Lernen aus der Geschichte
Der Satz „Wir lernen aus der Geschichte nur, dass wir nichts aus der Geschichte lernen“ trifft leider auch hier voll zu. Die Menschheit wiederholt immer wieder die Fehler ihrer Vorfahren, weil sie nicht aus deren Fehlern lernt. Das gilt auch für falsche Bibelauslegungen im Christentum, die wiederholt für unermessliches Elend sorgten und schreckliche Kriege entfachten. Die Argumentation läuft dabei stets nach dem selben Muster ab, so wie aktuell im Krieg in der Ukraine:
Gewisse „Christen“ glauben, dass „Gott“ Präsident Wolodymyr Selenskyj eingesetzt habe, damit dieser den „Teufel“ Wladimir Putin im Namen Gottes bestrafe. Dazu hätte „Gott“ Selenskyj das Schwert in die Hand gegeben. Somit wird Mord, Verwüstung und jede andere kriegerische Handlung von „Christen“ gutgeheißen und sogar als „Wille Gottes“ verstanden und mit Wort und Tat unterstützt. „Christen“ üben sich allerorts in Kriegsrhetorik gegen den sogenannten „Teufel“ Putin und schicken bereitwillig Geld und Waffen in den Krieg, den sie auf die Art fortwährend verlängern.
Aufmerksamen Beobachtern dieser Argumentation wird auffallen, dass sie ein Eigentor ist. Denn mit dem selben Argument kann sich genauso gut die Gegenseite rechtfertigen. Die russischen „Christen“ könnten mit der selben Bibelauslegung glauben, dass „Gott“ ihren Präsident Wladimir Putin eingesetzt und ihm das Schwert in die Hand gegeben hätte um den „Teufel“ Wolodymyr Selenskyj zu bestrafen. Und genau das sagen viele russische „Christen“. Sie gehen sogar noch einen Schritt weiter und sagen, dass Russland schon einmal die Nazis und deren teuflischen Führer bestraft und Europa davon befreit hätte und dass es nun wieder an der Zeit wäre. Und historisch gesehen haben sie recht. Historisch gesehen müsste man aber auch erkennen, dass bereits Adolf Hitler die selbe Bibelauslegung benutzte, um seinerzeit Christen in den Krieg zu schicken. Auch damals glaubten „Christen“, dass Hitler der von Gott eingesetzte Führer wäre und sie folgten ihm gehorsam und gläubig in den Krieg. Beide Großkirchen und alle Freikirchen (mit so wenigen Ausnahmen, dass sie hier nicht erwähnenswert sind, aber an anderer Stelle behandelt werden) grüßten in ihren Gottesdiensten den Hitlergruß, verteilten Traktate für ihren Führer, segneten seine Waffen, stellten ihm ihre Söhne als Soldaten zur Verfügung, und glaubten aufgrund ihrer Bibelauslegung, sie gefielen damit Gott. Das schreckliche Erwachen war groß als sie merkten, dass sie Lügen, Propaganda und Verblendung auf den Leim gegangen waren und Hitler keineswegs der von Gott eingesetzte Messias war, sondern ein Diener des Teufels. Aber die erdrückende Mehrheit der Deutschen Christen war ihm davor brav und gutgläubig mehr als ein Jahrzehnt gehorsam gewesen und hat in der Zeit ihre eigenen Glaubensbrüder denunziert, die sich Hitler widersetzten und dafür im KZ ermordet wurden. Damit haben alle hitlerergebenen „Kirchen“ und „Christen“ in Wahrheit ihre geistliche Inkompetenz bewiesen. Und die ganze Welt hätte lernen sollen, dass diese Bibelauslegung nicht stimmen kann. Aber wer hat die Lektion gelernt?
Es ist die selbe Bibelauslegung, die hunderte Millionen von Amerikanern immer wieder glauben macht, ihr Präsident sei von Gott eingesetzt um andere Staatsoberhäupter, die als Teufel gelten, mit Bomben und Raketen zu jagen und zu töten, und die deswegen jedes Mal mit heroischem Stolz und „christlicher Pflicht“ für ihren Präsidenten, ihr Land und mit „Gott“ an ihrer Seite in den Krieg gegen irgend einen „Schurkenstaat“ ziehen. Saddam Hussein, Osama Bin Laden, Muammar al-Gaddafi, Baschar al-Assad und natürlich Wladimir Putin sind nur die schillerndsten Namen auf der langen Liste all jener, die von amerikanischen Medien und ihren Freunden als Teufel bezeichnet wurden und somit als „legitimer“ Grund für „christliche“ US-Kriege und Kampfeinsätze gegen „das Böse“ herhalten mussten. Ich setze absichtlich alle Begriffe in Anführungszeichen, die man einer Neubeurteilung unterziehen sollte.
Die Geschichte wiederholt sich. Und es scheint als ob die Christen nichts daraus gelernt haben. Sie folgen immer noch derselben Bibelauslegung, die schon im Dritten Reich alle Christen zu Nazis machte. Wem fällt auf, dass diese Art des Christentums sich in einem Teufelskreis befindet? Aktuell ziehen in der Ukraine „Christen“ gegen „Christen“ in den Krieg. Beide glauben, sie hätten „Gott“ auf ihrer Seite. Beide Seiten behaupten von sich, sie seien „die Guten". Beide glauben, sie jagen „den Teufel“.
Irgendetwas kann da nicht mehr stimmen. Irgendetwas ist da falsch gerannt. Aber wer hat den Fehler schon erkannt?
Nun, der Fehler ist einerseits einfach zu nennen aber andererseits komplex und vielschichtig zu erklären.
Einfach genannt würde es heißen, dass oben beschriebene „Christen“ in Wahrheit keine sind und dass das heutige Christentum mehrheitlich von der gesunden Lehre der Apostel abgefallen ist und stattdessen jenen Lehren der Dämonen folgt, vor denen die Apostel schon vor bald 2000 Jahren eindringlich warnten. Die Früchte der oben genannten „Christen“ sprechen gegen sie und sind konträr zu den Früchten der Apostel und frühen Christen.
Erklären und belegen kann man das sowohl aus der Heiligen Schrift als auch aus der Geschichte. Ich werde zeigen, woher jene falsche Bibelauslegung kommt, wie die beteiligten Bibelverse ursprünglich richtig gelehrt, verstanden und gelebt wurden, und werde das anhand historischer Texte untermauern.