrift euch zu schmeicheln oder zu Gefallen zu reden, sind wir gekommen, sondern um zu fordern, daß ihr auf Grund sorgfältiger und verständiger Untersuchung das Urteil fällt, unbeirrt durch vorgefaßte Meinung oder durch die Rücksicht auf abergläubische Menschen und ohne in unvernünftiger Leidenschaft und nach alteingewurzeltem Vorurteil gegen euch selbst das Urteil zu sprechen. (Kapitel II)
Justin nützt das Mittel eines Briefes um den christlichen Glauben ausführlich darzulegen, denn vor Gericht konnten Christen sich nicht verteidigen, sondern wurden oft nur gefragt, ob sie Christen seien und, wenn sie das bejahten, ohne weitere Untersuchung oder Beweisführung zum Tode verurteilt. Das rief Apologeten wie Justin auf den Plan. Leider verfehlte diese Apologie die gewünschte Wirkung, denn die Christen wurden weiterhin unterdrückt und zu unrecht verurteilt, und am Ende wurde auch Justin selbst zum Märtyrer. Aber uns gibt diese ausführliche erste Apologie (es sollte eine zweite folgen) Justins einen tiefen, wertvollen Einblick in die Lehre und das Leben der frühen Christen und wie sie sich gegen ihre Feinde verteidigten. Und wir erhalten nebenbei einen Kurs in Griechischer und Römischer Mythologie und Geschichte. Allen, die wegen der vielen Namen in diesem Buch verwirrt sind, empfehlen wir unser Lexikon der antiken Geschichte und Mythologie, das wir dem Dialog Octavius von Minucius Felix, den wir ebenfalls als Buch herausbrachten, beigefügt haben.
Es gibt dieses Werk in der BKV online auf Deutsch, jedoch leider in einer stellenweise irritierenden Übersetzung. Wir haben sie mit der besseren englischen Übersetzung revidiert und mit vielen weiterführenden Fußnoten in einem Sammelband gemeinsam mit der 2.Apologie und dem Brief an Diognet herausgebracht. Das Buch ist sowohl gebunden wie auch digital als eBook erhältlich in allen bekannten Onlineshops und bei allen Buchhändlern bestellbar mit der ISBN 9783757881047.