• Aber wer nannte das Christuskind überhaupt Emmanuel?

Alle vier Evangelien betonen, dass Jesus Christus sämtliche Prophezeiungen aus dem Alten Testament bezüglich des vorhergesagten Messias exakt erfüllte. Doch eine davon tanzt aus der Reihe und sorgt schon lange für Verwirrung, Zweifel und Spott.

Es ist jene Prophezeiung, auf die uns allein der Apostel Matthäus aufmerksam macht:

Dies alles geschah aber, auf daß erfüllt würde, was von dem Herrn geredet ist durch den Propheten, welcher spricht: „Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Emmanuel heißen“, was verdolmetscht ist: Gott mit uns. (Mt 1,22-23 ELB)

Matthäus zitierte hier ein prophetisches Wort von Jesaja und das hat, wie bereits eingangs erwähnt, seit Christi Geburt für reichlich Verwirrung, Zweifel und sogar Spott gesorgt. Warum? Aus mehreren Gründen:

  1. Viele Menschen sehen nicht, dass die Prophezeiung erfüllt wurde, denn niemand im Neuen Testament nannte den von Maria geborenen Sohn Emmanuel, sondern alle nannten ihn stets Jesus.
  2. Emmanuel kommt im ganzen Neuen Testament überhaupt nur ein einziges Mal vor und zwar im Matthäusevangelium an dieser einen Stelle.
  3. Wieso nannte Maria ihren Sohn Jesus anstatt Emmanuel? Im Alten Testament wird für den Messias der Name Emmanuel vorhergesagt, aber nicht Jesus. Für viele Menschen, insbesondere die Juden, ist das ein Beweis, dass Jesus daher nicht der verheißene Messias sein kann. Denn er hat anscheinend den falschen Namen von seiner Mutter bekommen und niemand hat seither den Namen Emmanuel verwendet, auch Jesus selbst nicht.
  4. Der Wortlaut des prophetischen Wortes bei Matthäus widerspricht heute in allen modernen Bibeln dem Wortlaut im Buch Jesaja. Und das wirft noch mehr Fragen auf: Hat Matthäus falsch zitiert? Und wer soll nach der unverfälschten Prophezeiung den Sohn Emmanuel nennen, seine Mutter oder jemand anders? Und ist Emmanuel überhaupt der richtige Name oder nicht doch Immanuel?

Ich werde alle diese Fragen in diesem Beitrag beantworten, alle Verwirrung auflösen, und die Wahrheit ans Licht bringen. Die Wahrheit, die bereits die Apostel kannten und lehrten und von den frühen Christen überliefert und verteidigt wurde, gegen alle Zweifler und Spötter, die sich schon früh zu Wort meldeten.


Beginnen möchte ich mit jenem Einwand, der erst seit wenigen Jahrhunderten vorgebracht wird. Es ist der letzte Punkt in der Liste oben. Schlagt man heute eine Bibel auf, so steht im Buch Jesaja die Prophezeiung dort so:

Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und wird seinen Namen Immanuel heißen. (Jes 7,14 ELB)

Da gibt es deutliche Abweichungen von der Prophezeiung, die Matthäus überlieferte. Einerseits ist der Name anders. Und andererseits sagt Jesaja im Alten Testament, die Jungfrau wird ihren Sohn Immanuel nennen. Aber im Neuen Testament schreibt Matthäus, dass laut Jesaja mehrere (nicht näher genannte) Menschen den Sohn Emmanuel nennen werden. „Man wird ihn Emmanuel nennen“, schreibt Matthäus wörtlich oder nach der Orthodoxen Lesart: „Sie werden ihn Emmanuel nennen“. Wäre das kein Zitat, könnte man ein Auge zudrücken und sagen, da treffen zwei verschiedene Meinungen oder Auslegungen aufeinander. Aber Matthäus behauptet ja, er zitiere Jesaja und markiert den Satz als wörtliche Prophetie, die erfüllt wurde. Dann geht das so nicht durch und wird zu einem Konflikt, den man in allen Bibeln sieht:

Bibel Jesaja 7,14 Matthäus 1,23
Luther 1545 Darum so wird euch der HErr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie heißen Immanuel. Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Emanuel heißen, das ist verdolmetschet, GOtt mit uns.
Luther 2017 Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel. »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns.
Schlachter 1951 Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau hat empfangen und wird Mutter eines Sohnes, den sie Immanuel nennen wird. »Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und man wird ihm den Namen Emmanuel geben; das heißt übersetzt: Gott mit uns.«
Schlachter 2000 Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird ihm den Namen Immanuel geben. »Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären; und man wird ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: »Gott mit uns«.
Einheitsübersetzung 1980 Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben. Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, / einen Sohn wird sie gebären, / und man wird ihm den Namen Immanuel geben, / das heißt übersetzt: Gott ist mit uns.
MENGE Darum wird der Allherr selbst euch ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird guter Hoffnung werden und einen Sohn gebären, dem sie den Namen Immanuel geben wird. »Siehe, die Jungfrau wird guter Hoffnung und Mutter eines Sohnes werden, dem man den Namen Immanuel geben wird«, das heißt übersetzt: ›Mit uns ist Gott.‹ –
Textbibel Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Ein junges Weib wird schwanger werden und einen Sohn gebären und ihn Immanuel nennen. Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, was in der Übersetzung heißt: Gott mit uns.
Zürcher 1931 Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, das junge Weib ist schwanger und gebiert einen Sohn, und sie gibt ihm den Namen Immanuel «Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben», was übersetzt heisst: «Gott mit uns».
Leander van Ess 1859 Darum wird Gott selbst euch ein Zeichen geben: siehe! die Jungfrau wird schwanger werden, und einen Sohn gebären, und wird ihn nennen Immanuel (Gott mit uns). Siehe! eine Jungfrau wird schwanger seyn, und einen Sohn gebären; und sie werden ihn Emmanuel nennen, welches in unserer Sprache heißt: Gott mit uns!
King James Version Therefore the Lord himself shall give you a sign; Behold, a virgin shall conceive, and bear a son, and shall call his name Immanuel. Behold, a virgin shall be with child, and shall bring forth a son, and they shall call his name Emmanuel, which being interpreted is, God with us.

Diese Tabelle zeigt durchgängig das selbe Phänomen in allen Bibeln, auch in den Englischen (stellvertretend für alle englischsprachigen haben wir die auch heute noch dominante King James Bibel angeführt): Im Alten Testament im Buch Jesaja steht überall, dass die Jungfrau das Kind Immanuel nennen wird.

Manche Bibeln haben statt der Jungfrau bloß eine junge Frau angekündigt, was nicht das Selbe ist und das göttliche Zeichen zu einem alltäglichen normalen Vorgang macht. Darauf kommen wir noch. Im Neuen Testament jedoch im Matthäusevangelium steht nirgendwo, dass die Jungfrau ihren Sohn Emmanuel nennen wird, sondern das „man“ es tun wird oder „sie“ (Mehrzahl) es tun werden. Die Bibeln sind sich übrigens nicht einig, ob er Immanuel oder Emmanuel heißen soll. Manche schreiben sogar im Alten Testament den einen Namen, im Neuen den anderen. Wie soll man diese Unterschiede (und das waren noch nicht alle, die man erkennen und besprechen könnte) erklären und auflösen? Liegt es an den Übersetzern? Haben alle Bibeln falsch übersetzt? Und wenn ja, wo liegen sie falsch, im Alten oder im Neuen Testament?

Hier klärt ein Blick in die Septuaginta - das ist das Alte Testament, das Jesus und Seine Apostel damals hatten - alles auf. Dort steht in Jesaja 7,14:

δια τουτο δωσει κυριος αυτος υμιν σημειον ιδου η παρθενος εν γαστρι εξει και τεξεται υιον και καλεσεις το ονομα αυτου εμμανουηλ

Die Septuaginta Deutsch übersetzt das so:

Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben; siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und du wirst (orthodoxe Lesart: sie werden) ihm den Namen »Emmanuel« geben.

Das ist exakt der Wortlaut, den Matthäus schrieb und der mehr oder weniger in jeder Bibel genauso im Matthäusevangelium steht (mit Ausnahme des Namens Emmanuel, den heute viele Bibeln Immanuel schreiben, aber darauf kommen wir noch).

Damit wäre also die erste Frage geklärt, ob Matthäus falsch zitierte oder die Bibeln falsch übersetzt haben. Beides kann man getrost mit Nein beantworten. Der Fehler liegt weder beim Autor noch bei den Übersetzern, sondern allein beim Grundtext. Die meisten Bibeln verwenden heute leider nicht die griechische Septuaginta als Grundtext für ihr Altes Testament sondern den hebräischen Masoretentext - und der weicht eben von der Septuaginta (LXX) ab und erst dadurch entstehen die genannten Widersprüche (und viele andere!) zum Neuen Testament. Das ist aber ein spezielles Problem unserer Zeit, das die frühen Christen nicht kannten, weil sie alle die LXX verwendeten. Die Bibel von Benjamin Fotteler trägt dem Rechnung und verwendet daher für ihr Altes Testament die Septuaginta. Deswegen stimmen dort die Zitate in beiden Testamenten überein:

Bibel Jesaja 7,14 Matthäus 1,23
FBÜ-Bibel 2022

Deshalb wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und du wirst seinen Namen Emmanuel nennen.

»Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Emmanuel nennen«, was übersetzt heißt: Mit uns ist Gott.

Die Formulierungen „man wird“, „du wirst“  oder „sie werden“ bedeuten dasselbe und beziehen sich allesamt nicht auf die Jungfrau. Es handelt sich um verschiedene Lesarten des griechischen Grundtextes mit dem selben Sinn. Wer damit gemeint ist, werden wir weiter unten noch sehen. Wir haben jetzt also geklärt und bewiesen, dass Matthäus richtig zitierte. Er zitierte die Septuaginta und nicht den hebräischen Masoretentext. Und deswegen schrieb Matthäus auch nicht, dass die Jungfrau ihren erstgeborenen Sohn Emmanuel nennen würde. Das behauptet ja nur der Masoretentext, doch der war für die Apostel nicht das Wort Gottes. Und somit braucht man sich auch nicht daran stoßen, dass Maria ihren Sohn nicht Emmanuel nannte, denn es war in Wahrheit auch nicht vorhergesagt worden von Jesaja.


Alle anderen offenen Einwände und Fragen sind nicht neu, sondern sorgten wie schon gesagt früh für Streit. So überliefert uns zum Beispiel Tertullian bereits im 2. Jahrhundert:

Dementsprechend sagen die Juden: Lasst uns diese Voraussage des Jesaja anfechten und einen Vergleich anstellen, ob auf den bereits gekommenen Christus erstens der Name, den Jesaja vorausgesagt hat, und zweitens die Zeichen davon die er von ihm angekündigt hat, zutreffen.

Jesaja sagt also voraus, dass er Emmanuel genannt werden soll, und dass er später die Macht von Damaskus und die Beute von Samaria gegen den König der Assyrer einnehmen wird. „Nun“, sagen sie, „dieser (Christus) von euch, der gekommen ist, wurde weder bei diesem Namen genannt, noch hat er Krieg geführt.“ (An Answer to the Jews, Chapter IX. Aus dem Englischen übersetzt) 

Dass Jesus nicht Krieg führte, störte tatsächlich bereits viele Juden als Jesus noch unter ihnen als Mensch lebte und wirkte. Sie erwarteten einen kriegführenden Messias. Und das lag unter anderem an jenem Satz im Buch Jesaja, der ein Kapitel später geschrieben steht:

denn bevor das Kind lernt, Vater oder Mutter zu rufen, wird man das Vermögen von Damaskos und das Raubgut von Samarien in Besitz nehmen vor dem König der Assyrer. (Jesaja 8,4 LXX Deutsch)

Die Juden verschmolzen diese Prophezeiung mit jener aus Kapitel 7 Vers 14 (siehe oben) und sagten, sie passen alle zusammen nicht auf Jesus. Und das machen bis heute viele Juden. Doch sie wurden bereits im 2. Jahrhundert n. Chr. von den frühen Christen deswegen belehrt. So setzt Tertullian seine Rede gegen die Juden fort:

Wir hingegen meinen, dass sie ermahnt werden sollten, sich auch den Kontext dieses Abschnitts in Erinnerung zu rufen. Denn beigefügt ist die Auslegung von Emmanuel - „Gott mit uns“ -, damit ihr nicht nur den Klang des Namens, sondern auch den Sinn beachten könnt. Denn der hebräische Laut, der Emmanuel ist, hat eine Deutung, die lautet: Gott mit uns. Erkundige dich also, ob diese Rede „Gott mit uns“ (das ist Emmanuel) allgemein auf Christus angewandt wird, seit das Licht Christi aufgegangen ist, und ich denke, du wirst es nicht leugnen. Denn die, die aus dem Judentum heraus an Christus glauben, signalisieren, wann immer sie Emmanuel sagen wollen, dass Gott mit uns ist; und so ist man sich einig, dass der, der immer als Emmanuel vorausgesagt wurde, bereits gekommen ist, weil das, was Emmanuel bedeutet, gekommen ist - das heißt, „Gott mit uns“. (An Answer to the Jews, Chapter IX. Aus dem Englischen übersetzt) 

Die frühen Christen ermahnten die Juden also, dass sie erstens den Kontext beachten müssen wenn sie die Schrift lesen und zweitens nicht nur auf den Klang der Worte, sondern auf deren Bedeutung, die übrigens eine hebräische ist (und daher den Juden geläufig sein sollte!), achten müssen. Es erscheint irgendwie skurril, dass die Christen den Juden praktisch Nachhilfe in der hebräischen Sprache geben mussten, aber es war so. Die Juden lasen den Namen Emmanuel nur dem Klang nach, und erwarteten daher, dass der Messias diesen Namen ebenso nach dem Klang bekommen würde. Jesus klingt aber anders als Emmanuel und daher sagten die Juden, die Prophezeiung passt nicht.


Emmanuel oder Immanuel?

Brisantes Detail am Rande: ein paar Jahrhunderte später wussten die Juden nicht einmal mehr den richtigen Klang des Namens und sprachen ihn auch noch falsch aus, nämlich Immanuel statt Emmanuel. Diese falsche Aussprache hat sich über die Jahrtausende bis heute bei der Mehrheit der Juden und Christen durchgesetzt. Sie beruht auf einer falschen Vokalisierung der hebräischen Schrift im Mittelalter. Damals befürchteten die Juden, dass das Wissen über die Aussprache der hebräischen Buchstaben und Worte verloren gehen könnte und erfanden Vokalzeichen, die es in den Jahrtausenden davor nicht gab. Doch der Schritt erfolgte zu spät, denn die alte Aussprache war bereits in Vergessenheit geraten, und so erfand man ein neues Hebräisch mit neuer Aussprache.

Dabei wäre es so einfach gewesen, die richtige, ursprüngliche Aussprache zu bewahren. Man muss in Wahrheit nur in die Septuaginta sehen, um die richtige Aussprache der hebräischen Namen zu erlernen. Denn die gelehrten Juden, die im 2. Jahrhundert vor Christus die Septuaginta schrieben, kannten noch die alte hebräische Aussprache. Sie transkribierten die hebräischen Namen in die griechische Schrift dem Klang nach. So wurden die griechischen Buchstaben quasi die Lautschrift und liefern uns bis heute zuverlässig die richtige Aussprache der hebräischen Eigennamen in der Septuaginta. Weiter oben haben wir die Stelle aus Jesaja 7,14 bereits auf Griechisch zitiert. Der Name, um den es hier geht, ist das letzte Wort und fett gedruckt: εμμανουηλ. Und genauso schrieb ihn auch Matthäus auf Griechisch:

ιδου η παρθενος εν γαστρι εξει και τεξεται υιον και καλεσουσιν το ονομα αυτου εμμανουηλ ο εστιν μεθερμηνευομενον μεθ ημων ο θεος (Mt 1,23 Textus Receptus)

Wie spricht man ihn richtig aus? Die Antwort ist im Griechischen eindeutig, denn im Unterschied zum hebräischen Alphabet hat das griechische Alphabet auch Vokale. Und nicht nur das, sondern die Aussprache erfolgt nach strengen Regeln und ist nicht beliebig wie beim Althebräisch. Hier eine kleine Tabelle mit den gegenständlichen Buchstaben:

  ε μ μ α ν ο υ η λ
Name Epsilon My My Alpha Ny Omikron Ypsilon Eta Lambda
Großbuchstabe Ε Μ Μ Α Ν Ο Υ Η Λ
Aussprache E M M A N O U E L

Die richtige Aussprache lautet also E-M-M-A-N-OU-E-L, wobei das O und U im Klang zu einem U verschmelzen. Und genauso wird dieser Name dann auch mit lateinischen Buchstaben geschrieben in der Vulgata:

Propter hoc dabit Dominus ipse vobis signum : ecce virgo concipiet, et pariet filium, et vocabitur nomen ejus Emmanuel. (Jes 7,14 Vulgata)

Ecce virgo in utero habebit, et pariet filium : et vocabunt nomen ejus Emmanuel, quod est interpretatum Nobiscum Deus.. (Mt 1,23 Vulgata)

Es ist also seit über 2000 Jahren der richtige Name mit der richtigen Aussprache sowohl auf Griechisch als auch Latein überliefert worden. Dennoch wurde 1967 in den Loccumer Richtlinien (LR) festgelegt, dass der Name in deutschen Bibeln Immanuel geschrieben werden solle (Biblische Eigennamen im Vergleich der Schreibweisen). Diesen Richtlinien folgen die meisten Bibeln seither unkritisch (siehe Tabelle auf Seite 2 „Eine Frage des Grundtextes“, wo man z.B. bei Luther und Schlachter den Umschwung nach 1967 auf die LR sehen kann im NT). Heute hören die meisten Christen und Bibelverlage offenbar lieber auf die späten Juden anstatt auf die frühen Christen und die frühen Juden, die noch im zweiten Jahrhundert alle wussten, dass der Klang des Namens Emmanuel war, wie uns Tertullian überlieferte und den Juden schrieb. Die Juden sprachen den Namen damals noch nicht falsch aus und daher war das auch noch kein Streitthema zur Zeit von Tertullian. Die Juden hatten ein anderes Problem: sie konzentrierten sich bei dem Namen nur auf seinen Klang, nicht auf seine Bedeutung.

Bei den hebräischen Namen nur auf ihren Klang zu hören, ist eine oberflächliche Praxis, die allen Männern Gottes - egal ob im Alten oder Neuen Testament - stets fremd war. Immer schon stand bei hebräischen Namen ihre Bedeutung im Blickpunkt der Autoren der Schrift. Deswegen wird an vielen Stellen im AT und NT auf die Bedeutung der Namen hingewiesen. Auch Matthäus tat das, als er Jesaja zitierte. Er fügte die Namensbedeutung extra hinzu:

„... und sie werden seinen Namen Emmanuel heißen“, was verdolmetscht ist: Gott mit uns. (Mt 1,22-23 ELB)

Man soll den Namen also nicht bloß transkribieren (d.h. dem Klang nach in einer anderen Schrift bzw. Sprache schreiben), sondern auch verdolmetschen, das heißt übersetzen. Darauf weist uns der Apostel Matthäus in seinem Evangelium an der Stelle ja extra hin! Leider werden die meisten Namen in der Bibel aber nur transkribiert und verlieren in anderen Sprachen somit ihre Bedeutung. Das verleitet zu der oberflächlichen Lesart der Juden und damit geht aber auch der Sinn und die Erfüllung der Namen verloren.

Tertullian und alle anderen frühen Christen folgten jedoch den Aposteln und achteten sehr genau auf jede ihrer apostolischen Anweisungen und verstanden den Namen Emmanuel daher immer verdolmetscht „Gott mit uns“. Und so belehrte Tertullian die Juden, dass sie den Namen ebenfalls so verstehen müssten:

Erkundige dich also, ob diese Rede „Gott mit uns“ (das ist Emmanuel) allgemein auf Christus angewandt wird, seit das Licht Christi aufgegangen ist, und ich denke, du wirst es nicht leugnen. Denn die, die aus dem Judentum heraus an Christus glauben, signalisieren, wann immer sie Emmanuel sagen wollen, dass Gott mit uns ist; und so ist man sich einig, dass der, der immer als Emmanuel vorausgesagt wurde, bereits gekommen ist, weil das, was Emmanuel bedeutet, gekommen ist - das heißt, „Gott mit uns“.


Die Juden waren damals aber nicht die einzigen, die den Namen Emmanuel nur oberflächlich dem Klang nach lasen. Auch Gnostiker taten das und übernahmen die Argumente der Juden zu 100 Prozent. Deswegen schrieb Tertullian fast die selbe Belehrung auch an Marcion, einem der bekanntesten gnostischen Sektenführer jener Zeit:

Erstens meinst Du, der Christus des Isaias solle Emmanuel heissen, sodann er werde die Macht von Damaskus und die Beute von Samaria nehmen gegen den König von Assyrien. Nun ist aber der, welcher erschien, weder unter diesem Namen aufgetreten, noch hat er kriegerische Thaten verrichtet.

Hiergegen werde ich Dich daran erinnern, dass man den Zusammenhang jener beiden Capitel nicht vergessen darf. Auch die Übersetzung von Emmanuel: „Gott mit uns“, wurde gegeben, damit man auch den Sinn des Wortes beachte, nicht bloss seinen Klang. Das Wort Emmanuel nämlich ist hebräisch und auf das betreffende Volk beschränkt, seine Bedeutung aber „Gott mit uns“ ist der Deutung entsprechend etwas allgemeines. Prüfe also, ob dieser Ausdruck „Gott mit unsoder Emmanuel von der Zeit an, wo Christus erschien, an und bei Christus in Übung kommt. Ich glaube, Du wirst es nicht leugnen, da Du ja selbst auch sagst, er wird „Gott mit uns“ genannt, d.h. aber Emmanuel. Oder solltest Du, weil bei Euch: „Mit uns Gott“ gesagt wird und nicht Emmanuel, so thöricht sein, nicht zugeben zu wollen, dass der, dem der Name Emmanuel eigentlich zukommt, erschienen sei, als ob nicht der „Gott mit uns“ eben dieser sei, so wirst Du finden, dass man bei den Hebräern, bei den Christen, ja sogar bei den Marcioniten den Namen Emmanuel braucht, wenn man sagen will: „Mit uns ist Gott“; wie jedes Volk, mag der Begriff „Gott mit uns“ bei ihm sonst lauten, wie immer er will, doch das Wort Emmanuel ausspricht und durch das Wort den Gedanken wiedergibt. Wenn also Emmanuel heisst „Gott mit uns“, wenn der „Gott mit uns“ aber eben Christus ist, der ja auch in uns ist — „denn ihr alle, die ihr auf Christum getauft seid, habt Christum angezogen“ dann ist er so recht eigentlich Christus sowohl der Bedeutung seines Namens nach, der da bedeutet „Gott mit uns“, als dem Klange des Namens nach, der da lautet: Emmanuel. Somit steht es fest, dass der, welcher als der Emmanuel angekündigt wurde, bereits gekommen sei, weil das gekommen ist, was Emmanuel bedeutet, d.h. der „Gott mit uns“. (Die fünf Bücher gegen Marcion. (BKV) Drittes Buch 12. Cap. Marcion wendet dagegen ein, Christus habe weder den Namen geführt, den er nach der Weissagung haben sollte, noch stimme die Art seines Auftretens zu der bei Isaias gegebenen Schilderung. Ob Christus den Namen Emmanuel verdiene?)

Der kriegerische Christus, den viele Juden und Gnostiker aus den Worten des Propheten Jesaja herauslesen, ist nicht Gegenstand dieses Beitrages. Hier geht es um den Namen Emmanuel. Deswegen klammern wir den Rest aus, auf den aber Tertullian in seinen Ausführungen auch ausführlich eingeht. Das werden wir an einer anderen Stelle aufgreifen.

Über die Irrlehre der Gnosis ärgerten sich schon die Apostel im ersten Jahrhundert. Auch Jesus verheimlichte in Seinen Briefen an die sieben Gemeinden nicht Seinen Hass auf die Gnosis und tadelte jene Gemeinden, die Gnostiker unter sich duldeten, und lobte andererseits alle, die das nicht taten. Ab dem zweiten Jahrhundert galt daher der Kampf und die Abgrenzung gegen die Gnosis der ständigen Pflicht aller frühchristlichen Gemeindeleiter und Apologeten, die viele Bücher gegen alle Sorten von Irrlehrern und speziell Gnostikern schrieben. So eben auch Tertullian. Wir werden zu gegebener Zeit einen eigenen Beitrag über die Irrlehre der Gnosis verfassen. Hier sei nur die auffallende Übereinstimmung der Gnostiker mit den Juden in Bezug auf Emmanuel gezeigt. Und so kann man in den Schriften der frühen Christen sehen, wie sie unermüdlich einerseits die Juden belehrten und andererseits die Gnostiker und sich gegen jede Häresie wortgewandt abgrenzten.


Hier ein paar Beispiele die zeigen, wie übereinstimmend die frühen Christen den Emmanuel verstanden, verkündeten und darüber mit Juden und Heiden diskutierten.

2. Jahrhundert:

Irenäus schrieb in seinem dritten Buch gegen die Häresien:

Indem Matthäus wiederum von dem Engel spricht, sagt er: "Der Engel des Herrn erschien dem Joseph im Traume“. Welchen Herrn er meint, erklärt er: „Damit erfüllt würde, was von dem Herrn durch den Propheten gesagt ist: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Siehe, die Jungfrau wird im Mutterleibe empfangen und einen Sohn gebären, und man wird seinen Namen Emmanuel nennen, was verdolmetscht wird Gott-mit-uns“. Von diesem aus der Jungfrau stammenden Emmanuel sagte David: „Wende nicht ab das Antlitz deines Gesalbten. Es schwor der Herr dem David Wahrheit, und er wird ihn nicht verachten: Von der Frucht deines Leibes will ich setzen auf deinen Thron“. Und wiederum: „Bekannt in Judäa ist Gott; im Frieden wurde sein Platz und seine Wohnstätte auf Sion“. Es ist also ein und derselbe Gott, der von den Propheten verkündet und in den Evangelien gepredigt wurde, und sein Sohn, der aus der Leibesfrucht Davids, d. h. aus der Davidischen Jungfrau, stammt, und der Emmanuel, dessen Stern Balaam mit den Worten verkündet hat: „Aufgehen wird ein Stern aus Jakob, ein Führer sich erheben in Israel“. Matthäus aber läßt die Magier, die aus dem Osten kamen, sprechen: „Wir haben seinen Stern im Morgenlande gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten“. Und von dem Stern in das Haus Jakobs zum Emmanuel geführt, haben sie durch die Darbringung ihrer Geschenke angezeigt, wer der war, den sie anbeteten: durch die Myrrhe, daß er es war, der für das sterbliche Geschlecht der Menschen sterben und begraben werden wollte; durch das Gold, daß er der König war, „dessen Reich kein Ende hat“ ; durch den Weihrauch, daß er „der in Judäa bekannt gewordene Gott“ ist, der sich denen offenbarte, die ihn suchten. (Gegen die Häresien (BKV) Drittes Buch 9. Kapitel: Matthäus und der Gott des Alten Testamentes, 2.)

Und zu Joseph sprach der Engel im Traum: „Dies aber ist geschehen, damit erfüllt würde, was gesagt ist von dem Propheten Isaias: Siehe, die Jungfrau wird im Mutterleibe empfangen“. Die Ältesten [gemeint sind die 70, die die Septuaginta schrieben] haben aber die Worte des Isaias so übersetzt: „Und es fuhr fort der Herr zu sprechen zu Achaz: Verlange dir ein Zeichen von dem Herrn, deinem Gotte, in der Tiefe unten oder in der Höhe oben. Und es sprach Achaz: Nicht werde ich fordern noch versuchen den Herrn, und er sprach: Kein Kleines ist es euch, Beschwerde zu machen den Menschen, und wie macht der Herr Beschwerde? Deswegen wird der Herr selbst euch das Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird im Leibe empfangen und einen Sohn gebären, und ihr werdet seinen Namen Emmanuel nennen. Butter und Honig wird er essen; bevor er erkennt oder erwählt das Böse, wird er das Gute eintauschen, denn bevor das Kind das Böse oder Gute erkennt, wird es dem Bösen nicht zustimmen, um das Gute zu wählen“. Genau also hat durch diese Worte der Heilige Geist seine Geburt aus der Jungfrau und seine göttliche Wesenheit bezeichnet. Letzteres bezeichnet nämlich der Name Emmanuel, und seine menschliche Natur bezeichnen die Worte: „Butter und Honig wird er essen“, und die Benennung als Kind durch diese Worte: „Bevor er das Gute und Böse erkennt.“ Das alles sind Zeichen eines Menschenkindes. Daß er aber „dem Bösen nicht zustimmen wird, um das Gute zu erwählen“, bezeichnet seine göttliche Natur. So sollen wir ihn also nicht als bloßen Menschen betrachten, der Butter und Honig ißt, noch andrerseits in ihm einen Gott ohne Leib vermuten, wie der Name Emmanuel nahe legen könnte. (Gegen die Häresien (BKV) Drittes Buch 21. Kapitel: Geburt Jesu aus der Jungfrau. Entstehung der LXX, 4.)

Und in seinem „Erweis der apostolischen Verkündigung“ lehrt selbiger Irenäus:

Emmanuel nun heißt übersetzt: „Mit euch ist Gott“ oder der Name ist ein vom Propheten gesprochenes Wort der Sehnsucht, gleich dem: „Möge Gott mit uns sein.“ In diesem Sinne wäre er eine Erklärung und Enthüllung des Verheißenen, denn: „Siehe“, sagt er, „die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und dieser wird als Gott existierend mit uns sein.“ Er verwundert sich gleichsam dabei über den Hergang, indem er das Zukünftige verkündet, daß Gott mit uns sei. Über seine Geburt sagt derselbe Prophet an einer andern Stelle sodann: „Ehe denn sie, die kreißte, gebar, und ehe denn die Geburtswehen eintraten, ward sie von einem Knäblein entbunden“ . Diese Worte bezeichnen seine Geburt aus der Jungfrau als unverhofftes und unvermutetes Ereignis. Des weitern spricht der gleiche Prophet: „Ein Sohn ist uns geboren, ein Knabe ist uns geschenkt worden, und sein Name heißt: Wunderbarer, Ratgeber mächtiger Gott“. (Erweis der apostolischen Verkündigung (BKV) II. Zweiter Hauptteil. Beweis der Wahrheit der Offenbarungslehre aus dem äusseren Zeugnis der heilsgeschichtlichen Tatsachen. Zweiter Abschnitt. Die Erfüllung der einzelnen Weissagungen über Jesu Lebensverhältnisse, Wirksamkeit, Leiden und Auferstehung, 54.)

Justin der Märtyrer belehrte einen Juden namens Tryphon:

Damit die Christgläubigen auch wissen können, auf welche Weise er geboren wurde und auf die Welt kam, hat der prophetische Geist ferner durch denselben Isaias die Art seines Kommens in folgender Weise vorhergesagt: ‚Und der Herr fuhr fort, zu Achaz zu reden, indem er sprach; Fordere dir ein Zeichen vom Herrn, deinem Gott, in der Tiefe oder in der Höhe! Achaz antwortete: Keineswegs werde ich fordern und den Herrn versuchen. Isaias sprach: Höre nun, Haus David! Ist es euch zu wenig, mit Menschen zu kämpfen? Auch mit dem Herrn wollt ihr streiten? Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben. Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und sein Name wird Emmanuel sein. Sahne und Honig wird er essen. Ehe er das Böse erkennt oder erwählt, wird er das Gute erwählen; denn bevor der Knabe Gutes und Böses erkennt, weist er das Böse zurück, um das Gute zu wählen.‘

Es steht nun allgemein fest, daß in dem fleischlichen Geschlechte Abrahams außer diesem unserem Christus niemals jemand aus einer Jungfrau geboren worden ist, und daß man auch nur von ihm diese Behauptung aufgestellt hat. Da aber ihr und eure Lehrer sich erkühnen, zu erklären, in der Prophetie des Isaias heiße es nicht: ‚Siehe, die Jungfrau wird empfangen‘, sondern: ‚Siehe, das junge Weib wird empfangen und einen Sohn gebären‘, und da ihr die Prophetie auf euren König Ezechias bezieht, so werde ich versuchen, durch kurze Erörterung dieser Frage gegen euch den Beweis zu erbringen, daß die Worte sich auf diesen Christus beziehen, welchen wir bekennen. (Dialog mit dem Juden Trypho (BKV), 43.)

Die Beweisführung erfolgt im Verlauf des weiteren Dialoges. In seiner 1.Apologie an den Senat von Rom schrieb Justin:

Und nun hört, wie Wort für Wort seine Geburt aus einer Jungfrau durch Isaias geweissagt worden ist. Es heißt nämlich: „Siehe, die Jungfrau wird im Schoße tragen und einen Sohn gebären, und man wird seinen Namen nennen: Gott mit uns“ (Erste Apologie (BKV) 33. Weissagung des Isaias über die Geburt Jesu aus einer Jungfrau)

3. Jahrhundert:

Tertullian argumentierte in seinem Buch „Über die Auferstehung des Fleisches“ folgendermaßen gegen die Häretiker:

Wegen solcher Hypothesen also will ich nun ihr erstes Bollwerk zerstören, nämlich, dass sie behaupten, die Propheten hätten alles nur in Bildern verkündigt. Wenn das richtig wäre, so könnten die Bilder selber nicht mehr unterschieden werden, wofern nämlich nicht auch wirkliche Dinge vorausgesagt wurden, nach welchen die Bilder gezeichnet sind. Oder vielmehr, wenn alles nur Figuren sind, was wird denn das sein, wovon sie die Figuren sind? Wird man einen Spiegel vorhalten, wenn nirgendswo ein Gesicht ist? Mithin ist nicht alles Bild, sondern es gibt auch Wirklichkeiten, nicht alles Schatten, sondern es gibt auch Körper, dergestalt nämlich, dass einige wichtigere Prophezeiungen auf den Herrn selbst auch ganz klar lauten. Zum Beispiel, die Jungfrau empfing in ihrem Mutterleibe nicht figürlich und gebar den Emmanuel, den Gottmituns, nicht uneigentlicher Weise; und wenn er „die Kraft von Damaskus und die Beute von Samaria“ auch in nur uneigentlicher Weise empfangen sollte, so sollte er doch in buchstäblicher Weise „wieder kommen zum Gericht mit den Ältesten und den Ersten des Volkes.“ (Über die Auferstehung des Fleisches. (BKV) 20. Cap. Sie behaupten mit Unrecht, die Propheten redeten nie im eigentlichen Sinne, sondern immer bildlich.)

Und in seinem Buch „Über den Leib Christi“ führte Tertullian aus:

Vor allem aber dürfte hinzuweisen sein auf die Ursache, welche dafür obwaltete, dass der Sohn Gottes aus einer Jungfrau geboren werde. Auf eine neue Art musste der geboren werden, welcher der Urheber einer neuen Geburt werden sollte, von welcher der Herr, nach der Verkündigung des Isaias, ein Zeichen geben wollte. „Siehe, die Jungfrau wird in ihrem Leibe empfangen und einen Sohn gebären.“ Die Jungfrau empfing also und gebar den Emmanuel, den Gott mit uns. Das ist die neue Geburt, dass ein Mensch in Gott geboren wird. (Über den Leib Christi. (BKV) 17. Cap. Christus musste aus einer jungfräulichen Mutter seinen Leib annehmen, wie auch schon Isaias vorhergesagt hat)

Laktanz schrieb in seinen göttlichen Einrichtungen über den Emmanuel:

So auch der Prophet Jesaja, dessen Worte so lauten: „Darum wird Gott selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und ihr sollt seinen Namen Emmanuel nennen.“ Was kann deutlicher sein als dies? Dies wurde von den Juden gelesen, die ihn verleugneten. Wenn jemand meint, dass diese Dinge von uns erfunden sind, so möge er sich bei ihnen erkundigen, er möge vor allem von ihnen nehmen: das Zeugnis ist stark genug, um die Wahrheit zu beweisen, wenn es von den Feinden selbst behauptet wird. Er wurde aber nie Emmanuel genannt, sondern Jesus, der im Lateinischen Retter oder Heiland genannt wird, weil er kommt und allen Völkern das Heil bringt. Aber mit diesem Namen erklärte der Prophet, dass der menschgewordene Gott zu den Menschen kommen würde. Denn Emmanuel bedeutet Gott mit uns; denn als er von einer Jungfrau geboren wurde, sollten die Menschen bekennen, dass Gott mit ihnen war, das heißt, auf der Erde und im sterblichen Fleisch. Daher sagt David im vierundachtzigsten Psalm: „Die Wahrheit ist aus der Erde hervorgegangen“; denn Gott, in dem die Wahrheit ist, hat einen irdischen Leib angenommen, damit er den Menschen auf der Erde einen Weg des Heils eröffne. In gleicher Weise auch Jesaja: „Aber sie waren ungläubig und verärgerten seinen Heiligen Geist, und er wurde zu ihrem Feind. Und Er selbst kämpfte gegen sie und gedachte der alten Zeiten, die einen Hirten der Schafe von der Erde heraufführten.“ (Divinae Institutiones, Buch IV., Cap. XII.)

Origenes schrieb gegen einen aggressiven Feind der Christen namens Celsus:

Es scheint mir nun passend zu sein, den Worten, die Celsus dem Juden in den Mund legt, die Weissagung des Jesaja gegenüberzustellen, welche verkündet, „der Emmanuel werde von einer Jungfrau geboren werden“. Diese Weissagung hat Celsus nicht angeführt, sei es, weil er sie nicht kannte, obwohl er doch „alles zu wissen“ behauptet, sei es, dass er sie zwar gelesen, aber absichtlich verschwiegen hat, um nicht den Schein zu erwecken, als bestätige er wider Willen die seiner Absicht entgegenstehende Lehre. Die Weissagung aber lautet so: „Und der Herr fuhr fort zu Achaz zu reden und sprach: Begehre dir ein Zeichen von dem Herrn, deinem Gott, in der Tiefe oder in der Höhe. Und Achaz sprach: Ich will keines begehren und den Herrn nicht versuchen. So höret nun, ihr vom Hause Davids: Ist es euch zu wenig, Menschen zu ermüden, dass ihr auch den Herrn ermüdet? Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und seinen Namen wird man Emmanuel nennen, das heißt: Gott mit uns.“ Wenn aber ein Jude in seiner Wortklauberei behaupten würde, in der Schrift heiße es nicht: „Siehe, die Jungfrau“, sondern statt dessen: „Siehe, die junge Frau“, so wollen wir ihm darauf entgegnen, dass das Wort „aalma“, welche die Siebzig [gemeint sind die 70 Gelehrten, die die Septuaginta schrieben, die deswegen auch mit LXX abgekürzt wird] mit „Jungfrau“, andere aber mit „junge Frau“ übersetzt haben, auch im Deuteronomium, wie man sagt, eine „Jungfrau“ bezeichnet. Es heißt dort nämlich: „Wenn ein Mann sich verlobt hat mit einem Mägdlein, einer Jungfrau, und jemand in der Stadt trifft sie und liegt bei ihr, so sollt ihr sie beide zum Tore ihrer Stadt hinausführen und sie steinigen, dass sie sterben, das Mägdlein, weil es nicht geschrieen, da es doch in der Stadt war, den Mann, weil er das Weib seines Nächsten entehrt hat.“

Damit man aber nicht glaube, wir wollten durch Herbeiziehung eines hebräischen Wortes Leuten, die nicht wissen, ob sie zustimmen sollen oder nicht, die Überzeugung beibringen, der Prophet habe verkündigt, dass derjenige von einer Jungfrau werde geboren werden, bei dessen Geburt es heißt: „Mit uns ist Gott“, so wollen wir aus dem Wortlaut der Stelle selbst die Wahrheit des Gesagten erweisen. Der Herr, sagt die Schrift, sprach zu Achaz: „Begehre dir ein Zeichen von dem Herrn, deinem Gott, in der Tiefe oder in der Höhe!“ Hierauf folgt das gegebene Zeichen: „Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären.“ Was für ein Zeichen wäre es nun, wenn ein „Mädchen“, nicht aber eine „Jungfrau“ geboren hat? Und welcher kommt es mehr zu, den „Emmanuel, d.h.: Mit uns ist Gott“, zu gebären, einem Weibe, das Geschlechtsverkehr gepflegt und infolge ihrer weiblichen Natur empfangen hat, oder einer noch reinen und unberührten Jungfrau? Einer solchen steht es zu, ein Kind zu gebären, bei dessen Geburt es heißt: „Mit uns ist Gott“. Wenn aber [der Jude] auch so noch Ausflüchte suchen und betonen würde, zu Achaz seien die Worte gesprochen worden: „Begehre dir ein Zeichen von dem Herrn, deinem Gott“, so wollen wir ihm erwidern: Wer ist denn zu den Zeiten des Achaz geboren worden, bei dessen Geburt man sagen kann: „Emmanuel. d.h. Mit uns ist Gott“? Denn wenn sich niemand finden läßt, so gelten natürlich die zu Achaz gesprochenen Worte dem Hause Davids, da der Schrift zufolge „der Heiland aus dem Samen Davids geworden ist nach dem Fleische.“ Aber auch von diesem Zeichen heißt es, es solle „in der Tiefe oder in der Höhe“ sein, weil „Der, der hinabstieg, derselbe ist, der auch hinauffuhr über alle Himmel hinaus, damit er alles erfüllte.“ (Gegen Celsus (BKV) Erstes Buch, K. 34 und 35)

4. Jahrhundert:

Chrysostomus, der Bischof von Konstantinopel, predigte in seinen Homilien zum Matthäusevangelium:

Der Mund war allerdings des Isaias Mund, die Weissagung aber kam von oben. Worin besteht also diese Weissagung? „Siehe, eine Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und man wird seinen Namen Emmanuel nennen“. Warum aber, fragst du, ward er dann nicht Emmanuel genannt, sondern Jesus Christus? Weil es nicht heißt „du wirst nennen“, sondern „sie werden nennen“, die Leute nämlich und die tatsächlich eintretenden Ereignisse. Hier wird ihm nach der wirklichen Tatsache der Name beigelegt; denn die Hl. Schrift pflegt lieber die entsprechende Sache als bloße Namen zur Bezeichnung zu gebrauchen. Nichts anderes also bezeichnen die Worte. „Sie werden ihn Emmanuel nennen“, als: Sie werden Gott mit dem Menschen schauen. Allerdings hat Gott immer mit den Menschen verkehrt, aber niemals in so sichtbarer Gestalt. Sollten die Juden sich erkühnen, dagegen Einwendungen zu machen, so werden wir sie fragen: Wann hat man denn das Kind genannt: „Beraube schnell, plündere in Eile“? Darauf werden sie keine Antwort wissen. Warum sagte also der Prophet: Gib ihm, den Namen: „Beraube schnell“? Weil er nach seiner Geburt gleichsam eine Kriegsbeute wurde, die man verteilt; deshalb ist ihm auch im Leben das widerfahren, was sein Name besagt. (Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV) Fünfte Homilie. Kap. I, V.22-25. 2.)

Diese wenigen Zitate sollen reichen, um in aller Kürze und Deutlichkeit zu zeigen, wie die frühen Christen kontinuierlich bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. alle dasselbe lehrten und verstanden. Sie alle wiesen darauf hin, dass der Name Emmanuel sich in seiner Bedeutung „Gott mit uns“ erfüllte durch Jesus Christus und dass Er von einer Jungfrau geboren wurde, genauso wie Jesaja in der Septuaginta vorhersagte, und nicht wie manche Juden (und später die Masoreten) behaupteten, nur von einer jungen Frau. Und man sieht, wie die frühen Christen über die Jahrhunderte unermüdlich und beherzt die immer gleichen unverständigen Einwände von verschiedensten Irrlehrern widerlegten und die verblendeten Menschen zu bekehren versuchten, indem sie ihnen einstimmig die Wahrheit über den vorhergesagten Emmanuel verkündeten. Denn Er ist längst gekommen und hat Seinen Namen Emmanuel vollinhaltlich erfüllt, in dem Er Gott mit uns in der Person des Sohnes Gottes verwirklichte. Das bezeugten auch schon die Evangelisten:

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung bereitet (Lukas 1,68)

Da wurden sie alle von Furcht ergriffen und priesen Gott und sprachen: Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden, und: Gott hat sein Volk heimgesucht! (Lukas 7,16)

Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Johannes 1,14)

Als Jesus Christus wieder in den Himmel auffuhr war es aber nicht vorüber mit dem Gott mit uns, sondern bleibt bestehen - allerdings nicht ohne Bedingung: 

Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Matthäus 18,20)