• Eine aufschlussreiche Gegenüberstellung

Heute gibt es im Christentum völlig verschiedene Meinungen darüber, was Gnade ist. Am Anfang war das nicht so. Was ist Gnade wirklich und woher kommen die anderen Lehrmeinungen?

In unserem anderen Beitrag über Gnade zeigten wir bereits, wie uneins sich die wichtigsten deutschen Bibelübersetzungen heutzutage in der Frage sind, wie oft und wo überhaupt Gnade in der Bibel stehen soll. Außerdem erwähnten wir, dass ausgerechnet jene beiden Evangelien, die von Anfang an für die Mission geschrieben und eingesetzt wurden, das Wort Gnade überhaupt nicht enthalten. Es handelt sich um das Matthäusevangelium und das Markusevangelium. Seit Martin Luther sind diese beiden Evangelien nicht mehr die erste Wahl für die Mission, denn es lässt sich damit weder die Gnadenlehre Luthers noch sein Lehrsatz „sola gratia“ (allein aus Gnade) rechtfertigen.

Es wird also Zeit, dass wir uns genau ansehen, was Gnade überhaupt ist.

Im Prinzip gibt es im Christentum zwei gegensätzliche Lehrmeinungen darüber was Gnade ist. Wir wollen sie in diesem Beitrag vergleichend gegenüberstellen und ansehen, woher sie kommen und welche Früchte sie bringen. Hier zum Einstieg ein Überblick.

Gnade ist ...
an Bedingungen geknüpft
ein verdientes Geschenk
abhängig von menschlichen Werken
eine Kooperation zwischen Gott und Mensch, beide sind aktiv
in absoluter Harmonie mit dem freien Willen
nicht vorherbestimmt
verlierbar

Wir werden die Punkte der Reihe nach besprechen und anhand von Zitaten ihrer Verfechter untermauern. Davor möchten wir unsere Leser ermutigen, hier kurz inne zu halten und die Gegenüberstellung in Ruhe wirken zu lassen. Welcher der beiden Seiten würden Sie ad hoc zustimmen? Welche klingt für Sie vertraut und welche kommt Ihnen absurd oder falsch vor?

Auch wenn man vielleicht nicht jedes Argument auf Anhieb nachvollziehen oder beurteilen kann, so sollte doch klar sein, dass die beiden Seiten unvereinbar sind, weil sie einander ausschließen. Am Ende kann nur eine wahr sein.