Der Segen Moses

Zwölf Stämme Israels
„Zwölf“ Stämme Israels auf Wikipedia

Wikipedia veröffentlicht diese Liste mit 14 Namen und nennt sie „Zwölf Stämme Israels“ (Screenshot vom 5.1.2025 rechts):

  • Ruben
  • Simeon
  • Levi
  • Juda
  • Dan
  • Naftali
  • Gad
  • Ascher
  • Issachar
  • Sebulon
  • Josef
    • Manasse
    • Ephraim
  • Benjamin

Das macht übrigens nicht nur Wikipedia. Viele Bibellehrer, Bibelkommentare und Bibellexika machen es heutzutage ebenso. Sie zählen 13 oder 14 Namen auf und nennen sie aber zwölf! Wie kommt das? Können sie alle nicht zählen? Oder können sie nicht lesen? Oder bewahrheitet sich an ihnen wieder einmal das Wort des Herrn?

und es wird an ihnen die Weissagung des Jesaja erfüllt, welche lautet: »Mit den Ohren werdet ihr hören und nicht verstehen, und mit den Augen werdet ihr sehen und nicht erkennen! Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt, und mit den Ohren hören sie schwer, und ihre Augen haben sie verschlossen, dass sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile.« (Matthäus 13,14-15 SCH2000)

Die Heilige Schrift macht so etwas jedenfalls nie. Nie zählt sie vierzehn Namen auf und nennt sie gleichzeitig die „Zwölf Stämme Israels“! Gott kann zählen und inspirierte immer nur Männer, die ebenso zählen konnten. Deswegen zählt die Schrift auch stets nur zwölf Namen auf, wenn sie von zwölf Stämmen spricht. Oder sie nennt sie nicht „die Zwölf Stämme“ , wenn sie mehrere Namen aufzählt. Das bewiesen alle bisherigen Beispiele und hier kommt ein weiteres.

Wie schon erwähnt segnete Jakob seine zwölf Söhne an seinem Sterbebett. Das führt seit den Masoreten zu Verwirrungen, weil die Masoreten den Text so formulieren, als ob diese die zwölf Stämme Israels seien. Wir besprachen das bereits im ersten Kapitel.

Es gibt aber einen zweiten, noch interessanteren Segen in der Schrift. Am Ende seines Lebens segnete nämlich Mose die Stämme Israels. Der Segen des Moses steht im fünften Buch Moses, dem sogenannten Deuteronomium, in Kapitel 33 geschrieben. Es wird darin wörtlich davon gesprochen, dass Mose die Israeliten, ja sogar die Stämme Israels segnete:

Und dies ist der Segen, mit dem Mose, der Mann Gottes, vor seinem Tod die Israeliten segnete. (Vers 1)

Und es wird beim Geliebten einen Herrscher geben, wenn die Anführer der Völker sich versammelt haben zusammen mit den Stämmen Israels. (Vers 5)

Und dann segnet Mose der Reihe nach diese Stämme mit folgenden Namen:

  • Ruben (Vers 6)
  • Juda (Vers 7)
  • Levi (Verse 8-11)
  • Benjamin (Vers 12)
  • Joseph (Vers 13-17)
  • Ephraim (Vers 17)
  • Manasse (Vers 17)
  • Sebulon (Verse 18-19)
  • Issachar (Verse 18-19)
  • Gad (Verse 20-21)
  • Dan (Vers 22)
  • Naphthali (Vers 23)
  • Ascher (Vers 24ff)

Auf den ersten Blick bestätigt Mose genau die Namen, die Wikipedia in der Liste oben hat. Denn es sind sowohl Levi als auch Joseph mitsamt seinen beiden Söhnen Ephraim und Manasse dabei. Das sind doch genau die 14 Stämme, die Wikipedia auflistet, oder? Vorsicht! Genau hinsehen!

Auf den zweiten Blick zählen wir nur 13 Namen. Moses segnet in Wahrheit also nur 13 Stämme. Es stimmt der Segen des Moses also nur auf den ersten Blick mit der Liste von Wikipedia überein. Tatsächlich kommt in der ganzen Heiligen Schrift keine Liste vor wie die von Wikipedia. Und andererseits behauptet Mose mit keinem Wort, dass er „die zwölf Stämme“ segnet. Die Zahl zwölf erwähnt er nicht. Und es ist auch gut und richtig so, denn er segnet 13 Stämme. Somit ist Mose schon in zweierlei Hinsicht korrekter als Wikipedia.

Eine bemerkenswerte Übereinstimmung zwischen Wikipedia und dem Segen des Moses ist jedoch, dass Joseph gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Ephraim und Manasse dabei ist! Diese drei kommen in der ganzen Schrift sonst nirgendwo gemeinsam als Stämme Israels vor. Vielmehr steht geschrieben, dass Joseph zwei Stämme ist, nie aber drei:

denn die Josephiten waren zwei Stämme, Manasse und Ephraim (Josua 14,4)

Wenn also Joseph mit drei Stämmen in der Liste vertreten ist und es insgesamt trotzdem nur 13 Stämme sind, dann muss rein rechnerisch ein anderer von Wikipedia fehlen. Welcher ist es? Wer findet ihn? Es ist Simeon! Das Fehlen des Stammes Simeon im Mosesegen gab seither Generationen von Theologen und Bibellehrern Rätsel auf. Sie ersannen verschiedenste Theorien. Manche sind nachvollziehbar, andere nicht.

Fakt ist, dass Mose 13 Stämme segnete - nicht 12 und auch nicht 14 - und dass Mose Simeon nicht segnete. Fakt ist auch, dass Simeon bisher in allen Stammeslisten der Heiligen Schrift auftauchte. Doch ab der Landnahme verliert Simeon offenbar an Bedeutung. Es beginnt schon damit, dass das Stammesgebiet von Simeon vollständig im Stammesgebiet vom Stamm Juda liegt (siehe Karte). Somit verliert sich Simeon praktisch in Juda. Das wirkt sich auch bei der späteren Spaltung der Königreiche aus, wie bereits erwähnt. Das Südreich wird offiziell nur von zwei Stämmen gebildet: Juda und Benjamin, die bis zur Zeit Christi bestehen bleiben mit ihren Namen und Gebieten. Aber eigentlich sollte ja auch Simeon dazu gehören. Er liegt im Gebiet von Juda, wird aber nie erwähnt, wenn es um das Südreich geht, auch nicht mehr zur Zeit Jesu. Offenbar ist Simeon tatsächlich verschwunden. Er taucht namentlich ja auch nicht im Nordreich auf. Hat Mose das prophetisch angedeutet in seinem Segen, indem er Simeon ignorierte?

Weil ich nicht spekulieren möchte, verlasse ich das Thema Simeon und Mosesegen kurz und komme zur letzten bemerkenswerten Station in Sachen Stämme Israel: ins Neue Testament.