Die Lektion von Jesus
Jedes Gebot Gottes steht über jedem Gebot der Menschen. Das demonstrierte niemand geringerer in der Schrift als der Sohn Gottes persönlich. Hier nur ein Beispiel:
Da kamen die Schriftgelehrten und Pharisäer von Jerusalem zu Jesus und sprachen: Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Alten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen.
Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Und warum übertretet ihr das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen? Denn Gott hat geboten und gesagt: »Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!« und: »Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben!« Ihr aber sagt: Wer zum Vater oder zur Mutter spricht: Ich habe zur Weihegabe bestimmt, was dir von mir zugutekommen sollte!, der braucht auch seinen Vater oder seine Mutter nicht mehr zu ehren. Und so habt ihr das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen aufgehoben. Ihr Heuchler! Treffend hat Jesaja von euch geweissagt, wenn er spricht: »Dieses Volk naht sich zu mir mit seinem Mund und ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir. Vergeblich aber verehren sie mich, weil sie Lehren vortragen, die Menschengebote sind.« (Mt. 15,1-9)
Die wahren Nachfolger Christi haben sich damals nicht die Hände gewaschen wie es die Obrigkeit und der Rest der Gesellschaft verlangte, und so konnte Jesus ihnen allen und uns heute eine Lektion erteilen. Er war nicht bereit, ein an und für sich harmloses Menschengebot zu befolgen, das Teil eines Konvoluts („Die Überlieferung der Alten“) war, das die Gebote Gottes aufhob. Es geht nicht immer darum, dass nur das nicht getan wird, was ausdrücklich per Gesetz verboten ist. Das führt Jesus im Anschluss noch genauer aus. Es geht um die Herzenshaltung. Wir dürfen keine Heuchler werden, die sich äußerlich christlich geben und gläubig fühlen, im Herzen aber den eigenen menschlichen Weg und Vorteil verfolgen. Das beginnt beim Befolgen menschlicher Anordnungen, Denkweisen oder Maßnahmen, die die Herzen der Menschen von Gott und Seinem Gesetz weg lenken. In Wahrheit wollen beide unser Herz gewinnen: Gott und die Welt. Doch „niemand kann zwei Herren dienen“, wie Jesus lehrte. Auch diese Worte Christi nahmen die wahren Christen stets ernst, während man die falschen daran erkannte, dass sie geteilten Herzens waren und es jedem Recht machen wollten, obwohl Christus sagte, dass das niemand kann. Und noch eine wichtige Lektion erteilte Jesus Christus Seinen Nachfolgern: Bald nach der Begebenheit mit dem Händewaschen schickte die Obrigkeit eine Delegation zu Jesus, um Ihm in der Öffentlichkeit eine Falle zu stellen, mit der Frage, ob es recht sei, dem Kaiser Steuer zu zahlen. Jesu weise Antwort brachte es zu einem Sprichwort:
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“ (Mt. 22,21)
Dieses Herrenwort zitierten die frühen Christen deutlich häufiger als jeden Vers aus Römer 13. Und wenn sie Römer 13 zitierten, dann gewöhnlich im Zusammenhang mit eben diesem Herrenwort. Haben die frühen Christen damit Römer 13 aus dem Kontext gerissen? Nein! Ganz im Gegenteil, sie haben den Abschnitt damit im eigentlichen, wahren Kontext zitiert, den Paulus am Schluss wie ein Pfeil ins Ziel trifft:
Deshalb zahlt ihr ja auch Steuern; denn sie sind Gottes Diener, die eben dazu beständig tätig sind. So gebt nun jedermann, was ihr schuldig seid: Steuer, dem die Steuer, Zoll, dem der Zoll, Furcht, dem die Furcht, Ehre, dem die Ehre gebührt.
Nach einigen theoretischen Argumenten kommt Paulus nun zum praktischen Schluss, den jeder frühe Christ nicht nur kannte und befolgte, sondern auch automatisch mit den Worten von Jesus Christus im Zusammenhang las:
Beispiel 1:
„Man muss aber dem Kaiser geben, was des Kaisers ist.„ -- Zum Glück steht dabei: „Und Gott, was Gottes ist“. Also was gebührt dem Kaiser? Natürlich das, um was es sich damals bei Stellung der Frage handelte, ob man dem Kaiser Tribut geben dürfe oder nicht. Deshalb verlangte der Herr auch, man solle ihm eine Münze zeigen, und fragte, wessen Bild das sei, und da er die Antwort bekam: „Des Kaisers“, sagte er: „Also gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“, d.h. das Bild des Kaisers, welches sich auf der Münze findet, dem Kaiser, und das Ebenbild Gottes, das sich im Menschen findet, Gott, so dass du dem Kaiser dein Geld gibst, Gott aber deine Person. Andernfalls aber, wenn dem Kaiser alles gehört, was wird für Gott übrig bleiben? (Tertullian, Über den Götzendienst, Kap. 15)
Beispiel 2:
Sodann fährt er fort und gibt an, wie du nach seiner Lehrmeinung den Gewalten Untertan sein sollst, indem er dich Steuer geben heißt, wem Steuer gebührt, und Zoll, wem Zoll, d. h. „dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“; der Mensch aber gehört Gott allein zu. So hatte nämlich auch Petrus gesagt: „Daß man den König zwar ehren müsse“, doch so, daß er als König geehrt werde, wenn er bei seinen Angelegenheiten bleibt und sich vom Verlangen nach göttlicher Ehre fernhält. Auch Vater und Mutter sollen geliebt werden mit Gott, nicht aber ihm gleichgestellt werden; übrigens mehr als Gott darf man nicht einmal seine eigene Seele lieben. (Tertullian, Arznei gegen Skorpionstich, 14. Kap. Das Martyrium streitet nicht gegen den Gehorsam, den man der Obrigkeit nach Röm. 13, 1-4 schuldet.)
Beispiel 3:
Abgaben und Steuern suchen wir überall vor allen anderen euren Beamten zu entrichten, wie wir von ihm angeleitet worden sind. Denn in jener Zeit kamen einige und fragten, ob man dem Kaiser Steuern entrichten solle. Und er antwortete: „Saget mir: Wessen Bild trägt die Münze?“ Sie sprachen: „Des Kaisers“. Und da entgegnete er ihnen: „Gebet denn, was des Kaisers ist, dem Kaiser und was Gottes ist, Gott“. Darum beten wir zwar Gott allein an, euch aber leisten wir im übrigen freudigen Gehorsam, indem wir euch als Könige und Herrscher der Menschen anerkennen und beten, daß ihr nebst eurer Herrschermacht auch im Besitze vernünftiger Einsicht erfunden werdet. Wenn ihr aber trotz dieser offenen Darlegung euch um uns nicht kümmert, so werden nicht wir den Schaden davon haben; denn wir meinen und sind sogar fest davon überzeugt, daß jeder, sofern seine Taten es verdienen, im ewigen Feuer seine Strafe finden und nach Maßgabe der ihm von Gott verliehenen Gaben von ihm zur Rechenschaft werde gezogen werden, wie Christus es angekündigt hat, als er sagte: „Wem Gott mehr gegeben hat, von dem wird auch mehr gefordert werden“. (Justin der Märtyrer, 1.Apologie, Kapitel 17)
Es ist kein Zufall, dass die frühen Christen Römer 13 immer im Zusammenhang mit den Worten Jesu lasen und jenen unterordneten, denn der Schüler steht nie über seinem Lehrer. Jesus ist der Meister von Paulus, nicht umgekehrt. Deswegen lasen sie Paulus immer untergeordnet unter dem Meister Christus, und allein schon dadurch zeigten sie, dass sie die von Gott eingesetzte Obrigkeit besser verstanden und ehrten als viele spätere Christen, die Paulus über Jesus stellen indem sie Worte von Paulus verwenden um Worte von Jesus abzuschwächen oder gar aufzuheben so wie schon die Pharisäer Menschengebote benutzten um die Gebote Gottes aufzuheben.
Für die frühen Christen war klar, dass dem Kaiser die Steuern gehören und der Rest, nämlich alles andere, aber Gott. Und nur so konnten sie sich geschlossen allen gotteslästerlichen Gesetzen des Kaisers widersetzen. Zum Beispiel beteiligte sich kein früher Christ an Kriegen sondern verweigerten alle den Kriegsdienst. Soldaten - und waren es auch ranghohe - die Christen wurden, quittierten sofort den Dienst oder legten zumindest ihre Waffen ab um nur noch friedliche Dienste im Militär zu übernehmen. Andernfalls wären sie nie in eine christliche Gemeinde aufgenommen worden. Darüber gibt es einige Berichte, manche wurden sogar Legenden, wie etwa jene des Heiligen Martin, die jedes Jahr von Kindern am Martinstag (11. November) nachgespielt wird.