Der Textus Receptus (kurz TR) ist der Grundtext des Neuen Testamentes der Bibeln der Reformation, der Täufer und der Erweckungsbewegung.

Der Begriff Textus Receptus ist Latein und heißt auf Deutsch „überlieferter Text“. Er gehört zu der großen Textfamilie vom Mehrheitstext, der auch Byzantinischer Text (kurz Byz) genannt wird (weil er aus der Region Byzanz stammt, dort wo alle alten von den Aposteln gegründeten christlichen Gemeinden waren und deren Originalschriften aufbewahrt wurden). Die Überlieferungskette der byzantinischen Texte ist sehr genau und treu und - obwohl es tausende Textzeugen gibt - erstaunlich übereinstimmend und sicher. Es ist der Griechische Text des Neuen Testaments, der uns von den frühen Christen überliefert wurde. Daraus wurde in der Zeit der Reformation der Textus Receptus erstellt und war von da an Jahrhunderte lang der bevorzugte Grundtext für das Neue Testament.

Später lief dem Textus Receptus allerdings ein anderer, neuerer Grundtext den Rang ab: der von Gotteslästerern erstellte und nach ihnen benannte Nestle-Aland (kurz NA), den heute so gut wie alle modernen Bibeln verwenden. Das Motto scheint hier zu lauten „die neuesten Erkenntnisse sind die besten“. Es ist ein fragwürdiges Motto, insbesondere in geistlichen Fragen, das schon beim Grundtext zum Alten Testament für einen breiten Abfall vom gottesfürchtigen und überlieferten Grundtext der frühen Christen, nämlich der Septuaginta, hin zu einem häretischen und von Menschen konstruierten, nämlich dem Masoretentext, führte. Es ist nicht immer das Neueste das Beste und schon gar nicht der menschliche Fortschritt ein Maßstab für das Wort Gottes, das sich nie ändert und schon gar nicht dem Zeitgeist anpasst.

Es ergibt sich tatsächlich ein ähnliches Bild bei der modernen Entwicklung der Grundtexte der Bibel im AT und NT. In beiden Fällen wurden in jüngerer Zeit die altbewährten, von Gott inspirierten und gottesfürchtigen Menschen überlieferten Grundtexte durch neue, von ungläubigen oder gar antichristlich gesinnten Menschen künstlich konstruierte Texte ersetzt, wobei in beiden Fällen die alten Grundtexte wesentlich inhaltsreicher und gottesfürchtiger waren. Man verlor also nicht nur eine ordentliche Portion Gottesfurcht, sondern auch Inhalt mit dem Umstieg auf die neuen Grundtexte der Bibel. Dass sich so ein Umstieg nicht auf die Lehre auswirkt, glauben nur Narren.


Ein ausführlicher, tiefgehender Vergleich der Grundtexte ist sowohl im Neuen wie auch Alten Testament äußerst aufschlussreich, und den werden wir an einer anderen Stelle vornehmen. Hier nur ein paar technische Details und Beispiele im Vergleich Textus Receptus zu Nestle-Aland. Um das vorab zu illustrieren, ein kurzer Ausschnitt aus der hervorragenden, 51-seitigen Arbeit zu diesem Thema von Rudolf Ebertshäuser, der auch an der Schlachter 2000 mitarbeitete, die als eine der ganz wenigen modernen Bibelübersetzungen den Textus Receptus verwendet:

Immerhin sind mindestens 17 ganze Verse, die im Textus Receptus bezeugt sind, in modernen Grundtextausgaben und den meisten ihnen folgenden Bibeln weggelassen, an 185 Stellen wurden wichtigere Versteile gestrichen; in 212 Fällen wurden Namen und Titel Gottes und des Herrn Jesus Christus wie „Herr“, „Jesus“, „Christus“ oder „Gott“ gestrichen. Dazu kommen mehr als 280 Textveränderungen, die auf den Inhalt der biblischen Aussage Einfluß haben. Über 2.000 Unterschiede zwischen dem NA-Text und dem TR haben einen Einfluß auf die Übersetzung.

Laut E. Fowler (Evaluating Versions of the New Testament) wurden 3.602 Wörter aus dem TR bei NA (genauer: Nestle 23. Aufl.) weggelassen, 3.146 verändert, 976 hinzugefügt. Insgesamt ist der NA-Text um 2.886 Wörter kürzer als der TR. Das würde einer Bibel entsprechen, bei der der 1. und der 2.Petrusbief fehlt. (Zahlenangaben nach D. A. Waite, Defending the King James Bible, Bible for Today, Collingswood, N.J. 2. Aufl. 1996, S. 41-42). Solche Veränderungen sind bestimmt nicht als „unwichtig“ oder „untergeordnet“ zu bezeichnen. Die Frage ist berechtigt: Woher kommen sie?


Ebertshäuser führt dann eine Liste der 300 wichtigsten Veränderungen (Download PDF am Ende des Beitrages)  im Text des Neuen Testaments im Vergleich zwischen Textus Receptus und Nestle-Aland an, die wir hier nicht in der vollen Länge wiedergeben, sondern nur einige durchaus brisante. Wiederholt drängt sich beim Lesen die eben erwähnte Frage „Woher kommen sie?“ auf. Eine Antwort darauf liefert nur eine geistliche Beurteilung.

Ganze Sätze, die vom Textus Receptus überliefert, aber von Nestle-Aland weggelassen werden:

Bibelstelle Textus Receptus Nestle-Aland Kommentar
Mt 6,13 Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen. weggelassen Das Vaterunser wird verstümmelt
Mt 12,47  Da sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden! weggelassen  
Mt 17,21  Aber diese Art fährt nicht aus außer durch Gebet und Fasten. weggelassen Wer profitiert davon, dass man nicht erfährt, wie der Dämon ausgetrieben werden kann?
Mt 18,11  Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, um das Verlorene zu retten.  weggelassen  
Mt 19,9 und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.  weggelassen  
Mt 20,16 Denn viele sind berufen, aber wenige auserwählt.  weggelassen   
Mt 20,22-23 und getauft werden mit der Taufe, womit ich getauft werde zweimal weggelassen  Von der Bluttaufe wissen heute nur noch wenige Christen 
Mt 21,44 Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschmettert werden; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen. weggelassen  
Mt 23,14  Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr die Häuser der Witwen freßt und zum Schein lange betet. Darum werdet ihr ein schwereres Gericht empfangen! weggelassen  Gerichtsworte werden oft weggelassen heute 
Mt 27,35 damit erfüllt würde, was durch den Propheten gesagt ist: »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt, und das Los über mein Gewand geworfen«. weggelassen   
Mk 6,11 Wahrlich, ich sage euch: Es wird Sodom und Gomorra erträglicher gehen am Tag des Gerichts als jener Stadt! weggelassen wieder ein hartes Gerichtswort, das fehlt
Mk 9, 44 wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. ganzer Vers weggelassen  ein klares Gerichtswort über die Hölle, das fehlt
Mk 9, 45-46 ...in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Das Versende von 45 und der ganze Vers 46 werden weggelassen und gleich nochmal die brennende, ewige Hölle weggelassen 
Mk 11,26 Wenn ihr aber nicht vergebt, so wird auch euer Vater im Himmel eure Verfehlungen nicht vergeben. ganzer Vers weggelassen Eine Möglichkeit, das Heil zu verlieren, wird weggelassen
Mk 15,28 Da wurde die Schrift erfüllt, die spricht: »Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden« Der ganze Vers wird weggelassen  
Mk 16, 9-20

Als er aber früh am ersten Tag der Woche auferstanden war, erschien er zuerst der Maria Magdalena, von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Diese ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren, die trauerten und weinten. Und als diese hörten, dass er lebe und von ihr gesehen worden sei, glaubten sie es nicht. Danach offenbarte er sich zwei von ihnen auf dem Weg in einer anderen Gestalt, als sie sich aufs Land begaben. Und diese gingen hin und verkündeten es den Übrigen; aber auch ihnen glaubten sie nicht. Danach offenbarte er sich den Elfen selbst, als sie zu Tisch saßen, und tadelte ihren Unglauben und die Härte ihres Herzens, dass sie denen, die ihn auferstanden gesehen hatten, nicht geglaubt hatten.
Und er sprach zu ihnen: Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Diese Zeichen aber werden die begleiten, die gläubig geworden sind: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden, Schlangen werden sie aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nichts schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden. Der Herr nun wurde, nachdem er mit ihnen geredet hatte, aufgenommen in den Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber gingen hinaus und verkündigten überall; und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die begleitenden Zeichen. Amen.

Die 12 letzten Verse des Markusevangeliums werden als „mit Sicherheit (!!) nicht ursprünglich“ bezeichnet (doppelte Klammern) Was hätten wohl Markus und sein Lehrer Petrus dazu gesagt, dass der Schluss ihres Evangeliums weggelassen wird? Jesu Auferstehung und Himmelfahrt wird komplett weggelassen, genauso wie wichtige Aussagen über Taufe und Errettung, die Apostel, und dass Christus zur Rechten Gottes sitzt.
Lk 9,55-56  und sprach: Wißt ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid? Denn der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um die Seelen der Menschen zu erderben, sondern zu erretten! weggelassen   
Lk 11,2 Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf Erden.  weggelassen erneut das Vaterunser verstümmelt
Lk 17,36 Zwei werden auf dem Feld sein; der eine wird genommen und der andere zurückgelassen werden. Der ganze Vers wird weggelassen  
Lk 22,43-44 Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und er war in ringendem Kampf und betete inbrünstiger; sein Schweiß wurde aber wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen. komplett weggelassen oder als „mit Sicherheit (!!) nicht ursprünglich“ bezeichnet (doppelte Klammern)  
Lk 24,6 Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden! Satz wird als unecht bezeichnet  
Lk 24,12 Petrus aber stand auf und lief zum Grab, bückte sich und sah nur die leinenen Tücher daliegen; und er ging nach Hause, voll Staunen über das, was geschehen war. Der ganze Vers wird als unecht verworfen  
Lk 24,40 Und indem er das sagte, zeigte er ihnen die Hände und die Füße. Der ganze Vers wird als unecht verworfen  
Joh 5,3-4 welche auf die Bewegung des Wassers warteten. Denn ein Engel stieg zu gewissen Zeiten in den Teich hinab und bewegte das Wasser. Wer nun nach der Bewegung des Wassers zuerst hineinstieg, der wurde gesund, mit welcher Krankheit er auch geplagt war. weggelassen  
Joh 7,53-8,11 Und so ging jeder in sein Haus.

Jesus aber ging an den Ölberg. Und früh am Morgen kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm; und er setzte sich und lehrte sie. Da brachten die Schriftgelehrten und Pharisäer eine Frau zu ihm, die beim Ehebruch ergriffen worden war, stellten sie in die Mitte und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist während der Tat beim Ehebruch ergriffen worden. Im Gesetz aber hat uns Mose geboten, dass solche gesteinigt werden sollen. Was sagst nun du? Das sagten sie aber, um ihn zu versuchen, damit sie ihn anklagen könnten. Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie! Und er bückte sich wiederum nieder und schrieb auf die Erde. Als sie aber das hörten, gingen sie — von ihrem Gewissen überführt — einer nach dem anderen hinaus, angefangen von den Ältesten bis zu den Geringsten; und Jesus wurde allein gelassen, und die Frau, die in der Mitte stand. Da richtete sich Jesus auf, und da er niemand sah als die Frau, sprach er zu ihr: Frau, wo sind jene, deine Ankläger? Hat dich niemand verurteilt? Sie sprach: Niemand, Herr! Jesus sprach zu ihr: So verurteile ich dich auch nicht. Geh hin und sündige nicht mehr!
Die 12  Verse werden als „mit Sicherheit (!!) nicht ursprünglich“ bezeichnet (doppelte Klammern) Erneut werden ganze 12 Verse, diesmal aus dem Johannesevangelium, gestrichen
Apg 8,37 Da sprach Philippus: Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so ist es erlaubt! Er antwortete und sprach: Ich glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist! Der ganze Vers wird weggelassen Ein starkes Argument gegen die Kindertaufe wird entfernt
Apg 9,5-6 Es wird dir schwer werden, gegen den Stachel auszuschlagen! Da sprach er mit Zittern und Schrecken: Herr, was willst du, dass ich tun soll? Und der Herr antwortete ihm: weggelassen  
Apg 15,18 Gott sind alle seine Werke von Ewigkeit her bekannt. weggelassen  
Apg 18,21 Ich muss unter allen Umständen das bevorstehende Fest in Jerusalem feiern weggelassen  
Apg 24,6-8 und wollten ihn nach unserem Gesetz richten. Aber Lysias, der Befehlshaber, kam dazu und entriss ihn mit großer Gewalt unseren Händen; und er befahl, dass seine Ankläger zu dir kommen sollten.  weggelassen, darunter der ganze Vers 7  
Apg 28,29 Und als er das gesagt hatte, gingen die Juden weg und hatten viel Wortwechsel miteinander. Der ganze Vers wird weggelassen  
Röm 11,6 wenn aber um der Werke willen, so ist es nicht mehr Gnade, sonst ist das Werk nicht mehr Werk. weggelassen  
Röm 16,24 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen. Der ganze Vers wird weggelassen Damit ist auch der Schluss des Römerbriefes NA zum Opfer gefallen 
Röm 16,25-27 Dem aber, der euch zu festigen vermag laut meinem Evangelium und der Verkündigung von Jesus Christus, gemäß der Offenbarung des Geheimnisses, das von ewigen Zeiten her verschwiegen war, das jetzt aber offenbar gemacht worden ist und durch prophetische Schriften auf Befehl des ewigen Gottes bei allen Heiden bekannt gemacht worden ist zum Glaubensgehorsam — ihm, dem allein weisen Gott, sei die Ehre durch Jesus Christus in Ewigkeit! Amen. die drei Verse werden als möglicherweise unecht in Klammern gesetzt
1.Petr 4,14 bei ihnen ist er verlästert, bei euch aber verherrlicht. weggelassen  
1.Joh 5,7-8 im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins; und drei sind es, die Zeugnis ablegen weggelassen Ein Zeugnis der viel umstrittenen Dreieinigkeit wird weggelassen
Off 1,11 Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte! weggelassen Nicht einmal vor dem Buch der Offenbarung machten die Herren Nestle und Aland halt, sondern ließen an über 22 Stellen einzelne Wörter bis hin zu ganzen Sätzen weg. Das Urteil aus dem Mund von Jesus Christus ist dazu eindeutig und sollte jedem gläubigen Bibelleser zu denken geben: „und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buches dieser Weissagung, so wird Gott wegnehmen seinen Teil vom Buch des Lebens und von der heiligen Stadt, und von den Dingen, die in diesem Buch geschrieben stehen.“ Doch sogar von diesem Satz haben sie ein Wort verändert ....

Während dem aufmerksamen Betrachten der obigen Tabelle fragt sich womöglich der eine oder andere Leser:

Ist der Textus Receptus wirklich überliefert oder hinzugedichtet?

Nestle-Aland behaupten ja, dass ihr Text der ursprüngliche sei und alle nicht darin enthaltenen Wörter und Sätze später hinzugedichtet wurden. So schreiben das auch alle Bibeln, die NA vertrauen, in ihre Fußnoten und Anmerkungen. So kann man die Sache natürlich auch drehen und so tun, als wäre der kurze Text das Original und alle anderen hätten den Text durch Hinzufügen verlängert. Was ist aber nun die Wahrheit?

Die Wahrheit liegt wie so oft in der Geschichte und der richtigen Überlieferung. Immerhin ist der Textus Receptus ja nach seiner Benennung der überlieferte Text. Demnach muss er sich bei den frühen Christen finden. Findet man also die Passagen des Textus Receptus, die bei Nestle-Aland fehlen, bei den Schriften der frühen Christen, wäre bewiesen, dass der TR tatsächlich der richtige überlieferte Text ist und NA hingegen nur auf einen viel späteren (also jüngeren), verfälschten und verkürzten Text baut. Letzteres ist ja der Vorwurf der Verfechter des TR in Richtung NA. Sehen wir uns also ein paar der fehlenden Verse an, ob sie von den frühen Christen zitiert wurden.

Apg 8,37:

Die Sch2000 schreibt den Vers so:

Da sprach Philippus: Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so ist es erlaubt! Er antwortete und sprach: Ich glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist!

Bei NA fehlt dieser Vers komplett und somit fehlt er auch in allen Bibeln, die NA vertrauen.

Irenäus, 2. Jh., kennt den Vers aber, denn er schreibt:

..., wie der Eunuch selber glaubte und die Taufe begehrte mit den Worten: „Ich glaube, daß Jesus der Sohn Gottes ist?“ (Irenäus, Gegen die Häresien (BKV), Drittes Buch, 12. Kapitel: Die Predigten der Apostel, 8.)

Damit wäre eigentlich schon bewiesen, dass der TR richtig überliefert wurde und die Behauptung von NA, dass dieser Vers nicht im Originaltext war sondern erst später hinzugedichtet wäre, eine Lüge ist. Denn Irenäus überliefert uns den Wortlaut im 2. Jahrhundert. NA beruft sich aber auf Textzeugen aus dem 4., 5. und 6. Jahrhundert. Wer hat also die früheren, ursprünglicheren Textzeugen?

Aber auch Cyprian von Karthago, 3. Jh., kennt diesen Vers:

Allerdings ist in der Apostelgeschichte von jenem Eunuchen die Rede, der alsbald von Philippus die Taufe erhielt, weil er von ganzem Herzen gläubig geworden war. (Cyprian von Karthago, Leben des Cäcilius Cyprianus von Diakon Pontius, 3.)

That he who believes can immediately obtain (i.e., pardon and peace). In the Acts of the Apostles: “Lo, here is water; what is there which hinders me from being baptized? Then said Philip, If thou believest with all thine heart, thou mayest.” (Cyprian Three Books of Testimonies Against the Jews. book III,  Testimony XLIII, 43)

Auf Deutsch:

Dass der, der glaubt, sofort Vergebung und Frieden erlangen kann. In der Apostelgeschichte heißt es: "Siehe, hier ist Wasser; was hindert mich daran, mich taufen zu lassen? Da sprach Philippus: Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so kannst du es.

NA ist also nachweislich falsch, der TR hingegen gut überliefert.

1. Joh 5,7

Die Schlachter 2000 übersetzt ihn so:

Denn drei sind es, die Zeugnis ablegen im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins

Der fett markierte Großteil dieses Verses fehlt bei NA und löste einen bis heute anhaltenden „Expertenstreit“ aus und bekam sogar einen eigenen Namen: Komma Johanneum. Der Textus Receptus hat die drei Himmelszeugen aber und er ist der einzige Bibelvers, der die Dreieinigkeit unbestreitbar bezeugt. Der nachfolgende Vers 8 enthält auch drei Zeugen, es ist aber nicht die Dreieinigkeit aus Vater, Sohn und Geist, sondern von Geist, Wasser und Blut:

und drei sind es, die Zeugnis ablegen auf der Erde: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei stimmen überein. (V8)

Bevor wir wieder untersuchen ob die frühen Christen diese heute umstrittenen drei himmlischen Zeugen überlieferten, sei noch auf ein wichtiges Detail hingewiesen: Die sich scheinbar wiederholende Formulierung „diese drei sind eins“ in Vers 7 und 8 sind im Grundtext aber nicht exakt gleich, sondern verschieden! Daran erkennt man erstens, welche Übersetzer genau arbeiten und zweitens, welcher Vers in Wahrheit zitiert wurde von den frühen Christen.

Die besagte Formel sieht im Griechischen Grundtext so aus:

Vers 7: και οι τρεις εις εν εισι
Vers 8: και οι τρεις εις το εν εισιν

Man muss nicht Griechisch verstehen um zu erkennen, dass der Satzteil in Vers 8 zwar auf den ersten Blick ähnlich wie in Vers 7 aussieht, aber eindeutig länger ist. Die SCH2000 übersetzt das so:

Vers 7 und diese drei sind eins 
Vers 8 und die drei stimmen überein

KJV, Geneva, Bishops, Webster übersetzen das so:

Vers 7 and these three are one
Vers 8 and these three agree in one

Martin Luther übersetzte die beiden Formulierungen so:

Vers 7: und diese drei sind eins
Vers 8: und die drei sind beisammen

Es ist also klar auf Griechisch, Deutsch und Englisch zu erkennen, dass es ähnliche aber doch verschiedene Formulierungen sind. Welche haben nun Nestle-Aland und seine Anhänger und welche überlieferten die frühen Christen?

Bei Nestle-Aland fehlt wie gesagt der Teil in Vers 7 und sie schreiben exakt den richtigen Wortlaut von Vers 8:

καὶ οἱ τρεῖς εἰς τὸ ἕν εἰσιν

Bibeln die Nestle-Aland folgen übersetzen die Passage in Vers 8 so:

und die drei sind einstimmig (ELB)

und diese drei sind auf das Gleiche ausgerichtet. (ZÜ)

Die Aussagen dieser drei Zeugen stimmen überein. (GN)

Während es im Vers 7 also um eine echte Dreieinigkeit geht, wo die drei eins sind, geht es in Vers 8 darum, dass drei übereinstimmen oder auf das Gleiche ausgerichtet sind. Das sind zwei völlig verschiedene Aussagen. Die kann man also gut unterscheiden somit sofort dem richtigen Vers zuordnen.

Cyprian von Karthago schreibt 

The Lord says, “I and the Father are one;” and again it is written of the Father, and of the Son, and of the Holy Spirit, “And these three are one.” (The Treatises of Cyprian, Treatise I. On the Unity of the Church, Kap 6)

Auf Deutsch:

Der Herr sagt. "Ich und der Vater sind eins“ Und wiederum, steht über den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist geschrieben:" Und diese drei sind eins!

Hier zitiert Cyprian eindeutig den Satz aus Vers 7, denn er schreibt: es steht ... geschrieben und trifft exakt die Formulierung „und diese drei sind eins!“ Darauf weist auch der englische Übersetzer in seiner Erläuterung hin:

Scrivener says candidly, “It is hard to believe that 1 John v. 7 was not cited by Cyprian;” and again, “The African writers Vigilius of Thapsus (at the end of the fifth century) and Fulgentius (circa 520) in two places expressly appeal to the three heavenly Witnesses.” So, too, Victor Vitensis, in the notable case of the African king of the Vandals. The admission of Tischendorf is also cited by Scrivener. Tischendorf says, “Gravissimus est Cyprianus (in Tract. de Eccles. Unitate), Dicit Dominus, Ego et Pater unum sumus (Joann. x. 30); et, iterum, de Patre, Filio, et Spiritu Sancto, scriptum est, Et tres unum sunt.” Tischendorf adds the testimony of this epistle to Jubaianus. And Scrivener decides that “it is surely safer and more candid to admit that Cyprian read it in his copies, than to resort to,” etc., the usual explainings away. To this note of this same erudite scholar the reader may also turn for satisfaction as to the reasons against authenticity. But primarily, to meet questions as to versions used by Cyprian, let him consult the same invaluable work (p. 269) on the Old Latin before Jerome. I have added an important consideration in a note to the Anonymous Treatise on Baptism, which follows (infra), with other documents, in our Appendix. (Elucidations XVII)

Auf Deutsch:

Scrivener sagt freimütig: "Es ist schwer zu glauben, dass 1. Johannes 5, 7 nicht von Cyprian zitiert wurde", und weiter: "Die afrikanischen Schriftsteller Vigilius von Thapsus (am Ende des fünften Jahrhunderts) und Fulgentius (um 520) berufen sich an zwei Stellen ausdrücklich auf die drei himmlischen Zeugen." So auch Victor Vitensis in dem bemerkenswerten Fall des afrikanischen Königs der Vandalen. Das Eingeständnis von Tischendorf wird auch von Scrivener zitiert. Tischendorf sagt: "Gravissimus est Cyprianus (in Tract. de Eccles. Unitate), Dicit Dominus, Ego et Pater unum sumus (Joann. x. 30); et, iterum, de Patre, Filio, et Spiritu Sancto, scriptum est, Et tres unum sunt." Tischendorf fügt das Zeugnis dieses Briefes an Jubaianus hinzu. Und Scrivener beschließt, dass "es sicherlich sicherer und ehrlicher ist, zuzugeben, dass Cyprian ihn in seinen Kopien gelesen hat, als auf die üblichen Erklärungen zurückzugreifen" usw. Auf diese Notiz desselben gelehrten Gelehrten kann sich der Leser auch berufen, um sich über die Gründe zu informieren, die gegen die Echtheit sprechen. Vor allem aber sollte er zur Klärung der Frage nach den von Cyprian benutzten Versionen dasselbe unschätzbare Werk (S. 269) über das alte Latein vor Hieronymus zu Rate ziehen. Ich habe eine wichtige Überlegung in einer Anmerkung zu dem anonymen Traktat über die Taufe hinzugefügt, das zusammen mit anderen Dokumenten in unserem Anhang folgt

Dieser erwähnte Anhang weist genau auf das hin, was ich bereits weiter oben tat: Cyprian zitiert die Formulierung aus Vers 7, nicht aber aus Vers 8. Daher ist bewiesen, dass er Vers 7 kannte und zitierte und dass dieser Vers also schon im 3. Jahrhundert bekannt war. Das zerreißt eigentlich schon alle Behauptungen von NA und deren Geistesbrüdern. Aber es gibt noch einen Textzeugen aus dem 3. Jahrhundert:

Moreover, I think also that we have not unsuitably set in order the teaching of the Apostle John, who says that “three bear witness, the Spirit, and the water, and the blood; and these three are one.” (3. Jh, A Treatise on Re-Baptism by an Anonymous Writer., Kap 19)

Auf Deutsch:

Ich glaube auch, dass wir die Lehre des Apostels Johannes nicht unpassend eingeordnet haben, der sagt, dass „drei Zeugnis geben, der Geist, das Wasser und das Blut, und diese drei sind eins”. 

Der Autor dieser Zeilen ist anonym, aber dessen Herkunft wird von den seriösen Historikern auf das 3. Jahrhundert zur Zeit Cyprians datiert. Er ist höchstwahrscheinlich sogar ein Antwortbrief auf einer der Briefe Cyprians, erwähnt hier zwar nicht die drei Himmlischen Zeugen aus Vers 7 sondern die drei Zeugen aus Vers 8, aber mit der wortwörtlichen Dreieinigkeitsformulierung aus Vers 7! Und das ist schon bemerkenswert. Diese Formel war also bekannt. Sie ist aber nur in 1. Johannes 5 Vers 7 überliefert und nur im Textus Receptus!

Auf das Zeugnis von zwei oder drei Zeugen ist eine Sache bestätigt, so lautet das göttliche Prinzip. Und diese zwei haben wir hier, ein Jahrhundert vor dem ältesten Textzeugen der NA-Fraktion.

 


Während dem aufmerksamen Lesen des ganzen Beitrages fragt sich womöglich der eine oder andere Leser:

Welche Übersetzungen folgen dem Textus Receptus?

Darauf kann man zwei Antworten geben.

Erstens: jede Bibel folgt an manchen Stellen dem TR, denn es erscheinen auch den modernsten Übersetzungen manche Lücken bei NA äußerst fragwürdig, etwa der fehlende Schluss vom Markusevangelium und dem Römerbrief. An den Stellen greifen dann doch wieder alle, die sich eigentlich dem textkritischen NA verschrieben haben, zum guten alten überlieferten Text. Im Schnitt gehen die meisten Übersetzungen einen Mischweg, wo sie etwa 90%-95% NA folgen und 5-10% dem TR. Das klingt nicht nur inkonsequent, sondern ist es auch.

Zweitens: im deutschsprachigen Raum folgen dem TR zu 100% unter den Übersetzungen des 21. Jahrhunderts derzeit unsers Wissens nach nur vier (vierte hinzugefügt am 23.10.2023):

  1. Die Schlachter 2000
  2. Die Übersetzung von Herbert Jantzen
  3. Die Übersetzung von Benjamin Fotteler
  4. Die Christianismos Bibel

Unter den älteren findet man aber noch zwei alte Lutherbibeln, die fast 100% dem TR vertrauen: die Luther 1545 (97%) und die Luther 1912 (95%). Ferner sind ein paar Übersetzungsprojekte am Werk, die ebenfalls den Textus Receptus als Grundtext für das NT gewählt haben. 

Im Englischen gibt es mehrere Bibeln, die den TR als Grundtext verwenden. Zum Beispiel die berühmte King James Version (KJV) und andere alte Übersetzungen aus der Reformation wie etwa Wycliffe, Matthew's, Geneva, Webster's  oder Wesley, aber auch weniger bekannte wie die Young's Literal Translation (YTL), Green's Literal Translation oder die Apostolic Bible Polyglot (ABP).

Zur besseren Orientierung haben wir eine Übersicht über die wichtigsten Bibelübersetzungen (deutsch- und englischsprachige) erstellt.

Im Überblick

Bibelübersetzungen
Deutsche und Englische Bibeln mit Eckdaten und Beschreibungen

Historische Persönlichkeiten
Biographien und Erklärungen zu Persönlichkeiten rund um die Kirchengeschichte aus und neben der Bibel

Bücher
Biblische und anderen Bücher der Kirchengeschichte

  • T
    • Textus Receptus

      Der Textus Receptus (kurz TR) ist der Grundtext des Neuen Testamentes der Bibeln der Reformation, der Täufer und der Erweckungsbewegung.

    • TR

      TR ist die Abkürzung für Textus Receptus