Wenn ich also all dies über die zwei Königreiche erkläre, will ich dann damit sagen, dass die frühen Christen die Nationen dieser Welt als etwas Böses oder etwas außerhalb von Gottes Plan sahen? Will ich damit sagen, sie hätten sich geweigert, die Gesetze des Staates zu befolgen, weil er ein anderes Königreich war?
Nein, denn sie erkannten, dass alle staatliche Autorität letztlich von Gott kommt. So lehrt es die Heilige Schrift.
Wie Paulus sagte:
Jedermann ordne sich den Obrigkeiten unter, die über ihn gesetzt sind; denn es gibt keine Obrigkeit, die nicht von Gott wäre; die bestehenden Obrigkeiten aber sind von Gott eingesetzt. Wer sich also gegen die Obrigkeit auflehnt, der widersetzt sich der Ordnung Gottes; (Röm 13,1-2)
Das ist genau das, was die frühen Christen befolgten.
Wie ich schon oft gesagt habe: Wenn Sie wissen wollen, was die Urkirche glaubte, lesen Sie einfach das Neue Testament und nehmen Sie jede Lehre sehr ernst und sehr wörtlich, und Sie werden feststellen, dass die frühen Christen genau das taten [Anmerkung des Übersetzers: alle Aussagen im Neuen Testament und der frühen Christen beziehen die Obrigkeit, die von Gott eingesetzt ist, ausnahmslos auf einen Kaiser oder König, also nur im Sinne eines Königreiches. Vergleiche dazu auch: Jedermann ordne sich den Obrigkeiten unter].
Polykarp von Smyrna wurde von den Römern gemartert und seine Jünger haben sein Martyrium aufgeschrieben. Darin steht:
„… denn man hat uns gelehrt, den von Gott gesetzten Obrigkeiten und Gewalten die gebührende Ehre zu erweisen, wenn sie unserm Gewissen keinen Schaden bringt“ (Martyrium des Polykarp (BKV) in voller Länge auch auf unserer Website hier zu lesen).
Dies geschah, nachdem sie diesen älteren, hoch angesehenen Bischof getötet hatten. Die Mitglieder seiner Kirche konnten immer noch an die Römer schreiben und sagen: „Wir sind gelehrt, dir alle gebührende Ehre zu erweisen, weil wir erkennen, dass deine Macht von Gott kommt.“
Theophilus, ein anderer christlicher Apologet, schrieb um das Jahr 180:
In gewissem Sinne ist die Regierung des Königs ihm von Gott anvertraut. Deshalb sollst du den König ehren, ihm untertan sein und mit treuem Geist für ihn beten. Wenn ihr dies tut, werdet ihr den Willen Gottes erfüllen. (Theophilus, aus dem Englischen übersetzt (ANF) (um 180, E), 2.92.)
Tertullian schrieb an die Römer:
Indessen, was soll ich noch länger über die Ehrfurcht und Pietät der Christen gegen den Kaiser reden, den wir mit Notwendigkeit hochachten müssen, als einen, den unser Gott auserwählt hat, weshalb ich mit Recht sagen könnte: Als von unserem Gott eingesetzt, gehört der Kaiser mit größerem Recht uns. (Tertullian, Apologetikum (BKV), 33.Kap. (c. 197, W), 3.43.)
Was für ein interessanter Kontrast. Einerseits weigerten sie sich, Teil der Welt zu sein und die Werte dieser Welt zu akzeptieren und nach den Werten dieser Welt zu leben. Andererseits gab es niemanden im Kaiserreich, der gehorsamer oder gewissenhafter seine Steuern zahlte und nach den Gesetzen lebte als die Christen (mit Ausnahme der Fälle, in denen diese Gesetze den Lehren Gottes widersprachen). Daher ehrten die frühen Christen die irdischen Kaiser und Könige und beteten regelmäßig für sie. Genau das sollten wir auch tun.
Paulus schrieb:
So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen darbringe für alle Menschen, für Könige und alle, die in hoher Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit. (1.Tim 2,1-2)
Unsere Aufgabe ist es also, für diese Herrscher zu beten - nicht, dass unsere Nation mächtig und tapfer wird und andere Nationen erobert - sondern dass wir ein ruhiges und friedliches Leben in aller Frömmigkeit und Ehrfurcht führen können.
Es ist nicht falsch, um Frieden für unser Land und um ein langes Leben für unsere Herrscher zu beten.
Wie Tertullian sagte, als er wieder an die Heiden schrieb:
Wenn du also etwa glaubst, es liege uns nichts an der Wohlfahrt des Kaisers, so tue einen Blick in die Aussprache Gottes, in unsere Schriften, womit wir selbst einerseits nicht zurückhalten und welche andererseits der Zufall sehr oft in fremde Hände spielt. Wisset, daß uns darin, damit unsere Güte überfließe, die Vorschrift gegeben wird, auch für unsere Feinde Gott zu bitten und für unsere Verfolger Gutes zu erflehen. Welche sind nun ärgere Feinde und Verfolger der Christen als die, um derentwillen wir als Majestätsverbrecher belangt werden? Aber auch mit Nennung des Namens und ganz ausdrücklich heißt es: „Betet für die Könige, Fürsten und Gewalten, damit ihr in allem Ruhe habt“ (Tertullian, Apologetikum (BKV), 31.Kap. (c. 197, W), 3.42.)
Also ja, sie beteten für ihre Verfolger, und zwar ganz wörtlich. Außerdem weigerten sich die frühen Christen, zu den Waffen zu greifen und zu versuchen, die Regierung zu stürzen, wie es die Puritaner getan hatten. Sie überließen dies Gottes Hand.
Wie Tertullian den Römern in seiner Entschuldigung sagen konnte:
Keine Verschwörung ist jemals von unserem Körper ausgegangen. Kein Blut Cäsars hat uns jemals im Senat oder gar im Palast befleckt. Keine Aneignung des Purpurs ist jemals in einer der Provinzen durch uns beeinträchtigt worden. (Tertullian, Ad Nationes, aus dem Englischen übersetzt (ANF) (c. 197, W), 3.125. )
Wir greifen nicht nur nicht zu den Waffen, sagt er, wir sind nicht einmal an der Politik beteiligt. Niemand ist durch uns oder mit unserer Unterstützung an die Macht gekommen. Wie er in einem anderen Werk schrieb:
Ein Christ ist niemandes Feind - am allerwenigsten des Kaisers von Rom, von dem er weiß, dass er von seinem Gott eingesetzt ist. Da er weiß, daß derselbe von seinem Gott eingesetzt worden ist, so muss er ihn notwendig lieben, fürchten, ehren und seine Erhaltung wünschen mit der des gesamten römischen Reiches, solange die Welt steht. Denn so lange wird letztere auch bestehen. Wir verehren daher den Kaiser, aber auf eine Weise, wie es uns erlaubt ist und ihm selbst nützt, als einen Menschen, der nach Gott der zweite ist; der, was er ist, von Gott erhalten hat und nur Gott nachsteht. (Tertullian, An Scapula (BKV), 2.Kap. (c. 212, W), 3.105, 106.)
Doch wie ich bereits sagte, waren die Ehre und der Gehorsam, den die Christen den irdischen Herrschern entgegenbrachten, relativ. Sie gehorchten ihnen, solange ihre Gesetze nicht gegen die Gesetze Gottes verstießen. Sie ehrten die Herrscher, aber sie weigerten sich, sie anzubeten oder ihnen Göttlichkeit zuzuschreiben.
Wie Tertullian schrieb:
Zweifellos ermahnt der Apostel die Römer, sich allen Gewalten zu unterwerfen, denn es gibt keine Macht außer der Gottes.... Dann fährt er fort zu zeigen, wie er möchte, dass ihr den Mächten untertan seid, indem er euch ermahnt, „Tribut zu zahlen, wem Tribut gebührt, Gewohnheit zu zahlen, wem Gewohnheit [gebührt]“. Mit anderen Worten: Gebt das, was dem Cäsar gehört, dem Cäsar zurück, und das, was Gott gehört, Gott. Der Mensch aber ist das Eigentum Gottes allein. In ähnlicher Weise hatte Petrus zweifellos gesagt, dass der König tatsächlich geehrt werden muss. Aber er meint, dass der König nur dann geehrt wird, wenn er sich an seine eigene Sphäre hält - das heißt, wenn er weit davon entfernt ist, göttliche Ehren zu beanspruchen. Allerdings ermahnt er die Römer, allen Gewalten Untertan zu sein, weil es keine Gewalt gibt als von Gott, [..] Sodann fährt er fort und gibt an, wie du nach seiner Lehrmeinung den Gewalten Untertan sein sollst, indem er dich Steuer geben heißt, wem Steuer gebührt, und Zoll, wem Zoll, d. h. „dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“; der Mensch aber gehört Gott allein zu. So hatte nämlich auch Petrus gesagt: „Daß man den König zwar ehren müsse“, doch so, daß er als König geehrt werde, wenn er bei seinen Angelegenheiten bleibt und sich vom Verlangen nach göttlicher Ehre fernhält. (Tertullian, Arznei gegen Skorpionstich (BKV), 14. Kap. (c. 213, W), 3.647, 648.)
Sie sagten: Wir werden den König ehren, aber wir werden ihm keine Göttlichkeit zuschreiben, und wir werden eher sterben, als dass wir das tun, denn wenn wir ihn als Gott anerkennen, verwerfen wir Christus, wenn wir das tun.
Origenes schrieb:
Wenn aber das Naturgesetz, das ist das Gesetz Gottes, etwas ganz anderes anordnet als das geschriebene Gesetz, so entsteht die Frage, ob es nicht eine Forderung der Vernunft sei, den geschriebenen Satzungen und dem Willen jener Gesetzgeber durchaus den Abschied zu geben und dagegen Gott als Gesetzgeber anzuerkennen und sein Wort zur Richtschnur des Lebens zu wählen, wenn man dies auch unter Gefahren und Schande tun muß. Denn wenn das, was dem Willen Gottes gemäß ist, von dem verschieden ist, was einige Staatsgesetze verlangen, und wenn es unmöglich ist, zugleich Gott und denen zu gefallen, die solche Gesetze ehren, so wäre es unvernünftig, Handlungen gering zu schätzen, durch welche man dem Schöpfer aller Dinge wohlgefällig werden kann, und dagegen jene zu wählen, durch die man bei Gott Mißbilligung finden, aber den Gesetzen, die keine Gesetze sind, genügen und ihren Freunden gefallen wird. (Origenes, Gegen Celsus (BKV), Fünftes Buch, 37. (c. 248, E), 4.560.)
Ihr Entschluss stand bereits fest, bevor die Verfolgung überhaupt ausbrach. Sie sagten: „Wenn der Kaiser versucht, uns zu sagen, dass wir etwas tun sollen, das Gott widerspricht, werden wir es nicht tun, und wir werden nicht zu den Waffen greifen, um ihn zu stürzen. Wir werden uns sanftmütig unterwerfen, so wie Jesus es getan hat, auch wenn das bedeutet, dass wir gefoltert und zu Tode gebracht werden.“
Laktanz schrieb gegen Ende dieser Ära, und doch findet man immer noch die gleiche Lehre:
Wenn Menschen uns befehlen, gegen das Gesetz Gottes und gegen die Gerechtigkeit zu handeln, sollen wir uns nicht durch Drohungen oder Strafen abschrecken lassen, die über uns kommen. Denn wir ziehen die Gebote Gottes den Geboten der Menschen vor. (Laktanz, The Divine Institutes, Book VI, Chap. XVII., aus dem Englischen übersetzt (ANF) (c. 304-313, W), 7.182.)
Dies ist die gleiche Entscheidung, die Petrus und Johannes in der Apostelgeschichte getroffen hatten:
Und sie ließen sie rufen und geboten ihnen, überhaupt nicht mehr in dem Namen Jesus zu reden noch zu lehren. Aber Petrus und Johannes antworteten ihnen und sprachen: Entscheidet ihr selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott! (Apostelgeschichte 4,18-19)
Letztendlich glaubten die frühen Christen, dass unser Verstand, unser Herz, unsere Seele und unser Leben Gott gehören, und das wollten sie nicht für den Kaiser aufgeben.
Wie Tertullian sagte:
„Also gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“, d. h. das Bild des Kaisers, welches sich auf der Münze findet, dem Kaiser, und das Ebenbild Gottes, das sich im Menschen findet, Gott, so dass du dem Kaiser dein Geld gibst, Gott aber deine Person. Andernfalls aber, wenn dem Kaiser alles gehört, was wird für Gott übrig bleiben? (Tertullian, Über den Götzendienst (BKV), 15. (c. 200, W), 3.70.)
Das ist das Problem mit Kaisern und anderen Herrschern dieser Welt. Sie wollen, dass alles ihnen gehört. Sie wollen dein Leben und deine Seele, und die frühen Christen sagten nein. Sie sagten: „Unser Leben, unsere Seele und unser Sinn für Moral gehören Gott, und wir werden sie keiner weltlichen Regierung überlassen.“