Er ist „der Neue“, der die Lücke füllte, die der Verräter Judas hinterließ.
Nach der Himmelfahrt von Jesus besetzten die elf Apostel die Stelle des verstorbenen Judas Ischariot nach:
Und in diesen Tagen stand Petrus mitten unter den Jüngern auf und sprach (es waren aber etwa 120 Personen beisammen): Ihr Männer und Brüder, es musste dieses Schriftwort erfüllt werden, das der Heilige Geist durch den Mund Davids vorausgesagt hat über Judas, welcher denen, die Jesus gefangen nahmen, zum Wegweiser wurde. Denn er war zu uns gezählt und hatte das Los dieses Dienstes empfangen. Dieser erwarb einen Acker aus dem Lohn der Ungerechtigkeit, und er stürzte kopfüber hinab, barst mitten entzwei, und alle seine Eingeweide traten heraus. Und das ist allen bekannt geworden, die in Jerusalem wohnen, sodass jener Acker in ihrer eigenen Sprache Akeldama genannt worden ist, das heißt: »Blutacker«. Denn es steht geschrieben im Buch der Psalmen: »Seine Behausung soll öde werden, und niemand soll darin wohnen«, und: »Sein Amt empfange ein anderer«. So muss nun von den Männern, die mit uns gegangen sind die ganze Zeit über, in welcher der Herr Jesus unter uns ein- und ausging, von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, da er von uns hinweg aufgenommen wurde — einer von diesen muss mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden. Und sie stellten zwei dar: Joseph, genannt Barsabas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias. Und sie beteten und sprachen: Herr, du Kenner aller Herzen, zeige an, welchen von diesen beiden du erwählt hast, das Los dieses Dienstes und Apostelamtes zu empfangen, von dem Judas abgewichen ist, um hinzugehen an seinen eigenen Ort! Und sie warfen das Los über sie, und das Los fiel auf Matthias, und er wurde zu den elf Aposteln hinzugezählt. (Apg 1,15-26)
Das ist die einzige, aber recht aufschlussreiche, Erwähnung von Matthias in der Bibel. Wir erfahren hier, dass er kein „frischgefangter“ Apostel war, sondern die ganze Zeit von der Taufe Jesu bis zur Himmelfahrt Augenzeuge war. Das wirft auch ein anderes Bild auf Berichte, die an bestimmten Punkten immer nur „von den Zwölfen“ sprachen. Offenbar waren doch mehr Jünger anwesend, jedenfalls Matthias und Joseph, die beide in die engere Wahl für den neuen zwölften Apostel kamen. Das bestätigt auch Eusebius von Cäseräa, der berichtet, dass Matthias einer der 70 Jünger war, die Jesus aussandte:
Auch Matthias, der an Stelle des Judas in die Zahl der Apostel aufgenommen wurde, sowie derjenige, welcher, gleich ihm durch das Los ausgezeichnet worden war, sollen gewürdigt worden sein, zu den Siebzig zu zählen. (Eusebius von Cäsarea Historia Ecclesiastica Kirchengeschichte (BKV), Erstes Buch, 12. Kap. Die Jünger unseres Heilandes)
Entschieden wurde die Wahl nicht demokratisch (was ein typisch menschlicher Vorgang ist, aber nie ein göttlicher), sondern durch ein Gottesurteil (Los).
Matthias soll ein Evangelium geschrieben haben, das aber in Wahrheit von Gnostikern stammt, und von den frühen Christen und den alten Lehrern nicht anerkannt und daher auch nicht verwendet wurde (Eusebius von Cäsarea († um 340) Historia Ecclesiastica Kirchengeschichte (BKV), Drittes Buch, 25. Kap. Die allgemein und nicht allgemein anerkannten Schriften der Bibel)
Sein Martyrium wird so erzählt, dass er von äthiopischen Kannibalen gefangen genommen und geblendet worden sein soll und später vom Apostel Andreas gerettet wurde, der ihm auch wieder das Augenlicht schenkte. Mit Äthiopien wurden zu biblischen Zeiten übrigens offenbar zwei verschiedene Länder bezeichnet: eines in Afrika, und das andere dürfte irgendwo in Mesopotamien gelegen haben. Letzteres war jenes, wo Matthias litt und starb. Andere Überlieferungen berichten, er soll durch Steinigung und anschließende Enthauptung durch die Juden in Jerusalem umgebracht worden sein. Auch hier zeigt sich wieder einmal unser großer Nachteil gegenüber den frühen Christen: sie kannten die Wahrheit, wir heute nicht mehr. Das Wissen wurde mit jeder Generation, die sich nicht mehr an die Überlieferung der Lehre der Apostel hielt, weniger. Nur wenig wurde aufgeschrieben und noch weniger davon ist uns erhalten geblieben über die Jahrtausende. Das sollte uns demütig machen gegenüber den alten Lehrern, die die Wahrheit noch wirklich kannten und lehrten.