Während dem aufmerksamen Lesen des ganzen Beitrages fragt sich womöglich der eine oder andere Leser:
Welche Übersetzungen folgen dem Textus Receptus?
Darauf kann man zwei Antworten geben.
Erstens: jede Bibel folgt an manchen Stellen dem TR, denn es erscheinen auch den modernsten Übersetzungen manche Lücken bei NA äußerst fragwürdig, etwa der fehlende Schluss vom Markusevangelium und dem Römerbrief. An den Stellen greifen dann doch wieder alle, die sich eigentlich dem textkritischen NA verschrieben haben, zum guten alten überlieferten Text. Im Schnitt gehen die meisten Übersetzungen einen Mischweg, wo sie etwa 90%-95% NA folgen und 5-10% dem TR. Das klingt nicht nur inkonsequent, sondern ist es auch.
Zweitens: im deutschsprachigen Raum folgen dem TR zu 100% unter den Übersetzungen des 21. Jahrhunderts derzeit unsers Wissens nach nur vier (vierte hinzugefügt am 23.10.2023):
- Die Schlachter 2000
- Die Übersetzung von Herbert Jantzen
- Die Übersetzung von Benjamin Fotteler
- Die Christianismos Bibel
Unter den älteren findet man aber noch zwei alte Lutherbibeln, die fast 100% dem TR vertrauen: die Luther 1545 (97%) und die Luther 1912 (95%). Ferner sind ein paar Übersetzungsprojekte am Werk, die ebenfalls den Textus Receptus als Grundtext für das NT gewählt haben.
Im Englischen gibt es mehrere Bibeln, die den TR als Grundtext verwenden. Zum Beispiel die berühmte King James Version (KJV) und andere alte Übersetzungen aus der Reformation wie etwa Wycliffe, Matthew's, Geneva, Webster's oder Wesley, aber auch weniger bekannte wie die Young's Literal Translation (YTL), Green's Literal Translation oder die Apostolic Bible Polyglot (ABP).
Zur besseren Orientierung haben wir eine Übersicht über die wichtigsten Bibelübersetzungen (deutsch- und englischsprachige) erstellt.