• Eine aufschlussreiche Gegenüberstellung

Unverlierbar?

Gnade ist ...
verlierbar

Wenn man meint, dass Gnade vorherbestimmt sei und aus einem Zwang der Notwendigkeit geschehe, also Schicksal ist, dann erscheint es nur konsequent, dass sie unverlierbar sein muss. Denn das Schicksal ändert sich nicht, es geht nicht verloren, sondern tritt todsicher ein. Und dann ergibt auch der unfreie Wille einen Sinn. Alles läuft nach Plan, nichts und niemand kann etwas daran ändern. Das nennt die linke Seite Gnade.

Die rechte Seite hat viele Einwände dagegen.

Erstens wurden die meisten schon genannt, siehe oben.

Zweitens bleibt zum Beispiel die Frage offen, warum dann überhaupt Bücher geschrieben und Propheten und Lehrer in die Welt gesandt werden? Warum muss man den Leuten überhaupt irgendetwas erzählen oder gar erklären, wenn ohnehin alles unverrückbar nach Plan abläuft und kein Mensch etwas daran ändern kann? In Wahrheit schaffen sich die linken Lehrer mit ihrer eigenen Lehre ab. Denn auch sie ändern mit ihrer Lehre nichts an einem ewigen, göttlichen, vorherbestimmten Schicksal, wenn es das gäbe. Eine Philosophie, die mit sich selbst im Widerspruch steht, ist eine falsche, eine Irrlehre. Das hatte übrigens Justin, der selbst Philosoph war und alle griechischen Philosophien studierte, dazu bewogen, sich näher mit dem Christentum zu beschäftigen, denn die Griechen glänzten eher durch widersprüchliche Torheit als durch Weisheit. Justin suchte die eine, wahre Philosophie, die wirkliche Weisheit und landete über viele Irrwege bei einem guten, richtigen christlichen Lehrer und lernte dort die Wahrheit kennen. Seither ist er ein überzeugter Verteidiger des wahren Christentums gewesen und nahm es mit allen Philosophen auf um ihnen ihre Irrtümer aufzuzeigen. Wir empfehlen daher allen Lesern die 1.Apologie und  2.Apologie von Justin dem Märtyrer, die wir unlängst in einem Buch herausbrachten. Dort berichtet Justin, wie und warum er Christ wurde und zerlegt in vielen Argumenten die Irrlehren seiner Zeit. Würde er noch so gelesen und gelehrt werden wie zu seiner Zeit, hätten all diese Irrlehren auch heute keine Chance ins Christentum einzudringen.

Drittens: So wie Lehrer keinen Sinn machen, wenn alles unveränderlich nach einem fixen Plan abläuft, so machen auch Ermahnungen und Drohungen und Belehrungen keinen Sinn, wenn die Gnade unverlierbar wäre. Die Schrift ist aber voll von diesen Belehrungen, Drohungen und Ermahnungen, im Alten wie im Neuen Testament.

Viertens: Gibt es so etwas wie Unverlierbarkeit überhaupt? Viele Menschen sagen, das größte Geschenk überhaupt sei das Leben. Wir sagen, wenn eine Frau ein Kind zur Welt bringt, sie hätte ihm das Leben geschenkt. Aber ist es unverlierbar? Die rechte Seite findet den Gedanken, dass etwas unverlierbar sei, völlig absurd und träumerisch. Denn alles kann verloren gehen auf dieser Welt, speziell auch das Leben selbst. Jeder kann jeden Augenblick sein Leben verlieren. Das Leben ist tatsächlich ein unverdientes Geschenk, doch jeder kann es verlieren und wird es am Ende auch wieder verlieren. Deswegen sprechen auch manche davon, dass das Leben kein Geschenk sei, sondern nur eine Leihgabe. Aber warum sollte es mit Gnade anders sein? Überhaupt, wo doch alles auf der Welt nur geliehen ist und wieder verloren gehen kann: Leben, Eigentum, Besitz, Kinder, Job, Karriere, Ehre, Ruhm, Friede, Freude, Sicherheit, Freundschaften, Gesundheit, Freiheit und so weiter. Egal ob man materielle oder ideelle Dinge betrachtet, sie alle können verloren gehen und gehen auch verloren irgendwann. Viele Menschen haben auch schon ihren Glauben, ihre Liebe und ihre Hoffnung verloren, obwohl sie vorher glaubten, diese drei würden ewig halten.

Wenn Gott nur unter bestimmten Bedingungen Gnade gewährt, dann nimmt Er die Gnade auch wieder zurück, wenn die Bedingungen nicht mehr erfüllt sind. Jesus brachte das in vielen Reden und Gleichnissen zum Ausdruck. Zum Beispiel in dem Gleichnis von dem König, der einem Knecht eine große Schuld erließ (Luther nannte ihn Schalksknecht). Der Knecht war danach aber hartherzig und ungnädig zu seinem Mitknecht. Als der König davon erfuhr, nahm er seine Gnade wieder zurück und warf den Knecht wieder ins Gefängnis. Dieses Gleichnis lehrt uns über das Königreich Gottes, wie Gott tickt und mit Gnade umgeht. Deswegen erzählte es Jesus. Nachzulesen ist dieses Gleichnis im Matthäusevangelium Kapitel 18. Und Jesus verwies ständig auf die Früchte. Sehen wir sie uns also an.