Wir leben in einer verwirrten Zeit. In einer Zeit, wo es viele Meinungen gibt, aber wenig Erkenntnis und noch weniger Gewissheit. Ein symptomatisches Beispiel dafür ist die Frage, wie viele Stämme Israel wirklich hat.
Das Problem beginnt schon im ersten Buch der Bibel. In Kapitel 49 segnet Jakob am Sterbebett der Reihe nach individuell seine 12 Söhne: Ruben (Verse 3-4), Simeon und Levi (Verse 5-7), Juda (Verse 8-12), Sebulon (Vers 13), Issachar (Verse 14-15), Dan (Verse 16-18), Gad (Vers 19), Ascher (Vers 20), Naphthali (Vers 21), Joseph (Verse 22-26) und Benjamin (Vers 27). Danach heißt es in Vers 28:
Diese alle sind die zwölf Stämme Israels; und das ist es, was ihr Vater zu ihnen geredet und womit er sie gesegnet hat; und zwar segnete er jeden mit einem besonderen Segen. (1. Mose 49,28 SCH2000)
Damit ist für die meisten Bibelleser heutzutage Schluss. Sie denken, das sei der Beweis, dass Israel genau diese zwölf Stämme hat, und lesen nicht weiter in der Bibel. Und so merken sie nicht, dass der Satz falsch ist und im Widerspruch zum Rest der Heiligen Schrift und zur historischen Geschichte Israels steht. Denn Israel hatte nie diese zwölf Stämme. Sowohl die historische Geschichte Israels als auch der Rest der Heiligen Schrift bezeugt andere Stämme Israels. Hinzu kommt, dass es historisch betrachtet unsinnig ist, schon zur Zeit Jakobs von den Stämmen Israels zu sprechen. Denn die Stämme Israels gab es erst später. Enthält die Bibel historische Falschinformationen und Widersprüche? Immer mehr Leute behaupten das. Und auf den ersten Blick scheinen sie recht zu haben.
Die Wahrheit ist aber einfach und eindeutig herauszufinden. Und peinlich zugleich. Es ist - wie so oft - eine Frage des Grundtextes. Der zitierte Vers 28 steht so nur im Masoretentext. Wir haben zahlreiche Beiträge über den Masoretentext und dessen Problematik verfasst (z.B. hier: Septuaginta versus Masoretentext) und gehen deswegen hier nicht näher darauf ein. Nur soviel sei gesagt: Zur Zeit von Jesus Christus existierte der Masoretentext noch nicht! Das Alte Testament der Juden zur Zeit Christi war die Septuaginta. Und dort steht der Vers 28 bis heute so:
Alle diese sind die zwölf Söhne Jakobs, und dies sagte ihnen ihr Vater und er segnete sie, einen jeden je nach seinem Segen segnete er sie. (Gen 49,28 Septuaginta Deutsch)
Das ist der Wortlaut, den Jesus und Seine Apostel lasen und kannten. Und alle anderen Juden ihrer Zeit ebenso. Dieser Wortlaut fügt sich harmonisch in das Gesamtbild der Heiligen Schrift ohne irgendeinen Konflikt zu verursachen. Denn er bezeugt lediglich, dass es die zwölf Söhne Jakobs sind und behauptet nicht, es seien gleichzeitig auch die zwölf Stämme Israels. Außerdem ist der Satz so viel logischer, denn Söhne haben einen Vater. Das entspricht voll und ganz der Wahrheit!
Aber die Namen der Söhne Jakobs sind nie mit den Namen der Stämme Israels identisch gewesen. Zu keinem Zeitpunkt. Ja nicht einmal die Anzahl von zwölf stimmt historisch! Wir werden im weiteren Verlauf dieses Beitrags alle relevanten Bibelstellen im Alten und Neuen Testament systematisch der Reihe nach durchgehen und klären, welche Namen die Stämme Israels wirklich haben und wie viele es sind. Ich werde dabei die historische Vergangenheit wie auch die prophetische Zukunft anhand der gesamten Heiligen Schrift belegen.
Vorher noch ein kleiner Geschichtskurs, wie es dazu kam, dass es heute zwei unterschiedliche Versionen von Genesis 49,28 gibt:
Ich denke es leuchtet ein, dass Mose nicht verschiedene Versionen seiner Bücher schrieb, sondern nur eine einzige. Ich möchte an der Stelle übrigens nicht darüber diskutieren, ob Mose selbst seine Bücher schrieb. Denn auch das wird heute gerne bestritten. Wie schon gesagt, wir leben in einer verwirrten Zeit. Unbestritten ist, dass es ursprünglich nur einen Text gab. Der wurde penibel über die Jahrtausende bewahrt und weitergegeben, ursprünglich auf Hebräisch. Das hebräische Original wurde aber leider im Zuge der brutalen Hellenisierung des Mittelmeerraumes zerstört. Davor hatten die Hebräer, geleitet durch den Heiligen Geist, rechtzeitig und in aller Ruhe ihre gesamte Heilige Schrift ins Griechische übersetzt. Ein sehr spannender Abschnitt von Gottes Plan der Heilsgeschichte, den wir hier auch nicht näher betrachten. Diese griechische Übersetzung des hebräischen Originals ist jedenfalls heute unter dem Namen Septuaginta bekannt und immer noch vorhanden. Sie überlebte die Hellenisierung. Und so war sie das Alte Testament von Jesus Christus, Seinen Aposteln und deren Schülern, den frühen Christen.
Im zweiten Jahrhundert nach Christus begannen die Juden eine neue Heilige Schrift anzufertigen. Denn die Christen bewiesen mit der Septuaginta, dass Jesus Christus der verheißene Messias ist, und überzeugten damit viele Juden und Heiden, die sich in Folge zu Christus bekehrten. Darauf reagierten die christusfeindlichen Juden, indem sie einen neuen Text erstellten, der die christliche Schriftauslegung erschwerte. Sie formulierten Worte und Sätze um, strichen andere, und fügten neue hinzu. Sogar ganze Bücher wurden überarbeitet oder entfernt. Das machten die Juden zunächst auf Hebräisch und ließen es dann von einem gewissen Aquila von Sinope auf Griechisch übersetzen. Die griechische Fassung des Aquila erlangte im Judentum in kürzester Zeit große Beliebtheit. Auch die frühen Christen lasen den Aquila und den neuen hebräischen Text und beanstandeten tausende Abweichungen von der Septuaginta. Es kam zu Diskussionen, die ich hier nicht wiedergebe. Sie würden den Rahmen sprengen. Wir haben eigene Beiträge und ein frühchristliches Dokument dazu auf Deutsch übersetzt (Ein Brief von Origenes an Africanus).
Lange Rede, kurzer Sinn: Ab dem zweiten Jahrhundert wurde ein neuer Text von den ungläubigen Juden herausgebracht, der bewusst gegen die Septuaginta gerichtet war.
Ab dem 6. Jahrhundert standardisierten die Masoreten die Hebräische Schrift und Sprache. Im Zuge dessen brachten sie den sogenannten Masoretentext heraus. Er stützt sich auf die eben genannten Textänderungen der Juden ab dem zweiten Jahrhundert. Heute folgen die meisten Bibelgesellschaften leider dem Masoretentext anstatt wie die frühen Christen der Septuaginta. Und deswegen haben heute fast alle Bibeln den Wortlaut mit den „zwölf Stämmen Israels“ in Genesis 49,28. Nur die Bibeln, die sich noch auf die Septuaginta beziehen, haben den ursprünglichen Wortlaut mit den „zwölf Söhnen Jakobs“. Wir haben übrigens eine übersichtliche Tabelle angefertigt, wo man sieht, welche Bibel heute welchen Grundtext verwendet: Bibelübersetzungen.
Es macht einen nicht unerheblichen Unterschied, sowohl theologisch als auch historisch, ob man bei diesen zwölf Namen von den zwölf Söhnen Jakobs spricht oder von den zwölf Stämmen Israels. Denn nur eines von beiden ist wahr. Und das wollen wir nun ganz genau der Reihe nach untersuchen.
Wikipedia konstatiert, dass Israel ursprünglich 10 Stämme hatte und begründet das wörtlich so:
Die Zwölfzahl war vermutlich jedoch nicht ursprünglich. Das Deborahlied (Ri 5), das als einer der ältesten Bestandteile des Pentateuch gilt, nennt nur zehn Stammesgebiete: Efraim, Benjamin, Machir (= Manasse), Sebulon, Issachar, Ruben, Gelead (= Gad?), Dan, Ascher und Naftali. Es fehlen Juda und Simeon, deren Siedlungsgebiet später das Südreich Juda bildete, sowie Levi, von dem sich die Priester Israels herleiten. Es handelt sich also vermutlich um eine Tradition des Nordreichs Israel. (Wikipedia am 31.12.2024 auf https://de.m.wikipedia.org/wiki/Zw%C3%B6lf_St%C3%A4mme_Israels)
In dem kurzen Text sind so viele Fehler drin, dass einem schwindlig werden könnte. Aber schauen wir uns der Reihe nach die Argumente und deren Begründung an.
1. „Das Deborahlied gilt als einer der ältesten Bestandteile des Pentateuch“
Erstens ist das Deborahlied gar kein Bestandteil des Pentateuch und zweitens ist es jünger als der Pentateuch. Das Deborhalied steht im Buch Richter. Das Buch Richter ist das siebente Buch im Alten Testament. Der Pentateuch (griech. „Fünf Bücher“) umfasst, wie das Wort schon sagt, die fünf Bücher Moses. Die Hebräer nennen sie „die Tora“, die Griechen nennen sie „den Pentateuch“. Der Pentateuch ist der älteste Teil der gesamten Heiligen Schrift und übrigens der einzige Teil, der in allen Sekten des Judentums bis heute unumstritten anerkannt ist! Wenn man die ursprünglichen Stämme Israels wissen möchte, muss man daher die fünf Bücher Moses, den Pentateuch, konsultieren, nicht das Buch Richter. Wikipedia steigt also von Anfang an ungebildet in das Thema ein und verbreitet mehrere Lügen.
2. „... nennt nur zehn Stammesgebiete“
Das ist die nächste Falschinformation. Es werden nämlich gar keine Stammesgebiete im Deborahlied genannt! Es geht nicht um die Gebiete, sondern um die Menschen, respektive um Heere. Das Deborahlied ist ein Siegeslied nach einer historischen Schlacht. Es besingt die Sieger. Nicht die Gebiete haben gewonnen, sondern die Armeen der genannten 10 Teilnehmer. Und nirgendwo behauptet Deborah dass sie alle Stämme Israels besingt, die sie kennt. Stattdessen besingt sie natürlich nur jene, die an der Schlacht teilnahmen. Und das waren nicht einmal Stämme im eigentlichen Sinne. Siehe nächsten Punkt.
3. „Machir (= Manasse)“
Falsch. Machir ist nicht der Stamm Manasse, sondern ein Sohn von Manasse. Machir ist somit eine Sippe aus dem Stamm Manasse, aber ersetzt nirgendwo in der Heiligen Schrift den Stamm Manasse. Im Gegenteil. Manasse tritt gelegentlich sogar als zwei getrennte Stämme auf, nämlich Ost-Manasse und West-Manasse. Denn Manasse war ein gigantischer Stamm der sogar zwei riesige Stammesgebiete besaß, eines im Ostjordanland und eines im Westjordanland. Machir war nur ein kleiner Teil davon. Ein sehr kämpferischer übrigens. Die Sippe von Machir war bekannt für ihre kriegerischen Aktivitäten.
4. „Es fehlen Juda und Simeon, deren Siedlungsgebiet später das Südreich Juda bildete.“
Wieder falsch. Es war nicht das Siedlungsgebiet von Juda und Simeon, das später das Südreich Juda bildete, sondern die Siedlungsgebiete von Juda, Dan und Benjamin! Das Siedlungsgebiet von Simeon hingegen lag sowieso immer schon vollständig im Gebiet von Juda. Simeon verschmolz richtiggehend mit Juda und ging darin auf. Das Südreich bestand nur aus den Stämmen Juda und Benjamin (siehe auch Landkarte und Erklärungen weiter unten). Benjamin wird im Deborahlied aber explizit erwähnt und sprengt daher die Argumentationslinie von Wikipedia. Erneut schlagen hier die Halbgebildeten von Wikipedia zu und verbreiten Desinformation.
5. „Es handelt sich also vermutlich um eine Tradition des Nordreichs Israel.“
Auch diese als Vermutung getarnte Behauptung kann man getrost als Unsinn bezeichnen. Wie schon erwähnt war Benjamin Teil des Südreichs und wird dennoch von Deborah besungen. Die Liste der 10 Namen im Deborahlied hat also rein gar nichts mit dem Nordreich zu tun. Es kann sich auch nicht um ein Tradition des Nordreichs handeln, denn das Nordreich Israel entstand erst etliche Jahrhunderte nach Deborah.
Zusammenfassung:
Wikipedia versorgt seine Leser mit einer Aneinanderreihung von Falschinformationen und Trugschlüssen. Genau wie man es von dieser tendenziösen, halbgebildeten Plattform gewöhnt ist. Besser, man lässt die Finger davon und wendet sich wirklich gebildeten Lehrern und der Heiligen Schrift zu. Dort wird man folgendes erfahren:
- Deborah lebte in der Richterzeit. Eine Zeit, als es weder Nord- noch Südreich gab, sondern einen losen Stammesbund. Manche Stämme Israels halfen einander im Kampf, andere nicht.
- Deborah besingt gar keine Stammesliste von Israel, sondern sie besingt Waffenbrüder. Es ist ein Siegeslied nach einer historischen, siegreichen Schlacht. Darum besingt Debora den Machir, der nie ein Stamm Israels war, sondern eine schlagkräftige Sippe aus dem Stamm Manasse. Es geht also gar nicht um die Stämme Israels, sondern um ein Loblied auf einzelne Truppen, die sich am Kampf beteiligten. Wobei manche erst später dazu stießen. Es ist kein ungetrübtes Jubellied. Das Lied der Deborah enthält auch Kritik. Zum Beispiel zögerte Ruben und ließ sich sehr bitten, den anderen zur Hilfe zu kommen. Es gab Interessenskonflikte. Nicht jeder verfolgte das selbe Ziel im Kampf.
- Benjamin wird prominent erwähnt, gleich an zweiter Stelle, obwohl er zum Südreich gehörte. Es kann also keine Aufzählung der 10 Stämme des Nordreichs sein. Für oberflächliche Betrachter ist die Zahl 10 vielleicht verlockend, weil sie an die 10 Stämme des Nordreichs erinnert, aber irreführend.
- Die Tatsache, dass manche Stämme nicht erwähnt werden, heißt nicht, dass es diese Stämme damals nicht gab, sondern dass sie sich nicht am Kampf beteiligten. Im Falle vom Stamm Levi ist das nur logisch, denn Levi hatte nie Soldaten und nahm nie an Kriegen teil. Juda und Simeon hielten sich offenbar aus dem Kampf raus und hatten andere Sorgen oder andere Interessen. Genaues erfahren wir in dem Buch nicht. Aber wir wissen verlässlich, dass es die Stämme Levi, Juda und Simeon damals gab. Und Manasse war ein viel größerer Stamm als nur die Sippe von Machir.
- Traditionen aus dem Nordreich kann es erst geben, nachdem es dieses Reich tatsächlich gab (siehe auch weiter unten). Es entstand erst Jahrhunderte nach Deborah, nämlich nach dem Tod von König Salomon, dem dritten und letzten König des vereinten Königreiches Israels. Nach ihm stritten seine Söhne über die Macht und spaltete sich im Zuge dessen das Nordreich Israel vom Südreich Juda ab. Das Südreich Juda bestand aus den Stämmen Juda und Benjamin und war übrigens das einzige der beiden Königreiche, das zur Zeit Christi noch existierte. Das Nordreich hingegen wurde im 8. Jh. v. Chr. von den Assyrern erobert und aufgelöst und die Israeliten in die Zerstreuung geführt. Ab diesem Zeitpunkt gibt es keine klare historische Linie mehr für die Stämme des Nordreichs, und sie gingen als die „zehn verlorenen Stämme“ in die Geschichte ein.
Die Spaltung in das Nordreich und das Südreich
Weil Wikipedia eine „Tradition des Nordreiches“ vermutet bei den zehn Namen des Deborahliedes, und auch Verwirrung bei der Landaufteilung stiftet, wollen wir uns das Thema kurz ansehen. Denn ein wahrer Kern steckt schon darin: Israel hatte eine zeitlang nur 10 Stämme. Wann war das, und wie kam es dazu?
Es begann alles nach dem Tod von König Salomon. Der war berühmt für seinen Reichtum und seine Weisheit. Er schrieb jede Menge Weisheitsliteratur, Lieder und Sprüche, von denen einige in das Alte Testament aufgenommen wurden. Doch am Ende seines Lebens wandte er sich von Gott ab und den Götzen seiner tausend Frauen zu. Das brachte Unheil und Fluch über das Land und spaltete das vereinte Königreich Israel. Offizieller Anlass war, dass Roboam vor seiner Krönung ankündigte, dass er das Volk viel härter regieren werde als sein Vater Salomon es tat. Darauf spaltete sich das Königreich Israel (Nordreich) vom Königreich Juda (Südreich) ab. Das Nordreich Israel krönte sich Jeroboam zum König, der aus dem Exil in Ägypten zurückkehrte. Er war aus dem Stamm Ephraim und ein ehemaliger Diener Salomons, war aber nach einem Konflikt nach Ägypten geflohen. Nur die Stämme Juda und Benjamin hielten noch zu König Roboam, dem rechtmäßigen Thronfolger in Jerusalem.
Und nichts stand hinter dem Haus Davids außer dem Stab Juda und Benjamin als Einzige. (3.Königtümer 12,20 LXX Deutsch; 1. Könige 12,20 nach Zählung der Masoreten)
Die anderen 10 Stämme bildeten fortan das Nordreich Israel. Und damit erfüllte sich die Prophezeiung des Propheten:
Und es geschah zu jener Zeit und Jeroboam ging aus Jerusalem heraus, und es fand ihn der Prophet Achias, der Silonit, auf dem Weg und brachte ihn von dem Weg weg. Und Achias war mit einem neuen Mantel bekleidet, und beide (waren) auf dem Feld.
Und Achia ergriff seinen neuen Mantel, den er anhatte, und zerriss ihn in zwölf Stücke und sagte zu Jeroboam: Nimm dir zehn Stücke, denn dies sagt der Herr, der Gott Israels: »Siehe, ich werde das Königtum aus der Hand Salomons reißen und werde dir zehn Stäbe geben, zwei Stäbe aber werden ihm verbleiben wegen meines Dieners David und wegen Jerusalems, der Stadt, die ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe, weil er mich verlassen und der Astarte, dem Gräuel der Sidonier, und dem Chamos und den Götzen Moabs und ihrem König, dem Scheusal der Ammoniter, geopfert hat und nicht in meinen Wegen gegangen ist, zu tun das, was richtig ist vor mir, wie sein Vater David. (3.Kön 11,29-33 LXX Deutsch)
Das ist der Text der Septuaginta. Der Masoretentext hat übrigens auch an dieser Stelle einen Fehler: Er schreibt:
Siehe, ich will das Königreich der Hand Salomos entreißen und dir die zehn Stämme geben — einen Stamm aber soll er haben, um meines Knechtes David und um der Stadt Jerusalem willen, die ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe — (1.Könige 11,31-32 SCH2000)
Während der Masoretentext also prophezeit, dass nur ein Stamm bei Salomon verbleiben wird, sagt die Septuaginta, dass es zwei sein werden. Welcher der beiden Texte sagt die Wahrheit? Es blieben zwei Stämme beim Haus Davids, nämlich Juda und Benjamin (siehe Zitat oben). Und das ist übrigens auch logisch. Denn wenn Jeroboam von 12 Teilen sich 10 aussuchen und behalten darf, dann müssen zwangsläufig zwei übrig bleiben. Das ist mathematisch nicht anders möglich und war auch historisch so. Erneut glänzt der Masoretentext durch unlogische und unrichtige Angaben. Aber das ist eigentlich nur ein Nebenthema hier. Wir vertiefen das an anderer Stelle: Enthält die Bibel falsche Prophezeiungen?
Zurück zur Teilung - oder Zerreißung - der Stämme Israels. Das hatte dramatische Konsequenzen in vielerlei Hinsicht. Zwei Stämme, die eigentlich nicht zum Südreich gehörten und dort aber lebten, mussten entweder auswandern oder ihre Eigenständigkeit aufgeben: Dan und Simeon. Der Stamm Dan hatte schon zur Zeit der Richter große Probleme in seinem Gebiet und sich daher inzwischen längst ein zweites Siedlungsgebiet im hohen Norden gesucht und dorthin auch seine Hauptstadt verlegt. Vermutlich sind alle Daniten dorthin ausgewandert. Die Bibel berichtet aber nichts darüber. Sie berichtet noch weniger, was aus dem Stamm Simeon wurde, dessen Gebiet immer schon vollständig in Juda lag. Zur Zeit des vereinten Königreichs war das ja kein Problem, sondern eher ein Vorteil, vollständig von einem beschützenden Bruder umgeben zu sein. Aber nach der Spaltung schon. Brüder wurden zu Feinden. Siehe auch die Karte, die beide Situationen zeigt.
Israel war ab dem Moment nicht mehr Israel. Daher muss man mit den Begriff Israel in der Bibel aufpassen. Es war zu verschiedenen Zeiten verschiedene Königreiche mit verschiedenen Stämmen. Ab dem Moment, wo das Nordreich Israel sich abspaltete vom Südreich Juda, hatte es nur noch 10 Stämme und ging neue Wege. Es wandte sich nicht nur vom Haus Davids ab, sondern auch vom Gott Davids. Es wurde Jahrhunderte lang von ungläubigen Königen regiert und zog damit den angekündigten Fluch Gottes auf sich. Das Nordreich Israel führte sogar gegen das Südreich Juda immer wieder Krieg. Schließlich wurde es im Jahr 722 v. Chr. von den Assyrern erobert und endgültig aufgelöst. Es war ein Strafgericht Gottes an Israel, der sich zu diesem Zweck der Assyrer bediente. Der assyrische König deportierte die Israeliten, die seither bis heute zerstreut sind. Darum nennt man sie die „zehn verlorenen Stämme“. Heute rätselt man, welche 10 Stämme das exakt waren. Es wird nirgendwo ein Umzug von Simeon überliefert. Simeon wird nahezu totgeschwiegen. Ich gehe darauf später noch ein. Wenn Simeon nicht in den Norden zog, dann waren dort eigentlich nur 9 Stämme. Es gab ja in Wahrheit auch nur 9 Stammesgebiete im Nordreich. Es sei denn, man betrachtet die beiden Gebiete von Manasse als zwei einzelne Stammesgebiete von zwei getrennten Stämmen. Dann hätte man Ost-Manasse und West-Manasse als zwei verschiedene Stämme und somit wieder 10 Stämme im Norden, auch ohne Simeon. Ob Simeon wirklich noch dabei war oder Manasse als zwei Stämme zählte, lässt sich heute nicht mehr so genau sagen. Wie auch immer, die Schrift spricht von „zehn Stämmen“.
Es stimmt also, dass „Israel“ historisch ab einem gewissen Punkt nur 10 Stämme hatte. Es war aber nicht der ursprüngliche Zustand, sondern das Ende. Und es können aber nicht die 10 Namen aus dem Lied der Deborah gewesen sein. Die Schrift nennt nur die Zahl zehn ohne aber zehn Namen aufzuzählen. Jeder, der zehn Namen aufzählt, geht also über die Schrift hinaus.
Die 10 Namen aus dem Deborahlied sind also gewiss nicht die Stämme Israels, schon gar nicht deren ursprüngliche Anzahl. Wollen wir den Ursprung wissen, müssen wir dazu ein anderes, viel älteres Buch zu Rate ziehen.
Das erste Mal erwähnt die Schrift die Stämme Israels namentlich im Buch Numeri (Martin Luther hat es in „4. Buch Mose“ umbenannt). Der lateinische Name Numeri verrät uns - genauso wie der ursprüngliche Griechische Name Arithmoi - dass es in dem Buch um Zahlen geht. Es gibt hier jede Menge Zählungen und Aufzählungen. Gleich im ersten Kapitel erfahren wir die Namen der ursprünglichen Stämme Israels und deren Mannstärke, weil Gott persönlich die Musterung des Volkes Israel anordnete. Das Ergebnis fiel folgendermaßen aus:
Die Musterung der 12 Stämme Israels (Num 1)
- Ihre Musterung (ergab) aus dem Stamm Ruben 46500. (Vers 21)
- Ihre Musterung aus dem Stamm Simeon: 59300. (Vers 23)
- Ihre Musterung aus dem Stamm Juda: 74600. (Vers 25)
- Ihre Musterung aus dem Stamm Issachar: 54400. (Vers 27)
- Ihre Musterung aus dem Stamm Sebulon: 57400. (Vers 29)
- Ihre Musterung aus dem Stamm Ephraim: 40500. (Vers 31)
- Ihre Musterung aus dem Stamm Manasse: 32200. (Vers 33)
- Ihre Musterung aus dem Stamm Benjamin: 35400. (Vers 35)
- Ihre Musterung aus dem Stamm Gad: 45650. (Vers 37)
- Ihre Musterung aus dem Stamm Dan: 62700. (Vers 39)
- Ihre Musterung aus dem Stamm Ascher: 41500. (Vers 41)
- Ihre Musterung aus dem Stamm Naphthali: 53400. (Vers 43)
Wir sehen hier namentlich exakt 12 Stämme aufgelistet. Und im Anschluss daran steht geschrieben:
Dies ist die Musterung, die Mose und Aaron und die Anführer Israels gemustert haben, zwölf Männer, ein Mann für einen Stamm, nach dem Stamm der Häuser ihrer Familie waren sie. Und es war die ganze Musterung der Israeliten mit ihrem Heer, vom 20-Jährigen an aufwärts, jeder, der auszieht, um sich mit Israel zum Kampf zu stellen, 603550. (Num 1,44-46 Septuaginta Deutsch)
Was erfahren wir? Erstens die Namen der ursprünglichen Stämme, wie sie Mose in der Wüste am Berg Sinai musterte. Zweitens ihre Anzahl, nämlich zwölf. Und drittens die Anzahl ihrer Männer ab einem Alter von 20 Jahren. Doch was fällt auf im Vergleich zu jener Stelle in Genesis 49, die laut Masoreten behauptet, sie hätte die zwölf Stämme Israels? Zum besseren Vergleich hier beide Stellen in einer Tabelle:
Genesis 49 | Numeri 1 | |
---|---|---|
1 | Ruben | Ruben |
2 | Simeon | Simeon |
3 | Levi | Juda |
4 | Juda | Issachar |
5 | Sebulon | Sebulon |
6 | Issachar | Ephraim |
7 | Dan | Manasse |
8 | Gad | Benjamin |
9 | Ascher | Gad |
10 | Naphthali | Dan |
11 | Joseph | Ascher |
12 | Benjamin | Naphthali |
Wer die Liste genau studiert, wird feststellen, dass es signifikante Unterschiede gibt im Buch Numeri im Vergleich zu Genesis. Die Namen sind nicht nur in einer anderen Reihenfolge (darauf gehe ich später noch ein), sondern es sind auch andere Namen. Levi und Joseph, die beide Söhne von Jakob waren, gehören nicht zu den zwölf Stämmen Israels! Stattdessen gehören Ephraim und Manasse zu den zwölf Stämmen Israels. Sie waren aber nicht die Söhne von Jakob, sondern die Söhne von Joseph. Der Wortlaut des Masoretentexts in Genesis 49,28 („Diese alle sind die zwölf Stämme Israels“) ist also bereits nach einem Faktencheck mit Numeri 1 eindeutig falsch. Denn die zwölf Stämme Israels bestehen laut Numeri 1 aus den Namen von 10 Söhnen und 2 Enkeln Jakobs. Doch Jakob hatte zwölf leibliche Söhne. Wieso sind diese zwölf nicht die zwölf Stämme Israels? Sind denn Joseph und Levi keine Stämme Israels? Oder hat sich Mose in Numeri 1 geirrt?
Wie bereits erwähnt, gibt es etliche Stellen in der Schrift, wo die 12 Stämme Israels namentlich angeführt werden. Sehen wir uns zur Sicherheit noch andere an.
Die 12 Kundschafter (Num 15)
Bekannt ist z.B. die Geschichte, wo das Volk Israel nach der Wüstenwanderung endlich am Ziel angekommen ist und auf Gottes Befehl hin 12 Kundschafter aussendet, um das Gelobte Land auszuforschen bevor es eingenommen wird. Es wird aus jedem Stamm ein Kundschafter ausgewählt. Wir wissen genau wie sie hießen und aus welchen Stämmen sie kamen. Es steht detailliert in Numeri 13,4-17:
Und Mose entsandte sie aus der Wüste Pharan auf Geheiß des Herrn; sie waren alle Oberhäupter der Israeliten.
Und dies sind ihre Namen:
- Aus dem Stamm Ruben: Samou, der Sohn des Zakchur (Vers 5)
- Aus dem Stamm Simeon: Saphat, der Sohn des Uri (Vers 6)
- Aus dem Stamm Juda: Chaleb, der Sohn des Jephonne. (Vers 7)
- Aus dem Stamm Issachar: Igaal, der Sohn des Joseph. (Vers 8)
- Aus dem Stamm Ephraim: Ause, der Sohn des Nave. (Vers 9)
- Aus dem Stamm Benjamin: Phalti, der Sohn des Raphu. (Vers 10)
- Aus dem Stamm Sebulon: Gudiel, der Sohn des Sudi. (Vers 11)
- Aus dem Stamm Joseph, (dem) der Manassiten, Gaddi, der Sohn des Susi. (Vers 12)
- Aus dem Stamm Dan: Amiel, der Sohn des Gamali. (Vers 13)
- Aus dem Stamm Ascher: Sathur, der Sohn des Michael. (Vers 14)
- Aus dem Stamm Naphthali: Nabi, der Sohn des Jabi. (Vers 15)
- Aus dem Stamm Gad: Gudiel, der Sohn des Makchi. (Vers 16)
Dies sind die Namen der Männer, die Mose aussandte, um das Land auszukundschaften. Und Mose gab dem Ause, dem Sohn des Nave, den Namen Jesus. (Vers 17 LXX Deutsch)
Ich zitiere wie bisher aus der Septuaginta Deutsch. Deswegen sind manche Namen vielleicht anders als in Bibeln, die einer späteren Tradition folgen. Aber man kann gut erkennen, dass es die selben zwölf Stämme sind, wie zum Zeitpunkt der Musterung am Berg Sinai (Num 1), auch wenn die Reihenfolge erneut anders ist. Der Stamm Levi fehlt erneut. Aber der Stamm Joseph wird diesmal interessanterweise erwähnt im Zusammenhang mit Manasse. Es sieht so aus, als würde Manasse die Erinnerung an Joseph am Leben erhalten. Doch das wirft eine neue Frage auf: Warum Manasse und nicht Ephraim, der ja der erstgeborene Sohn von Joseph war? Und was ist eigentlich mit Levi los? Sehen wir uns zur Sicherheit noch eine weitere wichtige Stelle an, aus einem anderen Buch.
Die Verteilung des eroberten Landes Kanaan (Josua 13-21)
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Volkes Israels ist der Moment, wo das Volk nach Jahrzehnten Wüstenwanderung endlich das versprochene Land Kanaan betritt und erobert. Mose erlebt das nicht mehr. Stattdessen leitet Moses Nachfolger Josua (eigentlich hieß er Jesus, aber das ist ein anderes Thema, auf das ich hier nicht eingehe) die Verteilung des Landes. Jeder Stamm bekommt sein eigenes Gebiet zugesprochen. Die Aufteilung erfolgt nicht an einem Tag, sondern über Jahre. Denn jeder Quadratmeter muss zuerst erobert und die dort ansässigen Völker vertrieben - meist ausgerottet - werden. Auch das ist eine eigene Geschichte, auf die ich hier nicht näher eingehe. Es geht hier nur um die Gebietsverteilung an die Stämme Israels. Sie ist detailliert im Buch Josua über viele Kapitel hinweg überliefert und fand in zwei Etappen statt. Zuerst wurde das Land östlich des Jordans (Ostjordanland) erobert und danach westlich des Jordans (Westjordanland). Hier ein Auszug daraus:
Ostjordanland:
Und Mose gab dem Stamm Ruben (Land) entsprechend ihren Sippen. (13,15-23)
Mose gab den Gaditern (Land) nach ihren Sippen. (13,24-28)
Und Mose gab der Hälfte des Stammes Manasse (Land) nach ihren Sippen. (13,29-31)
Diese sind es, denen Mose jenseits des Jordans Erbbesitz übergab, in Araboth Moab jenseits des Jordans bei Jericho von Osten her. (13,32)
Westjordanland:
Und das Gebiet des Stammes Juda nach ihren Sippen erstreckte sich ... (15,1-63)
Das Gebiet der Ephraimiter war entsprechend ihren Sippen ... (16,5-10)
Und es ergab sich das Gebiet des Stammes der Manassiter ... (17,1-13)
Und der Erbteil des Stammes Benjamin nach seinen Sippen ... (18,11-28)
Und das zweite Los der Simeoniter ging hervor und ihr Erbbesitz befand sich inmitten des Erbteils der Judäer. (19,1-9)
Und das dritte Los ging hervor für Sebulon nach ihren Sippen. (19,10-16)
Und das vierte Los ging hervor für Issachar (19,17-23)
Und es ging das fünfte Los für Ascher hervor. (19,24-31)
Und das sechste Los ging hervor für Naphthali (19,32-39)
Und das siebte Los ging hervor für Dan (19,40-48)
Es gäbe hier viele interessante Details zu besprechen. Darauf verzichte ich, denn es geht mir hier nur um das große Ganze.
Kurz zusammengefasst: Im Osten bekamen zweieinhalb Stämme (Ruben, Gad, halber Stamm Manasse) Land und im Westen neuneinhalb Stämme (Juda, Ephraim, halber Stamm Manasse, Benjamin, Simeon, Sebulon, Issachar, Ascher, Naphthali, Dan). Zusammen bekamen also wiederum genau 12 Stämme Land. Es sind exakt die selben Stämme, die uns in Numeri 1 und 15 überliefert wurden. Zur Veranschaulichung siehe Karte.
Und erneut fehlen die Namen Joseph und Levi, die aber im Buch Genesis genannt werden.
Bei Joseph kann man vielleicht allmählich verstehen, dass er nicht ein Stamm ist, sondern zwei, und daher seine beiden Söhne Ephraim und Manasse die Namensgeber der zwei Stämme sind.
Aber was ist mit Levi? In den Köpfen vieler Menschen hält sich Levi hartnäckig als einer der zwölf Stämme Israels. Aber bisher beweisen alle Bibelstellen das Gegenteil. Ist Levi kein Stamm Israels? Sind denn die Leviten keine Israeliten?
Wenn Levi kein Stamm Israels wäre, dann wären bedeutende biblische Israeliten wie Mose, Aaron oder Johannes der Täufer gar keine Israeliten, denn sie kamen aus dem Stamm Levi. Aber Levi fehlt doch in allen historischen Listen der 12 Stämme Israels des Alten Testaments!
- Wir sahen das bei der Musterung der 12 Stämme Israels (Num 1): Levi fehlt.
- Wir sahen das bei der Aussendung der 12 Kundschafter (Num 15): Levi fehlt.
- Wir sahen das bei der Verteilung des Landes an die 12 Stämme Israels (Josua 13-21): Levi fehlt.
Und doch wird der Stamm Levi eindeutig in der Heiligen Schrift immer wieder erwähnt und brachte, wie schon gesagt, bedeutende Persönlichkeiten hervor. Wie passt das zusammen?
Die Antwort ist auch hier wieder einfach und peinlich zugleich. Einfach, weil sie in der Heiligen Schrift doch eh erklärt wird. Und peinlich, weil so viele Menschen sie heute trotzdem nicht kennen. Das Eine hängt wohl mit dem Anderen zusammen: Die meisten Menschen lesen gar nicht mehr die Heilige Schrift in ihrer Gesamtheit, sondern bestenfalls Bruchstücke. Den Rest reimen sie sich in ihrer Phantasie zusammen oder holen sich von halbgebildeten Informanten wie z.B. Wikipedia, dessen Unwissenheit wir bereits gesehen haben.
Aufmerksamen Lesern wird sicherlich schon aufgefallen sein, dass ich den selben Fehler machte, den ich soeben anprangerte: Ich las nur Bruchstücke aus der Schrift. Das tat ich bewusst, um zu zeigen, wohin das führt. Wir verpassen dadurch die vollständige Wahrheit. Hier ist der Beweis:
Gehen wir zurück zu Numeri 1. Dort zitierte ich die Verse 21 bis 45 und erstellte anhand dieser die Liste der 12 Stämme Israels. Diese Liste ist wahr, sowohl biblisch als auch historisch. Und dennoch ist sie unvollständig. Denn in Vers 47 heißt es weiter:
Die Leviten aber aus dem Stamm ihrer Familie wurden nicht mit den Israeliten mitgemustert.
Aha! Es gibt sie also doch, die Leviten. Und sie werden auch als Stamm bezeichnet. Und das vom Anbeginn an, in Numeri 1, in der Wüste beim Berg Sinai, wo alle Stämme Israels das erste Mal namentlich erwähnt werden! Aber sie stehen nicht in der Auflistung gemeinsam mit den anderen Stämmen. Warum nicht? Weil sie nicht mitgemustert wurden! Warum wurden sie nicht gemustert? Lesen wir weiter:
Und der Herr sprach zu Mose:
Sieh den Stamm Levi: Du sollst ihn nicht mitmustern, und ihre Zahl sollst du nicht erheben in der Mitte der Israeliten, und du – bestelle die Leviten über das Zelt des Zeugnisses und über alle seine Geräte und über alles, was in ihm ist. Sie sollen das Zelt und alle seine Geräte tragen, und sie sollen in ihm Dienst tun und um das Zelt herum sollen sie lagern. Und wenn das Zelt aufbricht, sollen die Leviten es abbauen, und wenn das Zelt lagert, sollen sie es aufbauen. Und der Andersstämmige, der sich nähert, muss sterben. (Num 1,48-51 LXX Deutsch)
Das ist die göttliche Begründung. Sie wird später noch vertieft und erweitert. Aber hier ist schon so viel klar: Levi wird nicht mit den anderen Stämmen mitgemustert, sondern er wird gesondert gemustert, nämlich zwei Kapitel später (Num 3). Und die Musterung der Leviten erfolgte nach anderen Kriterien als bei den übrigen Stämmen:
Mustere die Söhne Levis nach ihren Vaterhäusern, nach ihren Volksgruppen, nach ihrer Verwandtschaft, alles Männliche; von einem Monat an aufwärts sollst du sie mustern. (Num 3,15 LXX Deutsch)
Während bei den 12 Stämmen Israels jeder Mann ab 20 Jahren gemustert wurde, wurden beim 13. Stamm Levi alle Männer ab 1 Monat gemustert!
Der Stamm Levi ist also ein besonderer Stamm, der nicht zu den anderen zwölf Stämmen gezählt wird. Er ist ein spezieller, abgesonderter, dreizehnter Stamm, mit eigenen Regeln, Geboten und Gesetzen. Und er hat eine spezielle Aufgabe: Er kümmert sich nur um das Zelt des Zeugnisses. Das war der Vorläufer des Tempels. Während der Wüstenwanderung lebten die Israeliten in Zelten und führten das Zelt des Zeugnisses mit. Es war der einzig erlaubte Ort für die Gottesdienste und Opferkulte und durfte nur von den Leviten getragen, aufgebaut und bedient werden. „Jeder Andersstämmige, der sich nähert, muss sterben.“ lautete Gottes Befehl. Es durfte sich also kein anderer Stamm diesem Zelt nähern als allein der Stamm Levi. Der Stamm Levi war der Priesterstamm, der heilige Stamm, der jeden Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nur für Gott da war, 7 Tage die Woche.
Die Leviten waren aus praktisch allen weltlichen Belangen ausgeschlossen.
- Der Stamm Levi durfte keine Soldaten stellen und wurde daher nicht mitgemustert.
- Der Stamm Levi schickte daher auch keinen Kundschafter aus um das feindliche Land auszuspionieren.
- Der Stamm Levi eroberte kein Land und erhielt kein Stammesgebiet.
Das wird extra protokolliert bei den Berichten über die Landverteilung im Land Kanaan:
Den Leviten wurde im Land kein Anteil gegeben, sondern (sie erhielten) Städte zu bewohnen und ihre separaten (Flächen) für die Haustiere (Josua 14,4)
Die Leviten besaßen also kein Land sondern bekamen nur Städte. Und auch die konnten sie sich nicht aussuchen, sondern wurden ihnen so zugeteilt:
vom Stamm Juda, vom Stamm Simeon und vom Stamm Benjamin mittels Losentscheid 13 Städte (Josua 20,4)
aus dem Stamm Ephraim, dem Stamm Dan und vom halben Stamm Manasse mittels Losentscheid zehn Städte (Josua 20,5)
von dem Stamm Issachar, vom Stamm Ascher, vom Stamm Naphtali und vom halben Stamm Manasse in Basan 13 Städte (Josua 20,6)
vom Stamm Ruben, vom Stamm Gad und vom Stamm Sebulon mittels Losentscheid zwölf Städte. (Josua 20,6)
Alle Städte der Leviten inmitten des Besitzerwerbs der Israeliten: 48 Städte und ihr Umland (Josua 20,41)
Die zwölf Stämme Israels mussten also dem dreizehnten Stamm Levi Städte abtreten. Jeder der zwölf Stämme gemäß seiner Stärke. In Summe waren es genau 48 Städte für die Leviten, über das ganze Land Israel verteilt.
Der Stamm Levi war also der dreizehnte Stamm Israels. Er diente allein Gott und wohnte mitten unter den anderen zwölf Stämmen Israels, die ihn umgaben, versorgten und beschützten. Und das zeigte sich schon in Numeri Kapitel 2, wo Gott die Lager- und Marschordnung der Stämme Israels für die Wüstenwanderung befahl:
Und die, die als Erste nach Osten hin lagern, (seien) die Ordnung des Lagers Judas mit ihrem Heer (Vers 3)
Und die, die als nächste lagern, sind der Stamma Issachar (Vers 5)
Und die, die als Nächste lagern, sind der Stamm Sebulon (Vers 7)
Die Ordnung des Lagers Rubens: Nach Süden hin (lagern sie) mit ihrem Heer (Vers 10)
Und die, die als Nächste lagern, sind der Stamm Simeon (Vers 12)
Und die, die als Nächste lagern, sind der Stamm Gad (Vers 14)
Und (dann) soll das Zelt des Zeugnisses aufgehoben werden und das Lager der Leviten inmitten der Lager. Wie sie lagern, so sollen sie auch aufbrechen, jeder nacheinander, in (seinem) Regiment. (Vers 17)
Anordnung des Lagers Ephraims: Nach Westen hin (lagern sie) mit ihrem Heer (Vers 18)
Und die, die als Nächste lagern, sind vom Stamm Manasse (Vers 20)
Und die, die als Nächste lagern, sind vom Stamm Benjamin (Vers 22)
Anordnung des Lagers Dans: Nach Norden hin (lagern sie) mit ihrem Heer (Vers 25)
Und die, die als Nächste lagern, sind vom Stamm Ascher (Vers 27)
Und die, die als Nächste lagern, sind vom Stamm Naphthali (Vers 29)
Wir sehen hier die göttliche Ordnung der Stämme Israels, wie sie lagern und aufbrechen sollen. Es sind vier Ordnungen zu je drei Stämmen, die jede in einer anderen Himmelsrichtung lagern. Und genau in der Mitte ist der dreizehnte Stamm Levi. Während des Marsches hingegen ziehen zuerst zwei Ordnungen zu je drei Stämmen los, dann kommt der Stamm Levi, und dann die restlichen beiden Ordnungen zu je drei Stämmen. Auch auf diese Art ist gewährleistet, dass während des Marsches Levi genau in der Mitte der 12 Stämme marschiert: Es marschieren 6 Stämme vor Levi und 6 Stämme dahinter. Und wir haben hier alle 13 Stämme mit ihren Namen und ihrem Rang sauber aufgelistet bereits im zweiten Kapitel vom vierten Buch Moses. Dieses Konzept wird beibehalten in der ganzen Heiligen Schrift: Entweder werden alle 13 Stämme aufgezählt, oder nur die zwölf Stämme ohne Levi. Wo immer also in der Schrift wörtlich von den „zwölf Stämmen Israels“ die Rede ist, ist Levi nicht mitgemeint. Es gibt davon nur eine Ausnahme. Auf die komme ich noch. Davor sei noch eine andere Besonderheit erwähnt.
Der Segen Moses
Wikipedia veröffentlicht diese Liste mit 14 Namen und nennt sie „Zwölf Stämme Israels“ (Screenshot vom 5.1.2025 rechts):
- Ruben
- Simeon
- Levi
- Juda
- Dan
- Naftali
- Gad
- Ascher
- Issachar
- Sebulon
- Josef
- Manasse
- Ephraim
- Benjamin
Das macht übrigens nicht nur Wikipedia. Viele Bibellehrer, Bibelkommentare und Bibellexika machen es heutzutage ebenso. Sie zählen 13 oder 14 Namen auf und nennen sie aber zwölf! Wie kommt das? Können sie alle nicht zählen? Oder können sie nicht lesen? Oder bewahrheitet sich an ihnen wieder einmal das Wort des Herrn?
und es wird an ihnen die Weissagung des Jesaja erfüllt, welche lautet: »Mit den Ohren werdet ihr hören und nicht verstehen, und mit den Augen werdet ihr sehen und nicht erkennen! Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt, und mit den Ohren hören sie schwer, und ihre Augen haben sie verschlossen, dass sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile.« (Matthäus 13,14-15 SCH2000)
Die Heilige Schrift macht so etwas jedenfalls nie. Nie zählt sie vierzehn Namen auf und nennt sie gleichzeitig die „Zwölf Stämme Israels“! Gott kann zählen und inspirierte immer nur Männer, die ebenso zählen konnten. Deswegen zählt die Schrift auch stets nur zwölf Namen auf, wenn sie von zwölf Stämmen spricht. Oder sie nennt sie nicht „die Zwölf Stämme“ , wenn sie mehrere Namen aufzählt. Das bewiesen alle bisherigen Beispiele und hier kommt ein weiteres.
Wie schon erwähnt segnete Jakob seine zwölf Söhne an seinem Sterbebett. Das führt seit den Masoreten zu Verwirrungen, weil die Masoreten den Text so formulieren, als ob diese die zwölf Stämme Israels seien. Wir besprachen das bereits im ersten Kapitel.
Es gibt aber einen zweiten, noch interessanteren Segen in der Schrift. Am Ende seines Lebens segnete nämlich Mose die Stämme Israels. Der Segen des Moses steht im fünften Buch Moses, dem sogenannten Deuteronomium, in Kapitel 33 geschrieben. Es wird darin wörtlich davon gesprochen, dass Mose die Israeliten, ja sogar die Stämme Israels segnete:
Und dies ist der Segen, mit dem Mose, der Mann Gottes, vor seinem Tod die Israeliten segnete. (Vers 1)
Und es wird beim Geliebten einen Herrscher geben, wenn die Anführer der Völker sich versammelt haben zusammen mit den Stämmen Israels. (Vers 5)
Und dann segnet Mose der Reihe nach diese Stämme mit folgenden Namen:
- Ruben (Vers 6)
- Juda (Vers 7)
- Levi (Verse 8-11)
- Benjamin (Vers 12)
- Joseph (Vers 13-17)
- Ephraim (Vers 17)
- Manasse (Vers 17)
- Sebulon (Verse 18-19)
- Issachar (Verse 18-19)
- Gad (Verse 20-21)
- Dan (Vers 22)
- Naphthali (Vers 23)
- Ascher (Vers 24ff)
Auf den ersten Blick bestätigt Mose genau die Namen, die Wikipedia in der Liste oben hat. Denn es sind sowohl Levi als auch Joseph mitsamt seinen beiden Söhnen Ephraim und Manasse dabei. Das sind doch genau die 14 Stämme, die Wikipedia auflistet, oder? Vorsicht! Genau hinsehen!
Auf den zweiten Blick zählen wir nur 13 Namen. Moses segnet in Wahrheit also nur 13 Stämme. Es stimmt der Segen des Moses also nur auf den ersten Blick mit der Liste von Wikipedia überein. Tatsächlich kommt in der ganzen Heiligen Schrift keine Liste vor wie die von Wikipedia. Und andererseits behauptet Mose mit keinem Wort, dass er „die zwölf Stämme“ segnet. Die Zahl zwölf erwähnt er nicht. Und es ist auch gut und richtig so, denn er segnet 13 Stämme. Somit ist Mose schon in zweierlei Hinsicht korrekter als Wikipedia.
Eine bemerkenswerte Übereinstimmung zwischen Wikipedia und dem Segen des Moses ist jedoch, dass Joseph gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Ephraim und Manasse dabei ist! Diese drei kommen in der ganzen Schrift sonst nirgendwo gemeinsam als Stämme Israels vor. Vielmehr steht geschrieben, dass Joseph zwei Stämme ist, nie aber drei:
denn die Josephiten waren zwei Stämme, Manasse und Ephraim (Josua 14,4)
Wenn also Joseph mit drei Stämmen in der Liste vertreten ist und es insgesamt trotzdem nur 13 Stämme sind, dann muss rein rechnerisch ein anderer von Wikipedia fehlen. Welcher ist es? Wer findet ihn? Es ist Simeon! Das Fehlen des Stammes Simeon im Mosesegen gab seither Generationen von Theologen und Bibellehrern Rätsel auf. Sie ersannen verschiedenste Theorien. Manche sind nachvollziehbar, andere nicht.
Fakt ist, dass Mose 13 Stämme segnete - nicht 12 und auch nicht 14 - und dass Mose Simeon nicht segnete. Fakt ist auch, dass Simeon bisher in allen Stammeslisten der Heiligen Schrift auftauchte. Doch ab der Landnahme verliert Simeon offenbar an Bedeutung. Es beginnt schon damit, dass das Stammesgebiet von Simeon vollständig im Stammesgebiet vom Stamm Juda liegt (siehe Karte). Somit verliert sich Simeon praktisch in Juda. Das wirkt sich auch bei der späteren Spaltung der Königreiche aus, wie bereits erwähnt. Das Südreich wird offiziell nur von zwei Stämmen gebildet: Juda und Benjamin, die bis zur Zeit Christi bestehen bleiben mit ihren Namen und Gebieten. Aber eigentlich sollte ja auch Simeon dazu gehören. Er liegt im Gebiet von Juda, wird aber nie erwähnt, wenn es um das Südreich geht, auch nicht mehr zur Zeit Jesu. Offenbar ist Simeon tatsächlich verschwunden. Er taucht namentlich ja auch nicht im Nordreich auf. Hat Mose das prophetisch angedeutet in seinem Segen, indem er Simeon ignorierte?
Weil ich nicht spekulieren möchte, verlasse ich das Thema Simeon und Mosesegen kurz und komme zur letzten bemerkenswerten Station in Sachen Stämme Israel: ins Neue Testament.
Es gibt im Neuen Testament eine Stelle, die die Stämme Israels aufzählt. Sie wird oft übersehen, weil sie erstens ein wenig versteckt ist und zweitens völlig aus der Reihe tanzt. Wir finden Sie im letzten Buch, der Offenbarung des Johannes in Kapitel 7:
Und ich hörte die Zahl der Versiegelten: 144 000 Versiegelte, aus allen Stämmen der Kinder Israels.
- Aus dem Stamm Juda 12 000 Versiegelte;
- aus dem Stamm Ruben 12 000 Versiegelte;
- aus dem Stamm Gad 12 000 Versiegelte;
- aus dem Stamm Asser 12 000 Versiegelte;
- aus dem Stamm Naphtali 12 000 Versiegelte;
- aus dem Stamm Manasse 12 000 Versiegelte;
- aus dem Stamm Simeon 12 000 Versiegelte;
- aus dem Stamm Levi 12 000 Versiegelte;
- aus dem Stamm Issaschar 12 000 Versiegelte;
- aus dem Stamm Sebulon 12 000 Versiegelte;
- aus dem Stamm Joseph 12 000 Versiegelte;
- aus dem Stamm Benjamin 12 000 Versiegelte. (Offenbarung 7,4-8 SCH2000)
Was ist an dieser Liste so bemerkenswert? Nahezu alles!
Erstens sind es genau 12 Stämme - obwohl Levi dabei ist! Das kommt im Alten Testament nicht vor, wie wir bereits ausführlich gezeigt haben. Mit Levi sind es sonst immer 13. Zwölf sind es sonst immer nur ohne Levi. Wir haben hier also das erste und letzte Mal, dass insgesamt zwölf Stämme genannt werden und Levi ist einer davon!
Zweitens ist Joseph dabei - neben seinem Sohn Manasse. Auch das kommt nirgendwo sonst vor.
Drittens fehlt der erstgeborene Sohn von Joseph, nämlich Ephraim. Ephraim fehlt sonst in keiner Liste!
Viertens ist Simeon doch wieder dabei. Der fehlte aber zwischendurch, nämlich im Segen des Moses und anderen Aufzählungen, wie wir im vorigen Kapitel gesehen haben.
Fünftens fehlt Dan! Der fehlte sonst noch nie.
Sechstens sind alle Stämme gleich groß. Das gab es noch nie. Jede historische Zählung ergab bisher völlig unterschiedliche Stammesgrößen.
Siebentens scheinen alle Stämme winzig zu sein. Jeder Stamm zählt nur noch 12.000 Menschen. So klein war noch nie ein Stamm in der Geschichte Israels. Der kleinste Stamm war bisher Levi mit 22.000 Männern (Num 3,39), Frauen nicht mitgezählt. Der größte Stamm Israels, Juda, hatte seinerzeit 74.600 kriegstüchtige Männer (Num 1,25), Frauen und Kinder nicht mitgezählt. Und nun sieht es so aus, als würden auch Frauen und Kinder mitgezählt und dennoch käme jeder Stamm nur auf 12.000? Weil diese Zahl so klein ist, halten sie die meisten Bibelausleger für eine symbolische. Dann wäre das die erste symbolische Zahlenangabe für die Größe von Stämmen in der Schrift. Das ruft seit 2000 Jahren diverse Zahlenmystiker auf den Plan. Darauf gehe ich hier nicht näher ein.
Wie man es auch dreht und wendet, der Apostel Johannes präsentiert uns hiermit eine einzigartige Liste der Stämme Israels, die es sonst nirgendwo vorher gab. Er spricht gar nicht von den „Zwölf Stämmen Israels“, sondern von den „Stämmen der Kinder Israels“. Johannes nennt die Zahl zwölf gar nicht und doch zählt er in Summe exakt 12 Stämme auf. Er zählt erstmals in der Geschichte Israels Joseph und Levi dazu und lässt stattdessen Ephraim und Dan weg. Einen Fehler von Johannes können wir ausschließen. Johannes schrieb diese Namen vom Heiligen Geist inspiriert nieder, die er zuvor in der himmlischen Vision gehört hatte. Viele Lehrer meinen, dass der Segen Jakobs und der Segen Moses prophetisch zu verstehen sind. Eines ist aber gewiss: Die Offenbarung des Johannes kann nur prophetisch gelesen und verstanden werden. Johannes überliefert uns hier keine historische Liste der Stämme Israels in der Vergangenheit, sondern verrät uns eine prophetische Liste der zukünftigen Stämme der Kinder Israels. Deswegen ist diese Liste so ganz anders und stimmt mit keiner anderen überein. Es gibt schließlich zwei verschiedene Israels, wie wir bereits in einem anderen Beitrag erörterten (Israel ist nicht Israel).
Die frühen Christen befassten sich viel mit dem zukünftigen Israel und mit dieser Liste, wie auch mit dem Rest der Offenbarung des Johannes. Hier ist nicht der Platz, das alles auszubreiten, und es ist auch nicht das Thema. Es geht hier allein um die richtige Zahl der Stämme Israels. Und die variiert in der Heiligen Schrift. Historisch gesehen, waren es je nach Zählweise entweder 12 oder 13 Stämme. Im Falle des abgespalteten Nordreiches Israel sogar nur 10 Stämme. Doch diese gingen verloren. Aber am Ende, wenn der Herr Jesus Himmel und Erde neu schaffen und alles wieder herstellen wird, wird es endlich die vollkommene Zahl von 12 sein. Aber gewisse historische Stämme werden in Ewigkeit nicht mehr existieren. Das sind Dan und Ephraim. Warum diese beiden in der Ewigkeit fehlen, ist eine andere Geschichte und wird an anderer Stelle erzählt.