Paulus ist der einzige Apostel, der in keiner Apostelliste der Bibel vorkommt. Das biblische Zeugnis, das in den vier Evangelien bezüglich Paulus fehlt, wird reichlich aufgewogen durch die anderen Bücher des Neuen Testaments, wo Paulus der meistgenannte Apostel ist, praktisch das halbe Buch der Apostelgeschichte erzählt nur über Paulus. Die erste biblische Erzählung beginnt genau bei dem jungen, karrierebewussten Pharisäer Saulus, der die Steinigung von Stephanus, einem der sieben Diakone, gewollt und bewacht hat:
Und die Zeugen legten ihre Kleider zu den Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. [Apg 7,58]
Saulus aber hatte seiner Ermordung (gemeint ist die Steinigung von Stephanus) zugestimmt. Und an jenem Tag erhob sich eine große Verfolgung gegen die Gemeinde in Jerusalem, und alle zerstreuten sich in die Gebiete von Judäa und Samaria, ausgenommen die Apostel. Und gottesfürchtige Männer begruben den Stephanus und veranstalteten eine große Trauer um ihn. Saulus aber verwüstete die Gemeinde, drang überall in die Häuser ein, schleppte Männer und Frauen fort und brachte sie ins Gefängnis. Diejenigen nun, die zerstreut worden waren, zogen umher und verkündigten das Wort des Evangeliums. [Apg 8,1-4]
Saulus war die Triebfeder der ersten Christenverfolgung im Dienste der Juden. Er verwüstete die christliche Urgemeinde in Jerusalem und zerstreute somit alle überlebenden Christen in der Umgebung bis nach Damaskus. In einem seiner Briefe beschreibt Paulus später diese Zeit so:
Denn ihr habt von meinem ehemaligen Wandel im Judentum gehört, dass ich die Gemeinde Gottes über die Maßen verfolgte und sie zerstörte und im Judentum viele meiner Altersgenossen in meinem Geschlecht übertraf durch übermäßigen Eifer für die Überlieferungen meiner Väter. [Gal 1,13]