• Oder wurde sie von Menschen geschrieben, die nicht rechnen können?

Widersprüche und falsche Prophezeiungen in der Bibel haben schon viele Menschen daran zweifeln lassen, ob wirklich ein allwissender Gott dahinter steckt oder nicht doch ein falscher Prophet? Gott selbst gibt die Anweisung, wie wir das prüfen sollen. So machen wir das nun an einem konkreten Beispiel.

Im Alten Testament gibt es jede Menge Prophezeiungen. Viele davon erfüllten sich erst im Neuen Testament mit Jesus Christus. Andere erfüllten sich schon bald nachdem sie ausgesprochen wurden. Eine solche sehen wir uns nun an.

Wir befinden uns im glorreichen, vereinten Königreich Israel zur Zeit von König Salomon. Vermutlich war das eine der schönsten Epochen, die es je gab. Denn es herrschte im ganzen Land ununterbrochen Friede. Salomons Militär hatte nichts zu tun und ließ die Waffen sogar vergolden. Statt Kriege wurden große Bauprojekte durchgeführt. Denn der König war mit nie dagewesener Weisheit und schier unerschöpflichem Reichtum gesegnet und setzte beides zum Wohle seines Volkes ein. Daneben schrieb er tausende Lieder und Weisheitssprüche. Gäste aus allen Ecken der Erde kamen und staunten.

Doch dann begann König Salomon sich den Götzen und dem Aberglauben zuzuwenden, die seine hunderten ausländischen Frauen aus ihren Herkunftsländern mitbrachten. Er baute ihnen im ganzen Land Tempeln, huldigte ihnen und stellte für sie Priester an. Das missfiel dem wahren Gott Israels sehr. Denn Er war es, der Salomon mit Weisheit und Wohlstand überschüttet hatte - unter der Bedingung, dass der Ihm ungeteilt treu bliebe wie einst sein Vater David. Doch Salomon dachte nicht daran umzukehren. Er nahm Gottes Warnungen nicht ernst. Und dann ereignete sich folgendes:

Salomo baute die Burg Millo aus, um die Lücke zu schließen, die an der Davidsstadt seines Vaters noch geblieben war.

Nun war jener Jerobeam ein tüchtiger Mann, und als Salomo sah, wie eifrig der junge Mann bei der Arbeit war, machte er ihn zum Aufseher über die gesamten Fronarbeiten des Hauses Joseph.

Damals begab es sich nun, als Jerobeam eines Tages Jerusalem verlassen hatte, daß ihn der Prophet Ahia von Silo unterwegs traf, der gerade einen neuen Mantel umhatte; und sie beide waren allein auf freiem Felde.

Da nahm Ahia den neuen Mantel, den er anhatte, zerriß ihn in zwölf Stücke und sagte zu Jerobeam:

»Nimm dir zehn Stücke davon; denn so hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: ›Siehe, ich will das Reich der Hand Salomos entreißen und will dir zehn Stämme geben – aber den einen Stamm soll er behalten um meines Knechtes David willen und um Jerusalems willen, der Stadt, die ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe –, zur Strafe dafür, daß er mich verlassen und sich vor Astarte, der Gottheit der Phönizier, vor Kamos, dem Gott der Moabiter, und vor Milkom, dem Gott der Ammoniter, niedergeworfen hat und nicht auf meinen Wegen gewandelt ist, um das zu tun, was mir wohlgefällt, und meine Satzungen und Rechte zu beobachten, wie sein Vater David es getan hat.
Doch will ich nicht ihm selbst die ganze Königsmacht entreißen, sondern will ihm, solange er lebt, die Herrschaft lassen um meines Knechtes David willen, den ich erwählt habe und der meine Gebote und Satzungen beobachtet hat.
Aber seinem Sohne will ich das Königtum nehmen und es dir geben, nämlich zehn Stämme; seinem Sohne dagegen will ich nur einen einzigen Stamm geben, damit meinem Knecht David allezeit eine Leuchte vor mir verbleibe in Jerusalem, der Stadt, die ich mir erwählt habe, um meinen Namen daselbst dauernd wohnen zu lassen. Dich aber will ich nehmen, damit du herrschest über alles, wonach du Verlangen trägst, und König über Israel seiest. Wenn du dann allen meinen Befehlen nachkommst und auf meinen Wegen wandelst und das tust, was mir wohlgefällt, indem du meine Satzungen und meine Gebote beobachtest, wie mein Knecht David es getan hat, so will ich mit dir sein und dir ein Haus bauen, das Bestand haben soll, wie ich David ein solches gebaut habe, und will dir Israel übergeben; die Nachkommenschaft Davids aber will ich um deswillen demütigen, doch nicht für alle Zeiten.‹« (1. Könige 11,27-39 MENGE)

Gott schickte also einen Propheten, der das Strafgericht über Salomon prophezeite: Als Strafe für seinen Götzendienst soll Salomon das Königreich entrissen werden. Zwar noch nicht während er lebt, sondern erst nach seinem Tod und auch nicht ganz. Ein einziger Stamm soll seinem Sohn bleiben. Die anderen 10 Stämme wird Gott Jerobeam übergeben. Jerobeam dürfe sich sogar aussuchen, über welche der 10 Stämme er herrschen möchte. So weit so gut.

Jeder Zuhörer, der kopfrechnen kann, wird sicherlich sofort merken, dass in der Rechnung ein Stamm fehlt. Denn das Königreich soll ja laut dieser Prophezeiung in 12 Stücke zerrissen werden. Aufgeteilt werden aber nur 11, denn 10 gehen an Jerobeam und nur ein einziger an Salomons Sohn. Was ist mit dem zwölften?

Wir brauchen nicht lange zu rätseln, denn noch im selben Kapitel stirbt Salomon und gleich im nächsten Kapitel sehen wir, wie sich die Prophetie erfüllt. Jerobeam, der vor dem Zorn Salomons nach Ägypten geflohen war (denn König Salomon hatte natürlich von der Prophezeiung erfahren und war darüber not amused), kam sofort nach Salomons Tod nach Israel zurück. Und dann heißt es:

Und es geschah, als ganz Israel hörte, dass Jerobeam zurückgekommen war, da sandten sie hin und beriefen ihn in die Volksversammlung und machten ihn zum König über ganz Israel, und niemand folgte dem Haus Davids als allein der Stamm Juda. (1. Könige12,20 SCH2000)

Mit „ganz Israel“ sind hier nur noch die 10 Stämme gemeint, die fortan das Nordreich Israel genannt wurden. Es hatte sich abgespalten vom Südreich, das ab diesem Moment „Juda“ hieß, nach dem Stamm Juda, der beim Haus Davids blieb. Somit war die Prophezeiung vollständig und richtig erfüllt, oder? Leider nein. Denn 10 plus 1 ergeben nur 11 und nicht 12. Es fehlt nach wie vor ein Stamm in der Rechnung. Und ebenso in der biblischen Erzählung bisher. Doch in der historischen Geschichte kann nicht schlagartig ein ganzer Stamm sich in Luft auflösen. Lesen wir aufmerksam weiter.

Und als Rehabeam nach Jerusalem kam, sammelte er das ganze Haus Juda und den Stamm Benjamin, hundertachtzigtausend streitbare Männer, um gegen das Haus Israel zu kämpfen und das Königtum an Rehabeam, den Sohn Salomos, zurückzubringen. (1. Könige 12,21 LUT)

Was erfahren wir?

Zunächst erfahren wir hier, wie der unglückliche Sohn Salomons hieß, über den sich das Strafgericht Gottes erfüllte: Rehabeam.

Danach erfahren wir, dass er nicht nur einen Stamm versammelte, sondern zwei! Denn neben dem Stamm Juda bot er auch noch den Stamm Benjamin zum Kampf gegen das abtrünnige Haus Israel auf. Rehabeam wollte sich mit Militärmacht die verlorenen 10 Stämme zurück holen und sammelte dafür ein Heer aus zwei Stämmen! Das steht im Widerspruch zu der Aussage aus Vers 20:

Niemand folgte dem Haus David außer dem Stamm Juda allein. (1. Könige 12,20 ELB)

Wenn Krieger aus zwei Stämmen an der Seite ihres Königs kämpfen, so folgen ihm nicht nur ein Stamm, sondern zwei! Denn ein Stamm, der seinem König nicht folgt, zieht nicht für den König in den Krieg. Schon gar nicht gegen eine Übermacht von 10 zu 2 und erst Recht nicht gegen die eigenen Brüder! Das gelingt in Wahrheit nur mit sehr, sehr königstreuen Truppen, dass man sie gegen ihre eigenen Brüder, die noch dazu in der Übermacht sind, in den Krieg schickt. Und sie zogen in den Krieg, wie in weiterer Folge zu lesen ist, und wären auch bereit gewesen zu kämpfen. Wir haben hier also einen offenen Widerspruch in der Erzählung zwischen zwei aufeinander folgenden Versen (20 und Vers 21).

Darüber hinaus belegt die historische Geschichte Israels eindeutig, dass beide Stämme Juda und Benjamin dem Hause Davids treu blieben. Von Anfang an bildeten diese beiden Stämme das Südreich Juda und blieben über die Jahrhunderte ununterbrochen beim Haus Davids bis zur Zeit Christi. Da gab es schon längst kein Nordreich Israel mehr, aber immer noch das Königreich Judäa, bestehend aus den Stämmen Juda und Benjamin! Das ist ein historischer Fakt, an dem kein Zweifel besteht, und den auch die Heilige Schrift bestätigt. Nur in Vers 20 dieses Kapitels und in der Prophezeiung des vorigen Kapitels wird das geleugnet indem explizit und wiederholt von nur einem einzigen Stamm gesprochen wird. Wie ist das zu erklären?

  • Hat Gott Seine Meinung geändert und am Ende doch zwei Stämme beim Haus Davids gelassen, statt nur einen, wie prophezeit?
  • Hatte der Prophet einen Hörfehler oder Gott falsch verstanden?
  • Hatte der Geschichtsschreiber einen schlechten Tag und so ein paar Schlampigkeitsfehler in die Geschichte eingebaut?
  • Darf so etwas im inspirierten Wort Gottes passieren?

Wir könnten noch viele Fragen solcher Art stellen. Und sie wären wohl alle berechtigt. Und wir würden keine befriedigenden Antworten erhalten, wenn das Alte Testament ein menschliches Werk wäre. Doch es ist eine Heilige Schrift. Hinter Ihr steht der wahre Gott, der die Wahrheit selbst ist. Er ist der Garant für die Wahrheit und möchte, dass sie verkündet wird. Daher können wir verlässlich die Wahrheit erfahren. Auch und gerade in diesem Fall. Die Wahrheit ist sogar einfacher als vielleicht vermutet: Es gibt heutzutage tatsächlich zwei Versionen des Alten Testaments: eine von Menschen fabrizierte und eine von Gott inspirierte. Welche finden wir wo?

Bisher haben wir in diesem Beitrag nur Bibeln zitiert, die den Masoretentext als Grundtext für das Alte Testament verwenden. Sie alle erzählen uns übereinstimmend die selbe widersprüchliche Geschichte.

Sehen wir aber in eine Bibel, die die Septuaginta als Grundlage für das Alte Testament verwendet, bekommen wir eine andere Version der Geschichte überliefert:

Und Achia ergriff seinen neuen Mantel, den er anhatte, und zerriss ihn in zwölf Stücke und sagte zu Jeroboam: Nimm dir zehn Stücke, denn dies sagt der Herr, der Gott Israels: »Siehe, ich werde das Königtum aus der Hand Salomons reißen und werde dir zehn Stäbe geben, zwei Stäbe aber werden ihm verbleiben wegen meines Dieners David und wegen Jerusalems, der Stadt, die ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe, weil er mich verlassen und der Astarte, dem Gräuel der Sidonier, und dem Chamos und den Götzen Moabs und ihrem König, dem Scheusal der Ammoniter, geopfert hat und nicht in meinen Wegen gegangen ist, zu tun das, was richtig ist vor mir, wie sein Vater David. Aber ich werde bestimmt nicht das gesamte Königtum aus seiner Hand nehmen, weil ich mich ihm sicherlich entgegenstellen werde alle Tage seines Lebens wegen meines Dieners David, den ich erwählt habe. Und ich werde das Königtum aus der Hand seines Sohnes nehmen und werde dir die zehn Stäbe geben, seinem Sohn aber werde ich die zwei Stäbe geben, damit eine Stütze für meinen Diener David vorhanden sei allezeit vor mir in Jerusalem, der Stadt, die ich mir erwählt habe, meinen Namen dorthin zu setzen. (3.Kön 11,30-36 Septuaginta Deutsch)

Und die Erfüllung in Kapitel 20:

Und es geschah, als ganz Israel hörte, dass Jeroboam aus Ägypten zurückgekehrt war, und sie sandten hin und riefen ihn in die Versammlung und machten ihn zum König über Israel. Und nichts stand hinter dem Haus Davids außer dem Stab Juda und Benjamin als Einzige. (Vers 20 LXX Deutsch)

Und Roboam kam nach Jerusalem und berief die Versammlung Judas und den Stab Benjamin ein, 120000 kriegsfähige junge Männer, um Krieg gegen das Haus Israel zu führen, um das Königtum an Roboam, den Sohn Salomons, zurückzubringen. (Vers 21 LXX Deutsch)

Kaum lesen wir in der Septuaginta, schon haben wir eine stimmige Erzählung. Es gibt hier keine Widersprüche. Der Prophet in der Septuaginta sagt voraus, dass 10 Stämme zu Jeroboam kommen und zwei beim Haus Davids bleiben werden. Genauso geschah es auch. Und auch die Verse 20 und 21 harmonieren miteinander. Beide Verse sprechen wie selbstverständlich davon, dass zwei Stämme beim Haus Davids und daher beim Sohn Salomons blieben. Die Septuaginta hat weder einen Widerspruch in sich, noch verursacht sie Konflikte mit der historischen Wahrheit der Geschichte Israels. Alles passt.

Trotzdem glauben heute viele Menschen, dass der Masoretentext das Wort Gottes ist und die Septuaginta aber Menschenwort. Ist das so? Welche der beiden Versionen ist nun von Gott inspiriert? Um das festzustellen gab uns Gott selbst hierfür ein einschlägiges Gebot:

Solltest du aber bei dir denken: ›Woran sollen wir das Wort erkennen, das der HERR nicht geredet hat?‹,
so wisse: Wenn das, was ein Prophet im Namen des HERRN verkündet, nicht eintrifft und nicht in Erfüllung geht, so ist das ein Wort, das der HERR nicht geredet hat; in Vermessenheit hat der Prophet es ausgesprochen: dir braucht vor ihm nicht bange zu sein!« (5. Mose 18,21-22)

Wenden wir dieses Gebot Gottes nun auf die beiden Prophezeiungen im Masoretentext und der Septuaginta an:

  1. Im Masoretentext verkündet der Prophet, dass Salomo nur einen einzigen Stamm behalten würde und Gott dem Sohn Salomos daher nur einen einzigen Stamm geben würde.
  2. In der Septuaginta verkündet der Prophet, das Salomon zwei Stämme behalten würde und Gott dem Sohn Salomons daher zwei Stämme geben würde.

Wir haben also zwei verschiedene Prophezeiungen, die einander widersprechen. Aussage gegen Aussage. Um zu erfahren, welcher Prophet wirklich das Wort Gottes redete, brauchen wir nach dem Gesetz Moses nur abwarten, was eintrifft.

Was trat nun ein? Wir besprachen das bereits ausführlich: Jerobeam hatte von Anfang an zwei Stämme behalten, nämlich Juda und Benjamin, und diese beiden blieben immer beinander bis zur Zeit Christi! Damit ist eindeutig der Prophet in der Septuaginta, derjenige, der das Wort Gottes spricht. Und es ist andererseits eindeutig der Prophet im Masoretentext ein falscher Prophet. Denn nie blieb nur ein einziger Stamm bei Jerobeam, es waren immer zwei.

Ist das Ergebnis überraschend? Wenn man weiß, wie die beiden Texte entstanden sind und welcher Geist jeweils dahinter steckt, dann nicht.

Und es ist auch nicht verwunderlich, dass die Septuaginta das Alte Testament war, das Jesus Christus las, lehrte und zitierte. Denn Er sagte, das Er die Wahrheit ist. Welchen anderen Text sollte der Herr dann verwenden, als jenen, der die Wahrheit überliefert? Der Herr Jesus heiligte durch Seine Lehrpraxis die Septuaginta. Wir haben etliche Beiträge verfasst, die das beweisen (siehe Rubrik Septuaginta versus Masoretentext). Sowohl die Juden im Alten Testament als auch Jesus und die Autoren des Neuen Testaments glaubten, dass die Septuaginta das zuverlässige, inspirierte Wort Gottes ist. 

Der Masoretentext wurde erst im 6. Jh. n. Chr. von ungläubigen Juden konstruiert und bezieht sich auf hebräische Schriften, die im 2. Jh. n. Chr. von Juden geschrieben wurden, die Jesus Christus und die Septuaginta ablehnten. Heute vertrauen leider die meisten Bibelgesellschaften den Masoreten und ihren Texten. Die frühen Christen schenkten ihnen aber kein Vertrauen, sondern blieben bei der Septuaginta.

Und so haben wir auch aus der neutestamentlichen Kirchengeschichte eindeutige Belege, welchen Text der Heilige Geist vom Anfang des Christentums an heiligte und bestätigte. Und wir haben bis heute deutliche Hinweise, welcher Text sich fälschlicherweise als Wort Gottes ausgibt und es aber nicht ist, weil er falsche Propheten, widersprüchliche Zahlen und unrichtige Angaben zur Geschichte beinhaltet. So etwas lässt der Geist der Wahrheit in der von Ihm inspirierten Schrift nicht zu.