Was ist also die Alternative, wenn wir uns nicht in die Regierungen und die anderen Angelegenheiten dieser Welt einmischen? Nun, die Antwort ist einfach. Wir leben als Fremdlinge in dieser Welt. Haben Sie schon einmal als Fremder in einem anderen Land gelebt? Ich schon, und es ist ein ganz anderes Gefühl. Sie lesen vielleicht in der Zeitung von den Wahlen, aber Sie verstehen, dass das nicht für Sie gilt, weil Sie kein Bürger dieses Landes sind.
Als ich 19 Jahre alt war, lebte ich eine Zeit lang in Honduras, und ich erinnere mich an Wahlslogans und solche Dinge, aber das hatte nichts mit mir zu tun, denn ich war amerikanischer Staatsbürger und konnte nicht an den Wahlen in Honduras teilnehmen. Es wäre dumm gewesen, wenn ich versucht hätte, mich in ihre Politik einzumischen. Das hätten sie von einem Ausländer nicht gewollt. Ich war zwar von den Entscheidungen ihrer Regierung betroffen, aber meine Staatsbürgerschaft lag woanders. Genau so haben die Urchristen in dieser Welt gelebt.
Laktanz schrieb ganz am Ende der frühchristlichen Ära (d. h. vor dem Konzil von Nizäa und Konstantins Eingreifen in die so genannte Kirche):
Denn wenn er [gemeint ist Gott] seinem Volk [gemeint sind die Christen] auch Reichtümer und Königreiche hätte schenken können, wie er sie zuvor den Juden gegeben hatte, deren Nachfolger und Nachkommen wir sind, so wollte er doch, dass sie unter der Macht und Herrschaft anderer lebten, damit sie nicht, verdorben durch das Glück des Wohlstandes, in den Luxus verfielen und die Gebote Gottes verachteten, wie unsere Vorfahren. (Laktanz, The Divine Institutes, Book V., Chap. XXIII, aus dem Englischen übersetzt (ANF) (c. 304-313, W), 7.160.)
Er sagt also, dass Gott uns in die Regierung hätte einbinden können. Wir hätten ein eigenes Reich des Christentums haben können, aber Gott wusste, dass uns das verderben würde. Deshalb leben wir unter der Herrschaft dieser irdischen Reiche.
Hermas schrieb um das Jahr 150, vielleicht sogar früher, vielleicht nur 50 Jahre oder weniger nach dem Tod des Apostels Johannes:
Er sprach zu mir: „Wisset, dass ihr Diener Gottes in der Fremde wohnet! Denn eure (Heimat-) Stadt ist weit entfernt von dieser Stadt. Wenn ihr nun aber eure Heimat kennet, in der ihr wohnen sollet, wozu erwerbet ihr hier Grundbesitz, kostspielige Einrichtungen, Wohnungen und überflüssige Bauten? Wer sich in dieser Stadt so einrichtet, der erwartet nicht, dass er zurückkehren werde in seine eigentliche Vaterstadt. […] Gib acht, dass dir die Verleugnung deines Gesetzes nicht verderblich werde; denn wenn du in deine (Heimat-) Stadt zurückkehren willst, wirst du nicht aufgenommen, weil du das Gesetz deiner (Vater)stadt verleugnet hast, sondern von ihr ausgeschlossen werden. (Der Hirte des Hermas (BKV), III, Erstes Gleichnis)
Tatian, ein Christ, der in der Mitte des zweiten Jahrhunderts mehrere Verteidigungen des Christentums verfasste, schrieb um das Jahr 160 als Christ (er sprach nicht von sich selbst):
Ich möchte kein König sein, nach Reichtum strebe ich nicht, militärische Würden lehne ich ab, Unzucht ist mir verhaßt, aufs Meer treibt mich kein unersättlicher Hunger nach Gold, um Siegeskränze kämpfe ich nicht, vom Wahnsinn der Ruhmsucht bin ich frei, den Tod verachte ich, über jede Krankheit bin ich erhaben, kein Leid verzehrt meine Seele. Bin ich ein Sklave, so ertrage ich die Sklaverei; bin ich ein Freier, so prahle ich nicht mit meinem Adel. [..] Stirb der Welt, indem du der Tollheit ihres Treibens entsagst; lebe für Gott, indem du dich durch Erkenntnis seines Wesens des alten Menschen entledigst. (Tatian, Rede an die Bekenner des Griechentums (BKV), 11.Kapitel, Übersetzung leicht korrigiert gemäß des englischen Textes der ANF, den Brother David zitiert.)
„Um Siegeskränze kämpfe ich nicht“, das bezieht sich auf militärische Ehren. „Stirb der Welt, indem du der Tollheit ihres Treibens entsagst; lebe für Gott, indem du dich durch Erkenntnis seines Wesens des alten Menschen entledigst.“, damit wendet er sich an die Heiden.
Tertullian schrieb um das Jahr 212 an seine Mitchristen:
Aber du - du bist ein Fremdling in dieser Welt, ein Bürger Jerusalems, der himmlischen Stadt. „Unser Wandel“, heißt es, „ist im Himmel“. Du hast deine eigene Schatzung, deinen eigenen Festkalender, nichts darfst du mit den Freuden der Heidenwelt gemein haben, du mußt ihnen vielmehr entgegen sein. „Die Welt wird frohlocken, ihr aber werdet trauern“ (Tertullian, Vom Kranze des Soldaten (BKV), 13. Kap.)
Clemens von Alexandria, der um das Jahr 195 schrieb, sagte:
Deshalb haben wir ja keine Heimat auf Erden, daß wir den irdischen Besitz verachten. (Clemens von Alexandrien, Paidagogos (BKV), Drittes Buch, VIII. Kapitel.)
Cyprian von Karthago schrieb um das Jahr 250:
Zu beherzigen haben wir, geliebteste Brüder, und immer wieder zu bedenken, daß wir der Welt entsagt haben und nur als Gäste und Fremdlinge hier leben. (Cyprian, Über die Sterblichkeit (BKV), Schluss, Kap. 26)
Können Sie sehen, wie buchstäblich sie die Worte Jesu in Johannes 17,16 erfüllten, als Er über seine Jünger sagte:
Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. (Johannes 17,16)